Samsung Galaxy Z Fold 2 im Test: Fünf Kameras hinten, vorne und innen

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Nicolas La Rocco
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Im Bereich Kameras bietet das Galaxy Z Fold 2 insofern eine interessante Ausstattung, als dass für die verschiedenen Faltszenarien viele Kameras zum Einsatz kommen müssen. Im Display der Außenseite sitzt eine kleine Punch-Hole-Kamera, die mit 10 Megapixeln und f/2.2-Blende dem Galaxy S20 und Galaxy Note 20 entspricht. Den gleichen Sensor finden Anwender in der rechten Display-Hälfte, wenn das Fold 2 aufgeklappt wird. Dass nur noch eine kleine Punch-Hole-Kamera das innere Display „stört“, ist einer der größten Fortschritte beim Fold 2. Beim ersten Galaxy Fold nahm noch eine sehr große Dual-Kamera einen nicht unerheblichen Teil des Bildschirms ein.

Neben den zwei Selfie-Kameras ist die Rückseite mit drei weiteren Linsen für Weitwinkel, Ultraweitwinkel und Tele bestückt. Die Ausstattung lässt sich am ehesten mit der eines normalen Galaxy S20 oder Note 20 vergleichen, wobei es beim Fold 2 keinen 8K-Videomodus gibt, sodass auf einen Sensor mit mindestens 33 Megapixeln verzichtet werden kann. Bei der Galaxy-S20- und Galaxy-Note-20-Familie kommen dafür Sensoren mit 64 oder 108 Megapixel zum Einsatz.

Im Fold 2 sind stattdessen dreimal 12 Megapixel für Weitwinkel, Ultraweitwinkel und Tele verbaut. Bei der Hauptkamera und dem Tele erfolgt eine Stabilisierung über einen optischen Bildstabilisator (OIS). Das Ultraweitwinkel muss mit einer elektronischen Stabilisierung auskommen, was angesichts des breiten Sichtfeldes von 123 Grad aber ohnehin kaum notwendig ist. Das Weitwinkel deckt 83 Grad ab, beim Tele sind es durch die zweifache optische Vergrößerung 45 Grad. Nach Kleinbildäquivalent gemessen liegen die Brennweiten für Ultraweitwinkel, Weitwinkel und Tele bei 13, 26 und 52 mm.

Die Hauptkamera wird zur Selfie-Kamera

Die Hauptkamera muss aber nicht nur als rückwärtiges System verstanden werden, sondern ist dank des äußeren Displays auch für Selfies zu gebrauchen. Dafür muss sie im geschlossenen Zustand zunächst über das vordere Display gestartet werden, was sich schneller über doppeltes Drücken der Ein-/Austaste als über die App auf dem Homescreen erledigen lässt, woraufhin oben rechts im Sucher die Schaltfläche „Selfie“ erscheint. Wird diese gedrückt und das Fold 2 dann aufgeklappt, lassen sich über die drei hinteren Kameras und mit Hilfe des vorderen Displays Selfies in deutlich höherer Qualität als mit den zwei eigentlichen Selfie-Kameras schießen.

Der äußere Bildschirm kann aber auch für andere Personen von Vorteil sein, wenn diese vor einem Foto noch einmal selbst kontrollieren möchten, ob alles richtig sitzt und die gewählte Pose dem entspricht, was man vorhatte. Wird die Hauptkamera über das große innere Display gestartet, gibt es oben links im Sucher die Option, den Cover-Bildschirm als zweiten Sucher zu aktivieren. Über diesen kann die fotografierte Person oder Gruppe kontrollieren, dass das Foto optimal geschossen wird.

Fotoqualität bei Tag und Nacht

Auf die Qualität der Aufnahmen bezogen spielt das Fold 2 in der oberen Liga mit, muss sich aber etwas hinter einem Galaxy Note 20 Ultra oder Galaxy S20 Ultra einsortieren. Das Smartphone war permanent als primäre Kamera bei zwei Städtereisen nach Brügge und Gent im Einsatz und konnte dort seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Bei Tageslicht überzeugen am stärksten die Aufnahmen mit dem als Hauptkamera fungierenden Weitwinkel, das mit Blende f/1.8 am lichtempfindlichsten ist und die insgesamt besten Fotos produziert. Samsung-typisch gibt es einen hohen Schärfe- und Detailgrad gepaart mit kräftigen Farben und gutem Dynamikumfang.

Wird zum Tele gewechselt, treffen diese Eigenschaften die meiste Zeit über ebenfalls zu, wobei bei der Vergrößerung über den optischen Faktor 2 hinaus und damit im digitalen Bereich vorsichtig vorgegangen werden sollte, damit es nicht zu Unschärfe kommt. Bei einer Vergrößerung über Faktor 4 hinaus macht sich die digitale Vergrößerung dann doch bemerkbar, in den Stufen darunter fallen die Ergebnisse aber noch gut aus.

Samsung Galaxy Z Fold 2 im Test – Kamera

Samsungs Ultraweitwinkel deckt mit 123 Grad ein sehr breites Sichtfeld ab, damit einher geht aber ein Detailverlust abseits der Bildmitte. Aufnahmen wie Foto 2, 4, 15 oder 24 verdeutlichen diesen Eindruck. Angesichts der bewusst weiten Perspektive fällt das vor allem auf dem Smartphone betrachtet aber kaum ins Auge. Das Ultraweitwinkel ist von der Qualität her an dritter Position nach Weitwinkel und Tele einzusortieren, gerade bei Tageslicht sind die Fotos aber zufriedenstellend, da sie völlig neue Motive abbilden.

Weniger gut schneidet das Ultraweitwinkel-Objektiv hingegen bei Nacht ab. Hier muss starkes Rauschen in Kombination mit einem starken Detailverlust in Kauf genommen werden. Die Fotos 2 und 4 in der zweiten Galerie zeigen deutlich, wie viel schlechter die Qualität im Vergleich zu den Aufnahmen am Tag ausfällt. Ganz anders verhält sich die Hauptkamera, die am späten Abend und in der Nacht weiterhin ansehnliche Fotos ermöglicht, die dank OIS und EIS auch mal mit längerer Belichtungszeit erfolgen können. Die Automatik des Fold 2 empfiehlt bei Nacht hin und wieder den Wechsel zum Nachtmodus, der wie in Aufnahme 3 auch bei längerer Belichtungszeit ohne Stativ scharfe Fotos produziert.

Samsung Galaxy Z Fold 2 im Test – Kamera (Nacht)

Aufnahmen bei Nacht mit dem Teleobjektiv sind nur bei ausreichender Beleuchtung möglich. Weil mit Blende f/2.4 weniger Licht auf den Sensor fällt, entscheidet sich das Fold 2 meistens für den digitalen Zoom auf dem Weitwinkel. Ist es mal hell genug, dass auch bei Nacht das Tele aktiv sein darf, fällt der Dynamikumfang weit weniger gut als mit der Hauptkamera aus und es kommt zu Farbverfälschungen. Auf Bild 11 in der zweiten Galerie ist ein Neonschild zu sehen, das eigentlich mit roter Schrift geleuchtet hat.

In Summe sind die Kameras des Fold 2 gut, bilden aber nicht die Speerspitze des derzeit auf dem Markt oder bei Samsung Verfügbaren. Diese Position hält im Hause Samsung aktuell das Galaxy Note 20 Ultra gefolgt vom Galaxy S20 Ultra. Fotos gelingen mit allen drei Kameras am besten bei Tageslicht und in der Dämmerung. Bei Nacht sollte mit der Hauptkamera fotografiert werden, da die anderen Objektive Schwächen zeigen. Interessant macht das Fold 2 die Option, mit der Hauptkamera Selfies zu schießen.