Taron
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2007 vs 2017 – 10 Jahre 8 Kerne
Leserartikel von Taron
Das hier wollte ich schon länger mal machen.
Vor einiger Zeit trudelte nämlich ein besonderes Stück Hardware bei mir ein, getreu der Tradition der LGA775- und 771-Sockel: ein Dual-CPU Board für LGA771. Abseits der Intel "Skulltrail"-Plattform welche den Highend-Consumer-Markt abdecken sollte sind diese Boards abseits von Workstations sonst nur noch dem Server-Markt vorbehalten.
Erst hatte ich überlegt, dieses Board hier einfach nur vorzustellen und vielleicht noch ein paar kleine mögliche Use-Cases und Benches zu präsentieren, aber dann dachte ich: wäre es nicht interessant, mal einen modernen Achtkern-Prozessor gegenüberzustellen, ein Vergleich der Dekade sozusagen?
Und hier ist er. Mehr oder weniger, denn unkompliziert war es nicht, und so viel sei gesagt – es hat sich eine Menge getan!
Verwendete Hardware
- 2x 4C/4T Intel Xeon X5460 @ 3,17 GHz
- 2x Stock LGA771 Cooler
- 24 GB ECC-DDR2 5300P
- Win 10 x64 21H2 (Build 19044.1288)
- Vega 64 Red Devil @ Stock (Silent BIOS)
- 250 GB Samsung 850 SATA-III SSD
- SeaSonic 550W Prime Platinum
Nicht mehr der hellste Stern am Gaming-Himmel, aber mein treuer Begleiter bis heute.
- 8C/16T Ryzen 1700X @ Stock
- Asus PRIME B350-PLUS
- Noctua NH-D15 w/ 2x NF-A14
- 16 GB DDR4-2400 Crucial Ballistix
- Win 10 x64 21H2 (Build 19044.1288)
- Vega 64 Red Devil @ Stock (Silent BIOS)
- WD SN550 1TB NVMe M.2 SSD
- Corsair RM750x Gold
Das Board
Das Asus DSAN-DX ist ein Server-Mainboard im Formfaktor E-ATX / SSI EEB. Mit sechs DDR2-DIMM Slots, zwei CPU-Sockeln und einer dedizierten RAID-SAS-Karte und einem entsprechend für Server-Racks optimierten Layout bietet es mehr Schnittstellen und Ausstattung als ein Mainboard für den Consumer-Markt. Sämtliche wärmeerzeugenden Bauteile sind entsprechend einem von vorn kommenden Luftstrom ausgerichtet, welcher normalerweise durch mehrere Lüfter in der Front des Racks erzeugt wird, was einem semi-passiven Betrieb ähnelt. Die wärmsten Bauteile (in dem Fall die CPUs) sind dabei so weit wie möglich vorn angeordnet, um durch die noch kühle Luft den besten Kühleffekt zu erzielen.
Für diesen Test unter offenen Bedingungen habe ich die CPU-Kühlkörper mit kleineren Lüftern bestückt. Gekühlt werden die MOSFET abgesehen von der Wärmeverteilung über das PCB nicht.
Mit 6 x 4 GB DDR2-RAM (Modellnr. EBE41AE4ACFA-6E-E) bei insgesamt 24 GB bietet das System mehr Arbeitsspeicher als so mancher Gaming-PC von heute. Gemäß dem vorgesehenen Einsatzzweck sind die RAM-Riegel mit Fehlerkorrektur (ECC) ausgestattet und als Registered Module ausgeführt, was den Speichercontroller entlastet und die mögliche Anzahl der Speicherchips im Gesamtsystem erhöht, was allerdings aber auch einen höheren Stromverbrauch und Wärmeentwicklung mit sich bringt.
Verbaut ist ein Intel 5100 Chipsatz (Codename „San Clemente“), der über 2 Kanäle maximal 48 GB DDR2-Arbeitsspeicher adressieren kann. Beide CPU-Sockel sind unabhängig voneinander direkt mit dem Chipsatz verbunden, unterstützt werden Prozessoren mit FSB bis 1333 MHz und LGA 771.
Southbridge ist eine ICH9R welche im Gegensatz zur bekannten klassischen ICH9 auch verschiedene RAID-Levels unterstützt.
LSISAS2008 Controller auf separater Steckkarte. Technisch wird sie über PCIe angebunden
Mit dem Board mitgeliefert wurde eine sog. „PIKE“-Karte („Proprietary I/O Kit Expansion“), welche über einen LSISAS2008-Controller 8 weitere SAS-Schnittstellen auf dem Board bereitstellt, über einen eigenen Slot auf dem Mainboard angeschlossen wird und so keine weiteren PCIe-Slots belegt. Über eine grafische Benutzeroberfläche ähnlich einem älteren Windows-System (genannt „Webbios“) lässt sich die Konfiguration anpassen.
Die rückseitigen Schnittstellen sind spartanisch. Zwei USB-Ports, eine VGA- und RS-232-Schnittstelle sowie 3 x Ethernet könnten im normalen Hausgebrauch zumindest in Sachen USB problematisch werden. Eine USB-Erweiterungskarte könnte notwendig werden, zumindest Ethernet-Schnittstellen gibt es für einen Home-Server reichlich.
Für die Grafikausgabe wurde eine XGI Volari Z9s verbaut, zusammen mit 32 MB GDDR2-Speicher. Viele Informationen gibt es zu diesem Grafikchip nicht; zumindest der Z9 wurde primär für 2D-Anwendungen entwickelt. Nach meiner Kenntnis wurde der Z9s noch wenigstens Mitte 2014 hergestellt, vermutlich bei UMC.
Selten geworden: XGI-Grafikprozessor.
Manchmal wird auch von einer NVIDIA ION-Grafiklösung auf Basis eines Tesla 1.0-Grafikprozessors auf einem DSAN-DX gesprochen. Geizhals erwähnt diese. Bilder habe ich davon allerdings nie gesehen, ich vermute einen Datenfehler bei Geizhals.
Verbaut sind zwei Xeon X5460, in 45 nm gefertigt und mit FSB 1333 ähneln sie den Yorkfield-Core 2 Quad aus dem Consumer-Bereich stark. Von den Leistungsdaten entsprechen sie sonst dem Core 2 Quad QX9750 mit 3,17 GHz, welcher allerdings nie offiziell released wurde.
Doppelherz.
Manchmal ist im Zusammenspiel mit Dual-CPU-Setups die Rede von „Matched pair“, vor allem bei Ebay-Angeboten. Dies bedeutet im Wesentlichen, dass die Prozessoren paarweise vom selben Batch bzw. Wafer stammen, was möglichst ähnliche elektrische und thermische Eigenschaften sicherstellen soll um die Kühlung in engen Platzverhältnissen oder Servern zu vereinfachen. In meinem Test-Setup habe ich allerdings unterschiedliche Prozessoren unterschiedlichen Batches verbaut, was keinerlei Probleme bereitet hat. Grundsätzlich gilt also: in Dual-CPU-setups können Prozessoren unterschiedlicher Herstellungszeiträume eingesetzt werden, nur Stepping (bei Intel erkennbar übr die sSpec) und Modell müssen gleich sein!
Spezifikationen laut CPU-Z und Windows 10.
Leistungsaufnahmen System
Die Leistungsaufnahme wird in der Zuleitung zum ATX-Netzteil gemessen.
Eingesetzt wird hierfür eine nach MID zugelassene Messeinrichtung für Dreiphasenwechselstrom („Smart Meter“, MID M15) des Herstellers Kamstrup. Durch die Einhaltung der Eichfrist ist diese Messeinrichtung auch für abrechnungsrelevante Zwecke zugelassen.
Die Grafikkarte ist bei allen Szenarien dieselbe, auch wird die Anzahl angeschlossener Zusatzperipherie wie Massenspeicher oder USB-Geräte möglichst gleich gehalten um die Ergebnisse nicht zu verfälschen.
Die Einstellungen im BIOS wurden auf die Standardeinstellungen zurückgesetzt: Asus EPU on, Vcore Offset off. Nur so lässt sich eine Vergleichbarkeit zum Xeon-System herstellen, da dort keinerlei Spannungs- oder Takteinstellungen möglich sind. Das DSAN-DX bietet aufgrund seiner Natur als Server-Mainboard keinerlei Spannungs- oder Takteinstellungen.
Lastszenario | 1700X SMT on | 1700X SMT off | 2x X5460 (kein SMT) |
Idle (Desktop) | 67 W | 67 W | 130 W |
Cinebench R23 Single | 90 W | 89 W | 170 W |
Cinebench R23 Multi | 184 W | 153 W | 270 W |
SuperPI 1M | 87 W | 86 W | 258 W |
Blender 2.78 BMW Bench | 176 W | 147 W | 270 W |
Geekbench 5 Tryout | 90 W avg. | 87 W avg. | 170 W avg. |
CPU-Z Bench Multi | 158 W | 139 W | 252 W |
Prime95 28.10 Torture Test Large FFTs | 186 W | 181 W | 293 W |
Prime95 Large FFTs + FurMark Stresstest | 368 W | 486 W | --- |
Bei aktiviertem SMT des 1700X taktet die Grafikkarte im FurMark-Stresstest nicht hoch und erreicht nur etwa 60 % der eigentlichen Maximalleistung, weshalb die Leistungsaufnahme des Gesamtsystems erheblich geringer als bei abgeschaltetem SMT ist. Sobald Prime95 abgeschaltet wird, erreicht die Grafikkarte auch bei SMT on unter 3D-Last wieder ihre ursprüngliche Leistung.
Unter extremer Belastung mit Prime95 und FurMark stürzt das Xeon-System nur Sekunden nach Start des Tests ab – es läuft bei über 560 W laut Messeinrichtung und vermutlich noch deutlich höherer Spitzenlast in die Notabschaltung des Netzteils. Sekunden später lässt es sich allerdings wieder problemlos starten. Zeigt wieder die Wichtigkeit eines brauchbaren Netzteils, wenn es wirklich darauf ankommt!
Aufgrund abweichender AMD-Treiberversion sind die Stromverbräuche bei Szenarien mit Einbeziehung der Grafikkarte nur bedingt vergleichbar (mehr unter Kapitel „Spiele“).
Grundsätzlich ist der Stromverbrauch selbst für heutige Zeiten mit enormen Leistungsaufnahmen bei Prozessoren und vor allem Grafikkarten extrem hoch, im Schnitt etwa doppelt so hoch wie beim Ryzen. Ein Xeon X5460 Quadcore nimmt also in etwa so viel Leistung auf wie ein Achtkern-Ryzen 1700X.
Extrem wird das dann auch im Alltag. Über 250 W (!) genehmigte sich das System während eines Downloads eines Spiels über eine 500 MBit-Leitung, was im Taskmanager deutlich wird - 90-100 % Last auf allen acht Kernen, das sind Bilder die wir heute gar nicht mehr kennen...
Eine 500 MBit-Leitung reicht um 8 Kerne ins Schwitzen zu bringen
Dazu passt auch die enorme Wärmeentwicklung einiger Komponenten gut ins Bild. Die Temperatur des Arbeitsspeichers erreicht unter Volllast (Prime95 Torture Test) bis zu 70 °C (!), die Southbridge immerhin noch gute 60 °C und der Chipsatz als solches etwa 55 °C. Die Prozessortemperatur erreichte etwa 70 °C, allerdings nicht bei maximaler Lüfterdrehzahl. Grundsätzlich setzt solch ein System einen extrem guten Airflow und gute Kühllösungen wie Custom Water Loops voraus, vor allem der Arbeitsspeicher – sofern ECC im Use-Case gewünscht wird - dürfte in seiner Lebensdauer stark herabgesetzt sein!
Update 10.03.2022:
Ich habe mal ein paar kleine Reallife-Usecases zusammengestellt und dabei die Leistungsaufnahme soweit möglich bestimmt.
- Firefox 91.7.0esr
- LibreOffice 7.2.6
- Asus GTX 550 Ti 1 GB (ENGTX550TIDI/1GD5)
- Nvidia 388.13 Treiber
Im Firefox 91.7.0esr ist die Hardwarebeschleunigung ausgeschaltet, um möglichst nur den Verbrauch der CPU zu erfassen und die Werte durch die möglicherweise mitrechnende GPU nicht zu verfälschen – obwohl die Fermi-basierte GF116-400 GPU offiziell kein VP9 decoding in Hardware unterstützt.
Szenario | Leistung durchschnittl. | CPU-Auslastung durchschnittl. |
Idle (0 % CPU, keine Programme offen) | 135 W | 0 % |
Mauszeiger auf Desktop bewegen | 145 W | 2 % |
Text in Libre Office schreiben | 150 W | 3 % |
Bilder in Libre Office verschieben | 160 W | 8 % |
Scrollen auf einer Webseite (ebay.de) | 170 W | 15 % |
Öffnen CSV in LO mit 72000 Zeilen (182 MB) | 175 W | 15 % |
Erstellen Diagramm in LO mit 72000 Datensätzen á 2 Byte | 190 W | 20 % |
1080p30 Youtube-Video schauen | 210 W | 30 % |
1080p60 Youtube-Video schauen | 230 W | 40 % |
1440p60 Youtube-Video schauen | 250 W | 55 % |
4K Youtube-Video schauen | 280 W | 85 % |
Auffällig ist der überproportional hohe Leistungsbedarf gerade im unteren Drittel – das Öffnen der CSV-Datei mit 72000 Datensätzen bewirkt eine CPU-Auslastung von etwa 15 %, wobei dabei die Differenz zu Idle 40 W beträgt.
Bei Wiedergabe eines 1080p60 Youtube-Videos erreicht die Leistungsaufnahme einen Peak von über 270 W, trotz einer maximalen Auslastung von 55 %. Bei Pausieren dauert es fünf bis acht Sekunden, ehe sich die Leistungsaufnahme auf etwa 140 W (Wert nahe Idle) verringert.
Grundsätzlich ruckelte die Wiedergabe leicht, sowohl bei 1080p als auch 4K. Flüssiges Abspielen eines Youtube-Videos ist mit abgeschalteter Hardwarebeschleunigung (oder fehlendem Video-Decoder) nicht möglich.
Bei eingeschalteter Hardwarebeschleunigung ist der Stromverbrauch erhöht, bei 4K bis zu 330 W (!). Die Last auf der GPU beträgt dabei bis zu 70 %. Hardwarebeschleunigung dürfte hier über die API des Treibers (NVDEC) ermöglicht werden, welche alle Nvidia-GPUs ab Fermi unterstützen. Zumindest lässt sich so ein 4K-Video durchaus schauen, gelegentliche Mikroruckler gibt es allerdings dennoch.
Bei Einbau einer moderneren Grafikkarte (was wegen der größtenteils fehlenden Legacy-Unterstützung schwierig sein dürfte) kann die Leistungsaufnahme in diesem Szenario erheblich geringer ausfallen!
Grundsätzlich ist ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 170-190 W im normalen Alltagsbetrieb (Internet, Multimedia, Office) realistisch. Beachtet werden sollte dazu auch dass dieser Wert bei Nutzung eines weniger effizienten Netzteils (80+ Bronze / Gold) noch etwas weiter ansteigen dürfte.
Spiele-Benches
Die Benchmark-Sequenzen sind soweit möglich an bereits existierenden Szenarien angelehnt. Für Cyberpunk 2077 wurde das bereits von CB im Community-Benchmark genutzte Savegame herangezogen, weswegen die Ergebnisse mit denen des Artikels und der Community-Rangliste vergleichbar sind.
The Elder Scrolls V: Skyrim ist ein alter Titel, welcher auch auf genügsamen Rechnern zufriedenstellend laufen sollte. Wie bereits im LGA775-Thread wird erneut der „Whiterun interior“-Run herangezogen um Vergleichbarkeit mit dort weiterhin sporadisch erscheinenden Benchmarks sicherzustellen.
Ähnliches gilt für Planet Coaster, dort wird im „Le Bench Parc“ eine Runde „Copperhead Strike“ gefahren und während der Fahrt (Onboard-Cam 1st row) die Frames gemessen. Auch dies dient der Vergleichbarkeit mit dem LGA775-Thread.
Dirt Rally bietet einen eingebauten Benchmark, der für alle Systemkonfigurationen genutzt wird.
In Sniper Elite 4 wird in Mission "Dorf Bianti" der Abschnitt vor und wenige Meter nach dem Missionsstart abgelaufen.
Spiel | Preset | 1700X SMT on | 1700X SMT off | 2x X5460 |
Cyberpunk 2077 1.31 | FHD Ultra | 49,8 fps | 46,0 fps | --- |
FHD Mittel | 63,3 fps | 63,4 fps | --- | |
WQHD Ultra | 32,9 fps | 29,8 fps | --- | |
WQHD Mittel | 51,2 fps | 47,4 fps | --- | |
The Elder Scrolls V: Skyrim | FHD Sehr hoch | 59,8 fps | 59,6 fps | 51,1 fps |
WQHD Sehr hoch | 59,8 fps | 59,7 fps | --- | |
Planet Coaster | FHD Ultra | 73,9 fps | 74,4 fps | 27,8 fps |
WQHD Ultra | 56,4 fps | 56,7 fps | --- | |
Dirt Rally in-game Benchmark | FHD Sehr hoch | 97,6 fps | 99,4 fps | 27,1 fps |
WQHD Sehr hoch | 96,5 fps | 97,0 fps | --- | |
Sniper Elite 4 DX11 | FHD Ultra | 138,2 fps | 144,5 fps | 61,7 fps |
Sniper Elite 4 D3D12 | FHD Ultra | 148,3 fps | 158,2 fps | --- |
Cyberpunk startet auf dem Xeon-System nicht („0xC000001D - EXCEPTION_ILLEGAL_INSTRUCTION“), weil die Prozessoren auf der alten LGA771-Plattform keinerlei AVX-Instruktionen unterstützen. Allerdings können sowohl offizieller AVX-Patch (1.30AVX) als auch inoffizielle Mods dies nicht beheben, die Fehlermeldung taucht weiterhin unverändert auf.
Sniper Elite 4 lässt sich auf dem Xeon-System nur im DX11-Mode starten. Bei Verwendung von D3D12 stürzt das System bei etwa 530 W (!) Systemlast im Hauptmenü innerhalb einiger Sekunden ab, startet aber sofort neu. Bei Nutzung von DX11 läuft das Spiel, allerdings ergibt sich in der Tabelle ein Leistungsunterschied von minus 10-15 % gegenüber von D3D12, allerdings nur auf den Ryzen bezogen.
Generell ist die Xeon-Plattform im Zusammenspiel mit einer modernen Grafikkarte wenig gut gealtert. Entweder starten Spiele nicht, oder die Grafikkarte unterstützt keinen Legacy Mode (die Red Devil Vega 64 besitzt diese Unterstützung überraschenderweise noch, vermutlich weil von einem Partner hergestellt) – heutzutage bieten moderne Grafikkarten nur noch UEFI-Support (weithin anerkannt für Referenzdesigns ab AMD RX und NVidia 900er-Serie, kann je nach Partnerkarte abweichen).
Ein großes Problem stellte im hier genutzten Xeon-Setup der AMD-Grafiktreiber dar. Der zum Testzeitpunkt aktuellste empfohlene Treiber (Adrenalin 21.10.2 WHQL) ließ sich zwar problemlos installieren, doch die Grafikkarte wurde im Gerätemanager als „Gerät hat Fehler gemeldet“ markiert, wodurch weiterhin nur der Basistreiber genutzt wurde und 3D-Funktionalitäten eingeschränkt waren. Bei einem Treiber aus dem Jahre 2020 wurde der Bildschirm sporadisch schwarz weil der Treiber versuchte auf die Grafikkarte zuzugreifen, was aber immer noch nicht funktionierte. Nach zig Stunden des Treiberinstallierens (alten Treiber jeweils mit DDU vollständig deinstalliert) habe ich mit der steinalten Version 18.3.4 (!) immerhin überhaupt einen funktionsfähigen Treiber gefunden unter welchem ich die o.g. Benches durchführen konnte. Aus diesem Grund ist die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zwischen den Systemen stark eingeschränkt!
Unter Spielelast sind die Ergebnisse zum Teil merkwürdig. Bei Planet Coaster betrug die GPU-Last lediglich etwa 50 %, in Skyrim – trotz der ungewöhnlich niedrig erscheinenden 51 fps avg. – sogar nur 30 %, wodurch die Grafikkarte teilweise in den passiven Betrieb wechselte und die Lüfter abschaltete. Extremfall war hier Dirt Rally, wo die GPU mit nur etwa 25 % Auslastung und gerade einmal 40 % CPU-Auslastung im durchgehend passiven Modus nicht einmal die 65 °C erreichte und das gesamte System nur 260 W verbrauchte. Zu beachten ist hier allerdings, dass das Test-Setup offen installiert war und keinerlei Wärmestau auftreten konnte.
Zero Fan. Da habt ihr eure passive Gaming-GPU!
Der beste Schnitt aus CPU- und GPU-Last wurde in Sniper Elite 4 (DX11) erzielt, mit etwa 60 % GPU- und 65 % CPU-Last, bei durchschnittlich 315 W Gesamtverbrauch.
Vermutlich spielen verschiedene Faktoren eine wesentliche Rolle, darunter die Funktionsweise und Anbindung des Dual-Socket-Setups via Northbridge, die verschiedenen Treiber-Versionsstände und fehlenden Befehlssätze und eben die erheblich geringere Prozessorleistung sowohl in Single- als auch Multithread.
Weiter verfolgt habe ich die Ursachen dieser Diskrepanzen nicht, leider gibt dies meine verfügbare Zeit auch aktuell nicht her. Wenn ihr dazu Ideen oder Vermutungen ob der Ursache habt, lasst es mich gerne wissen!
Anwendungen
SuperPI ist stark auf Intel optimiert, ein i7-7700K mit 4C/8T erreicht einen Wert von gerade mal 8,92 Sek., trotz halber Anzahl Kerne. Prime95 28.10 ist wegen des früheren Erscheinungsdatums nicht für Ryzen optimiert, wird also in diesem Artikel nicht als Benchmark genutzt.
Für den Blender-Benchmark wird die bekannte BMW-Szene in Version 2.78b genutzt, die Werte sind daher vergleichbar zu denen aus dem früheren Ryzen 1700X-Tets von Computerbase!
Ebenso sind die Cinebench R23-Benches direkt mit denen meiner LGA775-Ergebnistabelle vergleichbar, ebenso wie Geekbench 5.
Benchmark | Version | Score 1700X SMT on | Score 1700X SMT off | Score 2x X5460 |
| | | | |
SuperPI 1M | 1.9 WP | 11,61 Sek. | 11,28 Sek. | 15,27 Sek. |
Geekbench 5 Tryout | 5.4.4 | 947 Single 6586 Multi | 977 Single 5679 Multi | 450 Single 2585 Multi |
CPU-Z | 1.99.0.x64 | 407 Single 4358 Multi | 418 Single 3227 Multi | 275 Single 2253 Multi |
Cinebench | R23 | 932 pts Single 8864 pts Multi | 962 pts Single 6932 pts Multi | 476 pts Single 3623 pts Multi |
Blender BMW | 2.78b | 5:18 min | 7:31 | 16:43 min |
3DMark TimeSpy | 1.2 | Grafik 6760 CPU 7597 | Grafik 6874 CPU 5539 | --- |
Bei Ausführen von 3DMark Time Spy stürzt das System bei Graphics Test 2 reproduzierbar ab und startet neu, bei einer Last von teilweise über 420 W. Vermutlich ist auch hier das Test-Netzteil nicht ausreichend dimensioniert.
Hier zeigt sich die in etwa doppelte Leistung des Ryzen, bei Blender ist sie noch höher. Am geringsten ist der Leistungsunterschied in SuperPI, aber wie eingangs erwähnt ist dieses Programm seit jeher auf Intel-Prozessoren optimiert.
Fazit
10 Jahre haben Spuren hinterlassen, in so ziemlich jeder Hinsicht. Schnittstellen, Effizienz, Kühlbarkeit, Befehlssätze und Lithographie, in allem hat es enorme Fortschritte gegeben, bei gleichzeitiger massiver Leistungssteigerung und Einführung neuer Schnittstellen und Befehlssätze.
Sowas sieht man auch nicht alle Tage: moderne Grafikkarte auf altem Dual-CPU-Board
Unterm Strich ist selbst ein Ryzen der ersten Generation bereits in Single-Thread-Anwendungen etwa doppelt so schnell, während er im Extremfall (Blender Multi-Core) sogar fast dreimal so schnell rechnet, selbst bei abgeschaltetem SMT.
Gleichzeitig benötigt das Ryzen-System im Durchschnitt nur halb so viel wie das Xeon-Setup, sowohl im Idle als auch unter (Anwendungs-)Last. Unterm Strich lässt sich also festhalten, dass sich insbesondere die Performance pro Watt wirklich vervielfacht hat, was allerdings in Anbetracht der enormen Fortschritte in Chipdesign, Cache, Befehlssätze und vor allem Fertigung auch kaum verwundert.
Heutzutage ist ein solches Xeon-Setup (welches im Grundsatz auch der alten Intel Skulltrail-Plattform extrem ähnelt und daher vergleichbar ist) schlicht nicht mehr zeitgemäß, weder in Leistung noch in Verbrauch, von den Schnittstellen ganz zu schweigen. Selbst ein einfacher Ryzen 3 oder i3 bietet trotz weniger Kerne mehr oder genauso viel Leistung wie zwei Xeon X5460, bei gleichzeitig extrem verringerter Leistungsaufnahme.
Eigentlich spricht also nichts für solch ein altes Setup. Aber wo bleibt denn der Spaß wenn man nur nach Sinn oder Unsinn bewerten würde?
Ich hoffe euch hat die Sonntags-Frühstückslektüre gefallen. Man liest sich!
Viele Grüße, Taron
Zuletzt bearbeitet:
(Weitere Alltags-Lastszenarien und Leistungsaufnahmen hinzugefügt!)