GrooveXT schrieb:Vorerst sind intelligente Algorithmen wie Sprach- oder Bilderkennung wesentlich lukrativer für Unternehmen und damit es sich besser verkaufen lässt schreiben wir wie gesagt KI drauf, fertig.
Das ist doch Quark.
Sowohl Enzyklopädien als auch die Wissenschaft selbst definiert künstliche Intelligenz - mehrheitlich Teilgebiet der Informatik - primär zunächst nur als automatisierte Mimesis intelligenten Verhaltens, d.h. als Lösungsansatz, welcher für ein gegebenes Problem per Imitation intelligenten Verhaltens möglichst selbstständig eine zufriedenstellende Lösung findet.
Selbst Suchalgorithmen und Heuristiken fallen schon in diese Definition. Das der gemeine Forennutzer als Problemstellung nun beispielsweise nicht die Navigation innerhalb eines Graphen ansieht (sondern eines der komplexesten Probleme überhaupt: Kognition auf menschlichem Niveau), ist weder Problem der Medien, noch der Wissenschaft, noch der Definition.
Die modernsten topics innerhalb von AI sind mittlerweile machine learning (maschinelles Lernen) und neuroscience (wobei letzteres - zusammen mit der Neuroinformatik - wirklich an dem Verständnis und letztendlich der Nachbildung biologischer Neurone forscht. Das tut ersteres nicht: machine learning setzt sich damit auseinander, wie man überhaupt maschinell automatisiert komplexe Problemstellungen lernt & bearbeitet. Also die beste Lösung mit Maschinen finden, nicht möglichst komplexe, biologische Systeme "1:1 nachbauen").
Das meiste, worüber man dieser Tage in den Massenmedien liest, ist machine learning - was auf das Gebiet "applied AI" oder zu deutsch häufig "schwache KI" entfällt.
Innerhalb dieser Disziplin wiederum sind künstliche neuronale Netze seit einiger Zeit die vielversprechendste Lösung für komplexe Probleme.
Oder mittlerweile noch präziser: deep learning -> der neuste Bereich innerhalb von machine learning und zugleich der, der die qualitativsten Ergebnisse produziert (und sich ausschließlich um künstliche, neuronale Netze kümmert, da diese alle anderen Lösungsansätze verdrängt haben).
Das was ihr hier häufig ansprecht ist nur eine Teildisziplin von künstlicher Intelligenz und ein ganz anderes Forschungsfeld, nämlich das der "starken KI" oder mittlerweile korrekter "artificial general intelligence" bzw. wovor "die Masse" (Elon Musk inkludiert) "Angst" haben die Definition der "Superintelligenz".
GrooveXT schrieb:Es sind nach wie vor Algorithmen nur das sie halt meist jetzt auf einer neuralen Strukturen laufen, aber ausser das sie ineffizienter als zuvor arbeiten kommt da noch nichts bei rum.
Gerade das ist eben nicht der Fall.
Die Zeitkomplexität von künstlichen neuronalen Netzen ist zwar aufgrund ihrer komplexen Natur für aktuelle Rechnersysteme höher als bei herkömmlichen Lösungsansätzen, etwa aus dem Bereich computer vision, aber das liegt
(a) zu einem großen Teil auch daran, dass selbst GPUs nicht darauf ausgelegt sind parallele Rechenmonster für massive mathematischen Berechnungen, größtenteils aus dem Gebiet der linearen Algebra, zu sein (deshalb integriert NVIDIA in Volta ja z.B. die Tensor-Cores, um GPUs für künstliche, neuronale Netze zu optimieren)
und
(b) daran, dass es nun mal keine einfache Lösung für komplexe Problemstellungen gibt.
Sie laufen also mitnichten "ineffizienter"; denn es gibt gar keine anderen Lösungen, die die gleichen Problemstellungen überhaupt vergleichbar zufriedenstellend lösen könnten. Im Bereich computer vision hat das ganze ja beispielsweise mit classification bzw. recognition angefangen, wo (deep) convolutional neural networks seit Jahren alle anderen vorherigen Lösungen - und mittlerweile sogar Menschen - outperformen (Microsoft, Google Beat Humans at Image Recognition).
Ebenso sind künstliche, neuronale Netze auch kein Algorithmus im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr komplexe, mathematische Systeme. Einzelne Teilschritte kann man zwar algorithmisch beschreiben, aber in der Gesamtheit ist der ganze Witz von neural networks ja gerade, dass man eben kein fixes Schemata - wie bei einem Algorithmus - vorgibt. Damit sind nämlich viele, komplexe Problemstellungen und genau nicht lösbar.
Für einzelne Teilprobleme - etwa Gesichtserkennung - hat man im Bereich computer vision Lösungen gefunden, aber gesamtheitlich gibt es keine "standard algorithms", mit denen du z.B. Objekte detektieren kannst. Selbst z.B. mit modernen saliency map Lösungsansätzen kombiniert man dies heutzutage immer mit einem (neuronalen) classifier, weil man ansonsten mit sehr hoher Genauigkeit gar nicht feststellen könnte, was man denn da eigentlich detektiert hat.
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