Nvidia-GPUs nach China: Der Grau- und Schwarzmarkt boomt

Volker Rißka
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Nvidia-GPUs nach China: Der Grau- und Schwarzmarkt boomt
Bild: Nvidia

Offiziell sanktioniert, inoffiziell weiterhin großflächig verfügbar: Nvidias GPUs kommen auch weiterhin in großen Mengen nach China. Handelsplattformen zeigen unzählige Angebote, mutmaßliche Scammer ausgenommen, sind darunter wohl viele authentische mit Hunderten von Server von Supermicro, Dell und Gigabyte.

Modernste H100-Server mit einer Basis aus Intels Xeon-Prozessoren, dieses Paket steht ziemlich weit oben auf der Sanktionsliste der USA gegenüber China. Dass die Systeme von Dell und Supermicro und Gigabyte in China zu kaufen sind, ist den US- und taiwanischen Unternehmen ein Dorn im Auge und passt der US-Regierung natürlich gar nicht.

Nvidia erklärt gegenüber Reuters, dass die Bestellungen wohl zum größten Teil vor dem Inkrafttreten des aktualisierten Bans vom November 2023 getätigt wurden und nun verkauft werden. Wie realistisch diese Aussage jedoch ist, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen, schließlich ist das Exportverbot von H100 hier schon 1,5 Jahre in Kraft. Reuters konnte Bestellungen von November 2023 bis Ende Februar 2024 einsehen, die an große chinesische Institutionen gingen. Nvidias Partner wie Supermicro, Dell und Gigabyte erklären, sie verkaufen nur an Kunden, die sich an die Regeln halten. Doch diese wiederum verkaufen die Lösungen dann weiter und mitunter noch weiter, denn es ist ein lukratives Geschäft. Offiziell untersuchen alle Beteiligten diese Anschuldigungen nun.

Der Handel boomt

Bereits am Wochenende war das Thema aufgekommen. Via Baidu erklärten Nutzer zuletzt, dass es kein Problem sei, H100-Systeme in China zu finden. Die Lieferzeit liegt dabei unter anderem bei nur vier bis sechs Wochen. Einige erklären sogar, sie liefern aus Übersee binnen ein bis zwei Wochen. In der Xiaohongshu-App, Chinas Version von Instagram, sind unzählige Angebote zu finden, inwiefern sie jedoch echt oder ein Fake sind, lässt sich daraus nicht ableiten.

Dies verdeutlicht jedoch einmal mehr, dass die Sanktionen auf dem Papier gut aussehen und auch durch große Händler, Distributoren und Firmen befolgt werden, je weiter jedoch die Spirale nach unten geht, desto schwerer durchsetzbar sind sie. Denn an irgendeinem Punkt in der Kette können die Verkäufe plötzlich nicht nachverfolgt werden, die Systeme werden umgeleitet und landen in China. Dies ist aber seit Jahren bekannt, wird so auch für verbotene Technik, die eigentlich nicht nach Russland kommen soll, genutzt. Reuters vermutet abschließend, dass die öffentlich sichtbaren Verkäufe zudem nur ein Bruchteil sind, was hinter den Kulissen noch abläuft.