BlackSavage
Commander
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Verschärfter Ton in Debatte
Seit Anfang der Woche wird über eine Deutschpflicht auf Schulhöfen debattiert. Entzündet hatte sich der Streit an Medienberichten über eine Berliner Schule, die eine solche Regelung bereits seit längerem praktiziert - nach eigenen Angaben mit Erfolg. Nun hat sich der Ton in der Debatte verschärft.
Die Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt, Maria Böhmer, begrüßte eine Deutschpflicht auf Schulhöfen. Sie wünsche sich, dass Schulen mit ebenfalls hohem Ausländeranteil dem Berliner Beispiel folgten. Kindern müsse die Chance zur Teilhabe an der Gesellschaft gegeben werden, so die CDU-Politikerin. Grünen-Chefin Claudia Roth hingegen äußerte sich ablehnend: Schulhöfe seien keine Kasernenhöfe, Zwang habe dort nichts zu suchen.
"Niemand darf eine Sprache verbieten"
Deutliche Kritik an einer verpflichtenden Regelung an Schulen kam auch von türkischen Verbänden. Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg erklärte, niemand dürfe eine Sprache verbieten. Es gehe nicht um einzelne Schulen, sondern um das Signal, das mit einer solchen Maßnahme verbunden sei. Ein Verbot bediene ungewollt Ressentiments in der Mehrheitsbevölkerung und trage nicht zum friedlichen Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen bei.
Schulhof im Berliner Wedding (Foto: dpa/dpaweb) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Herbert-Hoover-Realschule in Berlin: "Unsere Schulsprache ist die Amtssprache der BRD"]
Hintergrund der Debatte sind Medienberichte über eine Berliner Schule, deren Hausordnung vorschreibt, dass auf dem Schulgelände Deutsch gesprochen werden muss. Für mehr als 90 Prozent der Schüler dieser Realschule im Berliner Stadttteil Wedding ist Deutsch nicht die Muttersprache. Eltern und Schüler hatten der Hausordnung bereits vor eineinhalb Jahren zugestimmt.
Keine Kritik an betroffener Schule
In der Ordnung, die jeder Schüler unterschreiben musste, heißt es: "Die Schulsprache unserer Schule ist Deutsch, die Amtssprache der Bundesrepublik Deutschland. Jeder Schüler ist verpflichtet, sich im Geltungsbereich der Hausordnung nur in dieser Sprache zu verständigen." Kritik daran gab es nach den Worten der Schulleiterin an der Schule selbst nicht. Wegen einer Ausweitung des Angebotes an Deutsch-Unterricht sei sie im Bezirk sogar besonders nachgefragt. Berlins Bildungssenator Böger hatte die Deutschpflicht in dem Streit verteidigt. Inzwischen wurde über weitere Schulen in der Hauptstadt berichtet, die ähnliche Regelungen praktizierten - allerdings ohne schriftliche Festlegung.
Experten mahnen unterdessen eine Versachlichung der Debatte an. Eine von dem Erziehungswissenschaftler Wilfried Bos geleitete Studie aus dem vergangenen Jahr hat unter anderem das Sprachverhalten von Viertklässlern in Hamburg untersucht - im Auftrag der Bildungsbehörde der Hansestadt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte klingen die Ergebnisse der flächendeckenden Erhebung überraschend: 88,2 Prozent der Kinder geben demnach an, mit den Freunden ausschließlich Deutsch zu sprechen; 10,7 Prozent sprechen meistens Deutsch. Nur 0,9 Prozent sagen, dass sie manchmal Deutsch sprechen und 0,3 Prozent antworten, dass sie nie oder fast nie Deutsch mit ihren Freunden reden. Die Studie legt den Schluss nahe, dass, zumindest in Hamburg, Deutsch bereits Verkehrssprache auf den Schulhöfen ist.
Eine Berliner Schule praktiziert sie seit mehr als einem Jahr: die Deutschpflicht auf dem Pausenhof. Nun ist eine Debatte darüber entbrannt. Die Befürworter sagen, dass es so wenigstens eine gemeinsame Sprache gebe und die Schüler besser auf das Berufsleben vorbereitet würden. Die Gegner halten die Idee für diskrimierend - in den Pausen solle jedem Schüler freigestellt sein, in welcher Sprache er sich unterhält.
Halten Sie die Deutschpflicht auf dem Pausenhof für richtig?
Seit Anfang der Woche wird über eine Deutschpflicht auf Schulhöfen debattiert. Entzündet hatte sich der Streit an Medienberichten über eine Berliner Schule, die eine solche Regelung bereits seit längerem praktiziert - nach eigenen Angaben mit Erfolg. Nun hat sich der Ton in der Debatte verschärft.
Die Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt, Maria Böhmer, begrüßte eine Deutschpflicht auf Schulhöfen. Sie wünsche sich, dass Schulen mit ebenfalls hohem Ausländeranteil dem Berliner Beispiel folgten. Kindern müsse die Chance zur Teilhabe an der Gesellschaft gegeben werden, so die CDU-Politikerin. Grünen-Chefin Claudia Roth hingegen äußerte sich ablehnend: Schulhöfe seien keine Kasernenhöfe, Zwang habe dort nichts zu suchen.
"Niemand darf eine Sprache verbieten"
Deutliche Kritik an einer verpflichtenden Regelung an Schulen kam auch von türkischen Verbänden. Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg erklärte, niemand dürfe eine Sprache verbieten. Es gehe nicht um einzelne Schulen, sondern um das Signal, das mit einer solchen Maßnahme verbunden sei. Ein Verbot bediene ungewollt Ressentiments in der Mehrheitsbevölkerung und trage nicht zum friedlichen Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen bei.
Schulhof im Berliner Wedding (Foto: dpa/dpaweb) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Herbert-Hoover-Realschule in Berlin: "Unsere Schulsprache ist die Amtssprache der BRD"]
Hintergrund der Debatte sind Medienberichte über eine Berliner Schule, deren Hausordnung vorschreibt, dass auf dem Schulgelände Deutsch gesprochen werden muss. Für mehr als 90 Prozent der Schüler dieser Realschule im Berliner Stadttteil Wedding ist Deutsch nicht die Muttersprache. Eltern und Schüler hatten der Hausordnung bereits vor eineinhalb Jahren zugestimmt.
Keine Kritik an betroffener Schule
In der Ordnung, die jeder Schüler unterschreiben musste, heißt es: "Die Schulsprache unserer Schule ist Deutsch, die Amtssprache der Bundesrepublik Deutschland. Jeder Schüler ist verpflichtet, sich im Geltungsbereich der Hausordnung nur in dieser Sprache zu verständigen." Kritik daran gab es nach den Worten der Schulleiterin an der Schule selbst nicht. Wegen einer Ausweitung des Angebotes an Deutsch-Unterricht sei sie im Bezirk sogar besonders nachgefragt. Berlins Bildungssenator Böger hatte die Deutschpflicht in dem Streit verteidigt. Inzwischen wurde über weitere Schulen in der Hauptstadt berichtet, die ähnliche Regelungen praktizierten - allerdings ohne schriftliche Festlegung.
Experten mahnen unterdessen eine Versachlichung der Debatte an. Eine von dem Erziehungswissenschaftler Wilfried Bos geleitete Studie aus dem vergangenen Jahr hat unter anderem das Sprachverhalten von Viertklässlern in Hamburg untersucht - im Auftrag der Bildungsbehörde der Hansestadt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte klingen die Ergebnisse der flächendeckenden Erhebung überraschend: 88,2 Prozent der Kinder geben demnach an, mit den Freunden ausschließlich Deutsch zu sprechen; 10,7 Prozent sprechen meistens Deutsch. Nur 0,9 Prozent sagen, dass sie manchmal Deutsch sprechen und 0,3 Prozent antworten, dass sie nie oder fast nie Deutsch mit ihren Freunden reden. Die Studie legt den Schluss nahe, dass, zumindest in Hamburg, Deutsch bereits Verkehrssprache auf den Schulhöfen ist.
Eine Berliner Schule praktiziert sie seit mehr als einem Jahr: die Deutschpflicht auf dem Pausenhof. Nun ist eine Debatte darüber entbrannt. Die Befürworter sagen, dass es so wenigstens eine gemeinsame Sprache gebe und die Schüler besser auf das Berufsleben vorbereitet würden. Die Gegner halten die Idee für diskrimierend - in den Pausen solle jedem Schüler freigestellt sein, in welcher Sprache er sich unterhält.
Halten Sie die Deutschpflicht auf dem Pausenhof für richtig?