Redmagic 10 Pro im Test: Leistung, Lüfter und Temperaturen
2/3Im Fokus des Tests zum Redmagic 10 Pro steht die Leistung, die Qualcomm über den Snapdragon 8 Elite zur Verfügung stellt. Das konnte der Prozessor auf ComputerBase zuvor schon in einem Referenzgerät von Qualcomm, im Asus ROG Phone 9 (Test), im Samsung Galaxy S25 Ultra (Test) und im Galaxy S25+ (Test) unter Beweis stellen.
Ein Smartphone mit integriertem Lüfter
Das Redmagic 10 Pro hat aber eine Sonderstellung, da es einen integrierten RGB-Lüfter bietet, der laut Hersteller mit angeblich bis zu 23.000 U/min drehen und lediglich 4 dB laut werden soll. Anders als zum Beispiel bei Asus, die einen externen Lüfter als Zubehör anbieten, steckt der Lüfter bei Redmagic direkt im Smartphone als Teil eines Lüftungskanals, der im oberen Drittel des Smartphones vom linken bis zum rechten Rand mit entsprechendem Ein- und Auslass im Rahmen verläuft. Mit 58 Rotorblättern mit einer Dicke von jeweils 0,1 mm ist der Lüfter laut Redmagic bestückt. Und eine passende RGB-Beleuchtung darf natürlich ebenso nicht fehlen. Das „ICE-X Magic Cooling System“ getaufte Kühlsystem soll auch mit Kupfer- und Graphenschichten unter dem Bildschirm, Flüssigmetall zwischen SoC und Kühlkörper und einer weiteren Kupferschicht zur Rückseite die Temperaturen im Zaum und somit die Leistung hoch halten.
Erkennung von Spielen und Benchmarks
Um den Lüfter in Betrieb zu nehmen, gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen erkennt das Smartphone Spiele und Benchmarks und schaltet daraufhin automatisch den Lüfter hinzu. Im Test klappte das mit Spielen wie Asphalt Legends United, Genshin Impact, Diablo Immortal und PUBG Mobile. Bei den Benchmarks wurden 3DMark, Geekbench, GFXBench und PCMark erkannt und die Lüftung aktiviert. Es gibt aber auch weniger bekannte Benchmarks wie den GPUScore: In Vitro von Basemark, der nicht auf der Whitelist von Redmagic steht, da sich hier der Lüfter nicht selbst einschaltete.
Für die klassischen Benchmarks hat die Redaktion jedoch zunächst auf den Lüfter und Dauerlasttests verzichtet, um ein vergleichbares Bild gegenüber anderen passiv gekühlten Smartphones zu erhalten. Im weiteren Verlauf des Tests folgen Beispiele unter Dauerlast mit Betrachtung der Temperaturen.
Eine automatische Erkennung von Benchmarks (und Spielen), um daraufhin den Lüfter zu aktivieren, kann sinnvoll sein, solche Methoden lassen aber immer auch eine gewisse Skepsis aufkommen und vermuten, dass es auch an anderer Stelle „Optimierungen“ gibt, um besonders hohe Ergebnisse zu erzielen. Für Spiele lässt sich die Automatik dauerhaft deaktivieren, für Benchmarks allerdings nur jedes Mal aufs Neue manuell. Dafür gibt es einen Schalter in den Schnelleinstellungen oder ein Widget auf dem Homescreen.
Redmagic 10 Pro im Benchmark
Das Redmagic 10 Pro verhält sich in den Benchmarks aber zunächst einmal unauffällig und liefert die Ergebnisse, die man für ein Smartphone mit Snapdragon 8 Elite erwartet. Es liefert über beinahe alle CPU- und GPU-Tests hinweg sehr gute Resultate und positioniert sich damit entweder direkt an der Spitze des Feldes oder zumindest sehr weit oben in den Diagrammen, wenn – je nach Benchmark – mal Apple, Asus oder Samsung mit wenigen Prozentpunkten Unterschied besser abschneiden. Einzige Ausnahme bildet der Browser-Benchmark JetStream 2.1 für JavaScript und WebAssembly, in dem mickrige 74.875 Punkte fast das Schlusslicht nur vor dem Pixel 5 (Test) bilden.
- Geekbench 6.3 – Multi-Core Total
- Geekbench 6.3 – Multi-Core Integer
- Geekbench 6.3 – Multi-Core Floating Point
- Geekbench 6.3 – Single-Core Total
- Geekbench 6.3 – Single-Core Integer
- Geekbench 6.3 – Single-Core Floating Point
- Geekbench 6.3 – GPU (Metal/Vulkan)
- PCMark Work 3.0
- PCMark Storage 2.0
- JetStream 2.1
- 3DMark Unlimited – Solar Bay (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Steel Nomad Light (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Wild Life Extreme (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Wild Life (Metal/Vulkan)
- 3DMark Unlimited – Sling Shot Extreme (Metal/OpenGL ES 3.1)
- 3DMark Unlimited – Sling Shot (OpenGL ES 3.0)
- Basemark GPUScore: In Vitro – 1080p, 60% RT
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 2160p (High) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1440p (High) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Aztec Ruins 1080p (Normal) (Metal/Vulkan)
- GFXBench Offscreen – Car Chase 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (Metal/OpenGL ES 3.1)
- GFXBench Offscreen – Manhattan 1080p (Metal/OpenGL ES 3.0)
Benchmarks ohne und mit Lüfter
Aber was ist schon ein jeweils einzeln ermitteltes Benchmark-Ergebnis für ein Gaming-Smartphone mit Lüfter, das noch viel mehr verspricht. Da muss doch mehr gehen, oder? Und ja, da geht mehr, und zwar am besten unter kontrollierten Bedingungen mit anspruchsvollen Benchmarks in Dauerschleife, um zu ermitteln, wie sich Smartphone, Kühlsystem, Temperaturen und Lautstärke in Stresssituationen verhalten.
Der Lüfter fügt 10 dB hinzu
Doch eines gleich vorweg: Nein, der Lüfter ist nicht nur 4 dB laut, zumal in den meisten Fällen das Grundrauschen im Raum bereits lauter sein dürfte. In der Redaktion waren es 29 dB, der Lüfter führte im ausgewogenen Modus nicht zu einer Steigerung. Erst im schnellen Lüftermodus kamen 10 dB für dann 39 dB hinzu – gemessen 10 cm vor dem Smartphone. Hinweis: Der ausgewogene, aber zugleich dynamische Modus kann je nach Belastung genau so laut werden wie der schnelle Lüftermodus.
3DMark und GFXBench in Dauerschleife
Gut geeignet ist für die Belastungstests vor allem der 3DMark, der mehr oder weniger anspruchsvolle Rasterizer- und Raytracing-Benchmarks mit einer Option auf Dauerschleife mit 20 Durchgängen zur Auswahl stellt. Insgesamt drei dieser Tests hat die Redaktion mit dem 3DMark, einen weiteren mit dem GFXBench durchgeführt, so wie es auch bei allen anderen Smartphone-Tests der Fall ist. Zusätzlich wurden beim 3DMark im „Wild Life“ und „Steel Nomad Light“ (Rasterizer) sowie im „Solar Bay“ (Raytracing) jeweils drei weitere Tests ausgeführt: ohne Lüfter, mit Lüfter und mit schnell drehendem Lüfter.
Auf den ersten Blick ausgesprochen gut
In den Belastungstests schneidet das Redmagic 10 Pro allein unter Betrachtung der auch noch im späteren Verlauf verfügbaren Leistung ausgesprochen gut ab. Man beachte zum Beispiel den 3DMark Wild Life, wo stets rund 90 Prozent der Leistung selbst ohne die aktive Kühlung zur Verfügung stehen. Mit 87 bis 88 Prozent ist das kaum schlechter auch im 3DMark Solar Bay mit Raytracing-Effekten der Fall.
Der Trick: sehr hohe Temperaturen
Schaut man sich dann aber den – zugegebenermaßen äußerst anspruchsvollen – 3DMark Steel Nomad Light und was dort unter Dauerlast passiert an, ist die stabile Leistung in den anderen Benchmarks keine Überraschung mehr. Redmagic erlaubt dem Chip respektive Smartphone ganz einfach sehr hohe Temperaturen, sodass die Leistung unter Dauerlast selbst im späteren Verlauf sehr hoch bleibt. Ein Apple iPhone 16 Pro Max (Test), Oppo Find X8 Pro (Test), Samsung Galaxy S25 Ultra (Test) oder selbst ein Asus ROG Phone 9 (Hands-on) (ohne X-Modus) streicht viel früher die Segel.
58,0 °C im 3DMark Steel Nomad Light
Und das ist so bei der Konkurrenz auch alles in Ordnung und hat seine Berechtigung, denn Redmagic erlaubt dem Gerät derart hohe Temperaturen, dass man sich daran wortwörtlich die Finger verbrennen kann. 51,5 °C heiß wurde die Rückseite des Smartphones im 3DMark Wild Life, sogar 56,7 °C im 3DMark Solar Bay – jeweils ohne Lüfter.
Den Rekord stellt das Redmagic 10 Pro aber im 3DMark Steel Nomad Light mit bis zu 58,0 °C auf. Wer hier zupackt, macht eine schmerzhafte Erfahrung. Die Temperaturen waren im Test letztlich so hoch, dass sich der Chip respektive das Gerät mittels massivem Thermal Throttling selbst schützen musste. Nach etwas mehr als der Hälfte der Durchgänge des Stresstests stand damit für die zweite Hälfte nur noch gut ein Drittel der Leistung zur Verfügung. Das Smartphone lieferte in diesem Szenario selbst nach dem Abkühlen und Schließen aller Apps kaum noch Leistung, da es sich wie in einer Art Schutzmodus befand. Erst ein Neustart erlaubte dann wieder Leistung auf dem vorherigen Spitzenniveau.
Test | Ergebnis | Temperatur | Deutliches Thermal Throttling? | ||
---|---|---|---|---|---|
Bestes | Schlechtestes | Rückseite | 3DMark | ||
3DMark Wild Life Unlimited Stresstest | |||||
Ohne Lüfter | 26.486 | 23.863 (90,10 %) | 51,5 °C | 30-40 °C | Nein |
Lüfter ausgewogen | 26.546 | 23.839 (89,80 %) | 48,5 °C | 30-40 °C | Nein |
Lüfter schnell | 26.474 | 24.160 (91,26 %) | 48,0 % | 33-39 % | Nein |
3DMark Solar Bay Unlimited Stresstest | |||||
Ohne Lüfter | 12.044 | 10.453 (86,79 %) | 56,7 °C | 25-56 °C | Nein |
Lüfter ausgewogen | 12.036 | 10.650 (88,48 %) | 53,5 °C | 31-55 °C | Nein |
Lüfter schnell | 12.035 | 10.545 (87,62 %) | 53,8 °C | 30-56 °C | Nein |
3DMark Steel Nomad Light Unlimited Stresstest | |||||
Ohne Lüfter | 2.536 | 925 (36,47 %) | 58,0 °C | 31-59 °C | Ja |
Lüfter ausgewogen | 2.531 | 928 (36,67 %) | 52,9 °C | 30-58 °C | Ja |
Lüfter schnell | 2.558 | 896 (35,03 %) | 53,4 °C | 21-57 °C | Ja |
Redmagic geht viel zu weit
Das ist einfach viel zu viel des „Guten“, was Redmagic dem Smartphone in Sachen Temperatur zutraut. Anstatt das Limit etwas niedriger anzusetzen und sich mit geringeren Benchmark-Ergebnissen zufriedenzugeben, lässt Redmagic das Smartphone schnurstracks bis zum Höllentor rennen, das unter höchster Belastung dann auch gleich noch eingetreten wird.
Der Lüfter wirkt, hilft aber nicht
Das Interessante an der ganzen Sache: der Lüfter funktioniert sogar (eingeschränkt). In allen drei Belastungstests fällt die Temperatur mit aktivem Lüfter etwas niedriger aus als ohne Lüfter. Dabei macht es letztlich aber keinen Unterschied, ob der Lüfter im ausgewogenen oder schnellen Profil betrieben wird. Ohnehin wechselt der Lüfter in den Benchmarks bei Nutzung des ausgewogenen, aber zugleich dynamischen Profils, zügig zur höchsten Drehzahl.
Funktioniert bedeutet aber nicht, dass damit Thermal Throttling verhindert werden kann. Im 3DMark Steel Nomad Light ließen sich über das Laser-Thermometer bei schnell drehendem Lüfter zwar „nur noch“ rund 53 °C auf der Rückseite ermitteln, zu massivem Thermal Throttling und dem zuvor beschriebenen Rückfall in den Schutzmodus kam es aber selbst dann noch – nur eben etwas später. Das nachfolgende Diagramm verdeutlicht sehr gut, wie das Thermal Throttling ab dem 11. Durchgang (ohne Lüfter), ab dem 12. Durchgang (ausgewogener Lüfter) und zum Schluss ab dem 16. Durchgang (schneller Lüfter) einsetzt.
Ein Gimmick mit mehr Nach- als Vorteilen
Der Lüfter ist ein Gimmick, man benötigt ihn nicht wirklich, um dauerhaft viel Leistung abrufen zu können. Ja, die Temperaturen lassen sich mit aktiver Kühlung leicht reduzieren, letztendlich hat das aber kaum Einfluss auf die Leistung. Zumal das Ziel eigentlich lauten sollte, keine beweglichen Teile mehr in einem Smartphone zu verbauen. Ein Lüfter ist das genaue Gegenteil, er zieht Staub an und kann defekt gehen, außerdem verhindern die Öffnungen im Gehäuse einen wirksamen IP-Schutz gegen Fremdkörper und Wasser.
Für ein Gaming-Smartphone kann man Spielereien wie den Lüfter oder die RGB-Beleuchtung aber noch eher durchgehen lassen. Auf gar keinen Fall trifft dies aber auf die viel zu hohen Temperaturen zu. Das ist schlichtweg fahrlässig von Redmagic, schadet der Langlebigkeit der Elektronik und führt im schlimmsten Fall zu Verbrennungen.