Ich bin das ganze heute mal mit meiner 9 Jahre alten Gigabyte GeForce
GTX 780 Windforce 3X OC R2 angegangen. Ich hatte schon im Bios und Bootscreen Fehler und Artefakte (allerdings bei noch lesbarer Schrift), aber spätestens beim Windows booten war es dann vorbei - schwarzer Bildschirm.
Ich bin es auf Arbeit mal mit einer 40k EUR Rework Station angegangen:
Ich habe als Flussmittel Alpha RF800 unter die Speicherchips und die GPU appliziert (jeweils Flussmittel - Reflow - Flussmittel - Reflow - ...) und mit den entsprechend großen Aufsätzen jeweils immer immer zwei Speicherchips (12 an der Zahl) und zuletzt die GPU mit folgendem Profil wiederaufgeschmolzen:
Blau ist die Temperatur der Luftstroms von unten großflächig.
Grün die Temperatur des Luftstorms von unten in der Zone (ca. 25 x 25 mm z. B.), die behandelt werden soll.
Rot ist die Temperatur des Luftstroms von oben in der Zone, die behandelt werden soll.
Dick ist jeweils die Soll-Vorgabe und dünn dann der Ist-Wert.
Schwarz ist dann die resultierende Kurve am Bauteil selbst gemessen, mit der entsprechenden Aufheizphase und der kurzen Zeit über 217 °C für das bleifreie Lot. Man darf nicht vergessen, wieviel Wärme eine Mehrlagenplatine wegzieht :O
Gedauert hat es ca. 45 min, bestehend aus 6x 5 min für die Speicherchips und 1x 5 min für die GPU plus Flussmittelapplikation und Nebenarbeiten.
Zuvor hatte ich bei der Grafikkarte den Kühlkörper samt Lüfter demontiert und die WLP entfernt.
Resultat: Die Grafikkarte läuft bisher auch unter Last wieder sehr gut mit guten Temperaturen Eine Langzeiterfahrung steht natürlich noch aus.
Ich konnte in Gegensatz zu den anderen Nutzen natürlich teures Equipment für das selektive Reflowlöten mittels Rework-Station benutzen. Damit konnten die Kontakte auch wirklich nachvollziehbar wieder aufgeschmolzen werden und Mikrorisse und andere Lötdefekte, die über die Zeit entstehen, behoben werden. Gleichzweitig wurden die Elkos, die THT-Anschlüsse und der 24 V Anschluss geschont.
Die Methode mittels Backofen hat natürlich das Problem, dass ich keine sinnvolle Temperaturkurve fahren kann, keine wirkliche Temperatur messen kann, kein Wiederaufschmelzen des Lotes erreiche und auch empfindliche Bauteile und Stecker gefährde. Aber bevor man es wegschmeisst und keinen Zugriff auf gutes Equipment hat, ist es vermutlich einen Versuch wert. Abhängig natürlich dann jeweils von Geschick und Glück in einer entsprechend langen Nachreparatur-Lebensdauer.