Autokiller677
Fleet Admiral
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Die Börse ist immer ein Traum von der Zukunft - als Anleger will man ja in Zukunft damit Geld verdienen, und wenn es der Firma da nicht gut geht, wird das nix.Sephiroth51 schrieb:Der Wert von Tesla hat keinen realen wert, ist nur eine Blase, man kann von Tesla halten was man will, aber mehr wert als nur ein einziger dt. oder. japanischer Markenhersteller sind definitiv nicht - realwert versteht sich.
Die Zukunftsaussichten bei Tesla sind gerade halt ein bisschen rosiger, als bei VW und co.
Tesla haut aktuell YoY ~60-70% Wachstum raus, ist nahezu schuldenfrei und hat keine Altlasten.
Andere Autohersteller sind dagegen häufig sehr hoch verschuldet (Einige Beispiele in der Tabelle: https://www.auto-motor-und-sport.de...echstverschuldetes-unternehmen-der-welt-2019/), wachsen seit Jahren kaum noch, und haben riesige Altlasten in Form von alten Fertigungsstraßen, zehntausenden Mitarbeitern, die man für E-Autos eventuell nicht braucht, und das Problem, dass jedes E-Auto, das sie verkaufen, potentiell ein Verbrenner weniger in der Bilanz ist.
Also, vergleichsweise geringe Wachstumsaussichten und eine unsichere Zukunft (nicht alle "Althersteller" werden den Wechsel auf Elektro überleben, so viel ist heute schon klar) sorgen jetzt nicht gerade für explodierende Kurse.
Dazu hat Tesla das hohe Level vertikaler Integration, das viele andere Hersteller jetzt (mindestens auf der Softwareseite) anstreben, schon geschafft, da sind also ein paar Jahre Vorsprung drin. Die Fertigungseffizienz ist auch schon auf dem nächsten Level, wie Herbert Diess gerne betont wenn er erzählt, was VW jetzt schaffen muss. Ein Model 3 zu bauen dauert 10h, ein ID.3 ca. 30h.
Ich habe auch bisher von keinem anderen Hersteller eine Demo gesehen, wie Autos mit Serienhardware auf nicht vorher ausgewählten Strecken schon größtenteils autonom Fahren können. Und autonomes Fahren ist dann das nächste riesige Zukunftsthema im Autosektor. Teslas Methodik, die FSD Beta einfach so an normale Kunden rauszuhauen, kann man da sicher kritisieren - aber die handfesten Ergebnisse, die man in diversen Videos immer wieder sieht, sind beeindruckend. Vor allem ohne Lidar und seit neuestem sogar ohne Radar - 2 teure Komponenten, die die Marge erhöhen, wenn man sie nicht braucht.
Tesla verdient heute schon gutes Geld mit E-Autos - mit einer recht hohen Marge, verglichen mit der übrigen Branche (auch Verbrenner). Andere Hersteller weisen die Zahlen nicht immer getrennt aus, daher kann man nicht so gut vergleichen, aus Branchenkreisen wird aber immer wieder berichtet, dass die meisten bisher mit ihren BEVs wohl nichtmal den Break-Even treffen. Wenn es super laufen würde, würde man die Zahlen wohl auch getrennt zeigen, damit klar ist, dass im Zukunftsthema alles gut ist.
Und durch die hoher vertikale Integration wie oben schon erwähnt, hat Tesla auch deutlich mehr von der Wertschöpfung inhouse als andere Hersteller. Batterien, Antriebsstrang, Chips, Software und co. werden (in großen Teilen) In-House gemacht. Beim Vergleich müsste man da den Wert so mancher Zulieferer bei VW & co. teilweise dazu addieren.
Dazu ist Tesla ja nicht nur ein Auto-Hersteller - mit Solarsparte + Batteriespeichern (vom Eigenheim bis zu riesigen Netz-Puffern) steht man in zwei weiteren massiv wachsenden Branchen drin.
Ob die aktuelle Bewertung von Tesla zu 100% gerechtfertigt ist - wahrscheinlich nicht. Sollten sie an der Börse, die auf die Zukunft spekuliert, mehr Wert sein als die meisten "etablierten" Hersteller? Den üblichen Gesetzen der Börse nach ja. Tesla ist für die Zukunft heute deutlich besser aufgestellt als die allermeisten Konkurrenten. Die müssen dagegen häufig noch viel aufholen & umbauen, um sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen und haben eine Menge Altlasten, die noch abgewickelt werden müssen - im Personalbereich in Deutschland dann auch noch sozialverträglich usw., das kann teuer werden.
Wer dagegen z.B. wirklich (imho) überbewertet ist: Rivian. Zum IPO letzte Woche fast 60x so viel wert wie Tesla zu deren IPO. Cooles Auto, ja, haben aber die Fertigung noch nicht im Griff. Aktuell wird wohl ca. 1 Auto / Tag produziert, und auch bei Tesla war das Skalieren der Fertigung vor ein paar Jahren ein Punkt, an dem die Firma fast pleite gegangen wäre.
Meine (amateurhafte) Einschätzung aktuell: Die Dynamik im Markt ist aktuell sehr hoch, BEV Anteil an den Neuzulassungen geht z.B. in Deutschland sehr steil nach oben aktuell. Wenn das auch nur annährend so weitergeht, stehen in wenigen Jahren Produktionslinien für Verbrenner aufgrund mangelnder Nachfrage still, und wer dann nicht genug Kapazitäten für BEVs hat, verliert Marktanteile. Und wenn VW dann erst ab 2026 mit Projekt "Trinity" in Wolfsburg plant... nun, das wird knapp. Und könnte auch schiefgehen.
Und Disclaimer: Kein Finanzratgeber, alle Investments auf eigene Gefahr.
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