Im Test vor 15 Jahren: Die Pentium 4 der 600-Serie boten Features satt
tl;dr: Bevor Intel erste Mehrkernprozessoren im Desktop vorstellte, hielten mit dem Pentium 4 der 600er-Serie (Test) 64-Bit-Unterstützung, Enhanced Intel Speed Step (EIST) und 2 MByte L2-Cache Einzug. Damit zog Intel in puncto Features mit AMD gleich, dafür mussten Kunden aber auch tief in die Tasche greifen.
Extreme Edition glich sich an
Mit dem Pentium 4 der 600er-Serie änderte Intel einiges am bisherigen Vorgehen sowie der Architektur. Statt für herkömmliche Pentium-4-Prozessoren und deren Extreme-Edition-Ableger unterschiedliche Architekturen zu verwenden, setzten beide ab dieser Serie auf den gleichen Kern. Der die Extreme Edition auszeichnende L3-Cache fiel somit weg, dafür fiel der L2-Cache mit 2.048 kByte doppelt so groß aus. Gegenüber dem Northwood 2M, der die Basis für die alte Extreme Edition stellte, verdoppelte sich ebenfalls der L1-Cache.
Die Unterschiede zwischen den normalen Modellen und der Extreme Edition waren innerhalb der 600er-Reihe gering. Während das Topmodell mit 1.066 MHz den schnelleren Front Side Bus (FSB) bot, musste er im Gegenzug auf Features wie Enhanced Intel Speed Step und Enhanced Halt State (C1E) verzichten. Beide Stromsparmechanismen beruhten auf der Anpassung des Taktes über den Multiplikator. Da bei der Extreme Edition aber der volle Takt mit dem niedrigsten Multiplikator anlag, konnten die Features hier nicht genutzt werden. Bei den herkömmlichen Pentium-4-600-CPUs wurde durch C1E im Idle der Takt auf 2,8 GHz abgesenkt, während EIST den Takt intelligent unter Last regeln konnte. Einige neue Features erhielt die Extreme Edition aber doch: Im Vergleich zum Vorgänger konnte der Prozessor nun mit SSE3, dem No-Execution-Bit, 64-Bit-Unterstützung und verbessertem Hyper-Threading aufwarten.
Merkmale | Pentium 4 6xx (Extreme Edition) |
Pentium 4 | Pentium 4 Extreme Edition |
Athlon XP | Athlon 64 (FX) |
---|---|---|---|---|---|
Kern | Prescott 2M | Prescott | Northwood 2M | Thoroughbred Barton |
Clawhammer Clawhammer-512 Newcastle |
Frontside-Bus | 800 MHz QDR 1066 MHz QDR |
533 MHz QDR 800 MHz QDR |
800 MHz QDR 1066 MHz QDR |
266 MHz DDR 333 MHz DDR 400 MHz DDR |
entfällt (externe Anbindung über HyperTransport) |
Fertigung | 90 nm | 130 nm | |||
Sockel | Sockel 775 | Sockel 478 Sockel 775 |
Sockel A | Sockel 754 Sockel 940 (FX) Sockel 939 |
|
Taktrate oder Modellnummer |
800 MHz QDR 630 HT+ 640 HT+ 650 HT+ 660 HT+ 1066 MHz QDR 3733 MHz HT+ HT+: Verbessertes Hyper-Threading |
533 MHz (S478) 2400 MHz A 2800 MHz A 800 MHz (S478) 2800 MHz E HT+ 3000 MHz E HT+ 3200 MHz E HT+ 3400 MHz E HT+ 800 MHz (S775) 520 HT+ 530 HT+ 540 HT+ 550 HT+ 560 HT+ HT+: Verbessertes Hyper-Threading |
800 MHz (S478) 3200 MHz HT 3400 MHz HT 800 MHz (S775) 3400 MHz HT 1066 MHz (S775) 3466 MHz HT HT: Hyper- Threading |
266 MHz DDR 1800+ 1900+ 2000+ 2100+ 2200+ 2400+ 2600+ 333 MHz DDR 2600+ 2700+ 2800+ 333 MHz DDR 2500+ 2600+ 2800+ 3000+ 400 MHz DDR 3000+ 3200+ |
Athlon 64 (S754): 2800+ 3000+ 3200+ 3400+ 3700+ Athlon 64 (S940): FX-51 FX-53 Athlon 64 (S939) 3500+ 3800+ 4000+ FX-53 FX-55 512 kByte L2-Cache 512 kByte L2-Cache und ausschl. Newcastle |
Transistoren | 169 Mio. | 125 Mio. | 169 Mio. | 37,5 Mio. (Tho.) 54,3 Mio. (Bar.) |
68.5 Mio. (NewC.) 105.9 Mio. |
DIE-Size | 135 mm² | 112 mm² | 240 mm² | 80 mm² ("Tho A") 84 mm² ("Tho B") 101 mm² (Bar.) |
144 mm² (NewC.) 193 mm² |
L1-Execution-Cache | 12.000 µ-Ops | 64 kByte | |||
L1-Daten-Cache | 16 kByte | 8 kByte | 64 kByte | ||
L1-Takt | CPU-Takt | ||||
L2-Cache | 2.048 kByte | 1.024 kByte | 512 kByte | 256 kByte (Tho.) 512 kByte (Bar.) |
512 kByte 1.024 kByte |
L2-Anbindung | 256 Bit | 64 Bit | 128 Bit | ||
L2-Cache-Takt | CPU-Takt | ||||
L2-Modus | L1 inclusive | L1 exclusive | |||
L3-Cache | – | 2048 kByte | – | ||
L3-Cache-Takt | – | CPU-Takt | – | ||
L3-Modus | – | L2 inclusive | – | ||
HW Data Prefetching | Ja | ||||
VCore (Je nach Modell) |
1,250V 1,275V 1,300V 1,325V 1,350V 1,375V 1,400V |
1,400V 1,475V 1,500V 1,525V 1,550V 1,575V 1,600V |
1,50V 1,60V 1,65V |
1,50V | |
Befehlssätze | MMX SSE SSE2 SSE3 |
MMX SSE SSE2 |
MMX 3DNow! 3DNow!+ SSE |
MMX 3DNow! 3DNow!+ SSE SSE2 |
|
Temperatur Diode | Ja | ||||
Energiesparfunktion | Enhanced SpeedStep, C1E (Nur 6xx) |
C1E (Nur 5xxJ) | – | Cool'n'Quiet | |
NX-Bit (Win XP SP2) | Ja | Ja (Nur 5xxJ) | – | Ja | |
AMD64/EM64T | Ja | – | Ja | ||
Multiprozessor-fähig | Nein | ||||
CPU-Architektur | 31-stufige Pipeline |
20-stufige Pipeline |
15-stufige (FPU) 10-stufige (ALU) Pipeline |
17-stufige (FPU) 12-stufige (ALU) Pipeline |
Es kam auf den Anwendungszweck an
In den Benchmarks konnten die Prozessoren eine gute Leistung abliefern. Der neue Pentium 4 Extreme Edition war so im Durchschnitt zwei Prozent schneller als sein Vorgänger, wobei der Takt mit 3,73 zu 3,46 GHz auch erheblich höher ausfiel. Der normale Pentium 4 konnte sich in Form des Modells 660 knapp dahinter setzen und büßte lediglich drei Prozent Leistung ein. An die Geschwindigkeit von AMDs Topmodell Athlon FX-55 kamen beide CPUs allerdings insgesamt nicht heran.
In einigen Disziplinen dominierten die Intel-Prozessoren dank ihres Hyper-Threadings dennoch. In Office- und Internet-Anwendungen war Intels Topmodell beispielsweise sechs Prozent und beim Enkodieren und Packen vier Prozent schneller. Die AMD-Paradedisziplin waren Spiele. Selbst ein AMD Athlon 64 3500+ mit lediglich 2,2 GHz konnte hier Intels Extreme Edition mit 3,73 GHz um zwei Prozent schlagen. Der Athlon FX-55 lag sogar 16 Prozent vor Intels schnellstem Prozessor.
Dementsprechend mussten Interessenten sich überlegen, wie ihr Anwendungsszenario aussah. Wer viel spielte, für den konnte quasi nur ein AMD Athlon 64 die richtige Wahl sein. Alle anderen konnten im Zweifel auch auf einen Intel-Chip setzen.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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