Man kann das Pferd auch von der anderen Seite aufzäumen: Jeder, der in ein Forum schreibt, muss sein Hirn vorher einschalten, damit Seiten wie diese Bestand haben können. Das muss den Leuten schon bei der Anmeldung ins Hirn gestanzt werden. Die Mods beneide ich um die Mammut-Aufgabe nicht, diesen Flohzirkus zu hüten, auch wenn ich meine, das wir hier eine große aber recht harmlose, bzw. gute Community haben.
Man schaue auf pcgames.de und die Websites der Wettbewerber - da ist eine geordnete Diskussion eher der Ausnahmefall. Ich denke, bei denen wird es eine Redaktionssitzung gegeben haben, in der auch darüber diskutiert wurde, ob man Notfalls irgendwann dazu übergehen muss, Beiträge vor Veröffentlichung zu prüfen - was bei deren Nutzerzahlen und Spamquote logistisch wahrscheinlich nicht machbar wäre. Für eine freie und spontane Diskussion wäre es natürlich tödlich.
Ich sehe das Urteil (auch wenn es nur ein Ersturteil ist) als sehr bedenklich an, aus demokratischen Überlegungen. Auch wenn es für Otto-Normal-Nutzer kein Problem sein sollte, gesetzeskonforme und für den Betreiber nicht schädigende Postings zu verfassen. Es ändert sich im Prinzip nichts - Meinungsfreiheit herrscht weiterhin, Mordaufrufe, Links zu illegalen Softwaredownloads und ähnliche Schrullen sind weiterhin logischerweise unerwünscht. Aber welcher Forenbetreiber will und kann es leisten, die Äußerungen seiner zigtausend Mitglieder rund um die Uhr und just-in-time zu kontrollieren? Da wird so manche Diskussionsbude vorsorglich zumachen.
Was wäre dann eigentlich mit der wunderbaren Institution des Aquariums? Müssen die besonders krassen Hirnfrei-Perlen dort eventuell aussortiert und für immer ins Cyber-Nirvana geschickt werden?
Und was ist mit Newsgroups? Meines Wissens kann man in den Google Groups allerhand schwachsinnige wie auch sinnige Beiträge aus dem ehemaligen Deja-Archiv bis in die Bulletin-Board-Zeiten der Achziger zurücklesen. Wer hat dort nicht schonmal Bill Gates erste Fantastereien zu einer schrägen Idee namens Windows gelesen. Ebenso finden sich natürlich allerhand mehr als kontroverse Beiträge zu allen möglichen Themen, die rechtlich nicht hundertprozentig tragbar sind.
Sarkasmus: Es könnten sich eine ganz neue Märkte für all die arbeitslosen Juristen entwickeln. Forenbetreiber abmahnen im Auftrag konkurrierender Forenbetreiber. Es gibt ja jetzt schon Leute, die viel Geld damit verdienen, gewerblich betriebene Websites ohne wasserdichtes, dem Teledienstgesetz entsprechendes Impressum im hinterhältigen Auftrag der Wettbewerber abzumahnen. Das ist krank aber gibt's alles.
Wohin soll das führen?
marxx