Ich persönlich finde wir sind momentan im besten Gaming-Zeitalter in dem wir je waren.
Das Viele dies nicht so sehen weiß ich, aber ich denke die Gründe dafür liegen auf der Hand. Zu häufig wird geradezu mit "Scheuklappen" gesucht. Nur für Plattform "XY", Steam kommt nicht in Frage, Vollpreisspiel das im Laden gekauft sein muss, und und und.
Für bereits 99 Cent, kann man sich richtig gute Spiele für iOS oder Android holen. Mehrere Spiele also, zahl ich als Trinkgeld in nem Restaurant oder Bar ohne zu zögern, aber trotzdem schrecken so viele Leute davor zurück so viel Geld für ein unbekanntes Spiel hinzublättern und mal was neues auszuprobieren.
Ich kann mich nicht daran erinnern dass sowas vor, sagen wir, sogar nur vor 10 Jahren, möglich war.
Ich kann Flash-Spiele absolut gratis spielen im Internet auf hunderten von Seiten.
Nein wir reden hier nicht über Sachen von einem Umfang oder Komplexität wie Half-Life. Es sind aber kurzweilige gute Spiele die einem locker eine halbe Stunde oder Stunde, wie im Flug rauben.
Man kann Angry Birds von mir aus Casual nennen aber: Von der Spielmechanik top umgesetzt. Ist der Spieler unterhalten? Ja. Ist es für die Plattform gut geeignet? Ideal, man sitzt in der Bahn muss aussteigen, und schaltet es ab. Spielfortschritt verläuft innerhalb weniger Sekunden daher ist dies kein Problem. Der Preis dafür: 99 Cent?
Und eben dieser Spielemarkt wächst enorm. Ein Spielemarkt, der innovativ ist, sich in einer Preisrange sich von 1-10€ bewegt und viele Spiele bietet die von der Mechanik tiptop sind.
Neben den üblichen Verdächtigen (Battlefield 3, Uncharted 3 und die Team Ico Collection) hat sich in meine Must-Have Liste dieses Jahr wieder ein Indie-Titel geschlichen. Journey von thatgamingcompany, welche vor 2 Jahren mit flower bereits einen unvergleichlichen Titel für 8€ im PSN veröffentlicht haben.
Heißt das, die klassischen 60€ Spiele die wir damals toll fanden, innovativ waren und heutzutage nicht mehr bekommen, sind für immer gestorben? Ich weiß es ganz ehrlich nicht. Der klassische Vollpreisspielemarkt bewegt sich auf unsichere Zeiten zu.
Die technischen Top-Produkte kosten einfach viel mehr heutzutage in der Entwicklung. Wenn ich schon lese, dass Max Payne 3 aufgrund seiner knapp 5 jährigen Entwicklungszeit mindestens 4 Mio. Einheiten verkaufen muss um die Kosten von geschätzten 105 Mio $ rauszuschlagen wird mir mulmig.
Dies wirft automatisch die Frage auf, wie das in der ersten Spielegeneration der Next-Gen Konsolen, wenn die Installbase noch sehr niedrig ist überhaupt, klappen soll rentable Spiele zu verkaufen.
Die Tool-Sets für Designer und Entwickler müssen verbessert werden um Kosten bzw. Zeit zu sparen, ansonsten bricht der Markt ein.
Ein Zeichen dafür ist die zunehmende Kanibalisierung des Marktes. Alle jagen den Call of Duty Spielern hinter, anstatt neue Zielgruppen zu schaffen, wie es z.B. Nintendo mit der Wii bzw. Wii U versucht hat.
Die Idee mit den DLC's um die Rentabilität eben jener gefährlichen Projekte zu steigern die "nur" 500k verkaufen, geht natürlich auch nicht auf. Denn Anstatt mittels DLC's die unrentablen Spiele rentabel zu machen, werden ohnehin schon rentable Spiele mit noch mehr Geld zugeschüttet, siehe die Call of Duty Mappacks.
Bevor die tl:dr Posts jetzt kommen und die Frage "Was hat das mit uns zu tun?" aufkommt:
Was dieser Post deutlich machen soll ist, dass kein Heil im traditionellen Spielemarkt zu finden ist, wenn nach Innovation verlangt wird.
An dem Punkt an dem wir jetzt sind im Vollpreisspielemarkt ist es müßig die Huhn/Ei Problematik aufzuwerfen, und zu fragen ob nur Actionspiele sich verkaufen weil nur Actionspiele angeboten werden und die Publisher innovative Titel ausgerottet haben, oder ob wir damals lieber Actionspiele gekauft haben und die innovativen Titel in den Regalen ließen und somit der Kunde selber sie gekillt hat (Mirrors Edge
).
Aber in vielen Punkten bin ich vielleicht auch der falsche Gesprächpartner, da ich obwohl ich auch Kunde und Konsument bin, die Branche mit anderen Augen sehe und die Abläufe hinter den Kulissen genau betrachte.
Persönlich bin ich vielleicht einer der wenige Ex-Amiga 500 Spieler, der die Zukunft der Branche, die hoffentlich im Cloud-Gaming liegt, gar nicht abwarten kann.
Nichts wäre mir lieber als eine vollkommene Unabhängigkeit von Plattformen, ein Account, den ich auf der PlayStation 4 im Wohnzimmer auslogge, in der Bahn auf meinem Smartphone einlogge, das Spiel weiterspiele, auslogge und im Büro angekommen den Laptop anschalte und dort weitermachen kann.
Steam macht die ersten Schritte dorthin, weswegen ich, trotz anfänglicher Abneigung bei Half-Life 2 Release, nun geläutert bin und das Genie hinter Gabe Newells wirtschaftlicher Finesse sehe.