PowerPoint-CPU: Tachyum hat noch immer kein Produkt, aber große neue Pläne

Update Volker Rißka
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PowerPoint-CPU: Tachyum hat noch immer kein Produkt, aber große neue Pläne
Bild: Tachyum

Tachyums Universal-CPU ist nach wie vor im Geschäft – also sprichwörtlich gesehen. Denn Silizium gibt es noch immer nicht, aber mehr Pläne. Sie umfassen eine Roadmap inklusive Prodigy 2 im Jahr 2026 und wie Kunden Rechenzentren für die Systeme bauen sollten.

Das erste Produkt ist immer noch nicht fertig

Seit über fünf Jahren begleitet ComputerBase die Entwicklung bei Tachyum und nach wie vor hat das Unternehmen es nicht geschafft, einen echten funktionierenden Chip hervorzubringen. Noch immer ist der Hersteller maximal in Simulationen und bei FPGA-Tools unterwegs, die auch nur für Simulationen gedacht sind.

Tachyum hat sich aufgrund dessen und der unzähligen Luftschlösser, die in den letzten Jahren mit stetig neuen, höheren Zielen gemalt wurden, langsam zu einem Meme in der Branche entwickelt. Denn der erste Chip sollte bekanntlich schon 2020 kommen. Dann 2021. Dann 2022. Und dann 2023. Nun heißt es konsequenterweise: 2024 geht es los – dafür mit den zuletzt noch einmal um 50 Prozent aufgewerteten Spezifikationen.

192 Kerne sind es aktuell
192 Kerne sind es aktuell (Bild: Tachyum)

Aus der Bahn!

Tachyum will mit Prodigy die eierlegende Wollmilchsau entwickeln. Das stellte sich jedoch schwieriger heraus als geplant. Zuletzt schwenkte der Hersteller in Bezug auf Prodigy auch auf den aktuellen Hype AI ein. Denn hier lechzt die Welt gerade nach jedem greifbaren Produkt, also probiert es das Unternehmen nun auf diesem Weg, in der Hoffnung, Kundschaft zu finden und Geld einzusammeln.

Aber klassische Leistung will Tachyum trotzdem in Zukunft ohne Ende bieten. Bereits in Kürze will Tachyum einen Supercomputer stellen, der 50 ExaFLOPS in FP64 leisten soll, also das 45-fache des aktuellen Top500-Spitzenreiters Frontier. Und dazu gibt es auch noch 8 ZettaFLOPs AI-Leistung. Eine einzelne Tachyum-CPU soll 52 Nvidia GH200 ersetzen können, in Tachyums speziellen eigenem 2-bit-Format (Tachyum AI, TAI) gibt es keinen Gegenspieler.

Prodigy’s TAI data type provides a very efficient 4-bit logarithmic format that can be pruned to deliver 2-bit effective weights with only slight tradeoff in accuracy, delivering the ideal solution for image classification, object detection, and semantic segmentation. In addition, TAI delivers the optimal solution for generative AI applications such as large language models using 2-bit weights coupled with 8-bit activations, once again with only a slight tradeoff in accuracy.

Tachyum

Wie das passende Rechenzentrum aussieht, hat Tachyum ebenfalls schon per Präsentation dargelegt: 33.792 Server könnten in einem Gebäude untergebracht werden. Die Racks sollen jeweils 33 1U-Server enthalten. Jedes dieser Blades besitzt vier Prodigy-CPUs, 64 DDR5-Speicherslots für noch ein nie dagewesenes 16-Kanal-Speicherinterface und einen einzigen 400Gb-NIC-Anschluss. Die Racks unterstützen „up to 11.8PB with 20TB single actuator HDDs, or 17.97PB with 15.36TB SATA SSDs“. Herauskommen soll am Ende das schnellste Rechenzentrum der Welt – auf dem Papier ist es das schon.

Prodigy 2 mit HBM3 „kommt“ bereits 2026

Tachyum wäre nicht Tachyum, wenn es keine neuen Produktankündigungen geben würde. So plant der Hersteller aktuell die Einführung des ersten Prodigy im Jahr 2024, zwei Jahre später soll Prodigy 2 folgen. Mehr Kerne, HBM3 PCIe 6.0, das dann aktuelle CXL und mehr versprechen einmal mehr das Beste vom Besten zu werden.

Tachyums Roadmap Ende 2023
Tachyums Roadmap Ende 2023 (Bild: Tachyum)

Aber so langsam muss Tachyum den vielen Ankündigungen auch mal Taten folgen lassen. Selbst Personen wie Andrew Jones, Chef von Microsofts Azures Supercomputer-Bestrebungen, ringen die neuen Ankündigungen inzwischen nur noch einen Lacher ab.

Update

Auch Anfang 2024 treibt Tachyum das Spiel weiter und verkündet erneut die Serienproduktion des Prodigy für das Jahr 2024. Interessant ist dabei aber ein Statement, in dem man erstmals auch von Problemen spricht, diese aber auf Drittfirmen abwälzt. Neue Erkenntnisse gibt es ansonsten nicht.

Tachyum showed its resilience during a challenging 2023 when we experienced the worst semiconductor downturn in years and weathered the challenges faced with failed memory and interface IP blocks from a key vendor

Tachyum