Blumenwiese schrieb:
Das hat man bei allen Industrialisierungswellen auch gesagt, trotzdem ist dies nie eingetreten
Grundsätzlich sind Zukunftsprädiktionen natürlich per Definition ungeau, nichtsdestoweniger kann man aber natürlich schon bestimmte Gesetzmäßigkeiten und Tendenzen analysieren.
Die Prämisse, dass durch Technik auch wieder neue Berufe entstehen und den Wegfall bestehender Berufe ausgleichen, ist diesmal höchstwahrscheinlich falsch.
Auf der Pro-Seite hört man von so gut wie jedem nur ein "Argument", was du auch schon genannt hast:
das war bis jetzt immer so, dass ausreichend neue Jobs entstanden sind.
(1) ist das kein "Naturgesetz", sondern nur ein Trend, den es bei den letzten drei industriellen Revolutionen gab. Es gibt kaum Anhaltspunkte, dass das bei der 4. wieder so sein wird.
(2) Ist man bei der ersten industriellen Revolution vom Feld in die Fabrik, bei der 2. sprechen wir von der Hochindustrie, Massenfertigung, ... und bei der 3. vom allumfassenden Einsatz von Elektronik. Der Punkt dabei ist, dass zuerst vom primären Sektor (Landwirtschaft) in den sekundären (Industrie) und dann in den tertiären Sektor (Dienstleistung) gegangen ist von der Massenarbeit. D.h. weggefallen sind größtenteils nur
sehr einfache Tätigkeiten und man konnte - mehr oder weniger umständlich - in den nächsten Wirtschaftssektor wechseln.
Genau das war aber nur möglich, weil Sekretäre, Verwalter, Logistik, ... Tätigkeiten sind, in die man sehr einfach und schnell Menschen umschulen kann. Und weil man bei jeder Revolution neue Märkte erschließen konnte. Neue Produkte -> Massenfertigung -> Globalisierung.
Da wir jetzt eine hohe "Marktsättigung" bei den meisten Bedürfnissen haben und diese Güter auch alle global handeln, gibt es kaum noch Potential für radikal neue Produkte oder Märkte. Mehr Gewinne können primär nur noch über
höhere Effizienz erzielt werden. Das bedeutet hier: Automation.
Dadurch fallen massiv Arbeitsplätze auf der einen Seite weg.
Auf der anderen Seite braucht man in Sektor 1-3
kaum neue Arbeitnehmer. Das meiste (und das ist wahrscheinlich gar nicht mal
so viel - also möglicherweise durchaus weniger, als wegfallen), das neu entsteht, entsteht genau wie vorher durch den technischen Fortschritt im nächsthöheren Wirtschaftssektor, d.h. dem quartären Sektor.
Der quartäre Sektor ist der Sektor der hochspezialisierten Berufe. Beratung, Management, Entwicklung, Forschung, Hochtechnologie, ...
Ich glaube nicht, dass wir (a) im quartären Sektor ausreichend neue Vakanzen überhaupt schaffen können und (b) eignen sich vor allem die allermeisten Menschen nicht für den quartären Sektor.
Um es mal plakativ auszudrücken: du wirst einen Busfahrer nicht einfach zum Ingenieur umschulen. Vor allem nicht breitflächig.