Avenger84 schrieb:
Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht ?
Nicht direkt, ich versuch dir aber mal zu erklären, wovon das kommen kann.
Das was AVM Mesh! nennt, ist eine Sammlung von Automatismen, die nicht immer so funktionieren, wie man das gerne hätte. Zudem sind einige davon proprietär und folgen keinem gültigen Standard. Teilweise auch, weil entsprechende Standards noch nicht final definiert sind.
Folgende Automatismen, können zu deinem beschriebenen Problem führen:
Band Steering (grob der automatische Wechsel zwischen dem 2,4 und 5 GHz Band)
Ursache: Gleiche SSID und Passwort fürs 2,4 und 5 GHz Band
Wirkung: Zuerst entscheiden die Clients anhand verschiedener Kriterien in welches Band sie sich einbuchen. Je nach Firmware können diese Kriterien unterschiedlich sein. Oft beobachtet wird, dass je länger die Infrastrukturgeräte laufen die Clients nach und nach alle im 2,4 GHz Band landen, da Signalstärke bei der Entscheidung wohl sehr stark gewichtet wird. Verringert sich nun bei einem ursprünglich im 5 GHz Band angemeldeten Client kurzzeitig die Signalstärke, bucht er sich ins 2,4 GHz Band ein, weil dort die Signalstärke meist besser ist und bleibt dort kleben. Ein Automatismus im AVM Mesh! sollte nun genau das verhindern und kickt den Client wieder aus dem 2,4 GHz Band in der Hoffnung, dass er sich wieder mit dem 5 GHz Band verbindet. Wie gut das funktioniert ist leider wieder von der Firmware des Clients abhängig. In jedem Fall verliert der Client kurzzeitig die Verbindung.
Lösung: Getrennte SSIDs fürs 2,4 und 5 GHz Band vergeben und den Clients nur den Zugang über die SSID erlauben, wo sie am besten funktionieren. Die Definition von "am besten" sollte für jeden Client bedacht werden. Je nach dem ob es um maximale Reichweite, Stabilität oder Datendurchsatz geht.
DFS/TPC im 5 GHz Band (Automatischer Kanalwechsel und Reduzierung der Sendeleistung auf bestimmten Kanälen)
Ursache: Gesetzliche Bestimmung zum Schutz von Primärnutzern
Wirkung: Ist im 5 GHz Band durch automatische oder manuelle Kanalwahl einer der Kanäle 52 oder höher ausgewählt, müssen Infrastrukturgeräte und Clients diesen Automatismus unterstützen. Erkennt ein Gerät einen Primärnutzer (zum Beispiel Wetterradar) muss unmittelbar die Sendeleistung reduziert und der Kanal gewechselt werden.
Da dies ein relativ aufwändiges Verfahren ist, sparen sich viele Hersteller den Aufwand der Qualifizierung und unterstützen diese Kanäle erst gar nicht. Es ist also möglich, dass wenn im 5 GHz Band Kanäle größer 52 an den Infrastrukturgeräten manuell oder automatisch eingestellt sind, einige Geräte das 5 GHz Band gar nicht finden. Der Amazon FireTV Stick älterer Generation ist ein prominentes Beispiel.
Lösung: Im 5 GHz Band manuell einen Kanal zwischen 36 und 48 wählen.
WLAN Koexistenz (automatische Umschaltung der Bandbreite)
Ursache: Viele Netzwerke in der Umgebung
Wirkung: Erkennen Infrastrukturgeräte viele WLAN Netzwerke in der Umgebung, schaltet dieser Automatismus die Bandbreite des eigenen Netzwerks auf geringere Werte zurück um Störungen zu reduzieren. Wenn das passiert, verlieren alle Geräte kurzzeitig die Verbindung. Meist bleibt es auch bei der Reduzierung, wodurch der Datendurchsatz schlechter wird.
Lösung: WLAN Koexistenz abschalten. In aktuellen Netzen nach mindestens 802.11n (Wi-Fi 4) funktioniert die Koexistenz ganz gut auch wenn viele Netzwerke in der Umgebung sind. Die Reduzierung der Bandbreite ist nicht nötig um stabile und performante Verbindungen aufrecht zu erhalten.
Legacy Unterstützung (Kompatibilität zu verschiedenen WLAN Standards)
Ursache: Unterstützung der Infrastrukturgeräte für unterschiedliche WLAN Standards an den Clients
Wirkung: Stellt man die Infrastrukturgeräte so ein, dass alle möglichen WLAN Standards unterstützt werden, beeinträchtigt das zum einen die gesamte Performance des WLANs und kann zum anderen dazu führen, dass Clients, die ebenfalls mehrere Standards unterstützen die Art der Kommunikation wechseln. Dabei kann es zu kurzen Unterbrechungen der Verbindung kommen.
Lösung: Analysieren welche WLAN Modi in welchen Bändern von welchen Clients tatsächlich benötigt werden. In jedem Fall die Unterstützung für 802.11b im 2,4 GHz Band und 802.11a im 5 GHz Band abschalten, da inkompatible Bandbreiten und Modulationsverfahren zu den Nachfolgestandards verwendet werden. Idealerweise nur 802.11n im 2,4 GHz Band und 802.11ac im 5 GHz Band verwenden.
Das sind meiner Ansicht nach die 4 wichtigsten Automatismen, an denen man ansetzen sollte um über längere Zeit stabile Verbindungen zu bekommen. Wenn keine Besserung eintritt, liegen die Hunde meist tiefer begraben. Um das zu lösen muss jeder Fall einzeln betrachtet werden und das geht nur bei vollständiger Auflistung aller beteiligten Geräte.