Supermicro sorgt für Talfahrt: „Diese Woche hat das Ende des AI-Traums markiert“

Volker Rißka
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Supermicro sorgt für Talfahrt: „Diese Woche hat das Ende des AI-Traums markiert“
Bild: Supermicro

Nach dem Kursschock zum Wochenende durch Supermicro blickt der Markt am Montag gespannt auf die Börse. In Asien startet sie schwach, die Platzhirsche im AI-Bereich beginnen erst einmal im Minus. Aber diese Märkte verarbeiten die US-Vorgaben von Freitag heute erst.

Keine Zahlen = schlechtes Zeichen!?

This week marked the end of the AI dream,“ erklären einige Analysten dramatisch, aber auch mit einem leicht zwinkernden Auge, schreibt Seekingalpha unter Berufung auf diese Marktbeobachter.

Der Anlass für diese Einschätzung respektive die zuvor erfolgte drastische Kurskorrektur war wie zuletzt so oft nur ein vermeintlich kleiner: Server-Hersteller Supermicro hatte den Quartalsbericht für den 30. April angekündigt, dabei aber keine vorläufigen Zahlen veröffentlicht. Normalerweise macht Supermicro genau das jedoch, wenngleich es nicht das erste Mal war, dass es keine vorläufigen Zahlen gibt. Das war am Freitag jedoch egal.

Denn die fehlenden Zahlen reichten aus, um die Supermicro-Aktie am Freitagabend um über 23 Prozent ins Minus zu stürzen. Den Fall begleitete vorrangig ein Hersteller: Nvidia; ein Minus von zehn Prozent stand zum Handelsschluss in den Büchern.

Kein Wunder: Supermicros Erfolg in letzter Zeit beruhte zum großen Teil auf Nvidias Grafik- und AI-Chips. Wer aus dem nicht erfolgten Ausblick ein schlechter laufendes Geschäft bei Supermicro ableitete, musste also auch für Nvidia mit einem Dämpfer rechnen. Weitere AI-Profiteure wie AMD waren ebenfalls im Abwärtssog gefangen, dort geht es seit einigen Tagen aber wie bei vielen Firmen in der Branche nach unten.

„Meme stock“ sorgt für viel Bewegung

Die Dynamik im Markt ist dabei einmal mehr der eigentlich interessante Aspekt. Schaffte es Dell Ende Februar nur aufgrund einiger Aussagen in Bezug zu Nvidia und AI an einem Tag um über 30 Prozent an der Börse zu steigen und dabei auch Nvidia mitzuziehen, geht es ganz schnell auch in die andere Richtung. Dass es ausgerechnet durch Supermicro geschieht, wirkt kurios: Die Supermicro-Aktie wird allgemein eher als „Meme stock“ angesehen: Sie sei „overhyped“, zu schnell gewachsen, durchaus kurzfristig zum Geldverdienen gedacht gewesen, aber so richtig als echtes Produkt mit Zukunft doch eher nicht – es ist ein Spekulationsobjekt. Nichtsdestoweniger zog diese Aktie bzw. das dahinter stehende Unternehmen am Freitag jetzt den ganzen Markt mit sich.

Binnen knapp vier Wochen ist Nvidias Aktie nun von 960 auf 762 US-Dollar gefallen. Viele andere Firmen haben in den letzten Wochen ähnliche Korrekturen hinnehmen müssen, bei AMD ging es von rund 210 auf 147 US-Dollar zurück, Intel kratzt mit nur noch 34 US-Dollar bald wieder am Tiefststand der letzten Zeit. Die Börse in Asien reagierte für viele Tech-Aktien mit einem Minus, zurzeit mit Abschlägen im niedrigen einstelligen Prozentbereich aber nicht so dramatisch, analysiert Nikkei zum Wochenauftakt.

Wirklich das Ende? Wohl eher nicht

Ist das also wirklich direkt das Ende des AI-Booms? Vermutlich nicht, selbst die Analysten blicken weiter positiv in die Zukunft:

In the alternative we may just be seeing a little technical rotation. These periods of rotation can alarm jittery investors but are a gift to the patient. We continue to look upwards toward year end. Even for NVDA!

Alex King, investing group leader of Cestrian Capital Research