Leserartikel DSL-Anschlussbündelung für "Arme"

Hallo Liebe ComputerBasler,

ich habe mal wieder eine Kleinigkeit zu berichten und hoffe, ich kann damit dem Einen oder Anderen einen Denkanstoß geben.

Folgende vorherrschende Problematik:
Ich wohne auf dem Dorf. Bekanntlich ist das Internet in vielen Teilen Deutschlands noch immer Neuland und von Internetgeschwindigkeiten über 100Mbit, geschweige denn 1Gbit, sind wir bei uns weit entfernt.
Immerhin bietet die Telekom nach einem Ausbau 2016/2017 mittlerweile VDSL an. Bei uns sind 50Mbit buchbar.
Ich wohne einem Mehrfamilienhaus. Ins Haus geht ein Telefonkabel der Telekom mit 4 Adern. 2 für die Wohnung meines Vaters und 2 für uns. Ich nutze eine Fritzbox 7590, mein Vater eine 7530AX.
Ärgerlich ist schon, dass mein Vater dauerhaft 49Mbit gesynct bekommt, ich aber immer mal zwischen 35 und 45MBit schwanke.
Ist wohl einfach Pech, dass ich die schlechteren 2 Adern erwischt habe.

Mit 45Mbit kann man nun bei Downloads Ü50GB keinen Blumentopf mehr gewinnen. Ausbau ist in Sicht aber erst 2023.
Die Leitung meines Vaters liegt nun aber größtenteils brach, da er nur Smartphone, 2 Alexas und gelegentlich mal den Smart-TV darüber nutzt.
Als findiger Admin kommt man da natürlich auf Ideen. Erste Recherche brachte die Möglichkeit von Dual WAN-Routern von Draytec zu Tage. Leider mit 200-400€ kein Pappenstiel für einen "Versuch".
Durch Zufall bin ich dann in einem anderen Forum (steinigt mich) auf einen Thread gestoßen. Dort wurde ein TP-Link TL-R470t+ verwendet um DSL und einen LTE-Router zu koppeln.
https://www.tp-link.com/de/business-networking/load-balance-router/tl-r470t+/
Das gute Stück soll wohl mit 4 WAN-Leitungen umgehen können, hat aber nur maximal 100MBit-Ports, was aber bei 2x 50Mbit passen müsste.
Das Teil kommt auch nur 33€ bei Amazon. Also flux bestellt und am nächsten Tag da.

EDIT eingeschoben:
Bevor noch jemandem auffällt, warum ich "Trottel" nicht gleich die Version mit GBit-Port (siehe EDIT unten) genommen habe.
Ich habe diese einfach nicht gesehen und die Produktserie von TP-Link wurde unbenannt (Omada). Außerdem kostet diese dann 20€ mehr und nur für die Machbarkeitsstudie ist billig Trumpf.


Vorbereitend habe ich die IP-Bereiche der beiden Fritzen angepasst (178 --> 179), damit keine Komplikationen entstehen.
Gestern kam das gute Stück an. Also schnell ein LAN-Kabel von der Wohnung meines Vaters durch die Leerrohre in mein Büro gezogen und der Test konnte beginnen.
Fritzbox 1 (Vater) an WAN1
Fritzbox 2 (meine) hat noch einen nachgeschalteten Gigabit-Switch, den ich erhalten wollte. Daher von diesem Switch auf WAN2.
Meinen PC an LAN1

Beide Internetzugänge wurde über Dynamic IP direkt erkannt, der TP-Link verteilt einen eigenen IP Kreis. Routing in die anderen beiden Netze ist aber möglich. Auch VLAN, Firewall und einige andere Optionen sind an Board.
Und das für 33€? Ich war noch skeptisch.

Der Test konnte starten. (Bilder dummerweise nur schnell mit dem Handy gemacht)
WAN 1 alleine
wan1.jpeg


WAN 2 alleine
wan2.jpeg


Beide zusammen
wan1und2.jpeg

spätere Messungen kamen auf 79Mbit

Das Ergebnis hat mich maximal überrascht. Die Bandbreite ist tatsächlich gebündelt und kommt auch so an.
Steam lädt mit 9,5MB/s statt 4,5
Gleiches zeigen GOG, Epic und die XBox-App.

Auch Onlinespiele machen im ersten Moment keine Probleme. Gestern Abend Hunt Showdown gespielt.
Ping war sehr gut und es gab keine Fehler. Zum ende gab es Probleme, aber das hat Hunt generell aktuell oft.
Hier hätte ich erwartet, dass es zu Probleme kommt, da ich ja dann theoretisch mit 2 unterschiedlichen IPs ankomme.
Aber alles gut. Vielleicht greift hier auch die TP-Link-Box helfend ein und nutzt dann nur eine Leitung.
Eine gewisse Intelligenz scheint das Gerät ja zu bieten.

Weiterer Vorteil:
Beide Fritzboxen behalten ihr eigenes Netz und sind für sich getrennt.
Nur mein Büro kann beide nutzen.
Wenn also die Kinder mal wieder Netflix leer gucken oder Fortnite Updates zieht, ist nur eine Internetleitung davon belegt, ich kann aber auf die Bandbreite der zweiten Leitung zurückgreifen.
Über IP erreiche ich auch die Geräte in meinem LAN (2x NAS, ...), DNS geht noch nicht.

Ich bin also im ersten Ergebnis absolut begeistert. Mit Gbit-Ports wäre das Gerät wahrscheinlich noch besser.

Ich werde in den nächsten Tagen weiter mit dem Teil spielen.

Bin für Anregungen offen und beantworte gern Fragen.

Gruß, Nico

EDIT:
Kleine Ergänzung.
die Produktreihe bei TP-Link gibt es so wohl nur mit 100Mbit Ports.
Aktuell scheint die Serie aber in der Omada-Serie aufzugehen.
https://www.tp-link.com/de/business-networking/omada-sdn-router/er605/
Scheint die gleichen Funktionen zu haben, aber dafür GBit-Ports.

EDIT2: Habe Die Kombi nun ein paar Tage im Einsatz und kann absolut nicht klagen.
Das Thema mit Ping-Problemen in Hunt, welche ich am ersten Tag hatte, ist verschwunden (lag wohl an den Servern).
Habe stabil einen sehr guten Ping um 15-20 und keinerlei Abbrüche.
 
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DJKno schrieb:
Scheint die gleichen Funktionen zu haben, aber dafür GBit-Ports.
Das Omada-Gerät hat sogar mehr Funktionen wie z.B. die zusätzliche Ver-/Entschlüsselungsunterstützung für VPN, Cloud-Zugriff und Erweiterte Sicherheitsfunktionen. Damit kannst Du ein WLAN-Café eröffnen. :daumen:

Danke auch für Deinen informativen Beitrag!

Grüße

P.S.
bender_ schrieb:
Bin ich krumm gewickelt oder kann das nicht jeder halbwegs brauchbare Router mit mehr als 2 Ports?
Stimmt, meine Fritzbox 7590 hat einen zusätzlichen WAN-Port (blau).
 
bender_ schrieb:
Bin ich krumm gewickelt oder kann das nicht jeder halbwegs brauchbare Router mit mehr als 2 Ports?
Der Ubi ER-X und der MikroTik hEX könnens jedenfalls und kosten auch nur um die 50€:
Das ist natürlich möglich. So bewandert bin ich in dem Thema nicht.
Aber die Tatsache das mehrere Ports da sind, stellt ja noch nicht sicher, dass dies für ein Light-Bonding verwendet werden kann.
Bin aber offen für andere Erfahrungen.
Ergänzung ()

Tanzmusikus schrieb:
Das Omada-Gerät hat sogar mehr Funktionen wie z.B. die zusätzliche Ver-/Entschlüsselungsunterstützung für VPN, Cloud-Zugriff und Erweiterte Sicherheitsfunktionen. Damit kannst Du ein WLAN-Café eröffnen. :daumen:
Ich ärgere mich jetzt schon, das ich da nicht intensiver gesucht habe. Werde wohl nochmal was bestellen müssen :D
Ergänzung ()

Tanzmusikus schrieb:
Stimmt, meine Fritzbox 7590 hat einen zusätzlichen WAN-Port (blau)
Das ist aber meines Wissens nur Optional. Man kann das integrierte Modem ODER den WAN-Port verwenden. Beides zusammen geht meiner Meinung nach nicht.
 
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bender_ schrieb:
Bin ich krumm gewickelt oder kann das nicht jeder halbwegs brauchbare Router mit mehr als 2 Ports?
Es macht aber schon einen kleinen, aber feinen Unterschied, ob es wie beim TP-Link einfach "automagisch" funktioniert oder ob man erst selber Hand anlegen muss ...
 
DJKno schrieb:
Aber die Tatsache das mehrere Ports da sind, stellt ja noch nicht sicher, dass dies für ein Light-Bonding verwendet werden kann.
Deshalb hatte ich ja entsprechende Pages der zugehörigen BDAs verlinkt, wo beschrieben wird wie man mit den Dingern ne "light Bondage Session" veranstaltet. Zugegeben nicht "automagisch" aber auch nicht mit übermäßiger "frickel-o-matik"... ;)
 
@bender_
Alles gut, Danke für die Links.
Mich hat an der ganzen Sache gewundert, dass man relativ wenige Berichte dazu im Internet findet.
Es wird immer auf die teuren Multi-WAN-Router von Draytek verwiesen, die dann aber wohl auch zugegebenermaßen echtes Bonding machen.
Die Tatsache, dass es mit einem Gerät für 33€ (respektive 55€ für die Gbit-Variante) quasi out of the Box geht, musste mal mitgeteilt werden. Nur dazu diente mein Artikel.
 
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DJKno schrieb:
Ich ärgere mich jetzt schon, das ich da nicht intensiver gesucht habe.
Passt doch. Oder was genau fehlt Dir?
Was mich interessieren würde: IPv6. Klappt das bzw. „brauchst“ Du das überhaupt?

Laut den Datenblättern bzw. Firmware-Change-Logs bieten das nämlich nur die beiden mächtigeren TP-Link Modellen, also der TL-R605 und der TL-ER7206. Mit IPv6 könntest Du sogar einen kaskadierenden Router basteln (siehe auch Heise+ bzw. c’t-Archiv). So hättest dann (wenigstens in IPv6) nur eine Firewall. Wär auf den ersten Blick für mich der einzige Grund in Deinem Aufbau zu den mächtigeren Modellen zu greifen.

Soweit ich Deinen Bericht verstanden habe, hast Du in keiner FRITZ!Box vorne den TP-Link als Exposed-Host angelegt. Richtig? Ist ja OK. Frage nur aus Neugierde.
DJKno schrieb:
musste mal mitgeteilt werden. Nur dazu diente mein Artikel.
Ja, und ist super (selbst für jemanden wie mich, der das bereits über DrayTek gelöst hat).
 
norKoeri schrieb:
Passt doch. Oder was genau fehlt Dir?
Was mich interessieren würde: IPv6. Klappt das bzw. „brauchst“ Du das überhaupt?
Mit GBit-Ports hätte ich zu meinem internen Netz (NAS) entsprechend auch wieder die schnellere Verbindung.
IPv6 brauche ich nicht.
norKoeri schrieb:
Soweit ich Deinen Bericht verstanden habe, hast Du in keiner FRITZ!Box vorne den TP-Link als Exposed-Host angelegt. Richtig? Ist ja OK. Frage nur aus Neugierde.
Nein, sollte man das machen? Kannst du das genauer erklären. Bin zwar Admin, aber Netzwerk nur so am Rande.
 
Das brauchst du nur dann wenn du Dienste von außen erreichbar machen willst, z.B. einen Gameserver bei dir laufen hast und jemand will von außen mitspielen.
Ansonsten kannst du dir das sparen.
 
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bender_ schrieb:
Den gibts leider nur bei der Domina deines Vertrauens :skull_alt:
Der Wortwitz war übrigens beabsichtigt.
Ergänzung ()

Masamune2 schrieb:
Das brauchst du nur dann wenn du Dienste von außen erreichbar machen willst, z.B. einen Gameserver bei dir laufen hast und jemand will von außen mitspielen.
Ansonsten kannst du dir das sparen.
OK, dann brauche ich das nicht.
Da mein restliches Netz nur über eine Fritzbox läuft, hängen dort auch die Geräte die Online erreichbar sein soll. Die Fritzbox macht auch DynDNS, damit ich das über mein Ionos Domain erreichen kann.
DynDNS kann der TPLink aber auch, vielleicht schaue ich mir das auch mal an.
 
DJKno schrieb:
sollte man [den TP-Link als Exposed-Host] machen?
In Deinem Anwendungsfall vermutlich unnötig. Abgesehen von den schon erwähnten Server-Anwendungen, gibt es Anwendungen, die mit einem Doppel-NAT bzw. zwei Stateful-Paket-Inspection- (SPI-) Firewalls so ihre Probleme haben. Aber die scheinst Du nicht zu haben. Hatte wirklich nur aus Neugierde gefragt, ob Du an den FRITZ!Boxen irgendwas besonders nutzt (Exposed-Host, Gäte-Netz, …).
DJKno schrieb:
Mit GBit-Ports hätte ich zu meinem internen Netz (NAS) entsprechend auch wieder die schnellere Verbindung.
Ist das NAS hinter oder vor dem TP-Link? Wenn es hinter dem TP-Link wäre, könntest Du auch einen kleinen Gigabyte-Switch nehmen und daran Computer und NAS. Kommt aber preislich (Anschaffungskosten, Stromverbrauch) ähnlich raus.
 
norKoeri schrieb:
Ist das NAS hinter oder vor dem TP-Link? Wenn es hinter dem TP-Link wäre, könntest Du auch einen kleinen Gigabyte-Switch nehmen und daran Computer und NAS. Kommt aber preislich (Anschaffungskosten, Stromverbrauch) ähnlich raus.
Das NAS hängt vor dem TP-Link, also direkt an der Fritzbox, da hier auch verschiedene Onlineanwendungen (Minecraft-Server, TeamspeakServer, Mailserver, ...) drauf laufen und die Fritze DynDNS macht.
Ich werde da mal einfach mehrere Konstellationen testen.
 
Das Erste, was ich gemacht hätte wäre, die beiden Adernpaare zu tauschen, sodass die gute Leitung bei MIR anliegt und der Vater "nur" die höher gedämpfte Leitung bekommt :D

Danke für den Test - für ne Billigheimer-Lösung gar keine schlechte Variante. Dass der Ping so niedrig bleibt, wundert mich. Hier findet offensichtlich kein wirkliches Syncing statt und ich bin ehrlich gesagt skeptisch, ob da wirklich JEDE Online-Anwendung so einwandfrei drüber funktioniert.

Wie schaut es z.B. aus mit VoiP-Telefonie, Videokonferenzen, Streaming, wie stabil sind die genannten Dienste bei maximalem Up- und Download etc?
 
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LukS schrieb:
Zwei Telefonleitungen hätte ich im Haus. Die Frage was sich mir stellt. Ist es günstiger zwei normale Tarife zu nehmen und dann mittels eigenem Router zu bündeln oder gleich auf einen VDSL Bonding Tarif zu setzen?
Hat jemand Erfahrung damit?
Erfahrungen habe ich keine, allerdings ließt es sich so, als seien Bonding-Tarife leistungsfähiger als 2 einzelne.

bei VDSL ist ja bei 250Mbit/40Mbit Ende. 2 gebündelt ergeben also 500/80. Bonding gibt es wohl bis zu 600/140, bei angemessenen ~80€/Monat. (VDSL 250 kostet bei der Telekom ja auch 55€ nach dem 6. Monat)
 
DJMadMax schrieb:
Das Erste, was ich gemacht hätte wäre, die beiden Adernpaare zu tauschen, sodass die gute Leitung bei MIR anliegt
Hab ich probiert. Geht nicht, kommt kein Sync zustande.

Ich werde weiter berichten, welche Dienste laufen und wo es Probleme gibt.
 
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DJKno schrieb:
Hab ich probiert. Geht nicht, kommt kein Sync zustande.
Ja klar, weil du dann auch die Zugangsdaten deines Dads brauchst, das ist dir aber bewusst, oder? :)

Der Anschluss ist physikalisch auf die Leitung geschaltet.
 
DJMadMax schrieb:
Ja klar, weil du dann auch die Zugangsdaten deines Dads brauchst, das ist dir aber bewusst, oder? :)

Der Anschluss ist physikalisch auf die Leitung geschaltet.
Schande auf mein Haupt. Hab ich nicht, hab ich aber auch dran gedacht. Kann ja gar nicht gehen.
Ergänzung ()

Ich plane auch nicht mein komplettes Netzwerk hinter den TP-Link zu hängen. Gut möglich, dass diese Konstellation nur bei Bedarf einsetze.
Für alles andere ist eine Leitung ja auch ausreichend.
 
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Habe die Kombi nun ein paar Tage im Einsatz und kann absolut nicht klagen.
Das Thema mit Ping-Problemen in Hunt, welche ich am ersten Tag hatte, ist verschwunden (lag wohl an den Servern).
Habe stabil einen sehr guten Ping um 15-20 und keinerlei Abbrüche.
Downloadraten sind stabil und es kommt immer die Leistung beider Leitungen an.

Hatte Gestern genau den Fall, dass der PC meines Sohnes Updates zu Spielen herunterladen musste. Daher waren 75% meiner Leitung schon belegt. Dank der kleinen TP-Link-Box hatte ich trotzdem eine für mich verfügbare Bandbreite von ~ 60Mbit, statt sonst wohl nur 10-15Mbit.
 
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