In der Geschichte des Computers gibt es wieder Technologien, die trotz guter Leistung in der Versenkung verschwinden. So traf es auch den von intel eingeführten BTX-Standard für Gehäuse.
Während das von IBM eingeführte AT-Format eine schnelle Verbreitung fand und auch der intel eigene ATX-Standard sehr erfolgreich wurde, traf es den BTX mit voller Breitseite, bevor er in der Versenkung verschwand.
Inhaltsangabe
In der zweiten Hälfte der 90er Jahren beherrschte Intels ATX-Standard das Innenleben der Computer. Das Advanced Technology Extendet Format wurde eingeführt, da der AT-Standard an seine physischen Grenzen stieß. So konnte es passieren, das Zusatzkarten aufgrund ihrer Länge mit den CPU-Kühlern oder RAM-Bänken kollidierten.
ATX setzte CPU und RAM näher an den Gehäusedeckel, um dieses Problem zu umschiffen. Gleichzeitig lag die Größte Hitzequelle damit näher am Netzteillüfter. Dies hatte den Positiven Effekt, dass das Netzteil die Wärme gut abführen konnte, gleichzeitig heizte es die kühle Luft, die dieses benötigte, auf.
Da die Pentiums mit 15W damals die größten Heizungen im System stellten, war dies erstmal nicht weiter von Belang. Denn selbst bei den später eingeführten 800 MHz Prozessoren war noch ein Semi-Passiver Betrieb möglich. Die moderne Fertigung von 180nm spielte hier alle Vorteile aus.
Doch mit dem Aufkommen visueller Blockbuster wie die Quake und Tomb Raider Serie kam eine zweite Wärmequelle hinzu: die Grafikkarte.
Eine Voodoo 2 konsumierte im SLI-Verbund problemlos 30W. Der ein Jahr jüngere Pentium 3 mit 450 MHz steuerte weitere 25W dazu.
Machen wir einen Sprung in den August 2002. Der neue Athlon XP 2600+ und die Radeon 9700 schlugen zusammen mit 100W TDP zu, die aus den Gehäusen abgeführt werden musste.
80mm Gehäuselüfter wurden also langsam Pflicht. Von Silent und Effektivität war man aber weit entfernt, da die Gitter relativ grob waren und Drehzahl brauchten, um vernünftig die Luft umwälzen zu können.
Drei Jahre später benötigte allein der Athlon FX mit San Diego Kern 100W und die Radeon X1800 XT weitere 110W.
Um dieser Hitze Herr zu werden versah man die Gehäuse mit zusätzlichen Lüfterplätzen. So gab es entweder die Möglichkeit, im Seitenteil einen 80mm Lüfter zu platzieren oder einen Trichter anzubringen, der dafür sorgte, dass der CPU-Kühler aktiv Luft von außerhalb des Gehäuses beziehen konnte.
Netzteile boten zusätzlich die Möglichkeit, dass zwei 80er oder ein 120mm Lüfter für eine verstärkte Luftumwälzung sorgten.
Doch der ATX-Standard war für diese Abwärme nie gedacht gewesen. Weder lagen die RAM-Bänke in einem vernünftigen Luftstrom, noch traf das auf die GPU zu.
Ja, bis zu 5+ 80mm Lüfterplätze sorgten für eine ordentliche Kühlung. Das führte aber nicht nur zu erhöhter Lautstärke, sondern auch mehreren Fehlerquellen.
So entwickelte Intel den BTX-Standard, dem Balanced Technology Extended, und führte ihn 2004 Industrieweit ein.
Dieser führte nicht nur mehrere Kühl-Zonen ein, sondern drehte das Mainboard, sowie die GPU und platzierte die RAM-Bänke so, dass die Luft an ihnen vorbeiziehen konnte.
Links ist die Front
Im vorliegenden Fall sorgen zwei 120mm Lüfter in der Front dafür, dass der Core 2 Quad Semi-Passiv gekühlt wird und auch die GPU im Luftzug liegt. Ein 80mm Lüfter im Seitenteil bläst die Luft im Bereich der GPU nach draußen.
Trotz der 130W, die die nVidia Quadro FX 4600 erzeugt, muss der GPU eigene Lüfter nicht hochdrehen, um diese Wärme abzuführen. Dies führt zu einem angenehmen Geräuschpegel.
Der Kühler liegt bei BTX auf der Karte, anstatt da drunter zu hängen. Sollten zusätzliche Karten, wie RAID-Controller, W-LAN und Soundkarten benötigt werden, behindern sie den Luftzug der GPU in keiner Weise, noch wird die Wärme dieser Karten angezogen.
Und, passive Grafikkarten haben den Kühler nach oben gerichtet, was dazu führt, dass die Wärme besser an die Umgebungsluft abgeführt wird.
Es gab zwar auch Designs mit Kühlern auf der Rückseite, aber diese können mit ausladenden CPU-Kühlern kollidieren, da das ursprüngliche ATX-Format diese Art nie vorsah.
Trotz dieser Vorteile konnte sich BTX nie durchsetzen und blieb eine Randerscheinung. Einer der Hauptgründe dürfte sein, dass die Austauschbarkeit der Komponenten gelitten hat. Denn wenn ein altes ATX-Board den Dienst verweigert hat, war es nicht mit dem Neukauf eines BTX getan, da auch das Gehäuse getauscht werden musste. Die Tatsache, dass ein Ersatzboard meistens gleich mehrere neue Komponenten erforderte, lasse ich bewusst außen vor.
So führten große PC-Hersteller gerade im Office Bereich zwar BTX-Rechner ein, ließen das Konzept aber auch wieder fallen.
Und im Consumer oder Selbstbau Bereich führte das Konzept seit jeher ein Schattendasein.
Zusätzlich werden effizientere Chips genannt, die eine Ablösung des ATX überflüssig machten. Wenn man bedenkt, dass CPUs und GPUs schnell über 200W Verbrauch erreichen, ist es wie ein Treppenwitz der Geschichte.
In aktuellen Gehäusen wurden dafür die Anzahl der Lüfter stark erhöht und anstelle kümmerlicher 80mm Lüfter, werden in der Serie bis zu 140mm Fans eingesetzt, die für genügend Luftumwälzung sorgen.
So nutzt mein aktuelles Gehäuse zwei 120 mm Lüfter für kühle Luft, während drei 120 mm und ein 60 mm Radial Lüfter die warme Luft wieder heraus befördern.
Möchte man auf engsten Raum noch mehr Wärme abführen gibt es auf dem Markt auch externe Radiatoren für eine Custom-Wasserkühlung.
Hinweis: bei allen hier abgebildeten Varianten befindet sich das Mainboard an der Gehäuserückwand. Deswegen erweckt das BTX Bild den Eindruck, das es falsch rum ist, tatsächlich ist es eine Eigenheit dieses Formats.
AT Format 1984 - 1996
ATX Format 1996 - heute (Gehäuse hier ca. 2005)
BTX Format 2006 - ca. 2011 (letzte Boards mit BTX unterstützten den Sockel 1156 )
ATX Format aktuell
In diesem Gehäuse sitzt der Radiator der GPU-AiO im Bereich der unteren Slot Blenden. Diese Art der Bauform ist eher ein Kuriosum und die Abwärme ist laut Thermaltake auf 120 W begrenzt.
Und wie bereits weiter oben erwähnt, gibt es heutzutage auch noch die Möglichkeit, die Wärme zum Großteil direkt nach draußen abzuführen. Dadurch können größere Radiatoren eingesetzt werden, deren Lüfter selbst bei unter 1.000 U/min für genügend Luftumwälzung sorgen
Während das von IBM eingeführte AT-Format eine schnelle Verbreitung fand und auch der intel eigene ATX-Standard sehr erfolgreich wurde, traf es den BTX mit voller Breitseite, bevor er in der Versenkung verschwand.
Inhaltsangabe
- Die Vorgeschichte
- Die Abwärme steigt
- Der neue Standard erscheint
- Und verschwindet wieder:
- Aktuelle Lösungen
- Vergleich der Varianten
Die Vorgeschichte:
In der zweiten Hälfte der 90er Jahren beherrschte Intels ATX-Standard das Innenleben der Computer. Das Advanced Technology Extendet Format wurde eingeführt, da der AT-Standard an seine physischen Grenzen stieß. So konnte es passieren, das Zusatzkarten aufgrund ihrer Länge mit den CPU-Kühlern oder RAM-Bänken kollidierten.
ATX setzte CPU und RAM näher an den Gehäusedeckel, um dieses Problem zu umschiffen. Gleichzeitig lag die Größte Hitzequelle damit näher am Netzteillüfter. Dies hatte den Positiven Effekt, dass das Netzteil die Wärme gut abführen konnte, gleichzeitig heizte es die kühle Luft, die dieses benötigte, auf.
Da die Pentiums mit 15W damals die größten Heizungen im System stellten, war dies erstmal nicht weiter von Belang. Denn selbst bei den später eingeführten 800 MHz Prozessoren war noch ein Semi-Passiver Betrieb möglich. Die moderne Fertigung von 180nm spielte hier alle Vorteile aus.
Doch mit dem Aufkommen visueller Blockbuster wie die Quake und Tomb Raider Serie kam eine zweite Wärmequelle hinzu: die Grafikkarte.
Eine Voodoo 2 konsumierte im SLI-Verbund problemlos 30W. Der ein Jahr jüngere Pentium 3 mit 450 MHz steuerte weitere 25W dazu.
Die Abwärme steigt:
Machen wir einen Sprung in den August 2002. Der neue Athlon XP 2600+ und die Radeon 9700 schlugen zusammen mit 100W TDP zu, die aus den Gehäusen abgeführt werden musste.
80mm Gehäuselüfter wurden also langsam Pflicht. Von Silent und Effektivität war man aber weit entfernt, da die Gitter relativ grob waren und Drehzahl brauchten, um vernünftig die Luft umwälzen zu können.
Drei Jahre später benötigte allein der Athlon FX mit San Diego Kern 100W und die Radeon X1800 XT weitere 110W.
Um dieser Hitze Herr zu werden versah man die Gehäuse mit zusätzlichen Lüfterplätzen. So gab es entweder die Möglichkeit, im Seitenteil einen 80mm Lüfter zu platzieren oder einen Trichter anzubringen, der dafür sorgte, dass der CPU-Kühler aktiv Luft von außerhalb des Gehäuses beziehen konnte.
Netzteile boten zusätzlich die Möglichkeit, dass zwei 80er oder ein 120mm Lüfter für eine verstärkte Luftumwälzung sorgten.
Der neue Standard erscheint:
Doch der ATX-Standard war für diese Abwärme nie gedacht gewesen. Weder lagen die RAM-Bänke in einem vernünftigen Luftstrom, noch traf das auf die GPU zu.
Ja, bis zu 5+ 80mm Lüfterplätze sorgten für eine ordentliche Kühlung. Das führte aber nicht nur zu erhöhter Lautstärke, sondern auch mehreren Fehlerquellen.
So entwickelte Intel den BTX-Standard, dem Balanced Technology Extended, und führte ihn 2004 Industrieweit ein.
Dieser führte nicht nur mehrere Kühl-Zonen ein, sondern drehte das Mainboard, sowie die GPU und platzierte die RAM-Bänke so, dass die Luft an ihnen vorbeiziehen konnte.
Links ist die Front
Im vorliegenden Fall sorgen zwei 120mm Lüfter in der Front dafür, dass der Core 2 Quad Semi-Passiv gekühlt wird und auch die GPU im Luftzug liegt. Ein 80mm Lüfter im Seitenteil bläst die Luft im Bereich der GPU nach draußen.
Trotz der 130W, die die nVidia Quadro FX 4600 erzeugt, muss der GPU eigene Lüfter nicht hochdrehen, um diese Wärme abzuführen. Dies führt zu einem angenehmen Geräuschpegel.
Der Kühler liegt bei BTX auf der Karte, anstatt da drunter zu hängen. Sollten zusätzliche Karten, wie RAID-Controller, W-LAN und Soundkarten benötigt werden, behindern sie den Luftzug der GPU in keiner Weise, noch wird die Wärme dieser Karten angezogen.
Und, passive Grafikkarten haben den Kühler nach oben gerichtet, was dazu führt, dass die Wärme besser an die Umgebungsluft abgeführt wird.
Es gab zwar auch Designs mit Kühlern auf der Rückseite, aber diese können mit ausladenden CPU-Kühlern kollidieren, da das ursprüngliche ATX-Format diese Art nie vorsah.
Hersteller | Bezeichnung | Chip | TDP | Kühlung | Nutzer | Jahr |
ATi | Radeon X1600 Pro | RV 530 | 41 W | Passiv | Consumer | 10/2005 |
ATi | Radeon HD 3850 | RV 670 | 75 W | Passiv | Consumer | 11/2007 |
nVidia | Quadro FX 4600 | G80 | 134 W | Aktiv | Professional | 10/2007 |
nVidia | GeForce 8800 GT | G92 | 125 W | Passiv | Consumer | 03/2007 |
Und verschwindet wieder:
Trotz dieser Vorteile konnte sich BTX nie durchsetzen und blieb eine Randerscheinung. Einer der Hauptgründe dürfte sein, dass die Austauschbarkeit der Komponenten gelitten hat. Denn wenn ein altes ATX-Board den Dienst verweigert hat, war es nicht mit dem Neukauf eines BTX getan, da auch das Gehäuse getauscht werden musste. Die Tatsache, dass ein Ersatzboard meistens gleich mehrere neue Komponenten erforderte, lasse ich bewusst außen vor.
So führten große PC-Hersteller gerade im Office Bereich zwar BTX-Rechner ein, ließen das Konzept aber auch wieder fallen.
Und im Consumer oder Selbstbau Bereich führte das Konzept seit jeher ein Schattendasein.
Zusätzlich werden effizientere Chips genannt, die eine Ablösung des ATX überflüssig machten. Wenn man bedenkt, dass CPUs und GPUs schnell über 200W Verbrauch erreichen, ist es wie ein Treppenwitz der Geschichte.
Aktuelle Lösungen:
In aktuellen Gehäusen wurden dafür die Anzahl der Lüfter stark erhöht und anstelle kümmerlicher 80mm Lüfter, werden in der Serie bis zu 140mm Fans eingesetzt, die für genügend Luftumwälzung sorgen.
So nutzt mein aktuelles Gehäuse zwei 120 mm Lüfter für kühle Luft, während drei 120 mm und ein 60 mm Radial Lüfter die warme Luft wieder heraus befördern.
Möchte man auf engsten Raum noch mehr Wärme abführen gibt es auf dem Markt auch externe Radiatoren für eine Custom-Wasserkühlung.
Die einzelnen Bauformen im Vergleich:
Hinweis: bei allen hier abgebildeten Varianten befindet sich das Mainboard an der Gehäuserückwand. Deswegen erweckt das BTX Bild den Eindruck, das es falsch rum ist, tatsächlich ist es eine Eigenheit dieses Formats.
AT Format 1984 - 1996
ATX Format 1996 - heute (Gehäuse hier ca. 2005)
BTX Format 2006 - ca. 2011 (letzte Boards mit BTX unterstützten den Sockel 1156 )
ATX Format aktuell
Und wie bereits weiter oben erwähnt, gibt es heutzutage auch noch die Möglichkeit, die Wärme zum Großteil direkt nach draußen abzuführen. Dadurch können größere Radiatoren eingesetzt werden, deren Lüfter selbst bei unter 1.000 U/min für genügend Luftumwälzung sorgen
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