Die Thematik Blackberry Passport und Sony haben wir ja durch (ich bin selbst begeisterter Besitzer eines Passport - mein erstes BB), ich erlaube mir deshalb einen Blick über die engere Welt der Tastaturen von elektronischen Kommunikationsgeräten hinaus:
Ich habe mir in den 80er Jahren einen für damalige Verhältnisse technologisch äusserst fortschrittlichen Synthesizer gekauft, den Ensonig SQ-80. Dieser verfügte - als eines der wenigen Geräte - über eine Tastatur mit "polyphonem Aftertouch". JEDE Taste konnte zusätzlich zur eigentlichen Information wie Anschlagsdynamik, Tonhöhe, Tonlänge nach zusätzlichem Druck auf die Taste weitere Informationen übermitteln, beispielsweise Steuerdaten für Modulationen. Wer einen Akkord drückte, konnte also EINER Note beispielsweise ein Vibrato oder einen Filtersweep verleihen (statt dem ganzen Akkord wie mit dem traditionellen und weit verbreiteten Channel pressure-Verfahren, meistens kurz und bündig Aftertouch genannt).
Das von Apple patentierte Verfahren für Keyboards setzt auf einen ähnlichen Gedanken: mit zusätzlichem Druck auf eine Taste ist der Aufruf von zusätzlichen Funktionen möglich.
Da kommen mir aber Bedenken: Polyphones Aftertouch hat sich im Keyboardmarkt nie richtig durchgesetzt. Aus meiner Erfahrung heraus deshalb, weil beim Live-Spielen der Einsatz der entsprechenden Funktionalität eigentlich nur bei langsamen Passagen möglich war, oder allenfalls bei stark rhythmisierten Passagen, wo der Keyboarder mächtig in die Tasten gehauen hat (im wörtlichen Sinne ...). Mag sein, dass der eine oder andere Virtuose in gewissen Solos live Effekte erzielte, die über polyphones Aftertouch gesteuert wurden. Aber durchgesetzt hat sich die Technik wegen der Schwierigkeiten bei schneller Bedienung nicht. (Dass polyphones Aftertouch auch verschwunden ist, weil im Studio mächtige Sequencer-Software die Steuerung jedes Parameters erlaubten - auch synchron im Live-Einsatz -, spielt an dieser Stelle keine Rolle. Nebenbei gesagt: Es ist auch aus heutiger Sicht unglaublich, was Steinbergs Cubase 1.0 bereits alles konnte !)
Ich habe also meine Zweifel, ob es beim beidhändigen Tippen auf einem Keyboard einen Vorteil bringt, wenn mit Zusatzdruck auf eine Taste eine zusätzliche Funktion aufgerufen werden kann. Wer das erlernen will, müsste von Kindesbeinen an damit üben, um die entsprechende Fingertechnik zu trainieren.
Sich in späteren Jahren so etwas anzutrainieren, ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Aus eigenener Erfahrung weiss ich, dass der Trackball mitten in der Tastatur Ende der 90 Jahre (iirc) eigentlich ein grosser Wurf war - man war unglaublich schnell mit den Kommandos, wenn man es mal drauf hatte.
Aber der Trackball ist meines Wissens wieder völlig verschwunden, weil nur eine kleine Minderheit der User sich dieser feinmotorischen Herausforderung zu stellen bereit war.