Nun, in Japan (und China) gilt es als Ehre, wenn der Lehrling den Meister imitiert. Dass China aber mit allen Bandagen kämpft, um jeweils Rückstände im eigenen Know-How auszubügeln, ist eigentlich ebenso bekannt. Nicht umsonst darf in China keine außerchinesische Firma agieren. Sie muss immer ein Joint-Venture mit einer chinesischen Firma eingehen. Damit sind Geschäftsgeheimnisse Geschichte, denn der chinesische Partner muss ja wissen, was das ausländische Unternehmen tut. Wenn man dann noch bedenkt, dass auch Fertigung und Co in China passieren müssen, weil sonst teils astronomische Steuern fällig werden - eine S-Klasse z.B. verdoppelte sich fast im Preis beim Import -, spielt den Chinesen noch mehr in die Hände. Also ja: Die Chinesen klauen wie die Raben. Ich war in u.a, in Peking unterwegs. Dort fuhren Karren herum, die eine BMW-Front und ein VW-Heck hatten. - Lediglich mit angepasstem Logo und minimalen Änderungen. Und warum? Weil die Presswerke halt weiter benutzt wurden, wenn nichts für den Joint-Venture-Partner drauf zu fertigen war.
Gleiches gilt für alle anderen Felder. Die Chinesen holen das Wissen in wenigen Jahrzehnten auf, wofür wir zwei Jahrhunderte gebraucht haben. Klar geht das zu Anfang auf Kosten der Qualität. Schaut euch mal die ersten Export-Autos aus China an. - Und dann schaut mal, was da zum Teil mittlerweile vom Band rollt. 30 Jahre Automobil-Entwicklung in 5 Jahren Export-PKW zusammengefasst.
JEDER, der nicht nur auf schnelle Gewinne fixiert ist, weiß, dass China für das normale Gewerbe ein Problem werden wird und hätte sein Know-How aus dem "Nabel der Welt" (So heißt das "Reich der Mitte" nämlich auch.) ferngehalten. Aber zu Zeiten von Aktiengesellschaften und Heuschrecken denken die Vorstände ja nur noch in Quartals- und bestenfalls Jahresergebnissen. Hier sind die Chinesen uns voraus. Die planen für die nächsten 30 oder 50 Jahre.
Und genau deswegen MUSS Europa forschungstechnisch auf Zack bleiben, um einen Schritt voraus zu sein. (Aber auch hier hat China durchaus mitgedacht... tausendee Studenten sind allein in Deutschland an den Unis immatrikuliert und gehen nach Abschluss des Wissentankens wieder in die Heimat. Aktuell hab ich da vor allem Beispiele in den Bereichen Biochemie und Batterietechnik. Dürfte aber in den anderen technischen Bereichen nicht anders sein.)
Daher sagte ich und bleibe ich dabei: Es bleibt spannend.
Regards, Bigfoot29
PS: Gerade im Halbleiter-Segment wird China alles dran setzen, um konkurrenzfähig zu werden. Immerhin kriegt man die Selbstständigkeit Taiwans nur eingeschränkt, wenn man dessen Hauptindustrie (TSMC) in Grund und Boden subventionieren kann.