Telekommunikationsmarkt: Wachsender Datenverbrauch bei rückläufigen Umsätzen
Die Lage für die Internet- und Telefon-Provider ist in Deutschland derzeit ähnlich trübe wie das Wetter: Während der Datenverbrauch rasant wächst, stagnieren die Umsätze im Telekommunikationsmarkt. Und über all dem schweben die anstehenden Investitionen für den Breitbandausbau.
Rückläufige Umsätze im Telekommunikationsmarkt
So lautet das Fazit aus einer Marktanalyse für das Jahr 2015 (PDF-Datei), die der Provider-Verband VATM heute zusammen mit der Beratungsfirma Dialog Consult vorgestellt hat. Demnach werden 2015 die Umsätze mit Telekommunikationsdiensten in Deutschland leicht rückläufig sein. Prognostiziert werden 57,9 Milliarden Euro, also rund ein Prozent weniger als im Vorjahr. Diese Tendenz betrifft insbesondere die Festnetz- und Mobilfunkanbieter, wobei sowohl die Deutsche Telekom als auch die Wettbewerber einen leichten Umsatzrückgang verzeichnen. Bergauf geht es nur für die Kabelnetzbetreiber. Diese sollen in diesem Jahr einen Umsatz von 5,6 Milliarden Euro erreichen, 2014 waren es noch 5,1 Milliarden Euro. Im Kern entspricht diese Marktlage allerdings der Entwicklung in den letzten Jahren.
Klarer Marktführer in Deutschland ist aber immer noch die Deutsche Telekom. Gemessen an den Umsätzen kommt der Bonner Konzern im Festnetz auf einen Anteil von 40,5 Prozent. Ein klarer Vorsprung vor den Wettbewerbern, die zusammen auf 42,6 Prozent kommen. Der Marktanteil der Kabelnetzbetreiber liegt derweil bei 16,9 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Mobilfunk: Dort liegt der Anteil der Deutschen Telekom bei 32,7 Prozent.
Wenn es um die reine Anzahl von Festnetz-Breitbandanschlüssen geht, dominiert ebenfalls die Deutsche Telekom: 12,7 Millionen Anschlüsse entsprechen einem Marktanteil von 42,1 Prozent. Dahinter liegen Vodafone mit 5,4 Millionen Anschlüssen (17,9 Prozent), 1&1 mit 4,3 Millionen Anschlüssen (14,3 Prozent) sowie UnityMedia/KabelBW mit 3 Millionen Anschlüssen (10 Prozent). Derweil laufen Glasfaseranschlüsse (FTTH oder FTTB) noch unter ferner liefen: Insgesamt sollen mittlerweile zwar 2,1 Millionen Haushalte solch einen Anschluss buchen können, doch genutzt werden diese letztlich nur von rund 500.000.
2015 | 2014 | |||
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Anschlüsse (in Mio.) | Marktanteil (in %) | Anschlüsse (in Mio.) | Marktanteil (in %) | |
Gesamt | 30,7 | 100,0 | 29,6 | 100,0 |
DSL Telekom Direkt | 12,7 | 41,4 | 12,4 | 41,9 |
DSL Telekom Resale | 3,1 | 10,1 | 2,5 | 8,4 |
DSL Wettbewerber | 8,0 | 26,1 | 8,5 | 28,7 |
Kabelnetzbetreiber | 6,4 | 20,8 | 5,8 | 19,6 |
FTTB/H | 0,4 | 1,4 | 0,5 | 1,6 |
Rasant steigender Datenverbrauch
Rasant wächst derzeit auch der Datenverbrauch. Allein im Festnetzbereich soll das Gesamtvolumen in diesem Jahr 11,5 Milliarden GB betragen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Wachstum von 23,7 Prozent. Herunter gerechnet auf die einzelnen Festnetzkunden bedeutet das: Im Durchschnitt verbraucht ein Kunde knapp 32 GB pro Monat. Allerdings ist die Spannweite enorm. Laut der Studie haben rund 13 Prozent der Festnetzkunden einen Datenverbrauch von über 50 GB pro Monat, während rund die Hälfte mit einem Datenvolumen zwischen 5 und 50 GB auskommt. Gut 35 Prozent der Festnetzkunden schaffen es sogar, mit weniger als 5 GB über den Monat zu kommen.
Ähnlich sieht die Entwicklung im Mobilfunkmarkt aus. Dort nimmt der Datenverbrauch auch rasant zu, allerdings nach wie vor auf deutlich niedrigerem Niveau. Insgesamt soll das Datenvolumen in diesem Jahr bei rund 510 Millionen GB liegen – ein Zuwachs um knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Pro SIM-Karte fällt dabei ein monatlicher Datenverbrauch von 377 MB an.
Für die Mobilfunkanbieter ist diese Entwicklung ein Problem. Denn auf der einen Seite sind Investitionen in die Netze nötig, um das wachsende Datenvolumen übertragen zu können. Auf der anderen Seite sinken jedoch Einnahmen aus Telefonaten, weil die Nutzer zunehmend auf VoIP-Dienste wie Skype setzen. Und die SMS wurde von Messenger-Diensten wie WhatsApp regelrecht kannibalisiert – wurden 2012 noch 162,9 Millionen SMS-Nachrichten pro Tag verschickt, sind es mittlerweile nur noch 39,8 Millionen.
Streit um Investitionen
Die wachsenden Datenvolumen verdeutlichen, dass die Netze ausgebaut werden müssen. Und das von der Bundesregierung vorgegebene Ziel der Branche ist bekannt: Bis 2018 sollen Breitbandanschlüsse mit 50 Mbit/s flächendeckend verfügbar sein. Politisch relevant ist dabei vor allem die Frage, wer in die Netze investiert. VATM-Präsident Martin Witt hat erneut betont, dass der Großteil der Gelder nicht von der Deutschen Telekom, sondern von den Wettbewerbern stamme.
Die Gesamtsumme, die die Unternehmen in die Netze investieren, soll sich in diesem Jahr auf 7,8 Milliarden Euro belaufen. Davon entfallen 4,2 Milliarden Euro auf die Wettbewerber, während die Deutsche Telekom 3,6 Milliarden Euro investiert. „Die alternativen Anbieter investieren jedes Jahr mehr und versorgen insbesondere den ländlichen Bereich. Mehr als drei Viertel der zukunftsorientierten FTTB/FTTH-Anschlüsse werden von den Wettbewerbern gebaut", so VATM-Präsident Witt.
Von der Bundesregierung fordert er daher, dass diese weiterhin am Wettbewerb festhalten soll. Denn die Breitbandziele könnten auf diese Weise genauso schnell erreicht, aber „ohne Aufkündigen der Netzallianz und des Industriekonsens“, so wie es beim aktuellen Streit um die Vectoring-Pläne der Deutschen Telekom der Fall ist.