Amazon Kindle Colorsoft im Test: Der E-Book-Reader mit der bis dato besten Farbdarstellung
Amazon setzt mit der Farb-E-Book-Reader-Premiere Kindle Colorsoft einen neuen Benchmark im Test. Der Kauf will dennoch gut überlegt sein, denn neben sehr guter Farbdarstellung und solider Verarbeitung bleiben Formatbeschränkungen und eingeschränkte Einstellungen Schwachpunkte. Ebenfalls bedacht werden sollte das Display-Format.
Design, Verarbeitung und Preis
Mit der Vorstellung des Kindle Colorsoft im Oktober 2024 betrat Amazon als letzter großer Anbieter von E-Book-Readern den Markt für Lesegeräte mit Farbdarstellung. Die setzt im Test direkt einen neuen Benchmark, uneingeschränkt empfohlen werden kann der Kindle Colorsoft aber dennoch nicht. Alle Details im ausführlichen Artikel.
- sehr gute Farbdarstellung
- sehr gute Textdarstellung
- sehr hohe Helligkeit
- gute Verarbeitung
- gutes Ghosting-Verhalten
- Blaulichtfilter
- Wasserschutz
- Wiedergabe von Audible-Hörbüchern per Bluetooth
- keine Nutzung von separaten Audible-Konten
- Wiedergabe nur von Audible-Hörbüchern
- geringe Formatunterstützung
- schlechte PDF-Unterstützung
- Keine Unterstützung von SD-Karten
Das Design des neuen Kindle gleicht dabei nahezu vollständig dem des Kindle Paperwhite (Test) und reiht sich somit ohne gestalterische Experimente in das Kindle-Portfolio des Online-Händlers ein. Die nahezu identische Form sowie die gleiche Größe lässt darauf schließen, dass Amazon für beide Modelle das gleiche Gehäuse verwendet. Im Endeffekt hätte das Unternehmen den neuen Reader durchaus auch unter dem Namen „Paperwhite“ führen und lediglich mit dem Zusatz „Color“ versehen können.
Der Preis des Kindle Colorsoft wird vor allem durch das neue Farb-Panel beeinflusst, trotz der zuletzt angehobenen Preise für andere Kindle-Modelle fällt dieser mit 290 Euro deutlich höher aus. Dafür bietet Amazon den Colorsoft direkt in der „Signature Edition“ mit 32 GB Speicher an, während eine spezielle Kids-Edition – im Gegensatz zu anderen Modellen des Herstellers – bislang nicht verfügbar ist.
Amazon Kindle Colorsoft | Amazon Kindle Paperwhite 2024 | PocketBook InkPad Color 3 | PocketBook Verse Pro Color | |
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Betriebssystem: | proprietäres Betriebssystem | Linux | ||
Display: | 7,00 Zoll 1.264 × 1.680, 300 ppi E-Ink Kaleido 3, 16 Graustufen, beleuchtet Farbdarstellung, 4.096 Farben 632 × 840, 150 ppi |
7,00 Zoll 1.264 × 1.680, 300 ppi E-Ink Carta 1200, 16 Graustufen, beleuchtet |
7,80 Zoll 1.404 × 1.872, 300 ppi E-Ink Kaleido 3, 16 Graustufen, beleuchtet Farbdarstellung, 4.096 Farben |
6,00 Zoll 1.072 × 1.448, 300 ppi E-Ink Kaleido 3, 16 Graustufen, beleuchtet Farbdarstellung, 4.096 Farben 536 × 724, 150 ppi |
Blaulichtfilter: | Ja | |||
Helligkeitssensor: | Helligkeitssensor | – Variante Helligkeitssensor |
– | |
Bedienung: | Touch | Physische Tasten, Touch | ||
SoC: | 0,8 GHz, ? | ?, ? | 1,8 GHz, 4 Kern/e | |
RAM: | 512 MB | ? | 1.024 MB | |
Interner Speicher: | 32 GB (25,5 GB verfügbar) |
16 GB (9,5 GB verfügbar) Variante 32 GB (25,5 GB verfügbar) |
32 GB (28,0 GB verfügbar) |
16 GB (15,0 GB verfügbar) |
Konnektivität: | USB Typ C 802.11 b/g/n/ac |
USB 2.0 Typ C 802.11 a/b/g/n/ac |
USB 2.0 Typ C 802.11 b/g/n |
USB Typ C 802.11 b/g/n/ac |
Bluetooth: | Ja | 5.0 | Ja | |
Mobilfunk: | – | |||
Größe (B×H×T): | 127,5 × 176,7 × 7,8 mm | 134,0 × 189,0 × 7,9 mm | 108,0 × 156,0 × 8,0 mm | |
Gewicht: | 219 g | 214 g | 267 g | 182 g |
Schutzart: | Wasserschutz | IPX8 | ||
Akku: | ? | 2.900 mAh | 2.100 mAh | |
Kabellose Laden: | Ja | Nein Variante Ja |
Nein | |
Textformate: | DOC, DOCX, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, TXT | CHM, CBR, CBZ, DJVU, DOC, DOCX, Epub, FB2, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, RTF, TCR, TXT | ||
DRM-Formate: | Kindle (AZW) | Adobe-DRM E-Pub, Adobe-DRM PDF, LCP / Care | ||
Audio-Formate: | Audible Hörbücher | MP3, OGG, M4B | ||
Vorlesefunktion: | – | Text-To-Speech | ||
Preis: | ab 290 € | ab 170 € / 199,99 € | ab 274 € | ab 154 € |
Mit seinem Preis ordnet sich der Kindle Colorsoft im selben Segment wie das InkPad 3 Color (Test) ein, dessen Hersteller PocketBook für den Reader mit 8-Zoll-Display einen UVP von 319 Euro ansetzt. Der Colorsoft hingegen bleibt, wie bereits der Kindle Paperwhite, bei einer Diagonalen von 7 Zoll.
Auch der Materialmix wurde unverändert beibehalten, sodass hauptsächlich hochwertig verarbeiteter Kunststoff zum Einsatz kommt. Die Rückseite hätte jedoch, wie schon bei der graustufigen Variante, etwas griffiger gestaltet sein können, damit der Reader in nassen Umgebungen, die ihm dank seines Wasserschutzes generell erst einmal nichts anhaben können, nicht aus der Hand gleiten kann.
Die Verarbeitung ist, wie von Amazon gewohnt, auf hohem Niveau angesiedelt; geringe Spaltmaße und die fast nahtlosen Übergänge der Komponenten lassen den Colorsoft wie aus einem Guss erscheinen – ein Anspruch, der angesichts des aufgerufenen Preises mehr als berechtigt ist.
Die plane Oberfläche geht wie gewohnt in den etwas breiteren unteren Rand mit dem „Kindle“-Aufdruck über. Da auch der Colorsoft das Bedienkonzept des Paperwhite übernimmt, verfügt dieser über keinerlei Blättertasten. Einziges haptisches Bedienelement ist der Einschaltknopf am unteren Gehäuserand, neben dem sich der USB-C-Anschluss befindet, über den der Reader geladen und mit Inhalten gefüllt werden kann. Der Lieferumfang umfasst neben einer Kurzanleitung lediglich ein USB-Kabel; Ladegeräte legt Amazon bereits seit Längerem nicht mehr bei. Optional lässt sich der Kindle Colorsoft mittels einer geeigneten Ladeschale auch kabellos aufladen.
Das neue Farb-e-Ink-Display
Amazon gibt zwar offiziell nur wenige Details zum Display des Kindle Colorsoft bekannt, doch die vorliegenden Angaben ermöglichen einige Rückschlüsse.
Pixeldichte, Farben und Helligkeit
So besitzt das Panel eine Bildschirmdiagonale von 7 Zoll und eine Pixeldichte von 300 ppi, was auf eine mit der des Kindle Paperwhite identischen Auflösung von 1.264 × 1.680 Pixel schließen lässt. Der Testkandidat verwendet dabei die Kaleido-3-Technologie, die eine Farbdarstellung von bis zu 4.096 Farben ermöglicht. Amazon verzichtet somit (noch) auf die Gallery-3-Technologie, die beispielsweise im Paper Pro von ReMarkable (Test) zum Einsatz kommt und die bis zu 50.000 Farben darstellen kann.
Darüber hinaus unterscheidet sich der Kindle Colorsoft durch eine Oxid-Rückwandplatine von anderen Farb-Lesegeräten, die den Kontrast sowie die Farbkraft des Displays weiter verbessern soll. Wie alle Kindle-Modelle ist auch der Colorsoft mit einer Vordergrundbeleuchtung ausgestattet, die dank eines speziellen Lichtleitersystems für eine gleichmäßigere Verteilung des Lichtes sowie einer höheren Helligkeit als bei vergleichbaren Geräten der Konkurrenz sorgen soll.
Die Kombination dieser Komponenten sorgt dafür, dass Amazon in dieser Kategorie weiterhin die Nase vorne hat. Während viele Farb-Reader anderer Hersteller lediglich eine Helligkeit von bis zu 60 cd/m² erreichen, bietet der Kindle Colorsoft durchschnittlich 138 cd/m² und damit mehr als die doppelte Leuchtkraft. Die Ausleuchtung ist dabei sehr gleichmäßig, bei maximaler Helligkeit beträgt die Differenz über das Display hinweg nur etwa 7 cd/m².
Helligkeitsverteilung des Kindle Colorsoft in cd/m² | ||
---|---|---|
136 | 136 | 134 |
139 | 141 | 141 |
138 | 140 | 139 |
Durchschnittshelligkeit: 138 cd/m² Farbtemperatur: 7.300 K |
Wie in dieser Preisklasse erwartet, ist der Kindle Colorsoft zusätzlich mit einem Blaulichtfilter ausgestattet, der die entsprechenden Lichtanteile reduzieren soll. Durch diesen kann die Farbtemperatur in 24 Abstufungen von 7.300 K bis zu 2.500 K gesenkt werden. Die Helligkeit reduziert sich dabei lediglich um 4 cd/m².
Der neue Kindle verfügt wie der Kindle Paperwhite Signature Edition über einen Lichtsensor, der Helligkeit und Farbtemperatur automatisch an das Umgebungslicht anpasst. Die automatische Anpassung funktioniert jedoch etwas anders, als Nutzer von Tablets es gewohnt sind: In hellen Umgebungen regelt das System die Displayhelligkeit herunter, während es bei abnehmender Umgebungshelligkeit die Helligkeit wieder erhöht. Das ist jedoch einfach erklärt: Während unter anderem gängige Smartphone und Tablets generell eine Beleuchtung benötigen, um ihre Inhalte sichtbar zu machen und deren Helligkeit immer mit dem Umgebungslicht konkurrieren muss, kommen E-Ink-Panels bei ausreichender Außenhelligkeit auch ohne zusätzliche Beleuchtung aus.
Sehr gute Farbdarstellung
Die Farbbrillanz des Colorsoft übertrifft die anderer Modelle dabei deutlich; Farben erscheinen kräftig und klar, während bei Geräten wie dem Verse Color (Test) oder dem InkPad 3 Color (Test) von PocketBook die Farbdarstellung im direkten Vergleich sichtbar matter und wie unter einem leichten Schleier gesteckt wirkt.
Auch der von anderen Geräten bekannte leicht gesprenkelte Hintergrund ist beim Testkandidaten nicht zu beobachten. An die Darstellung von Tablets mit LC-Display oder OLED-Technik kommt zwar auch der Colorsoft nicht heran, bietet aber die bislang beste auf ComputerBase getestete Farbdarstellung unter den E-Book-Readern.
Bei der reinen Textdarstellung kommt zudem der sichtbar hellere Hintergrund zum Tragen, der ebenfalls für einen höheren Kontrast und damit für eine bessere Erkennbarkeit der Inhalte sorgt. Im direkten Vergleich zum Paperwhite mit seinem Graustufen-Display wirkt dieser dennoch dunkler, so ganz kann Panel-Hersteller E-Ink die zwei Schichten noch nicht kaschieren.
Allerdings bringt die verwendete Technologie auch einige gewohnte Einschränkungen mit sich: Die Kaleido-3-Technologie kombiniert zwei Darstellungsschichten, bei denen die farbigen Pixel des „Color Filter Array“ (FCA) in einer diagonalen Anordnung in der Subpixel-Matrix über die Graustufenebene gelegt werden und so für die Farbdarstellung sorgen. Dies führt aber auch beim Kindle Colorsoft dazu, dass sich die Auflösung bei Farbinhalten von 300 ppi auf 150 ppi halbiert. Dieser Effekt fällt besonders bei größeren Überschriften auf, die dadurch „pixeliger“ wirken.
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