RustyGunFighter
Lt. Junior Grade
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- Okt. 2007
- Beiträge
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Dies ist ein Erfahrungsbericht.
Aus aktuellem Anlass habe ich mich über eine Auswahl an Kopfhörern informiert und sie selbst ausprobiert. Dieser Erfahrungsbericht ist vor allem für jene, die einen preiswerten - nicht billigen - (kabelgebundenen) Over Ear-Kopfhörer suchen. Hier nun also meine persönlichen Erfahrungen.
Einsatzzwecke: Mixing/Mastering, Musik hören, Zocken (in genau dieser Reihenfolge)
#Meine persönliche "Hör-Herkunft"
Ein Kingston Headset von vor 10 Jahren lasse ich mal außen vor. Ursprünglich begann ich mit einem beyerdynamic DT 770 Edition, da mir der Pro damals zu "hart" bzw. zu analytisch und kühl klang. Zum normalen Musikhören gefiel er mir nicht. Da ich damals (vor fünf Jahren) allerdings auch primär Musikhören und Zocken als Verwendungszweck definiert hatte, war die Wahl des Editions für mich naheliegender.
Nachdem ich seit einiger Zeit als Tontechniker bei Live-Veranstaltungen mit einem DT 770 Pro arbeite (und damit dessen Klangeigenschaften kenne), habe ich - im Homestudio - damit begonnen, zu mixen/mastern (Produktion von Hörspielen und Podcasts). Recht schnell stieß ich an die Grenzen des 770 Edition, den ich zuhause habe. Das Witzige war allerdings, dass ich nur das "Gefühl" hatte, da stimmt etwas nicht. Der 770 Pro erschien mir jedoch unpassend. Er ist sehr hart und zu analytisch, um ihn auch normal zum Musikhören (zuhause) zu verwenden. Und da es gerade - passenderweise - jemanden gibt, der meinen 770er beerben wird, war es an der Zeit mich nach etwas Anderem umzusehen.
Da ich (noch) kein Profi bin, sondern mich erst einmal in die teils neue Materie einarbeiten muss, glaube ich, dass ich (noch) kein Profi-Equipment in Form teurer Kopfhörer benötige, zumal das u.U. nicht einmal nötig ist. Bespielsweise ein DT 990 Pro gilt seit Jahren als sehr beliebt im Studio - und kostet auch nicht die Welt. Allerdings ist er natürlich auch keine eierlegende Wollmilchsau, wie ich selbst feststellen konnte. Die hier getesteten Kopfhörer bewegen sich allesamt im Preisbereich von 139,00 - 179,00. Sind also preislich eher in der (ambitionierten) Einsteigerklasse anzusiedeln. Klanglich hingegen sollten sie semi- bis professionellen Ansprüchen genügen (mal vom "mehr geht immer" abgesehen).
Konkret habe ich also die jeweiligen "Black Editions" der folgenden beyerdynamic-Kopfhörer getestet: DT 880, DT 880 Pro, DT 990 und DT 990 Pro - jeweils in der 250 Ohm-Version. Warum gerade jene? Laut diverser Tests und Erfahrungen anderer Benutzer, haben die Black Editions tendenziell mehr Bass zu bieten, was ich wichtig bis interessant finde, weil die halboffenen und offenen Vertreter dieser Klasse, laut diverser Tests, (relativ) wenig Bass besitzen sollen. Allerdings ist das relativ - bzw. muss man das sehr differenziert betrachten.
Letztlich bin ich total von den Socken, wie stark unterschiedlich nur diese vier Kopfhörer klingen bzw. performen. Vor allem bin ich überrascht, dass die Pro-NonPro-Modelle innerhalb der eigenen Reihe (also 880er bzw. 990er) so starke Unterschiede aufweisen. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, selbst einen ausführlichen Hörtest durchzuführen. Meine nachfolgenden Erfahrungen können dem ein oder anderen Einsteiger aber vielleicht eine grobe Richtung geben.
#beyerdynamic DT 880 Black Edition
Die normalen 880er habe ich exakt einmal angehört und sofort wieder eingepackt. Warum? Sie klingen zwar relativ ausgewogen, lassen jedoch sowohl Bass (vom Tiefbass ganz zu schweigen), als auch Brillanz vermissen. Selbst als HiFi-Kopfhörer sind sie - meiner Ansicht nach - kaum zu gebrauchen. Es sei denn man plant von vornherein die Verwendung eines EQ mit ein, um da noch etwas herauszuholen. Ansonsten empfinde ich sie wie "weder Fisch noch Fleisch" - also weder besonders analytisch noch besonders warm zum reinen Musikhören.
#beyerdynamic DT 880 Pro Black Edition
Die Pro-Variante der 880er erscheint mir - jetzt, nach Ende der Tests - als die am universell einsetzbarste dieser vier Modelle. Der Grund ist simpel und komplex zugleich. Der 880 Pro bietet eine schöne Bühne, eine gute bis sehr gute Weite und eignet sich hervorragend für Vocals und Akustikinstrumente (fast) jeder Art. Fast deshalb, weil ich nicht alles ausprobieren konnte. Aber zumindest die weit verbreiteten Instrumente, wie Piano, versch. Gitarren, Streicher, Flöte, Marimba & Co. funktionieren super. Sprach- und Gesangsverständlichkeit ist perfekt. Man hat fast das Gefühl direkt vor dem Sänger/der Sängerin zu sitzen. Mitten und Höhen sind sehr differenziert - und hier kommt ein Vorteil gegenüber dem 990 Pro zum Tragen: Hört man sich Mixe an, die nicht perfekt sind, kann man das noch ertragen. Der 990 Pro ist hier nämlich nochmals eine Ecke schärfer/analytischer. Mehr dazu unten.Selbstredend funktioniert auch elektronische Musik hervorragend mit diesem Kopfhörer. Solange es nicht in den Tiefbassbereich hinab geht, klingt alles sehr definiert, gut gestaffelt und separat wahrnehmbar.
Und nun zum Bass: Nun ja ... er ist da - definitiv. Eine Bewertung ist aber irgendwie schwierig. Ich fürchte, das muss man selbst hören und einschätzen. Tiefbass zw. 20 und 40 Hz ist kaum wahrnehmbar und selbst 50-70 Hz sind eher zurückhaltend. Das muss man einfach mal sagen. ABER - technisch gesehen, kann der Kopfhörer das. Soll heißen, wenn man ganz genau hinhört, dann legt sich ein wahrnehmbarer Tiefbassteppich drunter - zumindest in Songs, die das so ausspielen. Unter Verwendung eines EQ lässt sich hier also genau das fehlende Quäntchen herausholen. Mir war es wichtig, keinen zu starken Bass zu haben, um den Bereich vom Hochbass bis in die tiefen Mitten nicht zu vermatschen. Genau das verursacht nämlich der 990er (mehr dazu unten). Gibt man dem 880 Pro also ein wenig mehr Pegel für den Tiefbass, erreicht er ein fast perfektes Klangbild. Wir reden hier von einem Kopfhörer, der nur 179,00 € kostet! Mag sein, dass die nächste Preisstufe noch eine Schippe Klangqualität drauflegt. Mir war es aber wichtig, einen möglichst guten Einsteigerkopfhörer zu finden, der durchaus ein bisschen professionelle Luft schnuppert.
Den originalen (unveränderten) Bass des DT 880 Pro würde ich als semi-präsent und sehr definiert beschreiben. Allem Anschein nach gibt es ziemliche Unterschiede innerhalb der 880er Reihe - 880, 880 Edition, 880 Pro, 880 Pro Black Edition. Die Pro-Serie besitzt erfahrungsgemäß stets einen höheren Anpressdruck als die jeweiligen Edition-Modelle. Das kann schon ein wenig Änderung in der Basswahrnehmung erzeugen. Selbst bemerkt bei 770 Edition vs. Pro, 880 Black Edition vs. 880 Pro Black Edition und 990 Black Edition vs. 990 Pro Black Edition. Wobei der 990 Black Edition eine Bass-Ausnahme darstellt. Der Unterschied im Anpressdruck ist dennoch stark wahrnehmbar.
Wie sitzt der 880er Pro Black Edition auf dem Kopf? Sehr gut! Vielleicht nicht perfekt - aber nahe dran. Der 880 Pro sitzt auf jeden Fall fest auf dem Kopf. Guter Anpressdruck - gerade noch akzeptabel für längere Sessions. die Ohrpolster sind schön bequem. Ich hätte mir etwas weniger Anpressdruck gewünscht weil die Ohrpolster etwas fester als bspw. jene eines 990 Black Edition sind. Aber bei beyerdynamic gibt es den Hinweis, dass man den Kopfhöhrer dehnen kann, werd ich vielleicht mal ausprobieren.
#beyerdynamic DT 990 Black Edition
Als ich den DT 990 Black Edition zum ersten Mal aufgesetzt hatte, dachte ich mir: "Wow - der sitzt aber bequem!" Persönlich glaube ich sogar fast, der Sitz und das Gefühl am Ohr ist perfekt! Keiner der anderen fünf Kopfhörer, die ich im Test hatte saß besser. Nicht zu fest, aber auch nicht zu locker. Super angenehme Ohrpolster. Der 990er als Black Edition ist ein sehr interessanter Kopfhörer.
Als ich den ersten Song startete, warf es mich fast vom Stuhl! Genauer gesagt vom Bass! Ich hatte vorher den 990 Pro getestet - der hat nur sehr wenig Bass. Aber der 990 Black Edition ballert den Hörer - im Vergleich dazu - regelrecht weg! 🆒 Nun ja ... ich wollte ja gerne Bass haben. Aber hey ... "etwas"! Das Teil hier hat mehr Bass als mein geschlossener 770 Edition! Und den fand ich schon nicht wenig. Aber ich dachte mir, vielleicht liegt's nur am direkten Multihören der vielen Kopfhörer. Also habe ich viele Songs zwischen 880er Pro und 990 Edition parallel gehört. Im direkten Vergleich erzeugt der 990er eine stark wahrnehmbare Basspräsenz. Das haut echt rein. Allerdings entsteht dadurch ein immenser Nachteil: Dieser Bass bügelt quasi die Brillanz und Auflösung des 990 Pro und des 880 Pro bis in die tiefen Mitten einfach weg! Selbst zum normalen Musikhören ist das einfach zu viel Bass - zu aufdringlich. Müsste man runterregeln. Am Ende fehlt dennoch die Brillanz. Durch die weitflächige Bassanhebung hat auf jeden Fall die Auflösung und der Höhenbereich etwas gelitten. Vielleicht nicht viel - aber doch wahrnehmbar. Ich war erstaunt, dass der 990 Edition "so weit weg" vom 990 Pro ist. Hätte ich nicht gedacht.
Zur Klarstellung: Dieser Kopfhörer klingt nicht schlecht - wesentlich besser als mein alter 770 Edition und wesentlich präsenter als ein 880 Black Edition. Allerdings sehe ich den 990 Black Edition nicht in der Produktion. Ich würde den DT 990 Black Edition als gut klingenden Gamer-Kopfhörer bezeichnen, der vermutlich auch basshungrige Hörer zufriedenstellt. Fette Soundtracks klingen echt - fett. Mir persönlich war es dann doch zu viel.
#beyerdynamic DT 990 Pro Black Edition
Tja ... und zu guterletzt noch die so genannte "Studiolegende" - als Black Edition. Mangels Vergleichsmodell kann ich nicht sagen, ob die Black Edition anders klingt als die normale. Aber soviel vorweg - der Kopfhörer ist schon echt krass! Und das kann man in alle Richtungen interpretieren.
Die Weite und Auflösung ist wirklich phänomenal. Hier höre ich sogar das Nachklingen einer Gitarrensaite, obwohl schon weitergespielt wurde. ops: Wenn ich nach dem 990 Pro meinen alten 770er aufsetze, habe ich glatt das Gefühl, jemand hält mir die Ohren zu. Wahnsinn! Über die Detailtreue und den sehr differenzierten Klang muss ich, glaube ich, nicht viel sagen. Einfach toll.
ABER - ja, jetzt kommt das Aber. Diese ganze Detailtreue und das extreme akustische Feingefühl hört man - und zwar immer! Will sagen, zum ernsthaften Arbeiten ist dieser Kopfhörer zweifellos sehr gut geeignet. Du hörst wirklich jeden Mist. Und das ist wörtlich zu nehmen. Von den vielen Songs, die ich mir angehört habe - ich habe eine Mixtur aus hochqualitativen Aufnahmen bis hin zu diversen Spotify-Songs probiert - hörst du ganz schnell wo schlecht gemixt wurde. Dieser Kopfhörer verzeiht keinen Fehler. Speziell die Höhen sind ein Problem. Wobei ich nicht hundertprozentig sagen kann, ob dies ein Mixfehler oder ein Problem des 990 Pro-typischen "Hochton-Phänomens" ist. HiHats bspw. klingen unter Umständen total matschig und undeutlich, obwohl selbst hochfrequent spielende Flöten sehr klar zu hören sind.
Nach einer Weile "Musikhören" hab ich den Kopfhörer angestrengt vom Kopf genommen und aussortiert. Nicht, weil er schlecht klingt, sondern weil er zu genau klingt. Also zum Arbeiten ist er super - aber nicht zum reinen Musikhören. Meine Meinung!
#Fazit
Tja ... und damit ist auch klar - es wurde der DT 880 Pro Black Edition. Den normalen 880 Pro habe ich gleich übersprungen, weil ich vorher schon wusste, dass er im Bassbereich wohl recht ähnlich dem 880 Edition sein soll (laut diverser Tests). Am Ende - und in Summe aller Tests und Überlegungen - bin ich persönlich der Meinung, dass der DT 880 Pro Black Edition einen guten Kompromiss aus Bass, Auflösung und Brillanz darstellt. Mit diesem Kopfhörer kann man differenziert hören und analytisch arbeiten, aber genauso gut Musikhören. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt - der Tiefbass ist zu dünn. Hier muss man Hand anlegen wenn man mehr tragenden "Tiefenteppich" hören und spüren will. Jedoch ist das Gemecker auf hohem Niveau. Denn viel fehlt da nicht und ein EQ kann's richten.
Somit kann ich den DT 880 Pro Black Edition guten Gewissens empfehlen (vor allem wenn man aufs Geld gucken muss)!
Aus aktuellem Anlass habe ich mich über eine Auswahl an Kopfhörern informiert und sie selbst ausprobiert. Dieser Erfahrungsbericht ist vor allem für jene, die einen preiswerten - nicht billigen - (kabelgebundenen) Over Ear-Kopfhörer suchen. Hier nun also meine persönlichen Erfahrungen.
Einsatzzwecke: Mixing/Mastering, Musik hören, Zocken (in genau dieser Reihenfolge)
#Meine persönliche "Hör-Herkunft"
Ein Kingston Headset von vor 10 Jahren lasse ich mal außen vor. Ursprünglich begann ich mit einem beyerdynamic DT 770 Edition, da mir der Pro damals zu "hart" bzw. zu analytisch und kühl klang. Zum normalen Musikhören gefiel er mir nicht. Da ich damals (vor fünf Jahren) allerdings auch primär Musikhören und Zocken als Verwendungszweck definiert hatte, war die Wahl des Editions für mich naheliegender.
Nachdem ich seit einiger Zeit als Tontechniker bei Live-Veranstaltungen mit einem DT 770 Pro arbeite (und damit dessen Klangeigenschaften kenne), habe ich - im Homestudio - damit begonnen, zu mixen/mastern (Produktion von Hörspielen und Podcasts). Recht schnell stieß ich an die Grenzen des 770 Edition, den ich zuhause habe. Das Witzige war allerdings, dass ich nur das "Gefühl" hatte, da stimmt etwas nicht. Der 770 Pro erschien mir jedoch unpassend. Er ist sehr hart und zu analytisch, um ihn auch normal zum Musikhören (zuhause) zu verwenden. Und da es gerade - passenderweise - jemanden gibt, der meinen 770er beerben wird, war es an der Zeit mich nach etwas Anderem umzusehen.
Da ich (noch) kein Profi bin, sondern mich erst einmal in die teils neue Materie einarbeiten muss, glaube ich, dass ich (noch) kein Profi-Equipment in Form teurer Kopfhörer benötige, zumal das u.U. nicht einmal nötig ist. Bespielsweise ein DT 990 Pro gilt seit Jahren als sehr beliebt im Studio - und kostet auch nicht die Welt. Allerdings ist er natürlich auch keine eierlegende Wollmilchsau, wie ich selbst feststellen konnte. Die hier getesteten Kopfhörer bewegen sich allesamt im Preisbereich von 139,00 - 179,00. Sind also preislich eher in der (ambitionierten) Einsteigerklasse anzusiedeln. Klanglich hingegen sollten sie semi- bis professionellen Ansprüchen genügen (mal vom "mehr geht immer" abgesehen).
Konkret habe ich also die jeweiligen "Black Editions" der folgenden beyerdynamic-Kopfhörer getestet: DT 880, DT 880 Pro, DT 990 und DT 990 Pro - jeweils in der 250 Ohm-Version. Warum gerade jene? Laut diverser Tests und Erfahrungen anderer Benutzer, haben die Black Editions tendenziell mehr Bass zu bieten, was ich wichtig bis interessant finde, weil die halboffenen und offenen Vertreter dieser Klasse, laut diverser Tests, (relativ) wenig Bass besitzen sollen. Allerdings ist das relativ - bzw. muss man das sehr differenziert betrachten.
Letztlich bin ich total von den Socken, wie stark unterschiedlich nur diese vier Kopfhörer klingen bzw. performen. Vor allem bin ich überrascht, dass die Pro-NonPro-Modelle innerhalb der eigenen Reihe (also 880er bzw. 990er) so starke Unterschiede aufweisen. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, selbst einen ausführlichen Hörtest durchzuführen. Meine nachfolgenden Erfahrungen können dem ein oder anderen Einsteiger aber vielleicht eine grobe Richtung geben.
#beyerdynamic DT 880 Black Edition
Die normalen 880er habe ich exakt einmal angehört und sofort wieder eingepackt. Warum? Sie klingen zwar relativ ausgewogen, lassen jedoch sowohl Bass (vom Tiefbass ganz zu schweigen), als auch Brillanz vermissen. Selbst als HiFi-Kopfhörer sind sie - meiner Ansicht nach - kaum zu gebrauchen. Es sei denn man plant von vornherein die Verwendung eines EQ mit ein, um da noch etwas herauszuholen. Ansonsten empfinde ich sie wie "weder Fisch noch Fleisch" - also weder besonders analytisch noch besonders warm zum reinen Musikhören.
#beyerdynamic DT 880 Pro Black Edition
Die Pro-Variante der 880er erscheint mir - jetzt, nach Ende der Tests - als die am universell einsetzbarste dieser vier Modelle. Der Grund ist simpel und komplex zugleich. Der 880 Pro bietet eine schöne Bühne, eine gute bis sehr gute Weite und eignet sich hervorragend für Vocals und Akustikinstrumente (fast) jeder Art. Fast deshalb, weil ich nicht alles ausprobieren konnte. Aber zumindest die weit verbreiteten Instrumente, wie Piano, versch. Gitarren, Streicher, Flöte, Marimba & Co. funktionieren super. Sprach- und Gesangsverständlichkeit ist perfekt. Man hat fast das Gefühl direkt vor dem Sänger/der Sängerin zu sitzen. Mitten und Höhen sind sehr differenziert - und hier kommt ein Vorteil gegenüber dem 990 Pro zum Tragen: Hört man sich Mixe an, die nicht perfekt sind, kann man das noch ertragen. Der 990 Pro ist hier nämlich nochmals eine Ecke schärfer/analytischer. Mehr dazu unten.Selbstredend funktioniert auch elektronische Musik hervorragend mit diesem Kopfhörer. Solange es nicht in den Tiefbassbereich hinab geht, klingt alles sehr definiert, gut gestaffelt und separat wahrnehmbar.
Und nun zum Bass: Nun ja ... er ist da - definitiv. Eine Bewertung ist aber irgendwie schwierig. Ich fürchte, das muss man selbst hören und einschätzen. Tiefbass zw. 20 und 40 Hz ist kaum wahrnehmbar und selbst 50-70 Hz sind eher zurückhaltend. Das muss man einfach mal sagen. ABER - technisch gesehen, kann der Kopfhörer das. Soll heißen, wenn man ganz genau hinhört, dann legt sich ein wahrnehmbarer Tiefbassteppich drunter - zumindest in Songs, die das so ausspielen. Unter Verwendung eines EQ lässt sich hier also genau das fehlende Quäntchen herausholen. Mir war es wichtig, keinen zu starken Bass zu haben, um den Bereich vom Hochbass bis in die tiefen Mitten nicht zu vermatschen. Genau das verursacht nämlich der 990er (mehr dazu unten). Gibt man dem 880 Pro also ein wenig mehr Pegel für den Tiefbass, erreicht er ein fast perfektes Klangbild. Wir reden hier von einem Kopfhörer, der nur 179,00 € kostet! Mag sein, dass die nächste Preisstufe noch eine Schippe Klangqualität drauflegt. Mir war es aber wichtig, einen möglichst guten Einsteigerkopfhörer zu finden, der durchaus ein bisschen professionelle Luft schnuppert.
Den originalen (unveränderten) Bass des DT 880 Pro würde ich als semi-präsent und sehr definiert beschreiben. Allem Anschein nach gibt es ziemliche Unterschiede innerhalb der 880er Reihe - 880, 880 Edition, 880 Pro, 880 Pro Black Edition. Die Pro-Serie besitzt erfahrungsgemäß stets einen höheren Anpressdruck als die jeweiligen Edition-Modelle. Das kann schon ein wenig Änderung in der Basswahrnehmung erzeugen. Selbst bemerkt bei 770 Edition vs. Pro, 880 Black Edition vs. 880 Pro Black Edition und 990 Black Edition vs. 990 Pro Black Edition. Wobei der 990 Black Edition eine Bass-Ausnahme darstellt. Der Unterschied im Anpressdruck ist dennoch stark wahrnehmbar.
Wie sitzt der 880er Pro Black Edition auf dem Kopf? Sehr gut! Vielleicht nicht perfekt - aber nahe dran. Der 880 Pro sitzt auf jeden Fall fest auf dem Kopf. Guter Anpressdruck - gerade noch akzeptabel für längere Sessions. die Ohrpolster sind schön bequem. Ich hätte mir etwas weniger Anpressdruck gewünscht weil die Ohrpolster etwas fester als bspw. jene eines 990 Black Edition sind. Aber bei beyerdynamic gibt es den Hinweis, dass man den Kopfhöhrer dehnen kann, werd ich vielleicht mal ausprobieren.
#beyerdynamic DT 990 Black Edition
Als ich den DT 990 Black Edition zum ersten Mal aufgesetzt hatte, dachte ich mir: "Wow - der sitzt aber bequem!" Persönlich glaube ich sogar fast, der Sitz und das Gefühl am Ohr ist perfekt! Keiner der anderen fünf Kopfhörer, die ich im Test hatte saß besser. Nicht zu fest, aber auch nicht zu locker. Super angenehme Ohrpolster. Der 990er als Black Edition ist ein sehr interessanter Kopfhörer.
Als ich den ersten Song startete, warf es mich fast vom Stuhl! Genauer gesagt vom Bass! Ich hatte vorher den 990 Pro getestet - der hat nur sehr wenig Bass. Aber der 990 Black Edition ballert den Hörer - im Vergleich dazu - regelrecht weg! 🆒 Nun ja ... ich wollte ja gerne Bass haben. Aber hey ... "etwas"! Das Teil hier hat mehr Bass als mein geschlossener 770 Edition! Und den fand ich schon nicht wenig. Aber ich dachte mir, vielleicht liegt's nur am direkten Multihören der vielen Kopfhörer. Also habe ich viele Songs zwischen 880er Pro und 990 Edition parallel gehört. Im direkten Vergleich erzeugt der 990er eine stark wahrnehmbare Basspräsenz. Das haut echt rein. Allerdings entsteht dadurch ein immenser Nachteil: Dieser Bass bügelt quasi die Brillanz und Auflösung des 990 Pro und des 880 Pro bis in die tiefen Mitten einfach weg! Selbst zum normalen Musikhören ist das einfach zu viel Bass - zu aufdringlich. Müsste man runterregeln. Am Ende fehlt dennoch die Brillanz. Durch die weitflächige Bassanhebung hat auf jeden Fall die Auflösung und der Höhenbereich etwas gelitten. Vielleicht nicht viel - aber doch wahrnehmbar. Ich war erstaunt, dass der 990 Edition "so weit weg" vom 990 Pro ist. Hätte ich nicht gedacht.
Zur Klarstellung: Dieser Kopfhörer klingt nicht schlecht - wesentlich besser als mein alter 770 Edition und wesentlich präsenter als ein 880 Black Edition. Allerdings sehe ich den 990 Black Edition nicht in der Produktion. Ich würde den DT 990 Black Edition als gut klingenden Gamer-Kopfhörer bezeichnen, der vermutlich auch basshungrige Hörer zufriedenstellt. Fette Soundtracks klingen echt - fett. Mir persönlich war es dann doch zu viel.
#beyerdynamic DT 990 Pro Black Edition
Tja ... und zu guterletzt noch die so genannte "Studiolegende" - als Black Edition. Mangels Vergleichsmodell kann ich nicht sagen, ob die Black Edition anders klingt als die normale. Aber soviel vorweg - der Kopfhörer ist schon echt krass! Und das kann man in alle Richtungen interpretieren.
Die Weite und Auflösung ist wirklich phänomenal. Hier höre ich sogar das Nachklingen einer Gitarrensaite, obwohl schon weitergespielt wurde. ops: Wenn ich nach dem 990 Pro meinen alten 770er aufsetze, habe ich glatt das Gefühl, jemand hält mir die Ohren zu. Wahnsinn! Über die Detailtreue und den sehr differenzierten Klang muss ich, glaube ich, nicht viel sagen. Einfach toll.
ABER - ja, jetzt kommt das Aber. Diese ganze Detailtreue und das extreme akustische Feingefühl hört man - und zwar immer! Will sagen, zum ernsthaften Arbeiten ist dieser Kopfhörer zweifellos sehr gut geeignet. Du hörst wirklich jeden Mist. Und das ist wörtlich zu nehmen. Von den vielen Songs, die ich mir angehört habe - ich habe eine Mixtur aus hochqualitativen Aufnahmen bis hin zu diversen Spotify-Songs probiert - hörst du ganz schnell wo schlecht gemixt wurde. Dieser Kopfhörer verzeiht keinen Fehler. Speziell die Höhen sind ein Problem. Wobei ich nicht hundertprozentig sagen kann, ob dies ein Mixfehler oder ein Problem des 990 Pro-typischen "Hochton-Phänomens" ist. HiHats bspw. klingen unter Umständen total matschig und undeutlich, obwohl selbst hochfrequent spielende Flöten sehr klar zu hören sind.
Nach einer Weile "Musikhören" hab ich den Kopfhörer angestrengt vom Kopf genommen und aussortiert. Nicht, weil er schlecht klingt, sondern weil er zu genau klingt. Also zum Arbeiten ist er super - aber nicht zum reinen Musikhören. Meine Meinung!
#Fazit
Tja ... und damit ist auch klar - es wurde der DT 880 Pro Black Edition. Den normalen 880 Pro habe ich gleich übersprungen, weil ich vorher schon wusste, dass er im Bassbereich wohl recht ähnlich dem 880 Edition sein soll (laut diverser Tests). Am Ende - und in Summe aller Tests und Überlegungen - bin ich persönlich der Meinung, dass der DT 880 Pro Black Edition einen guten Kompromiss aus Bass, Auflösung und Brillanz darstellt. Mit diesem Kopfhörer kann man differenziert hören und analytisch arbeiten, aber genauso gut Musikhören. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt - der Tiefbass ist zu dünn. Hier muss man Hand anlegen wenn man mehr tragenden "Tiefenteppich" hören und spüren will. Jedoch ist das Gemecker auf hohem Niveau. Denn viel fehlt da nicht und ein EQ kann's richten.
Somit kann ich den DT 880 Pro Black Edition guten Gewissens empfehlen (vor allem wenn man aufs Geld gucken muss)!
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