AMD: Nach Athlon kommt Phenom
Unter den Codenamen Agena FX, Agena und Kuma hat AMD neue Prozessoren auf Basis seiner weiterentwickelten Mikroarchitektur (auch unter den Synonymen K10 oder K8L bekannt) in der Entwicklung. Anders als erwartet werden diese Chips nicht mehr als Athlon vermarktet werden.
Und da AMDs nächste Prozessorgenration ein gerade zu phänomenales Erlebnis für den Benutzer auf den Bildschirm zaubern soll, wird sie unter den Produktnamen „Phenom FX“, „Phenom X4“ und „Phenom X2“ in den Handel gelangen. Die neuen Modelle werden über dem Athlon 64 X2 positioniert, der, wie die Sempron-Familie auch, zukünftig im Portfolio des in Dresden in Fab 30 und Fab 38 produzierenden Halbleiterherstellers verweilen wird – nur wie lange, das ist hier die Frage. Schließlich basiert der Athlon 64 X2 auf der K8-Architektur (Hammer), dessen Herstellung kostbare Fertigungsressourcen belegt, die insbesondere AMD nicht im Überfluss hat.
Die Hammer-Architektur wurde ausgehend vom 2003 vorgestellten und in 130 nm gefertigten „Clawhammer“-Prozessorkern weiterentwickelt. Sie bietet aktuell in Form des Ende 2006 präsentierten, in 65 nm gefertigten „Brisbane“ zwei Prozessorkerne und Support für Dual-Channel DDR2-800, SSE3 und die Virtualisierungstechnik AMD-V (Codenamen Pacifica/Presidio).
Agena FX, Agena und Kuma gehören zur sogenannten Sternen-Prozessorfamilie (Star-Family), da die von AMD gewählten Codenamen in der Astronomie ebenso für Sterne verwendet werden. Sie basierenden auf derselben neuen Prozessorarchitektur, die im Server-Bereich im Quad-Core-Opteron-Prozessor Barcelona eingesetzt wird und bereits im Mai/Juni 2006 genauer beleuchtet wurde.
Zu den wichtigen Eckdaten gehören ein natives Quad-Core-Design (außer beim Dual-Core-Prozessor „Kuma“) bei dem die Prozessoren über einen gemeinsamen Crossbar miteinander kommunizieren können – ein Umweg über den von Intel eingesetzten Frontside-Bus ist nicht erforderlich. Die vier Prozessorkerne besitzen einen jeweils 512 kB großen L2-Cache und greifen gemeinsam auf einen 2 MB großen L3-Cache zu. An den Rechenwerken und Datenpfaden wurden zahlreiche Optimierungen vorgenommen, so dass 128-Bit-SSE-Operationen (wie bei Intels Core-Mikroarchitektur) nun in einem Takt (statt bisher zwei) bearbeitet werden können. Beim Arbeitsspeicher wird man DDR2-1066 unterstützen. Für die offizielle Standardisierung laufen Gespräche mit der JEDEC. AMD möchte – wie in der Vergangenheit immer wieder geschehen – auf den Einsatz von DDR3 solange verzichten, bis diese Module Vorteile mit sich bringen. Bei einem Preis von über 1000 Euro für 2 GB DDR3, vorerst sicherlich keine schlechte Idee.
Auch das auf HyperTransport basierende Interface zur Anbindung von Peripherie und weiterer Prozessoren wurde auf Version 3.0 stark beschleunigt und kann in Abhängigkeit des Prozessortakts mit deutlich höheren Übertragungsraten aufwarten. Als Nutzer hat man davon jedoch nur etwas, wenn die Prozessoren im Sockel AM2+ eingesetzt werden. Im derzeitigen Desktop-Sockel AM2 können Phenom X4 und Phenom X2 problemlos betrieben werden, arbeiten dort jedoch nur mit einem 1000 MHz schnellen HyperTransport-Businterface. Performance-Nachteile sind dadurch nicht zu erwarten, da HyperTransport 3.0 mit seiner höheren Geschwindigkeit erst im Server-Bereich bei Konfigurationen mit zwei, vier oder – den nun möglichen – acht Sockeln seine Vorteile richtig ausspielen kann. Allerdings wird es nach neuesten Gerüchten keinen Sockel F+ mit HyperTransport 3.0 geben – der Nachfolger des Sockel F soll angeblich direkt der Sockel G werden.
Während Barcelona abwärtskompatibel mit dem aktuellen Opteron-Sockel F (LGA1207) ist, kann der Phenom FX (Agena FX) im Sockel L1FX – einer Rarität (siehe auch) – im Rahmen von „Dual Socket Direct Connect“ (DSDC) eingesetzt werden. Unter dem Plattform-Codenamen FASN8 (gesprochen „fascinate“) hat man darüber hinaus ein neues Referenz-Design (Codename Wahoo) mit AMD/ATi RD790-Chipsatz und SB600-Southbridge für DSDC in der Entwicklung. Das Board bietet drei PCI-Express-Gen2-x16-Steckplätze, kann zwei Quad-Core-Phenom FX-Prozessoren aufnehmen und bot zum Zeitpunkt des Gerüchts im Januar 2007 noch einen Sockel F+. Bislang hat nur nVidia mit dem nForce 680a ein Chipsatz für DSDC im Angebot und Asus liefert als einziger Hersteller mit dem L1N64-SLI WS das passende Mainboard.
Darüber hinaus befindet sich unter dem Codenamen Hammerhead ein Sockel AM2+-Mainboard mit RD790/SB600-Chipsatz in der Entwicklung, bei dem insgesamt vier PCI-Express-x16-Steckplätze der zweiten Generation (5 GHz-Signaltakt gegenüber derzeit 2,5 GHz) vorhanden sind. Außerdem warten ein PCIe-x1-Slot und zwei PCI-Steckplätze darauf bestückt zu werden.
Über die Performance des Barcelona (und damit auch des Phenom) ist bislang nur wenig bekannt. AMD selbst hat angekündigt, dass der Prozessor in SPECint_2006 20 und in SPECfp_2006 satte 50 Prozent schneller sei als Intels Xeon X5355 (2,66 GHz). Offizielle Angaben zur Taktfrequenz blieb man bislang schuldig. Allerdings kann man aufgrund der geplanten Taktraten vermuten, dass diese Zahlen auf 2,5 GHz schnellen Boliden basieren.
Laut neuesten Gerüchten soll es AMD mit Hilfe des B0-Steppings des Barcelona-Kerns gelungen sein, den Memory-Controller zu beschleunigen und den Prozessortakt um 400 bis 500 MHz zu steigern. Womit die schnellsten Modelle gar mit 2,9 GHz takten könnten – doch irgendwie hatten wir diese Taktraten (bei damals noch falschen Codenamen) schon einmal. Die bislang aufgetauchten Barcelona-Prototypen mit B0-Stepping werden noch mit 2,4 GHz betrieben – ein Täuschungsmanöver um Intel in Sicherheit zu wiegen? Wir werden sehen.
Die neue Opteron-Generation soll zur Jahresmitte vorgestellt werden. Später folgen Phenom FX und bis zum Jahresende vermutlich Phenom X2 und X4. AMD selbst spricht großzügig vom zweiten Halbjahr.