Die ganze Geschichte mit der Phasenkorrektur sowie der Auflösung und Anzahl der Filter sollte man aber auch nicht übertreiben, sonst wird die ganze Entzerrung nur eine instabile Verschlimmbesserung. Manchmal reicht schon das Schließen einer Tür oder das Verschieben eines Möbelstücks. Schon verschiebt oder mildert sich der nervige Peak, den man gerade noch für erledigt erklärt hat.
Ich habe das schon einige Male selbst erleben dürfen. Altes Setup mit meinen beiden 5" Monitoren auf dem Schreibtisch. Zum Teil übelste Kammfiltereffekte, die schon bei minimalen Kopfbewegungen zu deutlichen Auslöschungen auf dem linken oder rechten Ohr geführt haben.
DRC Designer angeworfen, Referenzmessung (90-Grad-Messung an der Spitze des Dreiecks) ausgewählt und ein paar Impulsantworten als Filter generiert.
Die Musikwiedergabe wirkte im ersten Moment tatsächlich merklich knackiger und schneller. Auch die Kammfiltereffekte fielen weniger auf. Dann den Kopf leicht nach links schweifen lassen und - höre da - völlig verwaschener Brei! 🤦♂️
Mittlerweile habe ich die beiden LS auf große Stative gestellt und den Abstand deutlich erhöht. Jetzt können sie viel besser atmen und erzeugen auch nicht mehr ganz so schlimme Inteferenzen. Für die Messung traue ich mich aber immer noch nicht so ganz an den DRC Designer heran. Mit lediglich einem Datenpunkt ist das ganze Konzept einfach viel zu fehleranfällig. Da können all die Studien hinter dem Projekt noch so vielversprechend sein. Für normale (d.h. akustisch nicht optimierte, sich häufig verändernde) Räume sehe ich da einen äußerst beschränkten Nutzen.
Setze mittlerweile fast ausschließlich auf die "Moving Mic Method". In Room EQ Wizard per Real Time Analyzer um den Referenzpunkt rum schwenken, bis sich der Frequenzgang stabilisiert. Dann weiß man in etwa, wo man ganzheitlich anpacken kann. Auslöschungen lasse ich dabei erst mal völlig in Ruhe. Lediglich obenrum die Peaks abschneiden und das Spektrum auf nicht weniger als 1/12 Smoothing geradebügeln.
Wenn Dirac und Sonarworks ebenfalls mehrere Datenpunkte zulassen bzw. diese sogar explizit empfehlen, dann dürfte sich der Schaden der Verschlimmbesserung in Grenzen halten. Andererseits stellt sich mir die Frage, was diese Tools dann vergleichseweise besser machen sollen. In erster Linie sind das halt Methoden der "Convenience", schön verpackt in einem leicht zu bedienenden Interface. Den Spieß der Physik können aber auch diese nicht umdrehen. Ein mieser Raum bleibt ein mieser Raum. Und ein schlechter Lautsprecher ein schechter Lautsprecher (man bedenke allein das Abstrahlverhalten und die Impulstreue).
PHuV schrieb:
Was hast Du für ein Messmikro?
Beyer MM1.
Wurde aber ewig nicht kalibriert. Müsste ich eigentlich mal machen. Mindestens fürs Gewissen.
Mit den Behringer ECM und eigentlich so ziemlich allen anderen seriengefertigten Billigheimern muss man aber aufpassen. Die
Streuung hat es zum Teil wirklich in sich (
Quelle). Angesichts dieser Abweichungen kann man dann auch nicht mehr wirklich sagen, ob es besser ist, das Direkt- oder Diffusfeld (0° / 90°) zu messen. Die Dinger sind und bleiben grobe Schätzeisen, so lange kein seriöser Messschrieb vorliegt. Besser was Kalibriertes leihen. Oder was Kalibriertes kaufen und dann mit leichtem Verlust verkaufen. Da hat man einfach mehr von.