Die Spieler sind die Messeveranstalter, die Aussteller und die Kunden - letztere spielen nur indirekt eine Rolle und auch nur bei internationalen Fachmessen. Wenn es großräumige Reisebeschränkungen gibt, kann das Publikum nicht kommen. Ansonsten gibt es für die Aussteller auch noch ein akutes Infektionsrisiko ihrer Angestellten...
Die Veranstalter spielen jetzt drei Spiele, wovon die Absage das teuerste für sie ist. Im Falle einer Absage treten die Veranstalter für die Schäden ein bzw. müssen bereits erfolgte Zahlungen zurückerstatten. Andererseits: So lange der Termin für eine Messe steht, stehen die erwarteten Umsätze/Gewinne in den Bücher, was die Bankbeziehungen beeinflusst. Bei abgesagten Messen müssen forecasts angepasst werden, Finanzierungen verlieren ihre Basis...
Deswegen das zweite Spiel: die Verschiebung. Bei der Verschiebung fällt keine Haftung an und solange die im gleichen Geschäftsjahr bleibt, sind auch die Bankbeziehungen unberührt. Allerdings ist in der Regel damit die Hoffnung verknüpft, dass die Aussteller jetzt selber aussteigen und damit die Messe erledigen. Wenn die Aussteller selber kündigen, sind alle Vorleistung ihr eigenes Problem. Für die meisten Aussteller ist schon die Verschiebung ein Problem, weil's nicht wirklich um die Produkte geht, sondern - bis auf wenige Ausnahmen wie Japan, wo das nicht üblich ist - um die Aufträge. Auf Messen werden viele Kundenbeziehungen für den ganzen Messezyklus festgelegt. Da macht man Abnahmemengen und Preise aus, kündigt unter Hand Entwicklungen an - da sagt man dem Kunden dann, "nimm' nicht soviel davon, da wird's einen Nachfolger geben" und dergleichen. Viele Unternehmen sind direkt mit den Messen synchronisiert und können deswegen mit einer Verschiebung nicht umgehen.
Und deswegen auch die dritte Variante: Gar nichts machen. Die Aussteller müssen selber kündigen, weil die Messe nicht durchführbar ist. Und die Messe muss das buchhalterisch erst abschließen, wenn's wirklich soweit ist.
Das sind die Gründe dafür, warum Messen nicht abgesagt werden, obwohl man annehmen kann, dass sie nicht stattfinden werden - nicht Dummheit, sondern die Zwangslagen der Beteiligten diktieren das.