Spielejahr 2024: Unsere Gaming-Highlights und Zeitfresser des Jahres
Das Jahr 2024 hatte in Sachen AAA-Spiele weniger zu bieten als das letzte, bei AA- und Indie-Games sah das aber ganz anders aus. Welche Titel stießen innerhalb der Redaktion auf Anklang, was gab es nachzuholen und was kam nicht so gut an? Das ComputerBase-Team berichtet erneut von persönlichen Gaming-Highlights.
Rückblick mit Höhen und Tiefen
Nach einem vollgepackten Gaming-Jahr 2023, das bei der Anzahl hochkarätiger Blockbuster-Spiele des AAA-Segments und deren Wertungen wohl einen neuen Rekord aufgestellt hat, ließ es die heißgelaufene Gaming-Branche im Jahr 2024 ruhiger angehen. Das mag zumindest der Blick auf eben jene Großproduktionen erahnen lassen: Davon gab es nicht nur deutlich weniger, auch bei Qualität und Rezeption ging es talwärts.
Das war bereits im Januar absehbar und vermochte daher nicht unbedingt zu überraschen, überließ aber den nach fortschreitender Konsolidierung der Branche und dutzenden Übernahmen in den vergangenen Jahren beinahe schon totgeglaubten AA-Spielen und ebenso innovativen Indie-Games eine freie Bühne.
Die Erfolgsrezepte 2024
Und aus eben jenen Kategorien rekrutieren sich die allermeisten Überraschungshits und durchschlagenden Erfolge des Jahres, wie Max und Fabian im Podcast mit Blick auf die noch junge Gaming-Historie 2024 urteilen.
Ein paar wenige Blockbuster großer Publisher haben es zwar in der Gunst der Kritiker und Spieler doch nach ganz weit oben geschafft, sie fallen aber weitestgehend in mindestens eine von zwei Kategorien: Bewährtes Gameplay mit frischem Setting wie
oder aber aber Port von der PlayStation wie
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Unscheinbare Hits und Blockbuster-Bruchlandungen
Wer aber auf dem PC abseits jener mit PlayStation-Titeln vergangener Jahre gestopften Lücke auf der Suche nach tollen neuen Spielen war – weil er etwa den Katalog des Vorjahres schon durchgespielt hat? –, der wurde 2024 hauptsächlich bei vielen über die Monate verteilten AA- und Indie-Hits fündig. Ganz gleich ob Palworld (Test), Enshrouded (Test), Helldivers 2 (Test), Manor Lords (Test), Indika oder Tiny Glade; dieses Jahr stand im Zeichen der klein(er)en Entwickler und Spielen, die just aus der Freude am Spaß am Spielen entstanden sind.
Bei aufgrund massiver und immer weiter steigender Kosten schon längst nicht mehr innovationsfähigen AAA-Boliden hingegen hat sich die Erkenntnis gefestigt, dass auch die sichere Bank mit bewährtem Gameplay nicht mehr vor dem Totalausfall schützen kann: AAA(A)-Flops wie Skull and Bones – ja, das war tatsächlich dieses Jahr; erinnert sich da noch jemand dran? –, Suicide Squad: The Justice League oder Concorde stehen als Mahnmal für börsennotierte Branchengiganten, die generische Gaming-Hüllen über ein Checklisten-Skelett stülpen.
Einschätzungen der Redaktion
Medial und auch im Gaming-Journalismus sind es nichtsdestoweniger zumeist solche AAA-Spiele und Massenphänomene, die Feeds und die Berichterstattung dominieren. Aber trifft das auch auf die persönlichen Vorlieben der Redakteure zu? Kleinere Titel, die zudem vielleicht in eine ganz besondere Nische gehören oder schon letztes Jahr erschienen sind, fallen schnell aus dem Raster. Das gleiche gilt für ganz durchschnittliche Neuerscheinungen, die weder mit grafischem Bombast noch mit tendenziösen Skandalen auf sich aufmerksam machen können. In diesem Artikel äußert sich die Redaktion zwischen den Jahren ganz persönlich und berichtet von den eigenen Gaming-Höhen und -Tiefen im Jahr 2024. Viel Spaß beim Lesen!
Wolfgang Andermahr
Drei Spiele sind mir dieses Jahr in Erinnerung geblieben. Das wirkliche Highlight hat es dabei ganz zum Schluss gegeben, aber Indiana Jones und der Große Kreis (Test) hat mich vollends überzeugt. Weder, weil das Gameplay so toll, die Story so überzeugend oder die Technik einem die Kinnlade nach unten klappen lässt, sondern weil ich einfach noch nie so ein Gefühl hatte, eine ursprünglich als Film gestartete Geschichte in Form eines Spiels weiter zu erleben.
Die Entwickler von MachineGames haben die Optik der Original-Kinofilme perfekt eingefangen und zugleich machen die Sprecher einen absolut perfekten Job – sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch. Man macht einfach dasselbe wie Indiana Jones auf der Kinoleinwand, genauso geschickt (Rätsel lösen) wie auch ungeschickt (Zweikampf und Bewegung) und Charmant wie das Original. Das macht so einfach nur Spaß.
Neben dem großen Highlight gab es für mich auch mehrere kleinere Schmankerl: Mit Final Fantasy XVI (Test) habe ich das erste Final Fantasy für mich überhaupt intensiv gespielt. Und das hat mir wirklich gut gefallen, auch wenn zum Ende hin die Luft raus gewesen ist. Call of Duty: Black Ops 6 hatte eine tolle Kampagne mit viel Abwechslung (ja, wirklich, der Multiplayer interessiert mich überhaupt nicht) und mit Life is Strange: Double Exposure (Test) gab es ein schönes Wiedersehen mit Maxime Caulfield, auch wenn das Spiel selbst zwar beileibe nicht schlecht ist, aber einfach nicht an das Original heran kommt.
Bei dem Schreiben dieser Sätze ist mir aber auch eins klar geworden: Das Spiele-Jahr 2024 war für mich in Ordnung, 2025 wird aber besser werden. Glaube ich zumindest. Sony hat endlich für den April The Last of U Part II angekündigt, was ich auf der Konsole bereits geliebt habe und auf dem PC nochmal etwas besser werden wird.
Zugleich glaube ich zwar nicht, dass Anno 117 Pax Romana bereits nächstes Jahr erscheinen wird, aber man wird dann sicher schon vieles in Erfahrung gebracht haben zum – nach Anno 1800 haben sich die Entwickler die Vorschlusslorbeeren verdient – vermutlich besten Aufbauspiel in den nächsten 5 Jahren. Und dann sollen mit Spider-Man 2, Kingdom Come: Deliverance 2, Borderlands 4 und Civilization VII alleine schon so viele Spiele erscheinen auf die ich mich freue, dass 2024 einfach nicht wie ein tolles Spielejahr wirkt.
Fabian Vecellio del Monego
Im Januar habe ich mir ganz naiv vorgenommen, dieses Jahr all die tollen Spiele nachzuholen, für die ich 2023 keine Zeit gefunden habe. Konsequenterweise habe ich das dann nicht gemacht. Phantom Liberty, Baldur's Gate 3 und Alan Wake 2 warten weiterhin brav und geduldig in der Steam-Bibliothek.
Stattdessen habe ich diesmal übers Jahr verteilt tatsächlich immer wieder auch neue Spiele ausprobiert, an- und mitunter gar durchgespielt. Das ging im Februar mit massivem Koop-Chaos in Helldivers 2 los, führte mich mit Aloy auf dem PC erneut in den verbotenen Westen, erreichte ausgerechnet mit der vor Jahren liebgewonnenen Max Caulfield in Life is Strange: Double Exposure meinen persönlichen Tiefpunkt des Jahres und endete im Dezember beim Großen Kreis. Ich hatte gar nicht auf dem Schirm, dass dieses Jahr ein neues Uncharted anstand, dementsprechend waren Überraschung und Freude bei mir groß. Ich will aber nicht Wolfgang wiederholen, sondern nachfolgend für vier andere neue Titel eine Lanze brechen.
Zwei Indie- und zwei Blockbuster-Highlights
Mit Manor Lords stand im Frühjahr ein weiteres Mittelalter-Aufbauspiel an, das aber vieles ganz anders macht. Mit frischen Mechaniken und wirklich hübscher Grafik zog mich der Indie-Titel gleich ein ganzes Wochenende in den Bann: Ochsen beim Schleppen von Baumstämmen, emsigen Einwohnern beim dynamischen Ausbau der Siedlung und tapferen Soldaten in Echtzeitschlachten zuzusehen, macht einfach Laune. Schnell wurde aber auch deutlich, dass Manor Lords noch ganz am Anfang seiner Early-Access-Reise stand. Dementsprechend hab ich das Spiel nach besagtem Wochenende beiseite gelegt und freue mich auf ein Wiedersehen in einigen Monaten – oder Jahren.
Mein zweites Highlight kommt ebenfalls aus der osteuropäischen Indie-Szene. In Indika als von ihren Schwestern gehänselte, vom Teufel besessene und mit ihrem Leben überforderte Nonne durch eine surreale Dieselpunk-Variation eines Russlands des frühen 19. Jahrhunderts zu pilgern, war eine ganz eigen- wie einzigartige Gaming-Erfahrung. Das Spiel ist nicht sonderlich lang, äußerst linear und ließe sich leichtfertig als Walking-Simulator abtun, hat mich mit seiner Geschichte und den aufgerissenen Themen aber mehr zum Nachdenken angeregt als wohl jedes andere Spiel des Jahres. Indika ist ein Spiel, dass ich demnächst auf jeden Fall nochmal spielen möchte.
Nach zweimal Indie kommt jetzt zweimal AAA. Und ich kann kaum fassen, dass es soweit gekommen ist, aber mit großem Bedauern muss ich das Undenkbare aussprechen: Dieses Jahr hatte ich viel Spaß mit einem Open-World-Spiel von Ubisoft. Ich weiß nicht, ob das mehr über Star Wars Outlaws oder mich aussagt; das Action-Adventure um die draufgängerische Vagabundin Kay Vess war aber eine positive Überraschung. Als Sci-Fi-Freund, Space-Western-Liebhaber und – an dieser Stelle muss ich es mir wohl eingestehen – Star-Wars-Fan bot mir Outlaws eine super unterhaltsame Mischung aus Erkunden, Entdecken, ein wenig Rätseln, Schießen, Schleichen (ja, ich mag das tatsächlich!) und ausreichend packender Handlung.
Insbesondere war es aber die dichte Star-Wars-Atmosphäre, die mich wirklich beeindruckt hat. Das Spiel fängt sein Setting hervorragend ein, sieht dabei umwerfend aus und ist akustisch perfekt untermalt. Vor allem aber beweist Star Wars Outlaws meiner Meinung nach, dass ein Star-Wars-Spiel auch gut sein kann, wenn darin kein einziges Lichtschwert geschwungen wird und statt pathetischer Legenden kleinere Geschichten erzählt werden.
Meine letzte Erwähnung gebührt Astro Bot. Ja, ich weiß – das proklamierte Spiel des Jahres zu empfehlen, ist freilich wenig originell; diese Entscheidung fiel aber bereits vor Wochen binnen der ersten Spielstunden. Sonys 3D-Platformer kam für mich aus dem nichts, aber bei derart guten Wertungen zum Release konnte ich nicht widerstehen. Und was soll ich sagen? Wer jemals in seinem Leben Spaß mit einem Super Mario hatte und eine PlayStation 5 besitzt, sollte sich Astro Bot jetzt sofort kaufen. Ein derart wohlig-warmes, inhärent spaßiges Gute-Laune-Spiel, das mich mit intuitivem Gameplay und heiterem Soundtrack zuverlässig zum Grinsen bringt, hatte ich schon lange nicht mehr.
Mit Strategie ins neue Jahr
Abseits der erwähnten Neuheiten habe ich 2024 einmal mehr hunderte Stunden in Civilization VI und Stellaris versenkt. Ob allein oder im Koop mit Freunden durch die Nacht – diese Spiele gehen für mich immer wieder und reißen mich dann zuverlässig tagelang aus dem Alltag. Nächstes Jahr bin ich dementsprechend gespannt auf Civilization VII, das ich bereits zur Gamescom stundenlang spielen durfte. Ich war damals sehr angetan, habe aber bei Publisher 2K Games Sorgen vor einer zu offensiven Monetarisierung und DLC-Politik. Dann wäre da aber auch noch Frostpunk 2, zu dem ich dieses Jahr leider noch nicht kam. Und Farthest Frontier, Siedler-like und mein Indie-Aufbautipp des vergangenen Jahres, verlässt im Frühjahr mit einem großen Update den Early Access – darauf freue ich mich 2025 ganz besonders.
Max Doll
Meine Spieleauswahl in diesem Jahr war erratisch, aber voller Highlights. Space Marine 2 hat mich grandios unterhalten, einfach als kurzes, kurzweiliges Bombast-Haudraufspiel, das sich ganz Oldschool nicht mit halbgarem Geschichtenerzählen aufhält. Schluck mein Kettensägenschwäääärt, Alien! Aus dem gleichen Grund hat mich das Remake von Resident Evil 4 begeistert: Dezent modernisiert wird aus dem alten Klassiker ein neuer Klassiker, der für mich genau die richtige Balance zwischen Action, Schrägheit und ein wenig Grusel trifft.
Ansonsten habe ich mich nach dem jüngsten Performance-Patch endlich an Star Wars: Jedi Survivor getraut. Hach was war das schön, B1-Droiden beim Trashtalk zu lauschen und die Atmosphäre zu genießen. Sicher, mechanisch hat Respawn nur genießbare Kost geliefert und manche Systeme zu sehr aufgebläht, unterhaltsam genug war es – und das Worldbuilding ist grandios. Für Star Wars reicht mir das völlig aus.
Ganz ähnlich unterhält das neue Dragon Age: Veilguard. Ein paar nette Dialoge, eine schöne Fantasy-Welt und genießbare Systeme: Ja, es kein BioWare-Megahit, aber ein gutes Spiel allemale, bei dem ich entspannt abschalten kann. Dann ist es mir auch egal, dass es zu wenig Grau- und Zwischentöne gibt, irgendwie Mut und Biss fehlen.
Immer mal wieder beschäftigt haben mich außerdem Hades 2 – inhaltlich schwächer, mechanisch besser als sein Vorgänger – und Cultic. Der Shooter sieht aus wie aus den 1990ern, spielt sich so und ist genau deshalb großartig. Ich liebe diese Art Retro-Shooter einfach, sie haben deshalb leichtes Spiel. Dass viel zu viele Stunden außerdem in Hearts of Iron 4 stecken, darüber breite ich den Mantel des Schweigens.
Wie jedes Jahr wollte ich eigentlich viel mehr spielen. Elden Ring zum Beispiel, das mich seit mehr als einem Jahr auf dem Desktop anschaut. Oder Alan Wake 2, Dragons Dogma 2, Enshrouded, Black Myth Wukong, Star Wars Outlaws, Mech Warrior 5 Clans und Stalker 2 – wobei die erst einmal gepatcht werden müssen. Alles wie immer also. Für die Weihnachtszeit nehme ich mir deshalb erst einmal Indiana Jones vor, der Rest läuft ja nicht weg. Das tut nur die Zeit.
Michael Günsch
Dieses Jahr war privat ein schwieriges und so blieb nicht so viel Zeit zum Spielen wie sonst. Zum entspannten Abschalten erwies sich das nicht mehr taufrische Indie-Game Battle Brothers als ideal, denn rundenbasierte Kämpfe sorgen nicht für Zeitdruck.
Allerdings muss man sich daran gewöhnen, oft auf die Mütze zu bekommen und von vorne zu beginnen. Denn das Spiel ist so ungnädig wie seinerzeit das Mittelalter wohl auch. Doch die von Narben und Schlimmerem geprägten Kampfbrüder wachsen einem umso mehr ans Herz (Einauge und Hinkebein wissen das) und jeder Verlust wird schmerzlich bereut.
Jan-Frederik Timm
Dieses Jahr wird's peinlich, denn im Endeffekt ist nur die Liste der Spiele, die ich gerne mal spielen möchte, länger geworden: Indiana Jones und der Große Kreis, Horizon Forbidden West, Star Wars Outlaws, Satisfactory... Ich höre lieber auf die Liste der Spiele-Tests bis zum Jahresanfang zurückzuscrollen, ansonsten geht mir hier der Platz aus...
Nicht, dass ich dieses Jahr nicht Stunden an In-Game-Zeit gesammelt habe, aber die habe ich in der Regel ins Eindrückesammel und in Benchmarks, Benchmarks und zur Abwechselung Benchmarks investiert.
Kleiner Exkurs: Fasziniert bin ich dabei immer wieder von der Entwicklung, die (Gaming-Displays) die letzten Jahre genommen haben, denn ich sitze oft an unterschiedlichen Gaming-PCs oder Gaming-Notebooks. Farben, Helligkeit, Kontraste, Blickwinkel – viele Spiele werden durch einen halbwegs aktuellen Gaming-Monitor noch einmal auf ein grafisch ganz anderes Level gehoben. Da kommt mein in die Jahres gekommenes UHD-VA-Panel nicht mit.