Aiaiaiai....Hier steht schon wieder jede Menge Zeug vom Hörensagen.
Es gibt nicht "die Software". Fahrzeuge sind komplexe embedded-Systeme. Irgendwelche Infotainment-Applikationen haben nichts mit der Basissoftware zu tun, nichts mit den Betriebssystemen, mit den Treibern, Assistenzfunktionen oder der Sensor-Datenverarbeitund oder der Ansteuerung von Aktoren.
AMDFX schrieb:
Es ist unglaublich, wie man MIB3 überhaupt jemals in dem Zustand ins Auto bringen konnte - mit den Updates wurde viel verbessert aber es ist qualitativ immer noch nicht gut genug - und da wird auch leider nicht mehr viel passieren. MIB4 ist da ein ganz anderes Level
MIB3 ist für VW genauso eine reine Zulieferkomponente. Das Desaster um MIB3 und den Golf 8 hat dafür überhaupt erst dafür gesorgt dass Diess zum CEO wurde, der hat das Ding so leidlich zeitlich in Serie gebracht, dito mit dem ID.3 und MEB.
Meine frühere Firma hatte zu der Zeit schon jede Menge Spaß mit dem VW-Einkauf. Kurz: Die Entwicklung bei VW wurde vom Einkauf grundsätzlich übergangen, Entscheidungen fielen zu spät und von den falschen Leuten. Ein komplettes Versagen des Managements auf allen Ebenen. Dass da am Ende überhaupt was fahrbares rauskommt ist dem enormen Einsatz der Entwickler bei VW und den Zulieferern zu bedanken.
Besagte Zulieferer sind aber auch das Problem: Wenn du als Zulieferer (bzw. Vertriebler dabei) dich so aufstellst, dass du bewusst unrealistische Angebote rausschickst um nachzuverhandeln wenn der Plan um die Ohren fliegt dann hast du an sowas eine gewisse Mitschuld. Die Entwickler des MIB3 (ne relativ kleine Bude) und des ICAS1 (Conti) waren zum Beauftragungszeitpunkt wohl personell und know-how-technisch nicht in der Lage überhaupt irgendwas zu liefern. Conti hat wohl VW das "Komplettpaket" angeboten und dann später bei uns angefragt, wie viel denn unsere Software und unser System kosten soll, nachdem sie uns preislich mit einem viel größeren Umfang unterboten hatten.
Dass CARIAD gegründet wurde war eine direkte Reaktion auf das Versagen der Strukturen bei VW und den Zulieferern. Sehr zum Missfallen der Marken die dadurch Personal, Budget und Einfluss verloren.
Marcel55 schrieb:
Die MEB Fahrzeuge sind halt recht gefräßig auf der Autobahn, mit dem großen Akku kommt man trotzdem halbwegs weit. Aber mit dem kleinen Akku macht das natürlich keinen Spaß. Mit dem großen hingegen muss man sich schon bemühen unter 250km zu kommen.
Ich finde so eine Aussage nach 25tkm jeweils mit Tesla Model 3 und ID.4 mittlerweile einfach nur noch peinlich. Tesla besch.... bei der Anzeige. Da passt nichts zusammen. Der ID.4 mag mir 20% mehr anzeigen als das eigentlich super-effiziente Model 3, aber am Ende komme ich mit beiden Autos in der selben Situation gleich weit, obwohl der Tesla nominal nur 3% weniger Netto-Kapazität hatte.
Und dann schaut man sich die Vergleiche von
https://www.youtube.com/@BatteryLifeDE an und das aktuelle Model 3 verliert gegen einen wesentlich größeren ID.7 ...
supermanlovers schrieb:
Die VW und Audi Software ist immer noch eine Zumutung. Mercedes ist ganz okay (von den deutschen Herstellern)
Von welcher "Software" sprechen wir denn hier? Assistenz? Infotainment? Automatik? Sicherheit? Body...? Backend-Funktionen?
Augen1337 schrieb:
Wäre aber auch froh, wenn der ganze Murks aus den Karren verschwinden würde. Gebt mir ein Display in der Mitte des Dashboards und darauf Google Auto und Carplay. Den Tacho als Hardwaretacho (die Materialien sahen sowieso ab Mittelklasse besser aus als ein Display) und ich bin zufrieden.
Haha. Hardwaretacho. Das war schon vor 30 Jahren nicht mehr üblich. Da hatte mein Tacho im Mitsubishi Colt BJ99 schon Chips drin, da ist nix mit "Tachowelle". Oder anders: Jeder "analoge" Tacho der letzten ~30 Jahre ist auch nur ein elektronisches Anzeigeinstrument und dazu ein ziemlich unpräzises. Kühlwasser, Tankinhalt - alles Werte die "hinappliziert" werden weil die Realität die meisten Autofahrer überfordert.
Cerebral_Amoebe schrieb:
Wenn die VW-Software so gut war, verstehe ich nicht den Sinn des Joint-Venture.
Was ist "die VW Software" - Hier geht es ja um Plattformentwicklung. Hardware, OS, Treiber. In PC-Sprech: Welches Mainboard, welche Steckkarten, welche PCIe-Bridge, welche Kühlung, welche IO-Karten an den Ports hängen. Welches OS darauf laufen soll, von wem Treiber und Compiler für welche Programmiersprachen bereitgestellt werden.
Das Problem ist dass hier nicht VW scheitert, sondern die gesamte Automobilindustrie. AUTOSAR sollte mal ein einheitliches Betriebssystem sein, welches Anwendungen auf unterschiedlichsten Steuergeräten unabhängig der Programmiersprachen und unabhängig der Hardware macht. Damit soll Hardware von Software getrennt werden. Das Problem ist nur, dass die AUTOSAR-Basissoftware und die RTEs nie wirklich kompatibel waren. Ich hatte Kollegen, die über Jahre nichts anderes gemacht haben als AUTOSAR-Basiskomponenten zu schreiben, zu fixen und von Hand nachzuziehen. Die Konsequenz ist, dass es irre teuer ist überhaupt Änderungen durchzuführen, auch wenn die Qualität dann Spitze ist.
Das ist nicht spezifisch für VW, das Thema haben alle Hersteller, die Innovationen in Fahrzeuge bringen wollen und nicht nur Systeme von der Stange vom Zulieferer kaufen.
Cerebral_Amoebe schrieb:
Da frage ich lieber die Leute, die bei VW in der Entwicklung arbeiten, die ich selber kenne
Die kotzen ab.
Die kenne ich auch. Und meiner Meinung nach sind die VW-Entwickler (die nicht zu CARIAD gewechselt sind oder die Stellen von Kollegen übernommen haben die zur CARIAD gewechselt sind) genau das Problem. Ich weiß von Abteilungen, da sitzen mehr Leute bei VW als bei CARIAD, alle mit dem Anspruch ihre Kollegen zu steuern und nichts selbst zu machen.
Der Wahnsinn hat Methode - Bei VW/Audi etc. sitzen hunderte wenn nicht tausende Entwickler, die selbst nicht entwickeln DÜRFEN weil irgendjemand im Management beschlossen hat, dass extern vergeben günstiger ist. Dann sitzt also ein VWler da und steuert zwei Externe aus, um dann die Arbeit eines Mitarbeiters zu tun; der Rest der Kapazität von drei Personen geht auf Ausschreibung, Steuerung, Kontrolle, Abstimmung, Schulung der Externen etc. drauf.
Ein System in dem viele es sich wohlig eingerichtet haben; ich mein solche Konstrukte haben über 8 Jahre meinen Lohn finanziert. Natürlich kotzen jetzt alle ab weil es ganz offensichtlich so nicht weiter geht.
Mac_Leod schrieb:
Den Scherbenhaufen von CARIAD zusammen zu fegen, ist keine leichte Aufgabe 🤔
Nachdem diverse Audi-Manager anscheinen erfolgreich versuchen über die Öffentlichkeit von ihrem Totalversagen abzulenken?
Ich mein es gab vor ~2 Wochen einen schönen Artikel in der FAZ dazu. Cariad sollte die zukünftige Architektur entwickeln und kurz nachdem andere Leute mal auf den Stand geschaut haben direkt mal festgestellt wie weit das Projekt hinter Plan war. Dass es hier mehr oder weniger offene Sabotageversuche vom Audi-Management gab (ein Bekannter meinte sie hätten keine Testautos bekommen) gab - alles menschlich unter aller Sau.
Und der Rufmord an den eigenen Geschwistern zieht sich ja durch - man sieht das ja hier an den Beiträgen.
Break16 schrieb:
Woher weißt du das? Im Bezug auf was genau? Habe selbst 4 x Tesla Fahrzeuge. Würde mich überraschen wenn ein anderer Hersteller das besser hinbekommt, als Tesla 😂
Updates der Updates wegen? Wenn ich mich im Tesla-Forum umsehe dann stehen da seit 4-5 Jahren die gleichen Beschwerden über die gleichen Probleme. Beantwortet von einem Mantra aus "warte aufs nächste Update".
t3chn0 schrieb:
Was haben hier immer alle mit der Software? Einzig MIB3 war ein kompletter Griff ins Klo. Allerdings sind die letzten MIB3s wirklich gut mit den aktuellen Softwareständen und geänderter Hardware.
MIB4 ist im Golf 8.5 und den Facelifts von Skoda und Cupra. Natürlich auch in den aktuellen ID Modellen. MIB4 ist sehr schnell und nahezu komplett unkritisch.
Joa - Und das ist nur die Infotainmentsoftware. Die Assistenz und Automatiken funktionieren ja astrein.
Der Witz an der ganzen Sache ist, dass die UNECE-Autos (also alles mit MIB4) ja in jeder Hinsicht besser sind - vom Infotainment bis zur Motorsteuerung und damit auch effizienter. Das sind die ersten Autos die unter Cariad weiterentwickelt wurden.
Rockstar85 schrieb:
Und ja, ich stelle Scaringe zu.. Alle versuchen Tesla zu kopieren, und scheitern dabei Grandios
Tun sie das? Es gibt keinen Hersteller mit einer ähnlichen Architektur wie Tesla. Auch die Zonenarchitektur ist grundsätzlich anders als das was Tesla einsetzt, evtl. ist "Etherloop" vergleichbar. Zentralisierte Architektur hat Audi ja schon zig Jahre im MLBevo, der PPE ist ja auch wieder komplett anders aufgebaut - eben nicht wie Tesla sondern mit jeder Menge Intelligenz in den Sensoren (insofern Audi das Konzept nicht in den letzten 3 -4 Jahren grundsätzlich über den Haufen geworfen hat).
Gabb3r_gandalf schrieb:
Was viele hier denk ich vernachlässigen ist die Bedeutung von Software in Fahrzeugen. Das was man als Nutzer sieht ist ein winzig kleiner und fast unbedeutender Teil. Es geht um die Steuerung aller Komponenten und auslesen aller Sensoren und wie diese interagieren. Es gibt gute Videos zu Teslas etherloop Lösung. Ich denke mal Rivian hat ähnliche Innovationen im Regal.
Zum ersten Teil: Absolut.
Zum Etherloop: Finde ich etwas schwierig, gerade wenn es um die Munro-Videos geht. Die preisen alles was billig zu produzieren ist, ob es aber technisch die richtige Entscheidung ist (Stichwort Qualität und Ausfallsicherheit gegenüber Einfachfehlern) ist eine andere Frage.
Gabb3r_gandalf schrieb:
In anderen Worten, ich finde es atemberaubend dass VW es nicht hinbekommen hat etwas nachzubauen was sich seit 10 Jahren auf dem Markt befindet. Bosch und Continental hatten nen paar gute Jahrzehnte, aber so langsam geht es auf Kosten der innovationsfähigkeit aller deutscher Automobilhersteller. Jetzt zahlen sie 5 Milliarden um aufzuholen. Gut für Rivian, traurig für VW.
Meine persönliche Vermutung ist, dass der FAZ-Autor hier recht hat und VW sich hier eher auf das "decoupling" des Weltmarkts vorbereitet. Also Autos mit unterschiedlicher Lieferkette in den drei großen Märkten China, USA/Kanada, Europa+Japan+Rest der Welt anzubieten und die bestehenden Architekturen alla MEB und PPE mit den entsprechenden Partnern umzukonstruieren. Für den MEB hat man in China schon Xpeng an der Hand, beim PPE würd man wohl Rivian einsetzen und dabei Büchsen der Zulieferer einfach austauschen während die Mechanik drum herum weitgehend gleich bleibt.
Für die Boschs, Contis, ZFs, Valeos etc. ist das jetzt als Hardwarelieferanten natürlich nur so ein mittelmäßiger Ausgangspunkt; allerdings sehen solche Zonenarchitekturen meistens vor "Off the shelf"-Produkte wie Airbag-, Brems- oder ESP-Steuergeräte einfach als solches einzuklinken.
xexex schrieb:
Es geht nicht um eine bunte UI, es geht um Kernkomponenten und darum aus 100+ Steuergeräten, eine Handvoll wie bei Tesla, mit selbst entwickelter Software zu machen.
Ich find das mit den 100+ Steuergeräten einfach immer witzig weil es eine gewisse Willkür bezüglich der Terminologie zeigt. Wenn ich mich hier umsehe, dann habe ich hier im Raum 10 "Steuergeräte" fürs Licht. Also 8 Smarthome-Lampen plus Bridge plus Dimmer. Ich kann natürlich jeden Sensor/Aktor mit Buskommunikation und Eigendiagnose als Steuergerät begreifen und liege damit sicher nicht ganz falsch. In dem Sinne ist natürlich jedes USB-Device am PC auch ein "Steuergerät"; ich mein selbst ne elektrische 0815-Wasserpumpe hat Intelligenz und kann über ihre zwei, drei Drähte über Manipulation des PWM-Signals kommunizieren.
Dieses ganze mehr oder weniger intelligente Zeug wird natürlich nie irgendein Update bekommen - warum sollte es auch?
xexex schrieb:
Software, Software und den Akku, also Sachen die hiesigen Autohersteller bisher nicht selbst entwickelt haben und scheinbar auch nicht hinbekommen.
Sorry wenn ich das so formuliere: Das ist doch absoluter Humbug in dieser Pauschalität und aus der Systemsicht schlicht falsch. Autos sind Systeme, komplexe Systeme. Software ist ein Teil eines Teilsystems. Und alle Teilsysteme werden irgendwann mal initial entwickelt - in den unterschiedlichsten Konstellationen. Durch die Hersteller in Eigenregie, in Kooperation mit Zulieferern, durch Zulieferer. Nur skaliert wird i.d.R. immer durch Zulieferer. Wenn jeder Hersteller alles selbst entwickeln würde wären Autos heute völlig unbezahlbar.
Tesla hat z.B. den Radar-Sensor von Conti eingekauft, aber nicht das Engineering drum herum gesetzt wie es jeder andere Hersteller tut sondern den Radar-Track als "ground truth" angesehen. In einem Vortrag des ehemaligen AI-Chefs von Tesla wurden solche Details durch die Blume offenbart. Für jeden der sich mehr als einen Monat mit Assistenz beschäftigt hat sollte klar sein was das für ne peinliche Vorstellung war. Du hast ein Objekt welches Elektromagnetisch und optisch getrackt wird, aber wenn dein Radar den Track kurz verliert wirfst du alles weg? Da kann man nur noch den Kopf schütteln.