So. Ich bin inzwischen mal dazu gekommen, den Monitor ausgiebig mit meinem i1Display Pro in Verbindung mit DisplayCal durchzumessen. Hier ein paar generelle Anmerkungen und Erkenntnisse, die ich dabei sammeln konnte:
- Die Serienkalibrierung im sRGB-Modus ist eher mittelmäßig. Durchschnittlich 6700K anstatt 6500K. DeltaE*00 im Durschnitt bei 1.0, Spitzenwert 2.4 im Blaubereich. Soweit "ok". Der Grauverlauf tänzelt um Gamma 2.1 anstatt 2.2 und rollt zu den Höhen hin etwas ab. Nicht so schön. Immerhin bleibt das Grau farblich dabei fast durchgehend neutral.
- Mit Kalibrierung auf sRGB lande ich bei Toleranzen von rund 0.35 DeltaE*00 im Durschnitt und 1.3 Spitze. Der Weißpunkt stimmt. Gamma-Verlauf relativ nah der Referenzlinie. Graubalance wegen der Korrekturen etwas wackelig, aber alles noch im Rahmen.
- Im Vergleich zum VA-Panel von Dell lässt sich der Acer farblich relativ leicht per OSD ausgleichen. Die Korrekturen bleiben auch mit variierender Helligkeit weitestgehend stabil. Auch hatte ich bisher keinerlei Probleme mit Banding im Grauverlauf - weder vor, noch nach der Korrektur.
- Anstatt den vordefinierten sRGB-Modus des Monitors zu nehmen (der nebenbei bemerkt auch die adaptive Helligkeit abschaltet) habe ich den Farbraum nun per per Grafiktreiber begrenzt. Den Rest macht das kalibrierte ICM-Profil.
- Für den Acer gibt es leider keine Referenz mit Spektrometer in der Online-Datenbank von DisplayCal. Habe daher einfach die Korrektur für den X34 GS genommen, da dieser offenbar das gleiche Panel hat. Funktioniert bis hier hin ganz gut.
Abschließend habe ich mich noch ein wenig in der Fotografie versucht und festgestellt, dass das gar nicht mal so einfach ist. ^^
Zuerst einmal der UFO-Test:
Hier das Ergebnis bei 180 Hz im "normal" Overdrive mit FreeSync aktiviert. Nach
Tutorial von Blur Busters sollte man die Bewegung in der Fahrt mit mindestens vier Frames einfangen, was hier etwa 1/45 Verschlusszeit zur Folge hat. Die Bewegung ist ohne stabilisiertem Kamera-Slider über diese Zeit wirklich schwer synchron aufrecht zu erhalten. An 144 Hz oder gar 60 Hz, die noch längere Verschlusszeiten fordern, habe ich mich nach den etlichen Versuchen gar nicht mehr gewagt.
Naja. Immerhin sieht man hier schon in etwa, dass die 180 Hz im Wesentlichen fast nur Blur verursachen, der bei korrekter Aufnahme sogar noch mal geringer ausfallen sollte.
Hier dann noch die "Gray Uniformity" und "Black Uniformity".
Leider musste ich feststellen, dass meine Kamera keinen AA-Filter eingebaut hat und daher einiges an Moiré im Bayer-Muster verursacht. Das ist vor allem bei dem gebogenen Screen extrem schwierig zu kontrollieren.
Wenn man sich diese Artefakte mal wegdenkt, dann sieht das Graubild aber eigentlich ziemlich gut aus. Beim Schwarzbild kommt es extrem darauf an, mit welcher Verschlusszeit man arbeitet. Ich habe mich da im ersten Moment an die Vorgaben von rtings.com gehalten. Das Ergebnis war aber so hell, dass ich ein wenig meine Zweifel hatte, ob das Ganze (mit dem variierenden Equipment) so überhaupt noch vergleichbar ist. Das oben gezeigte Schwarzbild habe ich daher händisch einfach so angepasst, dass es meinen subjektiven Eindruck im vollständig abgedunkelten Raum wiederspiegelt.
Der Kontrast von schwarz zu weiß beläuft sich gemessen übrigens auf grob 780:1 bis 880:1 bei 120 cd/m².
Insgesamt würde ich das Panel für ein IPS als gut bis sehr gut einschätzen.
@casimir101
Freut mich, dass auch du nach dem Dell mit einem IPS glücklich geworden bist. Ich finde es immer noch überwältigend, wie schnell mein Panel im Vergleich zum VA tatsächlich arbeitet. Der Bildlauf ist wirklich butterweich und durchgehend flüßig. Davon hätte ich mit dem Dell nur träumen können.
casimir101 schrieb:
Ich habe ein ICC Profil von Rtings für Erweiterten Farbraum genommen. Sollte man ja auch nehmen, damit man in den Genuss der super Farben von Nano IPS kommt. Das sRGB ist zwar auch gut, aber zum normalen Windowsbetrieb oder Filme oder spielen fehlt hier einfach der Farbraum.
Hier solltest du allerdings aufpassen!
Grundsätzlich arbeitet Windows nicht color-managed. Das heißt, dass die Farben der meisten Anwendungen nicht 1:1 dem sRGB-Farbraum entsprechend dargestellt werden, sondern auf die gesamte Breite des Wide Gamut Bereichs gezogen werden, wodurch die Farben deutlich stärker und gesättigter zur Geltung kommen, als sie eigentlich sollten. Streng genau genommen ist das ein technisches Defizit, welches dem lausigen Farbmanagement von Microsoft zu verdanken ist.
Wenn man die Farben so darstellen möchte, wie sie ursprünglich von Agenturen und Designern angelegt wurden, dann sollte man den sRGB-Modus des Monitors aktivieren oder die Bildwiedergabe global per Grafiktreiber auf sRGB begrenzen.
Vom gewohnten, unlimitierten Wide Gamut kommend ist das beim täglichen Medienkonsum erst mal gewöhnungsbedürftig. Auf lange Frist gesehen hat man damit aber mehr Farbgenauigkeit und weniger Schwierigkeiten mit zu stark leuchtenden bis hin zu ausgebrannten Farben. Mein Tipp: Achte allein mal auf das YouTube Logo.