Ideologie (von
französisch idéologie; zu
altgriechisch ἰδέα idéa, hier „
Idee“, und λόγος lógos „Lehre, Wissenschaft“ – eigentlich „Ideenlehre“)
[1] steht im weiteren Sinne bildungssprachlich für
Weltanschauung. Im engeren Sinne wird damit zum einen auf
Karl Marx zurückgehend das „falsche Bewusstsein“ einer
Gesellschaft bezeichnet, zum anderen wird in der US-amerikanischen
Wissenssoziologie jedes System von
sozialen Normen als Ideologie bezeichnet, das Gruppen zur Rechtfertigung und Bewertung eigener und fremder Handlungen verwenden.
[2] Seit Marx und Engels bezieht sich der Ideologiebegriff auf „Ideen und Weltbilder, die sich nicht an Evidenz und guten Argumenten orientieren, sondern die darauf abzielen, Machtverhältnisse zu stabilisieren oder zu ändern“.
[3]
Der Ideologiebegriff der
marxistischen Philosophie, der im
westlichen Marxismus eine zentrale Rolle spielt, geht davon aus, dass das herrschende Selbstbild vom objektiv möglichen Selbstbild der jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungsstufe verschieden ist. Da die materiellen Verhältnisse und
Interessen das Denken bestimmen, wird nach Marx die Ideologie der Gesellschaft durch die Interessen dominanter gesellschaftlicher Gruppen, z. B. der
Bourgeoisie, beeinflusst, um diese zu rechtfertigen. Durch eine
Ideologiekritik kann diesen Interessen entgegengewirkt werden, um im Sinne eines allgemeinen Interesses ein nach dem Stand der Erkenntlichkeit korrektes und vollständiges Bild der Gesellschaft zu entwerfen. Eine wichtige Weiterentwicklung erfährt die Theorie der Ideologie bei
Georg Lukács, der sie mit einer Theorie des
Totalitarismus verknüpft: Die vollständige Vereinnahmung des Individuums durch gesellschaftlich organisierte Aktivitäten und Strukturen führt dazu, dass sich das Individuum nur innerhalb dieser Strukturen verstehen kann und somit selbst eine passende Ideologie entwickelt.
[4]
In der Wissenssoziologie hat sich
Ideologie hingegen als Bezeichnung für ausformulierte Leitbilder
sozialer Gruppen oder
Organisationen durchgesetzt, die zur Begründung und Rechtfertigung ihres Handelns dienen – ihre
Ideen,
Erkenntnisse,
Kategorien und
Wertvorstellungen. Sie bilden demnach das notwendige „
Wir-Gefühl“, das den inneren Zusammenhalt jeder menschlichen
Gemeinschaft gewährleistet.
[5] Dieser Ideologie-Begriff wird auch auf die Ideensysteme von politischen Bewegungen, Interessengruppen, Parteien etc. angewandt, wenn von
politischen Ideologien die Rede ist.