Erst mal ein paar grundsätzliche Erklärung zum DSL Spektrum:
(V)DSL ist ein sogenanntes DMT (Discrete Multitone) Verfahren. Dabei wird eine große Anzahl von schmalbandigen Trägersignalen ("Töne") genutzt, in Deinem Beispiel bis zu 4096. Mit jedem Trägersignal wird eine bestimme Anzahl Bits/Symbol kodiert, max. 16 Bits. Ein "Symbol" ist dabei die kleinste Einheit des Signals, die in einem Zeitschritt kodiert wird. Die Details dazu sind komplexe Nachrichtentechnik, die ich auch nur ansatzweise verstehe. Wenn man nicht als Ingenieur bei einem DSL Chip Hersteller arbeitet, muss man das auch nicht verstehen.
Diese Trägerbelegung zeigt der untere Teil der Fritzbox Grafik. Dabei sind die blauen Träger die im Downstream verwendeten, die grünen der Upstream.
Die obere Grafik zeigt das Signal/Rauschverhältnis, das gibt an, inwiefern das Nutzsignal das Rauschen bzw. die Störsignale der Leitung übersteigt. Das kann man sich im Prinzip wie bei einem alten Mittelwellenradio oder CB Funk Gerät vorstellen (sofern man alt genug ist, um sowas noch zu kennen): Solange die Stimme des Sprechers lauter als da Rauschen ist, kann man noch etwas verstehen. Und je weniger Rauchen, desto eher kann man Details in der Stimme erkennen.
Dein vorliegendes Spektrum sieht im Downstream völlig normal aus, und ist typisch für einen 100Mbit VDSL Anschluss.
Im Upstream fällt auf, dass dass vor allem das zweite Upstream Band eine sehr welliges S/R Verhältnis hat, dass sich ausserdem ständig verändert (and den eingeblendeten Min/Max Werten zu sehen).
Die VDSL Modems passen bei sich ändernden Leitungsbedingungen die Trägerbeleung (also welche Träge wieviele Bits/s überträgt) dynamisch an. Deswegen sehen auch die grünen Bereiche des Spektrums so zerklüftet aus. Vermutlich ist da Spektrum bei Dir direkt nach einem Resync viel gleichmässiger und wird im Laufe der Zeit so zerklüftet.
Grundsätzlich ist VDSL dafür gedacht, sich dynamisch an mit Störungen belastete Leitungen anzupassen, d.h. so ein Spektrum wie Deines muss nicht automatisch instabil sein.
Allerdings kann es passieren, dass die Störungen mal kurzzeitig so massiv werden, dass das Modem die Synchronisation verliert. Das wird bei Dir vermutlich passieren.
Passiert da öfter, greift das DLM (Dynamic Line Management) der Telekom ein. Dies verringert die max. Geschwindigkeit mit der das Modem synchronisieren "darf". Dadurch kann da Modem eine geringere Symbolrate auf den Trägern verwenden oder auch einen Teil der Träger garnicht belegen. Die Idee dahinter ist, dass das Modem mehr Reserve hat, auf Störungen zu reagieren, und deswegen seltener neu synchronisiert. Den meisten Kunden ist eine stabile aber langsamere Leitung lieber, als eine instabile. Denn ein DSL Resync dauert ja immer 2-5 Minuten, und wenn man gerade ein Video schaut oder in einer Konferenz ist, dann stört das massiv.
DLM ist kontraproduktiv, es wenn die Leitung wirklich kaputt ist, denn da wird es immer langsamer und trotzdem nicht stabil.
Userxxx schrieb:
Unsere Nachbarn haben jeweils bei 100 oder 250 MBit die volle Leistung, weil die Leitung zu dem MFG sehr kurz ist.
Die Leitungslänge wird nicht der Grund sein, denn laut Deinem Spektrum ist die Leitung locker "gut genug" für 100/40 Mbit, denn besonders im Downstream ist sie über die gesamte Breite ok.
Bei Dir wird wahrscheinlich etwas mit der Leitung nicht stimmen.
Aussagekräftiger als das Spektrum ist übrigens her die Seite "Statistik" und dort auch die Wochenansicht, sofern die Fritzbox lange genug aktiv war, um die Woche anzuzeigen. Dann kann man sehen, wie sich die Leitung über die Zeit verhält, ob und wieviele Abbrüche es gab, und auch ob erhöhte Fehlerraten aufgetreten sind.
Übrigens kann man VDSL 100 und 250 auch nur bedingt vergleichen, denn bei 250 wird ein breiteres Spektrum verwendet (35Mhz anstatt 17Mhz). Im Upstream ist es allerdings identisch.
Die meisten Leute schauen immer nur auf Downstream Probleme, und übersehen, dass der Upstream oft kritischer ist und sogar die Ursache für den Ausstieg des VDSL Modems ist. Das hat u.A. damit zu tun, dass die Vectoring Technik, die vermeiden soll, dass sich die ganzen DSL Leitungen, die ungeschirmt im selben Kabelbündel im Boden liegen, gegenseitig stören, im Upstream wesentlich weniger effektiv ist.