Samsung Galaxy Z Fold 2 im Test: Die Zukunft des Smartphones schon heute
tl;dr: Samsung liefert mit dem Galaxy Z Fold 2 ein beeindruckendes Smartphone ab. Selten macht eine zweite Generation einen solch großen Sprung nach vorne. Das Galaxy Z Fold 2 ist das erste faltbare Smartphone, das beinahe uneingeschränkt empfohlen werden kann. Neben der Hardware gefallen Samsungs Software-Funktionen.
Faltbare Smartphones haben sich spätestens mit dem Galaxy Z Fold 2 zu einem festen Bestandteil des Portfolios von Samsung entwickelt. Nach dem in erster Generation noch aufgrund kleinerer Fehler groß gescheiterten Galaxy Fold, dem bei Display und Scharnier überarbeiteten Galaxy Fold 5G (Hands-On) und dem im Februar vorgestellten Galaxy Z Flip (Test) ist das Galaxy Z Fold 2 5G, wie es genau genommen mit vollständigem Namen heißt, das vierte Smartphone von Samsung, dessen Display sich falten lasst, um verschiedene Formfaktoren in einem Gerät zu realisieren.
Preis und Verfügbarkeit
Nach dem Galaxy Z Flip ist das Galaxy Z Fold 2 zudem das zweite Smartphone der neuen Z-Familie, in der künftig alle faltbaren Smartphones von Samsung vereint werden sollen, wie der Konzern bestätigte. Das neueste Mitglied ist seit dem 18. September zum unverbindlichen Preis von 1.949 Euro in Deutschland verfügbar und kann in den Farben Mystic Black (Testgerät) und Mystic Bronze bestellt werden. Wer das Gerät direkt beim Hersteller ordert, kann ohne Aufpreis zudem das Scharnier in den Akzentfarben Metallic Silver, Metallic Gold, Metallic Red und Metallic Blue individualisieren.
Technische Daten im Überblick
Samsung Galaxy Z Fold 2 | |||
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Software | Android 10 | ||
Display | innen | 7,6 Zoll, 2.208 × 1.768, Dynamic AMOLED 2X Infinity Flex, HDR, 11–120 Hz | |
außen | 6,2 Zoll, 2.260 × 816, Super AMOLED, 60 Hz | ||
Bedienung | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | ||
SoC | Qualcomm Snapdragon 865 Plus | ||
GPU | Adreno 650 | ||
RAM | 12 GB LPDDR5 | ||
Speicher | 256 GB UFS 3.1 (223,2 GB verfügbar, nicht erweiterbar) | ||
Kameras | hinten | Weitwinkel (26 mm) | 12 MP, f/1.8, Dual Pixel AF, OIS, 83˚ FOV |
Ultraweitwinkel (13 mm) | 12 MP, f/2.2, 123˚ FOV | ||
Tele (52 mm) | 12 MP, f/2.4, AF, OIS, 45˚ FOV | ||
vorne | 10 MP, f/2.2, 80˚ FOV | ||
innen | 10 MP, f/2.2, 80˚ FOV | ||
Mobilfunk | GPRS/EDGE, HSPA+, LTE Advanced Pro, 5G NSA/SA (Sub-6 + mmWave) | ||
WLAN/BT | Wi-Fi 6, Bluetooth 5.0, Ultra Wideband | ||
Ortung | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | ||
Weitere Standards | USB 3.1 Typ C, NFC | ||
SIM | 1 × Nano-SIM + 1 × eSIM | ||
Akku | 4.500 mAh (fest verbaut), kabelloses Laden | ||
Größe | aufgeklappt | 159,2 × 128,2 × 6,0 – 6,9 mm | |
zugeklappt | 159,2 × 68 × 13,8 – 16,8 mm | ||
Schutzart | – | ||
Gewicht | 282 g | ||
Preis | 1.949 Euro |
So solide kann faltbare Technik sein
Das aktuell mit Abstand teuerste Smartphone im Sortiment von Samsung revanchiert sich schon beim Auspacken aus dem vergleichsweise mächtigen Karton mit entsprechend hochwertiger Haptik. Trotz der eigentlich filigranen Mechanik, die sich im Inneren des Fold 2 versteckt, hinterlässt das Gerät einen äußerst soliden Ersteindruck, wenn es im geöffneten Zustand aus der Verpackung gehoben wird. Noch ist der Bildschirm in dieser Form beinahe frei von einer sichtbaren Falte, die sich erst dann im Display sichtbar macht, wenn es die ersten Male auf- und zugefaltet wurde.
Das ist der Moment, in dem sich das Fold 2 das erste Mal vom Tablet zum Smartphone wandelt und dem Besitzer deutlich macht, dass für die Verwirklichung des Tablets eher zwei Smartphones zusammengeführt als ein Smartphone aufgeklappt wird. Denn 16,8 mm Bautiefe und das Gewicht von 282 g wollen erst einmal in einer engen Hosentasche untergebracht werden. Zusammengeklappt entspricht das Fold 2 in etwa zwei dünnen Smartphones übereinander, vom Gewicht her muss man auf ein Galaxy S20 Ultra 30 Prozent aufschlagen.
Dass das Fold 2 mehr als andere Smartphones wiegt, lässt sich auf die zwei äußerst stabil konstruierten Hälften zurückführen, die von einem ebenso stabil wirkenden Scharnier zusammengehalten werden. Für den Knick verantwortlich – und bei der allerersten Generation noch der Knackpunkt – ist das deutlich weiterentwickelte Scharnier. Samsung stattet es mit den Bürsten des Galaxy Z Flip (Test) aus, um Staub und ähnliche Partikel fernzuhalten oder wieder mit der Klappbewegung aus dem Scharnier zu fegen. Doppelt so viele Nocken im Scharnier verleihen diesem spürbar mehr Stabilität und ermöglichen eine stufenlose Arretierung.
Tolle Stereo-Lautsprecher, nerviger Fingerabdrucksensor
Die Rückseite des Smartphones ziert ein Kamerasystem mit drei Linsen, das vom Aufbau her Anleihen beim normalen Galaxy Note 20 nimmt. Es fällt weit weniger monströs als etwa beim Galaxy S20 Ultra oder zuletzt Galaxy Note 20 Ultra aus. Obwohl das Fold 2 viel Aluminium zusammenhält und viel freie Fläche im Rahmen zur Verfügung steht, gibt es wie bei den anderen Flaggschiffen keine 3,5-mm-Klinke mehr, sondern nur noch USB Typ C in der unteren Hälfte. Zwei sehr gute Lautsprecher sitzen in der oberen Hälfe und sorgen aufgeklappt im Querformat für einen tollen Stereoklang. Zugeklappt sitzt rechts im Rahmen außerdem der Fingerabdrucksensor, der im Test mal mehr und mal weniger genau arbeitete. Immer wieder kam es dazu, dass nach mehreren Fehlversuchen die alternative PIN eingegeben werden musste. Samsungs Display-Fingerabdrucksensoren arbeiten im Alltag meistens zuverlässiger und schneller.
Keine Probleme mit Krümeln
ComputerBase hat das Fold 2 über einen Zeitraum von zwei Wochen ohne Schutzhülle im Alltag verwendet, es einfach in die Hosentasche gesteckt und bis auf wenige Ausnahmen keine besonderen Schutzmaßnahmen getroffen. Weil das Fold 2 keine IP-Zertifizierung aufweist, ist zum Beispiel jeglicher Kontakt mit Wasser vermieden worden. Davon abgesehen wurden aber weder Bildschirm noch Scharnier jedes Mal fein säuberlich nach Krümeln untersucht, bevor das Smartphone zugeklappt wurde. Nach zwei Wochen im Test funktionierte das Fold 2 noch exakt so einwandfrei wie am ersten Tag nach dem Auspacken.
Faltbares Display mit Schutzfolie
Abnutzungserscheinungen stellt man stattdessen als Erstes am Display fest – oder besser gesagt an der Schutzfolie des Displays. Obwohl nach dem Galaxy Z Flip nun auch das Galaxy Z Fold 2 auf faltbares „Ultra Thin Glass“ (UTG) für den inneren der beiden Bildschirme setzt, legt Samsung darüber eine Schutzfolie aus Kunststoff, die laut Hersteller nicht abgezogen oder durch andere Folien ersetzt werden sollte. Das ist einer von mehreren Hinweisen zum Display, das laut Samsung außerdem nicht zu fest oder mit spitzen Gegenständen wie Stiften oder Fingernägeln gedrückt werden sollte.
Mit längerer Nutzungszeit kommt es aber unweigerlich dazu, dass stellenweise leichte Spuren der Nutzung im Bildschirm oder besser gesagt in der Schutzfolie verbleiben. Es lässt sich nicht vollständig vermeiden, dass mal etwas fester zugegriffen oder unvorsichtig mit dem Finger und auch Fingernagel über den Bildschirm gewischt wird. Die Schutzfolie hat zudem den Nachteil, dass sich im Randbereich Schmutzpartikel ansammeln, die dort aber glücklicherweise verbleiben und nicht in das Gerät wandern. Mit Vorsicht und einem trockenen Tuch können die Krümel leicht entfernt werden.
Reinigung nur eingeschränkt möglich
Abgesehen von der Aussparung für die Selfie-Kamera ist die Folie im Alltag nicht zu erkennen. Ausgerechnet bei der Kamera hat sich die Folie nach ein paar Tagen bereits gelöst und fällt nun mehr ins Auge. Leicht problematisch gestaltet sich die Reinigung des Smartphones und vor allem des inneren Bildschirms. Da der Kontakt mit Wasser in einem Defekt enden kann, wurde das Fold 2 hin und wieder nur mit einem trockenen Tuch abgewischt. Das innere Display zierten nach längerer Nutzung zahlreiche Fettschlieren und Fingerabdrücke, die vor allem bei dunklen Inhalten hervorstechen. Möglichkeiten der schadenfreien Desinfektion in Coronazeiten gibt es beim Fold 2 aufgrund der Einschränkungen kaum bis gar nicht. Mehr als ein minimal angefeuchtetes Tuch sollte man nicht verwenden.
7,6 Zoll in der Hosentasche
Das ist einer der Kompromisse für einen 7,6 Zoll großen Bildschirm im (annähernd) Hosentaschenformat. Weil Samsung das beinahe quadratische Format 4:3,2 für das innere Display nutzt, fällt die nutzbare Fläche um ein Vielfaches größer als bei normalen Smartphones mit 16:9 aus. Was sich mit dem Plus an Bildschirmfläche anstellen lässt, beschreibt die nächste Seite des Tests; in diesem Abschnitt geht es zunächst um die technischen Eckdaten. Und davon abgesehen ist das Fold 2 nicht nur mit dem faltbaren Haupt-Display, sondern zusätzlich mit einem Bildschirm auf der Vorderseite ausgestattet.
Viel größeres Display auf der Vorderseite
Von ehemals kaum nutzbaren 4,6 Zoll ist der äußere Bildschirm auf 6,2 Zoll mit 2.260 × 816 Pixeln angewachsen. Das Display nimmt die gesamte Vorderseite ein und ermöglicht damit die Nutzung des Fold 2 als beinahe normales Smartphone, wenngleich es dem Display weiterhin etwas an Breite fehlt, um darauf längere Nachrichten und E-Mails zu tippen. Doch für die wichtigsten Aufgaben eines Smartphones ist der neue äußere Bildschirm deutlich besser als noch im letzten Jahr geeignet.
Auf technischer Seite handelt es sich um ein Super-AMOLED-Display aus eigener Fertigung, das mit üblichen 60 Hz arbeitet und keine weiteren speziellen technischen Features aufweist. Doch ein Bildschirm zweiter Klasse ist es bei Weitem nicht, wie die guten Messwerte zur Helligkeit untermauern. Knapp 700 cd/m² bei 100 Prozent APL („Average Picture Level“) und bis zu 985 cd/m² bei 10 Prozent APL spielen in der oberen Liga mit, wenngleich das Galaxy S20 und das Galaxy Note 20 noch etwas mehr schaffen. Für die Ablesbarkeit bei direkter Sonne oder HDR-Filme ist der Bildschirm ohne Einschränkungen geeignet. Bei eingeschaltetem Nachtmodus und von 7.500 auf 5.900 Kelvin reduziertem Weißpunkt fällt die maximale Helligkeit niedriger aus.
Heller faltbarer Bildschirm mit 120 Hz
Aufgeklappt fällt der Blick auf das „Dynamic AMOLED 2X Infinity Flex“-Display, das erstmals in der Z-Familie eine adaptive Bildwiederholfrequenz von bis zu 120 Hz und damit die gleichen Eigenschaften wie das Galaxy Note 20 Ultra (Test) liefert. Beim Lesen sollen nur 11 Hz anliegen, um Energie zu sparen, bei Filmen werden 24 bis 120 Hz unterstützt und in Spielen sind es 48 bis 120 Hz. Obwohl mit dem Snapdragon 865 Plus statt 855 in puncto Prozessor nur ein kleiner Sprung vollzogen wurde, hat sich das Bediengefühl durch diese Maßnahme deutlich verbessert. Das Fold 2 verhält sich damit so spritzig wie die weiteren aktuellen Flaggschiffe von Samsung.
Eine weitere Verbesserung betrifft die Bildschirmhelligkeit, die laut Samsung von 800 cd/m² auf 900 cd/m² in der Spitze gesteigert worden sei. Eigene Messungen attestieren dem Panel 865 cd/m² in der Spitze bei 10 Prozent APL, 810 cd/m² bei 20 Prozent APL und noch 672 cd/m² bei vollständig weißem Bildschirm, wenngleich Samsung bis zu 700 cd/m² angibt. Auch im manuellen Modus spielt das APL eine Rolle, denn bis zu 525 cd/m² in der Spitze stehen 432 cd/m² bei 100 Prozent APL gegenüber.