Amazon Kindle Colorsoft im Test: Unterstützte Formate, Bibliothek und Leseoptionen
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Für eigene Inhalte stellt der Kindle Colorsoft Nutzern zwar großzügige 32 GB Speicher zur Verfügung, jedoch bleibt die Unterstützung für E-Book-Formate wie von Amazon gewohnt auf das Wesentliche beschränkt. Auch beim Testkandidaten akzeptiert der Reader lediglich das Amazon-eigene Kindle-Format AZW3 und AZW, daneben noch TXT, PDF sowie ungeschützte Mobi- und PRC-Dateien.
Das weiter verbreitete Epub-Format lässt sich nach wie vor nur über Umwege nutzen. Hierfür kann die „Send-To-Kindle“-Funktion verwendet werden, bei der das digitale Buch über die Kindle-spezifische E-Mail-Adresse an die Server von Amazon gesendet, dort konvertiert und schließlich auf den Kindle übertragen wird. Alternativ lässt sich zur Wandlung auch Software zur Organisation für digitale Bücher wie das bekannte Calibre (Download) verwenden. Hierbei werden allerdings nicht immer alle Funktionen unterstützt, wie der Test zum Kindle Scribe (Test) seinerzeit gezeigt hat: Bücher, die über Calibre konvertiert wurden, konnten dabei nicht mit Notizen versehen werden – dies war erst möglich, nach dem die Wandlung aus dem Epub-Format über die Server von Amazon erfolgte.
Natürlich wäre es im Sinne des Nutzers, wenn Amazon seine Kindle-Reader für gängige Formate mehr öffnen würde, doch geht der aktuelle Zustand meistenteils nur mit kleinen Nachteilen einher. Da E-Books auf dem freien Büchermarkt inzwischen meist nur mit weichem DRM, also mit einem unsichtbaren Wasserzeichen, versehen sind, bietet sich Kindle-Nutzern dadurch eine Vielzahl an Möglichkeiten, ihren Reader mit Lesestoff zu befüllen. Der Zugang zur Onleihe, dem digitalen Verleihdienst der öffentlichen Bibliotheken, bleibt allerdings weiterhin verwehrt.
Prime-Mitglieder können dafür auf einen Teil der von Amazon bereitgestellten Leih-Titel zugreifen, der vollständige Katalog ist jedoch nur über Kindle Unlimited möglich, für das ein kostenpflichtiges Abonnement von derzeit 11,75 Euro monatlich nötig ist. Amazon wirbt hier zwar mit „Millionen von eBooks, ausgewählten eMagazin-Abos und Tausende Hörbüchern“, doch fällt das Angebot in der Praxis weniger üppig aus, als es die Werbung verspricht. Da viele der großen Verlage ihre Inhalte nach wie vor nicht für den Dienst zur Verfügung stellen, bleibt das Angebot an vielen Stellen lückenhaft – vor allem aktuelle Bestseller fehlen. Diese Lücken werden meist von Amazon-eigene Selfpublisher-Titel gefüllt.
PDF-Dateien können auf dem Kindle Colorsoft zwar angezeigt werden, doch bleibt die Unterstützung und die möglichen Funktionen nach wie vor sehr gering. Zwar scheint der Colorsoft aufgrund seiner Farbdarstellung für solche Dokumente prädestiniert zu sein, doch wird schnell ersichtlich, dass der Reader beim Lesen größerer Dokumente an seine Grenzen stößt. Hier wird deutlich, dass Amazon mit dem Colorsoft weiterhin die Nutzung seiner eigenen Formate fokussiert.
Da E-Books im Amazon-eigenen Format oder auch als Epub in der Regel nur wenige Megabyte an Speicher für sich beanspruchen, finden somit tausende Bücher auf dem Kindle Colorsoft Platz. Anders sieht es bei Audible-Hörbüchern aus, die ebenfalls unterstützt werden, jedoch stets in AAX-Qualität und somit ohne Wahl der Qualitätsstufe geladen werden – das MP3-Format bleibt auch hier außen vor. Durch die festgelegte Qualitätsstufe kann die Dateigröße je nach Hörbuchlänge durchaus ein bis zwei Gigabyte erreichen, was den Speicher entsprechend schnell füllt.
Das ausschließliche Bewegen im Amazon-Universum kann aber auch Vorteile mit sich bringen, da die nahtlose Integration eine unkomplizierte Übertragung und Synchronisation ermöglicht. Auf diese Weise lassen sich neu gekaufte Inhalte schnell auf den Kindle laden, was besonders in Kombination mit mehreren Lesegeräten von Vorteil ist – so kann ein kleineres Modell unterwegs genutzt werden, während ein größerer Kindle daheim zur Geltung kommt. Alternativ können Inhalte auch per USB-Verbindung im unterstützten Format auf den Colorsoft übertragen werden. Eine native Integration weiterer Cloud-Dienste, wie sie etwa der Dropbox-Client von PocketBook bietet, ist hingegen nicht vorhanden.
Bibliothek und Medienverwaltung
Amazon bietet zahlreiche Funktionen, damit Nutzer den Überblick über ihre Inhalte behalten – eine klare Organisation ist gerade bei vielen Büchern auf dem kleinen Bildschirm ein Muss und stellt das System vor allem wegen dem kleinen Bildschirm vor einige Herausforderungen. Doch Amazon gibt dem Nutzer hierfür einige sinnvolle Werkzeuge an die Hand.
Die Startseite zeigt nach dem Einschalten die zuletzt geöffneten Bücher, wobei das zuletzt gelesene Buch nicht nur an erster Stelle in der Reihe erscheint, sondern auch als kleines Cover am unteren Bildschirmrand angezeigt wird. Unterhalb dieser, recht kurzen, Übersicht werden Leseempfehlungen aus Amazons Buch-Shop sowie Prime- und Kindle-Unlimited-Titeln eingeblendet.
Über den Reiter „Bibliothek“ erhält der Nutzer Zugriff auf die gekauften und geliehenen Bücher sowie Audible-Hörbücher. Ein einfaches Antippen genügt, um den Titel auf den Reader zu laden und durch erneutes Berühren des Displays zu öffnen. Die Bibliothek selbst bietet verschiedene Filteroptionen, mit denen sich der Leser etwa nur die Bücher anzeigen lassen kann, die bereits auf dem Gerät gespeichert sind, oder Audible-Inhalte oder Magazine vom Zeitungskiosk ausblendet. Gelesene und ungelesene Titel lassen sich ebenfalls separat anzeigen, sowie eine Sortierung nach Buchname, Autor oder Veröffentlichungsdatum vornehmen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eigene Sammlungen anzulegen und Bücher nach persönlichen Kriterien zu ordnen.
Leseeinstellungen zur Individualisierung
Die Leseeinstellungen des Kindle Colorsoft bleiben auch mit dem neuen Kindle auf die grundlegenden Optionen beschränkt. Der Reader bietet wie in den vorherigen Modellgenerationen insgesamt neun Schriftarten, darunter auch OpenDyslexic, eine speziell für Menschen mit Leseschwäche entwickelte Schriftart, die das Lesen erleichtern soll. Die Schriftgröße ist bei allen Fonts in 14 Abstufungen einstellbar, ebenso kann die Schriftstärke angepasst werden, was für Leser mit Sehbeeinträchtigungen nützlich sein kann.
Auch die Anpassung der Darstellung bleibt schlicht und ermöglicht lediglich die Ausrichtung in Quer- oder Hochformat sowie Zeilen- und Seitenabstände in drei Stufen. Zudem hat der Leser die Wahl zwischen Blocksatz und linksbündiger Darstellung, weitere Möglichkeiten gibt es nicht.
So sparsam Amazon bei den Leseeinstellungen ist, so erfinderisch zeigt sich der Online-Händler bei den Zusatzfunktionen. „X-Ray“ gibt bei unterstützten Büchern weiterführende Informationen zum Inhalt, etwa welche Personen oder Orte in der Handlung vorkommen, was den Überblick gerade bei komplexen Geschichten erleichtern kann. Auch hat der Leser die Möglichkeit, über die „Buch-Erwähnung“ sich Verweise auf andere Bücher anzeigen zu lassen, wobei Amazon diese Funktion nicht ohne Grund implementiert haben dürfte. Darüber hinaus können ebenso Textstellen, die von anderen Nutzern häufig markiert werden, angezeigt werden.
Alle gewählten Leseeinstellungen lassen sich in sogenannten „Themen“ speichern, sodass jede Konfiguration bei Bedarf schnell wieder geladen werden kann – praktisch, um Einstellungen für bestimmte Formate zu speichern oder wenn mehrere Leser einen Kindle nutzen.