Quartalszahlen: Netflix verliert weiter Nutzer – aber weniger als gedacht
Im Rahmen des Berichts zum abgeschlossenen zweiten Quartal 2022 muss Netflix erneut rückläufige Nutzerzahlen eingestehen. Nichtsdestotrotz stieg die Aktie noch gestern Abend im nachbörslichen Handel um fast 10 Prozent – der Kundenschwund fällt weniger drastisch aus als erwartet. Rosig sind die Aussichten dennoch nicht.
Größerer Rückgang ist kleiner als erwartet
Der Zeitraum von April bis inklusive Juni stellt damit das zweite Quartal in Folge dar, in dem die weltweite Zahl an Netflix-Abonnenten zurückging. Im ersten Quartal 2022 war das erstmals seit über zehn Jahren der Fall. Netto wies der Streaming-Anbieter damals 200.000 zahlende Nutzer weniger aus als im vierten Quartal 2021. Diesmal fällt der Rückgang mit knapp 1 Million verlorenen Kunden zwar einerseits nochmals deutlich aus, andererseits hatte Netflix selbst noch vor wenigen Monaten mit dem Doppelten gerechnet. Betroffen sind abseits des asiatischen Marktes, wo es ein Wachstum gab, mehr oder minder alle übrigen Regionen.
Dass der Abonnentenschwund nun doch unterhalb der Erwartungen bleibt, hat Netflix nicht zuletzt dem abermals großen Erfolg der Teenie-Horrorserie Stranger Things zu verdanken, deren vierte und vorletzte Staffel jüngst erschien. Im Gegensatz zum sonst üblichen Vorgehen Netflix‘, alle Episoden einer neuen Staffel gleichzeitig zu veröffentlichen, wurde Stranger Things 4 auf zwei Releasetermine aufgeteilt. Ein derartiges Vorgehen kann für die Zukunft häufiger erwartet werden.
Kursanstieg im tiefen Tal
Anleger reagierten auf die weniger schlechten Nachrichten erfreut; die Aktie des Unternehmens stieg bereits am späten Abend im nachbörslichen Handel um knapp 10 Prozent. Damit hat sich das Wertpapier im Laufe des Juli 2022 um rund 25 Prozent erholt, nachdem die Aktie zuvor seit Herbst 2021 knapp zwei Drittel ihres Wertes eingebüßt hatte.
Für das begonnene dritte Quartal 2022 rechnet Netflix indes mit einem Nettogewinn von ungefähr 1 Million Nutzern. Analysten gingen allerdings von knapp 2 Millionen aus. Auch anderweitig sind die Aussichten nicht unbedingt rosig. Angesichts einer fallenden Marge hat das Unternehmen neulich 300 Mitarbeiter entlassen. Um dem immer härter werdenden Konkurrenzkampf standzuhalten, plant Netflix für Anfang 2023 die Einführung eines günstigeren, zum Teil werbefinanzierten Tarifs.
Paid Sharing soll Einnahmen steigern
Darüber hinaus soll nächstes Jahr der weltweite Start eines Paid-Sharing-Modells anstehen. Damit will der Streaming-Anbieter an der gängigen Praxis, Netflix-Accounts mit Familie oder Freunden außerhalb des eigenen Zuhauses zu teilen, mitverdienen. Dazu testest Netflix in Lateinamerika derzeit verschiedene Konzepte. Erst gestern gab in einer Umfrage auf ComputerBase rund die Hälfte der Leser an, das eigene Abonnement auf diese Art und Weise außerhalb von Netflix‘ Nutzungsbedingungen zu nutzen.