TenDance schrieb:
Ich erwarte ja nicht gleich dass Deutschland plötzlich eine digitale Nation wird (das gibt die Alterspyramide im Census einfach nicht her)
Hehe, mein alter Herr ist ganz begeistert von diesem schnellen Internet, seitdem er die Mediatheken verschiedener Sender entdeckt hat.
Der Rückstau in Sachen Digitalisierung ist nicht nur den Bundesregierungen der vergangenen Jahrtzehnte anzulasten. Die Wirtschaft darf sich auch an die Nase fassen. Externe Infrastruktur (Netzausbau) ist das eine, interne Infrastruktur (Netzwerk, Hardware, Software) das andere. Das sind unter Umständen riesen Vorleistungen, die vielen Verantwortlichen zu negativ auf die aktuelle und vielleicht folgende(n) Geschäftsbilanz(en) schlagen, ohne den zukünftigen Benefit zu erkennen. So ein Geschäftsführer denkt halt viel zu oft nur von einem Geschäftsbericht bis zum nächsten. Es fehlen an vielen Stellen an Visionen.
Beispiel Krankenhaus. Ich habe schon 2011 in einer papierlosen Krankenhaus gearbeitet, inklusive papierloser Visiten. Der
öffentliche Träger hatte dafür richtig Geld in die Hand genommen und engagierte EDV-Mitarbeiter sorgten für die Anpassung der Software an die Bedürfnisse des Hauses. Wenn der Softwareentwickler sagte "Das geht nicht" haben die EDV-Jungs das einfach überhört, selber gemacht und gezeigt, dass es doch geht. Mitarbeiter wurden ausgiebig geschult - nicht nur im Umgang mit der Software, sondern mit dem PC überhaupt. Und so wich der anfänglich große Widerstand der meisten Mitarbeiter, die vorher keinen Kontakt mit dem PC hatten. Das ganze hat sich über nachgelagerte Effizienssteigerung und damit Kostenersparnisse des Hauses rentiert.
Und dann kam ich - zwei Jahre später -in ein privat geführtes Haus. Selbe Software, aber unoptimiert, nur rudimentäre Funktionen, grottige Hardware und Netzwerk. Geschult war da niemand, man hat sich untereinander "geschult". Das meiste lief über Papier, ich kam mir um Jahrhunderte in der Zeit zurückversetzt vor.
In höheren Etagen fragte ich, warum man nicht das volle Potential nutzen würde. Warum schlecht geschult wurde, was mit einem hohen Grad an Inakzeptanz einherging. Ich konnte ja positiv berichten, das vielmehr möglich war. Man wollte eben keine hohen Investitionen haben, das war schlecht für das Ergebnis.
Die Elektronische Patientenakte, kurz ePA, wurde erst kurz vor knapp mit der Brechstange eingeführt. Das die kommt, war dem Träger Jahre voraus bekannt, aber das kostet ja Geld und man hat ja noch Zeit. Und plötzlich fiel dem Geschäftsführer auf "Mist, der erste Januar 2023 ist ja schon in vier Monaten". Tja, wie das ausgegangen ist, kann man sich ausmalen.