TerraMaster F4-422 im Test: Das günstigste 4-Bay-x86-NAS mit 10 GbE
tl;dr: Das TerraMaster F4-422 ist ein NAS mit 10-Gigabit-Ethernet für bis zu vier Festplatten. Für 500 Euro konkurriert es mit der Synology DS420+ und DS920+, die kein 10 GbE bieten. In der Praxis bleibt die Geschwindigkeit aber hinter der Konkurrenz zurück, ebenso wie die Software.
Das TerraMaster F4-422 ist ein NAS mit vier Festplatteneinschüben, das nicht nur zwei Gigabit-Ethernet-Anschlüsse bietet, sondern auch über einen integrierten 10-Gigabit-Netzwerkanschluss verfügt. Das 500 Euro teure NAS, das in Deutschland über Amazon vertrieben wird*, soll vornehmlich kleinere und mittlere Unternehmen sowie Prosumer ansprechen. Das F4-422 konkurriert unter anderem mit der Synology DS920+ (Test), die eine unverbindliche Preisempfehlung von 570 Euro aufweist und im Handel schon für 538 Euro erhältlich ist – sie bietet aber kein 10 GbE. Unter Berücksichtigung dieses 10-GbE-Anschlusses ist das TerraMaster F4-422 das derzeit günstigste 4-Bay-x86-NAS auf dem Markt.
Technische Details des TerraMaster F4-422
Celeron J3455 und 4 GB RAM
Beim Hauptprozessor setzt das F4-422 auf einen Intel Celeron J3455, der bereits aus dem Jahr 2017 stammt und vier Kerne mit vier Threads bei einem Grundtakt von 1,5 GHz bietet. Er gehört zur 2016 vorgestellten Apollo-Lake-Familie und taktet im Boost mit bist zu 2,3 GHz. Die Synology DS920+ verfügt mit dem Intel Celeron J4125 über den neueren Prozessor, der mit 2,0 GHz Basistakt und 2,7 GHz Turbotakt arbeitet und zur Prozessorfamilie Gemini Lake Refresh gehört. Den Celeron J3455 hatte Synology selbst in der DS918+ eingesetzt. Eine über AES-NI hardwarebeschleunigte Verschlüsselung bieten beide Celeron-Prozessoren.
TerraMaster stellt dem 14-nm-Chip mit einer TDP von 10 Watt im F4-422 4 GB DDR3-RAM zur Seite, der über einen klassischen SO-DIMM-Slot auf bis zu 8 GB erweitert werden kann, wofür das NAS aber auseinandergenommen werden muss, da der SO-DIMM-Slot zur Außenwand gerichtet und von innen nicht zugänglich ist. Die Grundausstattung des Arbeitsspeichers ist beim F4-422 und bei der DS920+ somit identisch.
Keine M.2-Steckplätze
Auf M.2-Steckplätze für SSDs muss das NAS von TerraMaster allerdings verzichten, so dass SSDs nur in den normalen Laufwerksschächten alternativ zu HDDs genutzt werden können. Diese können dann auch als SSD-Cache konfiguriert werden, allerdings gehen so ein bis zwei Einschübe für Massenspeicher verloren. Synology bietet bei den neuen NAS-Modellen der Plus-Serie hingegen zwei M.2-Steckplätze für NVMe-SSDs. 10-Gigabit-Ethernet fehlt dem Synology-NAS jedoch.
1 × 10-Gbit- und 2 × Gigabit-LAN
Neben zwei herkömmlichen Gigabit-LAN-Anschlüssen hat das F4-422 zudem einen 10-Gigabit-RJ-45-Netzwerkanschluss (10GBase-T/NBase-T), der neben 10 Gbit/s auch 1, 2,5 und 5 Gbit/s unterstützt. Die beiden 1-Gigabit-Anschlüsse können über Link Aggregation gebündelt werden, was dann sinnvoll ist, wenn mehrere Clients auf das NAS zugreifen und noch kein 10-GbE-Netzwerk zur Verfügung steht.
TerraMaster F4-422 | Synology DS920+ | Synology DS918+ | Synology DS420+ | |
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SoC: | Intel Celeron J3455 x86 1,50 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
Intel Celeron J4125 x86 2,00 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
Intel Celeron J3455 x86 1,50 GHz, 4 Kern(e), 4 Thread(s) |
Intel Celeron J4025 x86 2,00 GHz, 2 Kern(e), 2 Thread(s) |
RAM: | 4.096 MB | 2.048 MB | ||
Festplatteneinschübe: | 4 | |||
S-ATA-Standard: | I/II/III | |||
HDD-Format: | 2,5" & 3,5" | |||
RAID-Level: | Einzellaufwerk, JBOD, RAID 0, RAID 1 RAID 5, RAID 5 + Hot Spare, RAID 6, RAID 10 |
|||
M.2-Ports für SSD-Cache: | – | 2 | ||
I/O-Ports: | 2 × 1-Gbit-LAN 1 × 10-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, ? |
2 × 1-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, 1 × eSATA, ? |
2 × 1-Gbit-LAN 2 × USB 3.0, ? |
|
Wake on LAN: | Ja | |||
Verschlüsselung: | AES-256 (ordner- und laufwerksbasiert) | AES-256 (ordnerbasiert) | AES-256 (ordner- und laufwerksbasiert) | AES-256 (ordnerbasiert) |
Lüfter: | 2 × 80 × 80 × 25 mm (nicht entkoppelt) |
2 × 92 × 92 × 25 mm | 2 × 92 × 92 × 25 mm (nicht entkoppelt) |
|
Netzteil: | 90 Watt (extern) | 100 Watt (extern) | 90 Watt (extern) | |
Maße (H×B×T): | 227,0 × 225,0 × 136,0 mm | 166,0 × 199,0 × 223,0 mm | ||
Leergewicht: | 2,35 kg | 2,24 kg | 2,28 kg | 2,18 kg |
Preis: | 499,99 € | ab 750 € | ab 789 € | 517,70 € |
Den HDMI-Anschluss, den das TerraMaster F5-422 bietet, besitzt das F4-422 äußerlich nicht. Am Gehäuse, das abseits des fünften Laufwerkschachtes identisch ist, ist die Aussparung aber noch zu sehen. Das Gehäuse der F4-422 misst 227 × 225 × 136 mm (H × B × T) und kommt ohne Festplatten auf ein Nettogewicht von 2,35 kg.
Zwei USB-A-Anschlüsse für externe Medien
Als Schnittstellen stehen lediglich zwei USB-A-Ports an der Rückseite zur Verfügung. An der Vorderseite sind LEDs für die einzelnen Festplatten, gebündelt für die LAN-Ports und das System, vorhanden. eSATA oder weitere Anschlüsse bietet das NAS nicht. Ein PCIe-Steckplatz für Erweiterungskarten, etwa um M.2-Steckplätze nachzurüsten, weist das F4-422 ebenso wenig auf.
Für die Kühlung des TerraMaster F4-422 kommen zwei 80-mm-Lüfter mit einer Dicke von 25 mm zum Einsatz. In der Software des F4-422 kann die Geschwindigkeit der Lüfter automatisch in Abhängigkeit der Temperatur gesteuert oder aber selbst zwischen langsam, mittel und schnell geregelt werden.
Platine mit aufgelötetem Draht und ungenutztem HDMI-Port
Zerlegt zeigt die Platine des TerraMaster F4-422 nicht nur trotz Revision 1.1 ein nachträglich aufgelötetes und auf der Platine verklebtes Kabel, sondern auch das Standardlayout der Platine, die vier ungenutzte 4-Pin-Lüfteranschlüsse und den 20-Pin-Netzteil-Anschluss aufweist. Zudem wird deutlich, dass TerraMaster für den ROM nicht auf einen aufgelöteten Chip setzt, sondern einen intern umgesetzten USB-A-Anschluss mit einem vorinstallierten USB-Stick nutzt, auf dem sich das ROM des NAS befindet. Auch die HDMI-Schnittstelle, die äußerlich nicht zugänglich ist, ist auf dem Board selbst verbaut. Verbindet man diese mit einem Monitor, wird auch ein Signal der integrierten Intel HD Graphics 500 ausgegeben, über das sich die Kommandozeile des Linux-Systems zeigt. Einen Nutzen kann man im Alltag mangels Unterstützung für Maus und Tastatur über die USB-Ports aus dem HDMI-Anschluss nicht ziehen. Insbesondere Multimedia-Anwendungen stellt TerraMaster nicht bereit und überlässt somit das Geschäft mit HDMI-NAS bei diesem Modell QNAP und Asustor.
Inbetriebnahme und Software des TerraMaster F4-422
Für die Inbetriebnahme des F4-422 müssen bis zu vier Massenspeicher auf die Laufwerksrahmen geschraubt werden. Eine schraubenlose Montage der Festplatten ist weder bei 3,5 noch 2,5 Zoll möglich. Passende Schrauben für beide Größen liegen dem NAS bei. Beim Einsetzen der Laufwerksrahmen ist darauf zu achten, dass sie vor dem Arretieren des Hebels vollständig im NAS eingeschoben sind, da schon wenig Spiel dazu führt, dass der Mechanismus nicht mehr schließt. Die Laufwerke rutschen dabei nicht so leicht in Position, wie man es von Synology und QNAP gewohnt ist.
Einrichtung über Web-Oberfläche
Nach dem Einsetzen der Festplatten und dem Anschließen des externen 90-Watt-Netzteils kann das NAS eingeschaltet und über die Software TNAS von TerraMaster, die für Windows und macOS erhältlich ist, im Netzwerk gesucht und über den Browser eingerichtet werden. Im Test hing die Einrichtung über die Web-Oberfläche, bei der auch ein Admin-Passwort vergeben wird, immer nach der Auswahl des RAID-Modus und der Fertigstellung des RAIDs auf dem NAS. Die Anzeige sprang nach Erreichen der 100 % nicht um. Ein erneuter Aufruf der Web-Oberfläche, von dem im Installationsprozess abgeraten wird, führt dann jedoch zum nächsten Schritt und die Einrichtung kann fortgesetzt werden. Dieses Verhalten konnte mit einem zweiten Testmuster aber nicht bestätigt werden, bei dem die Einrichtung reibungslos durchgeführt werden konnte. Im Test kommt das Linux-basierte NAS-Betriebssystem TOS 4.1.3 zum Einsatz.
Viele Funktionen, alte Software-Versionen
Der grundsätzliche Aufbau der Benutzeroberfläche ähnelt dem von QNAP oder Synology, ist allerdings etwas textlastiger und weniger grafisch mit Symbolen in Szene gesetzt als bei der Konkurrenz. An die Einfachheit, Zugänglichkeit und Klarheit von Synology und QNAP kommt TerraMaster so in den Menüs nicht heran. Dennoch sind die Funktionen zahlreich und bieten viele Konfigurationsmöglichkeiten. Zusätzliche Anwendungen lassen sich direkt aus der Oberfläche heraus installieren, wozu neben dem Plex Media Server auch Anwendungen wie Docker, Git oder Phyton oder Backup-Apps für Amazon S3 zählen. Allerdings sind einige dieser Anwendungen noch auf einem veralteten Stand, so dass beispielsweise bei Ruby, Git und Python den Apps Versionen von vor einem Jahr zugrundeliegen, die längst durch neuere ersetzt wurden. Dies ist ein generelles Problem bei NAS-Anwendungen, aber auch TerraMaster macht in diesem Punkt keine positive Ausnahme.
ext4 und btrfs als Dateisysteme
Wie bei Synology hat der Kunde auch bei TerraMaster die Wahl, ob er ext4 oder btrfs als Dateisystem einsetzen möchte. Als Copy-On-Write-Dateisystem bietet btrfs eine implementierte Integritätsprüfung, die die Datensicherheit erhöht und Datenkorruption verhindert. Darüber hinaus ermöglicht btrfs die Erstellung von Snapshots, so dass gelöschte Daten wiederhergestellt werden können. Welche RAID-Konfiguration dabei zum Einsatz kommt, ist unerheblich.
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