@Sliderraider: Luhmann-Freund? ... Gefällt mir
Um an deinen Beitrag anzuknüpfen:
Was du sagst stimmt insoweit, als dass die EU rein pragmatisch gesehen, wenn sie funktionieren soll, nicht blos eine Währungs und Zollunion (lapidar ausgedrückt) sein darf.
Eine Fiskalunion und da gebe ich Schäuble recht (auch wenn er mir als Innenminister - aufgrund der mit dem Anschlag auf seine Person einhergehenden Befangenheit - ungeeignet erschien und in letzter Konsequenz auch unsympatisch war) ist für einen gemeinsamen Währungsraum nötig. Wer dachte, dass sich eine gemeinsame Wirtschaftspolitik über eine gemeinsame Währungspolitik herbeiführen lasse, hat geirrt, die jetzigen Probleme Griechenlands (andere werden folgen) sind der Beweis dafür.
Hier gilt es allerdings vorsichtig zu sein. Wer eine europaweite Demokratie für das Allheilmittel aller derzeit als Probleme angesehenen Umstände hält, irrt vermutlich genau so, wie derjenige, der eine Währungsunion als ausreichend für eine zukunftige gemeinsame Wirtschaftspolitik gehalten hat. Der Grund warum hier (hier in Deutschland und hier im Forum) immer der Ruf nach mehr Demokratie laut wird, liegt doch letzendlich darin, dass wir (die Menschen die in Deutschland leben) eine alles im allen noch verhältnismäßig homogene Gemeinschaft sind (verglichen Beispielsweise mit der Bevölkerungsstruktur des Irak). In einer solchen kann man Demokratie praktizieren, gleiches gilt für eine extrem heterogene Bevölkerung, in der sich kein faktiöser Sonderwille finden und sich auf Kosten des Gemeinswillens durchsetzen kann. Diese Voraussetzungen für eine funktionierende Demokratie wären im Falle des vereinten Europas (unter gegenwärtigen Bedingungen) aber in höchstem Maße gefährdet um nicht zu sagen, nicht gegeben. Der Grund hierfür: Europa wäre dann in zwei sozio-ökonomische Lager gespalten. Zum einen die so hochverschuldeten Länder mit relativ schwacher Wirtschaftsleistung, die schon Probleme haben an Kredite zu kommen (Griechenland und Co) und zum anderen die nicht ganz so hoch verschuldeten Länder, welchen noch positive Bonität zuerkannt wird. Im Fall eines vereinten Europas wird die erste Gruppe in der Mehrheit sein, was dann aller Wahrscheinlichkeit zu einer Fiskalpolitik führte, welche die wirtschaftsschwachen Länder mit Geld versorgt (wohlgemerkt ohne dass dies an Bedingungen geknüpft ist) in etwa wie der innerdeutsche Länderfinanzausgleich.
Sollte es dazu kommen, stellt sich die Frage, verstehen sich die Menschen die in Europa leben in erster Linie als Europäer und eben erst in zweiter, als Italiener, Spanier, Deutsche usw. oder eben in erster Line, als eben solche und nur in zweiter Linie als Europäer. Sofern letzteres bei der Mehrheit der Fall ist, wehe wehe wehe, wenn ich auf das Ende sehe, um mal einen gewissen Herrn Busch zu zitieren. Die Konstellation eines Staatenbündnisses, mit zwei aufgrund von sozio-ökonomischen Gegebenheiten divergierenden gesellschaftlichen Lagern, gab es in Form der Nord- und Südstaaten nämlich schon einmal. Wie es damals genau endete hat, kann man nachlesen .... die Kurzform ist die: Das Bündis hat gehalten, der Preis dafür waren 600.000 Menschleben.