Aaron Swartz verstorben
Aaron Swartz, bekannt für seine Ko-Autorenschaft der ersten RSS-Version, die Mitbegründung eines Vorläufers der Social-Media-Seite Reddit und sonstige auf das Internet bezogene Tätigkeiten, ist am 11. Januar im Alter von nur 26 Jahren in New York verstorben. Dies berichtet eine Onlinepublikation des MIT.
Swartz machte erstmals im Alter von 14 Jahren von sich reden, als er im Jahr 2000 maßgeblich an der Erstellung der ersten Version des RSS-Codes Anteil hatte. Dieser trat später einen Siegeszug in Form der heute allgegenwärtigen RSS-Feeds an. Es folgte ein stetig tiefergehendes Engagement gegen Internetzensur und für einen freien Zugang zu im Internet vorhandenen Informationen. So war er schon mit 15 Jahren der treibenden Kraft des Creative-Commons-Lizenz-Modelles, dem amerikanischen Urheberrechtsspezialisten Lawrence Lessig, bei der technischen Umsetzung von dessen Modell behilflich. Weiterhin begründete er das Start-Up-Unternehmen Infogami mit, das später in der bekannten Reddit-Seite aufging. Durch die Übernahme konnte er eine nicht unbeachtliche Geldsumme lukrieren, die er für die Finanzierung seiner einschlägigen Interessen einsetzte.
Neben seiner Funktion als technischer Berater der Open Library intensivierte Swartz auch seine Bestrebungen, bestehende formell öffentliche Datenbestände über das Internet einem größeren Personenkreis zugänglich zu machen. Die erste einschlägige Aktion erfolgte 2009, als er gut 20 Millionen über öffentliche Bibliotheken verfügbare Dokumente von US-Bundesgerichten veröffentlichte. Dies geschah zwar im legalen Rahmen des PACER, jedoch erregte er damit die Aufmerksamkeit des FBI, welches ihn ab diesem Zeitpunkt überwachte. Zwischenzeitlich engagierte er sich auch im Widerstand gegen die auch hierzulande zu Bekanntheit gelangten US-amerikanischen Gesetzesvorhaben SOPA und ACTA.
Als er jedoch im Sommer des Jahres 2011 4,8 Millionen Artikel der digitalen Bibliothek für akademische Schriften JSTOR – Kurzform für Journal Storage – kopierte und veröffentlichen wollte, schritt die Staatsanwaltschaft ein. Ihm war zum Verhängnis geworden, dass diese Bibliothek im Gegensatz zu seinem Husarenstück aus 2009 nicht öffentlich zugänglich, sondern kostenpflichtig war und er mit der Umgehung diverser Sicherheitsvorkehrungen die Anwendbarkeit von Strafrechtsnormen auslöste. Gleichwohl sich Swartz nach der Rückgabe der kopierten Datenbestände mit der Bibliothek zivilrechtlich einigte, erhielt die zuständige Staatsanwältin aus Massachusetts – der Download erfolgte über das Netzwerk des dort gelegenen MIT – ihren Verfolgungsanspruch aufrecht und erhob eine Anklage wegen mehrerer gewichtiger Delikte.
Nach seiner Verhaftung gelangte er für eine 100.000 US-Dollar umfassende Kaution wieder auf freien Fuß, die Verhandlung seines Falles war für den kommenden April 2013 angesetzt. Als Strafdrohung standen bis zu 35 Jahre Haft als auch zusätzlich eine Million Dollar an Geldbuße im Raum (es handelt sich hierbei um die maximale Strafhöhe, die von Gerichten in der Regel nur in schweren Fällen verhängt wird; Anm. d. Red.). Ein von Swartzs Verteidigern beschäftigter Computer-Forensiker meinte zu den Vorwürfen, dass er einen Hack mit krimineller Absicht erkenne, wenn er ihn sehe. Swartzs Handlungen würde genau dieses kriminelle Element jedoch völlig fehlen. Von diversen Beobachtern wurde zudem eine Überreaktion des Rechtssystemes konstatiert.
Nach seinem Freitod wurden von Swartz' Angehörigen als auch seiner ehemaligen Lebensgefährtin und diversen Wegbegleitern zum Teil sehr emotionale Nachrufe verfasst. In diesen wird sein Tod teils seiner privaten Natur, teils der Strafverfolgung zugerechnet. An seinem Tod trüge neben dem MIT auch die Staatsanwaltschaft von Massachusetts Teilschuld, er sei das „Ergebnis eines kriminellen Justizsystemes.“ Auch das Unternehmen JSTOR, das nebenbei bemerkt seit September 2011 die Zugangshürden zu seinen Artikeln gesenkt hatte, drückte sein Bedauern aus.