Amazon Kindle Colorsoft im Test: Lesen auf dem Kindle Colorsoft, Audio-Unterstützung und Fazit

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Michael Schäfer
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Lesen auf dem Kindle Colorsoft

Auch der Kindle Colorsoft punktet mit der von Kindle-Readern bekannten hohen Qualität bei der Textdarstellung. Während viele Reader mit Farbbildschirm durch die zusätzlichen Farbschichten einen deutlich dunkleren Hintergrund aufweisen, ist dieser beim Kindle heller. Durch das bereits erwähnte verbesserte Lichtleitersystem und der Oxid-Rückwandplatine wird ein deutlich höherer Kontrast erreicht, als es bei der Konkurrenz der Fall ist. Das wiederum steigert die Lesbarkeit von Texten sichtbar.

Auch der Kindle Colorsoft überzeugt mit einer guten Textdarstellung
Auch der Kindle Colorsoft überzeugt mit einer guten Textdarstellung

Für den guten Lesefluss sorgt nicht zuletzt das sehr gute Schriftsatzsystem, das mit der Schriftart „Bookerly“ zwar seit fast einem Jahrzehnt unverändert geblieben ist, aber nach wie vor zu den besten seiner Art gehört. Zusammen mit der scharfen Textdarstellung und dem guten Kerning sorgt das System für einen ausgewogenen Abstand zwischen den Buchstaben und Wörtern, womit ein gleichmäßiges und homogenes Schriftbild entsteht, das einen wesentlichen Teil zur guten Lesbarkeit beiträgt.

Doch auch beim Kindle Colorsoft ist nicht alles perfekt. So stellt auch beim Testkandidaten die durch die Kaleido-3-Technologie hervorgerufene reduzierte Auflösung bei farbigen Elementen von 150 statt ansonsten 300 ppi einen sichtbaren Nachteil dar. Dies ist vor allem im direkten Vergleich bei Überschriften zu erkennen, die mit Farbe sichtbar pixeliger erscheint. Bei Grafiken und Comics fällt dies dagegen weniger auf. Die Darstellung von Fotos reicht aus, um Inhalte zu erkennen, doch im Vergleich zu Tablets fehlt es an der Farbbrillanz. Um also in gemütlicher Runde stolz die letzten Urlaubsbilder zu zeigen, sollte lieber nicht zum Colorsoft gegriffen werden.

Der Reader stellt einige weitere Einstellungsmöglichkeiten bereit
Der Reader stellt einige weitere Einstellungsmöglichkeiten bereit

Ghosting, also das leichte Durchscheinen alter Inhalte nach einem Seitenwechsel, spielt auch beim neuen Kindle dank der Carta-Technologie praktisch keine Rolle mehr. Lediglich bei grafischen Elementen wie Menüs können diese gelegentlich auftreten, sind aber beim nächsten Seitenwechsel wieder gänzlich verschwunden. Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt in den Einstellungen die Invertierung, also die komplette Neuausrichtung aller Bildpunkte, für jede neue Seite.

Nur Audible ist über Bluetooth hörbar

Die eingeschränkte Formatunterstützung setzt sich auch bei den Audio-Formaten fort. Wie mittlerweile alle anderen Kindle-Modelle ist auch der Kindle Colorsoft mit einem Bluetooth-Modul ausgestattet, sodass sich Ausgabegeräte wie Kopfhörer oder Lautsprecher kabellos verbinden lassen, um darüber Hörbücher der Amazon-Tochter Audible wiederzugeben. Im Test konnte die Verbindung mit verschiedenen Ausgabegeräten schnell und stabil hergestellt werden.

Eine kabelgebundene Verbindung mittels eines USB-C-Adapters wird hingegen nach wie vor nicht von Amazon unterstützt. Zudem besitzt der Colorsoft keinen integrierten Lautsprecher, wie ihn viele Modelle des Konkurrenten PocketBook bieten.

Auch der Kindle Colorsoft versteht sich bei der Audioausgabe nur auf das Audible-Format
Auch der Kindle Colorsoft versteht sich bei der Audioausgabe nur auf das Audible-Format

Was für die Buchformate gilt, findet sich auch bei der Wiedergabe der Audioformate wieder: Die Einstellungsmöglichkeiten sind begrenzt und bieten nur grundlegende Funktionen. So kann lediglich die Wiedergabegeschwindigkeit angepasst, der wiedergegebene Inhalt um jeweils 30 Sekunden vor- oder zurückgespult oder für größere Sprünge der bekannte Schieberegler verwendet werden. Das Inhaltsverzeichnis ermöglicht es zudem, zu bestimmten Stellen zu springen; außerdem lassen sich Lesezeichen setzen, um gewünschte Abschnitte später leichter wiederzufinden. Damit erschöpfen sich jedoch bereits die Funktionen des Kindle Colorsoft in diesem Bereich. Eine Lautstärkeregelung fehlt ebenso wie die Möglichkeit, Audioinhalte im Hintergrund abzuspielen – während der Wiedergabe kann lediglich das Display deaktiviert werden.

Das Laden von Hörbüchern auf den Kindle gestaltet sich hingegen einfach: Durch Auswahl in der eigenen Bibliothek werden diese direkt auf das Gerät übertragen. Amazon bietet jedoch weiterhin nicht die Möglichkeit, Inhalte von einem separaten Audible-Konto direkt einbinden zu können. Nutzer, die bisher Bücher und Hörbücher getrennt gehalten haben, müssen ihre Konten zunächst über ihren Amazon-Zugang miteinander verknüpfen.

Fazit

Mit dem Kindle Colorsoft bringt Amazon als letzter großer Anbieter einen Farb-Reader auf den Markt. Spät dran zu sein, scheint sich technologisch aber ausgezahlt zu haben: Die Schwächen der Konkurrenz kann Amazon in vielen Bereichen umschiffen.

Der Kindle Colorsoft weist dabei die bekannte, hohe Fertigungsqualität der Kindle-Serie auf. Obwohl hauptsächlich Kunststoff zum Einsatz kommt, ist die Verarbeitung über jeden Zweifel erhaben – der Reader wirkt stabil und liegt durch seine kompakten Maße sehr gut in der Hand.

Die Farbdarstellung des neuen Kaleido-3-Displays fällt ebenfalls sehr gut aus. Amazon scheint es gelungen zu sein, den Hintergrund trotz der zweischichtigen Farbdarstellung gegenüber den Mitbewerbern heller zu gestalten, was den Kontrast und damit auch die Lesbarkeit von Texten erhöht. Durch das spezielle Lichtleitersystem erreicht der Testkandidat zudem mehr als die doppelte Helligkeit der Konkurrenz. Die im Colorsoft eingesetzte Oxid-Rückwandplatine sorgt weiter für eine kräftigere Farbdarstellung, sodass die 4.096 möglichen Farben weniger blass als bei anderen Farb-Readern wirken. Trotz aller Optimierungen reduziert sich die Auflösung bei farbigen Inhalten jedoch ebenfalls von 300 auf 150 ppi – ein Nachteil, der auf die Display-Technologie zurückzuführen ist und sich wohl erst mit der Gallery-3-Technologie ändern wird, die aber aufgrund der hohen Umschaltzeiten bei E-Book-Readern oder E-Notes aktuell kaum zu finden ist.

Zur guten Lesbarkeit der Texte trägt nicht zuletzt auch das sehr gute Schriftsatzsystem vom Amazon bei, welches zwar seit fast einem Jahrzehnt mehr oder weniger unverändert seinen Dienst verrichtet, aber nach wie vor den Spitzenplatz weiter für sich behaupten kann. Trotz aller Innovationen verharrt Amazon jedoch in manchen Bereichen auf der Stelle. So fällt die Formatunterstützung nach wie vor sehr mager aus, die hauptsächlich die Amazon-eigenen Formate bevorzugt. PDF-Dateien werden hingegen nur mit grundlegenden Funktionen angezeigt, eine native Epub-Unterstützung fehlt weiterhin. Um diese auf dem Kindle lesen zu können, müssen Nutzer nach wie vor auf die „Send-To-Kindle“-Funktion von Amazon oder Konvertierungssoftware zurückgreifen.

Auch die Einstellmöglichkeiten zur Darstellung der Inhalte bleiben begrenzt. Außer der Schriftgröße in 14 Abstufungen können nur die Seitenränder und der Zeilenabstand in drei festen Stufen angepasst werden. Immerhin ermöglicht Amazon weiterhin, die Schriftstärke separat anzupassen – eine in den Augen des Autors wichtige Funktion, die vielen andere Hersteller nach wie vor vermissen lassen.

Kindle Colorsoft im Test

Ähnliches gilt bei den Audio-Formaten, wobei hier eigentlich im Singular gesprochen werden muss, da im Grunde nur ein Format unterstützt wird – das der Amazon-Tochter Audible. Eine Anpassung der Wiedergabequalität ist nicht möglich, was unter Umständen jedoch Speicherplatz gespart hätte. Denn auch wenn Amazon den Colorsoft lediglich in der Signature-Edition anbietet und dieser dadurch direkt 32 GB an Langzeitspeicher mit sich führt, kann dieser Aufgrund des Umstandes, dass Audible-Hörbücher abhängig von ihrer Länge auch gerne mal ein bis zwei Gigabyte an Speicher belegen können, schnell voll werden.

Ein weiterer Nachteil könnte für Nutzer darin bestehen, dass ohne Verknüpfung mit dem eigenen Amazon-Konto kein separates Audible-Konto genutzt werden kann. Auch die Funktionen des integrierten Players bleiben auf das Wesentliche beschränkt.

Abschließend bleibt die Frage, ob ein Farb-Reader mit dieser Bildschirmgröße überhaupt sinnvoll ist. Comics – Manga und Disneys lustige Taschenbücher oder andere Veröffentlichungen in der Größe einmal ausgenommen – dürften meist zu groß für eine komfortable Darstellung sein. Zudem liegen diese häufig im PDF- oder CBR-/CBZ-Format vor, die der Kindle Colorsoft nur unzureichend oder wie die beiden letzten gar nicht nativ unterstützt. Selbst wenn diese Formate konvertiert vorliegen, dürfte das Lesen einer Wisch-Orgie gleichen. Das Gleiche gilt für Bilderbücher, die eigentlich erst ab Displaygrößen von 8 Zoll sinnvoll genutzt werden können – größer wäre sogar noch besser.

Bei Sachbüchern im AZW-Format mag der Farbbildschirm bei kleineren Bildern oder Grafiken dagegen Vorteile bieten, während bei großen Schaubildern der Testkandidat wohl wieder passen müsste. Und ob farbige Überschriften bei Belletristik den deutlichen Preisaufschlag gegenüber dem Kindle Paperwhite rechtfertigen, bleibt fraglich.

Der Kindle Colorsoft stellt Farben also aktuell am besten dar, ob man die Funktion auf 7 Zoll wirklich benötigt, sollte jeder Interessent in Anbetracht des Preises aber genau abwägen.

Amazon Kindle Colorsoft
14.01.2025
  • sehr gute Farbdarstellung
  • sehr gute Textdarstellung
  • sehr hohe Helligkeit
  • gute Verarbeitung
  • gutes Ghosting-Verhalten
  • Blaulichtfilter
  • Wasserschutz
  • Wiedergabe von Audible-Hörbüchern per Bluetooth
  • keine Nutzung von separaten Audible-Konten
  • Wiedergabe nur von Audible-Hörbüchern
  • geringe Formatunterstützung
  • schlechte PDF-Unterstützung
  • Keine Unterstützung von SD-Karten

ComputerBase hat den Kindle Colorsoft leihweise von Amazon zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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