F1 22 im Test: Spielkritik und Fazit
4/4Wie gut ist F1 22? (Update)
Codemasters gehört nun EA. Für die offiziellen Formel-1-Spiele bedeutet dies: Sie werden noch stärker zu einem Motorsport-FIFA, bei dem jährliche Updates eine Aktualisierung zum Vollpreis sind. Das Dilemma macht sich in Rezensionen bemerkbar. F1 22 macht dank der guten Basis seiner Vorgänger Spaß, bleibt aber auch ein sehr ähnliches Spiel.
Die aktuelle Saison wird eingefangen
Zu den Änderungen zählen eine ganze Reihe von Kleinigkeiten. Das Handling bildet nun die neuen Ground-Effekt-Autos ab, die sich zumindest härter über Randsteine fahren. Das Schaukeln (Porpoising) und andere Nebeneffekte der ausgereizten Aerodynamik werden zwar nicht simuliert, feine Änderungen können Tester aber bemerken. Im Grunde bleibt das Fahrgefühl gelungen. Zum F1-Gefühl tragen neue Einstellungen des MyTeam-Modus bei, mit denen die Startposition im Feld gewählt werden kann, sowie zahlreiche Kleinigkeiten: Wettersimulation, das Fahren der Einführungsrunde und als Quick-Time-Event simulierte Boxenstopps. Auf diese Weise fängt F1 22 den „Wesenskern des Sports“ gelungen ein, lobt Eurogamer. Auch die neue Musikuntermalung in den Menüs kommt gut an.
Lediglich die KI bleibt ein übernommener Kritikpunkt, ihr fehle Aggressivität beim Überholen, sie leide zudem an Formschwankungen, bemängeln PC Gamer und PC Games N. Der Seite missfällt auch die Gamepad-Steuerung. Dem Video Games Chronicle fehlt der Storymodus aus dem Vorjahrestitel.
Die Pirelli-Hot-Laps sind umstritten
Die großen Highlights des Refreshs sind Pirelli-Hot-Lap-Herausforderungen, die mit Supersportwagen gefahren werden. Das Handling passt im Allgemeinen, der Modus scheint jedoch umstritten. Für Eurogamer liefert er eine tolle, kurze Abwechslung, bei anderen Testern fehlt im Modus Substanz. Nicht einmal die Hände würden sich am Lenkrad bewegen, moniert PC Games N, PC Gamer urteilt deutlicher: „Lieblos“ sei der Modus und unnötig, wer Sportwagen wolle, kaufe das weit bessere Assetto Corsa.
Zusatzkäufe sind zwar absehbar, spielen in diesem Jahr aber erst eine untergeordnete Rolle. Schlüssel dafür ist der zweite große Zusatz „F1 Life“. Damit können Spieler ihren Avatar sowie dessen Wohnung ausstaffieren. PC Gamer kommentiert dies erneut bissig: Statt spannende Entwicklungen des Sports aufzugreifen, etwa das Saisonfinale, die neue Ausgeglichenheit des Feldes oder Drive to Survive zum Ausgangspunkt zu machen, seien es stattdessen „Heimtextilien“ geworden. F1 Life bleibt dabei eine bloße Gallerie, neue Inhalte können freigeschaltet oder freigekauft werden. Dass das Angebot aktuell, wie quasi jeder Test festhält, mager bleibt, wird so kaum bleiben. Deutlich wird anhand der Eindrücke aber jetzt schon, dass sich F1 Life als Mikrotransaktionsmodus der Serie positioniert.
Das typische EA-Sports-Dilemma
Beide Neuerungen lassen sich allerdings trefflich ignorieren. Das führt am Ende zum EA-Sports-Dilemma: Aktualisierungen der Sportler, sanfte Verbesserungen des Gameplays und eine Rotation von Spielmodi oder Features verwalten ein hohes Niveau, verbessern es aber nicht. In Rezensionen findet das immer wieder mehr oder weniger deutlich Niederschlag. Als Konsens kristallisiert sich heraus: F1 22 ist ein gutes Spiel und die bislang authentischste Simulation des Sports, die Eurogamer dafür empfiehlt, aber auch Stagnation, die im Extremfall bei PC Games N aufgrund des bereits unverändert bekannten Spielerlebnisses langweilig wird. Der Unterhaltungswert ist damit auch eine Frage der Erwartungen.
Publikation | Wertung |
---|---|
Eurogamer | Empfehlung |
GameStar | 87/100 |
PC Games N | 7/10 |
PC Gamer | 84/100 |
Twinfinite | 4/5 |
Video Game Chronicle | 4/5 |
Metacritic (PC) | Presse: 83/100, Nutzer: -/10 |
Fazit
Die PC-Version von F1 22 hat technisch lediglich ein Feintuning gegenüber F1 2021 erhalten, die Grafik macht optisch nur einen kleinen Sprung nach vorne. Das Spiel sieht nach wie vor gut aus, ein größerer Schritt wäre in Anbetracht der aktuellen Konsolengeneration aber sinnvoll und wohl auch problemlos möglich gewesen. Die gute Nachricht ist, dass die Entwickler erfolgreich die ohnehin schon gute Performance gegenüber dem Vorgänger weiter verbessern konnten. Generell ist die technische Basis der PC-Version damit als gelungen zu bezeichnen.
Der größte optische Sprung in F1 22 kommt durch Raytracing zustande, das eine größere Rolle als in F1 2021 übernimmt. Vor allem die RT-Reflexionen und die RT-Umgebungsverdeckung sollten bei ausreichend Leistung hinzugeschaltet werden, optisch bringt das sichtbare Vorteile. Wenn diese Performance nicht zur Verfügung steht, ist dies in dem Rennspiel kein Beinbruch – die schönste Version erlebt man so aber eben nicht.
Auf die transparenten Reflexionen kann dagegen verzichtet werden, deren optischer Einfluss ist gering. Umso praktischer ist es, dass das Spiel ohne sie spürbar schneller läuft. Die ansehnlichen RT-Schatten gibt es wiederum quasi umsonst, wenn die RT-Reflexionen und die RT-Umgebungsverdeckung bereits aktiviert sind.
RT auf „Mittel“ reicht völlig aus
Einen noch viel kleineren Einfluss auf die Grafik hat dagegen die Raytracing-Qualität, denn ob „Mittel“ oder „Ultrahoch“, ist selbst auf Screenshots kaum zu erkennen. Die mittlere Einstellung reicht völlig aus, die einzelnen Optionen sind viel wichtiger. Darüber hinaus kostet bereits RT auf „Hoch“ massiv Performance, ohne dass Spieler einen Unterschied entdecken dürften.
Ohne Raytracing sind eigentlich alle aktuellen Grafikkarten schnell genug, um in ihren üblichen Auflösungen bei ansonsten maximierter Grafik eine hohe Framerate zu bieten – AMD- und Nvidia-GPUs arbeiten vergleichbar schnell. Mit Raytracing liegen die GeForce-Modelle dann wie so oft klar vorne, doch auch Radeons bleiben aufgrund der sehr hohen Grundleistung von F1 22 meist in spielbaren Bereichen.
Noch kein Urteil über DLSS
Mehr Performance bei vergleichbarer Bildqualität bietet das Spiel theoretisch mit Nvidias DLSS und AMD FSR. DLSS erwies sich in der Vorabversion allerdings noch als fehlerhaft, der am Montagnachmittag veröffentlichte Patch auf Version 1.02 scheint das behoben zu haben. Für einen Test blieb vorerst keine Zeit mehr.
Auch FSR 1.0 erwies sich in der Vorabversion mit nur einer Qualitätsstufe („ein“) als unbrauchbar, zu stark litt die Qualität. Mit Version 1.02 ist FSR 1.0 jetzt in mehr Qualitätsstufen nutzbar, die interessanterweise wie bei FSR 2.0 benannt sind – und FSR 2.0 taucht auch in der Config-Datei auf. Offensichtlich ist die Entwicklung an diesem Punkt auch mit Patch 1.02 noch nicht abgeschlossen.
Abgesehen davon sind der Redaktion beim Testen keine technischen Fehler bei der PC-Version aufgefallen. Interessierte, die nicht zwingend auf DLSS und FSR angewiesen sind, können bedenkenlos zum Spiel greifen, oder warten Eindrücke zu den spät kurz vor knapp noch einmal angepassten Technologien noch ab.
F1 22 erscheint für PC, Xbox One, Series X & S sowie PlayStation 4 & 5 für alle Kunden am kommenden Freitag, den 1. Juli. Käufer der Champions-Edition können bereits ab Dienstag, den 28. Juni, spielen.
ComputerBase hat F1 22 vom Publisher EA zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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