In den technischen Unterlagen betont be quiet! aber dennoch, dass bei den Pure Power 9 anderes als bei den älteren Revisionen nun keine Gruppenregulation der Ausgangsspannungen stattfindet. Das hört sich natürlich gut an, aber andererseits ist durchaus die Ansicht Konsens, dass sich wirklich unabhängige Ausgangsspannungen aktuell eigentlich nur durch das DC-DC-Wandler-Konzept erreichen lassen. Hierbei werden 3,3 Volt und 5 Volt jeweils durch eigene DC-DC-Spannungswandler aus den bereits generierten 12 Volt erzeugt Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass sich die "erste Stufe" nur um die Erzeugung von stabilen 12 Volt kümmern muss. Die beiden DC-DC-Wandler dahinter müssen sich dann auch nur jeweils um die Regelung "ihrer" Spannung kümmern. In der Praxis beeinflussen sich alle Stufen daher nicht und auch Crossload-Situationen sind kein Problem.
Bei der "Gruppenregulation" ist es hingegen so, dass die 12 Volt und mind. eine Nebenspannung (meist 5V) "aus der gleichen Spule" kommen. Dies bedeutet, dass diese zwangsläufig zusammen reguliert werden, was aber nur dann gut funktioniert, wenn beide auch entsprechend gleich belastet werden. Bei ungleichmäißger Lastverteilung der Spannungen laufen diese dann schnell aus dem Ruder, weswegen Gruppenregulation heutzutage nur noch im Low-Cost- und Niedrigwatt-Bereich zu finden ist.
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be quiet! hat nun scheinbar einen Mittelweg gefunden, der auch ohne DC-DC-Wandler eine bessere Regulierung verspricht. be quiet! verwendet dazu bei den Pure Power 9 CM "synchronous rectification" nicht nur für 12 Volt, sondern auch für 3,3 Volt und 5 Volt. Bei "synchronous rectification" (SR) wird die im Haupttrafo heruntertransfomierte Spannung mithilfe von per ICs angesteuerten MosFETs gleichgerichtet, was verglichen mit einfachen Gleichrichter-Bauteilen noch einige Eingriffs- bzw. Regulationsmöglichkeiten eröffnet. Die "Gleichrichtung" per SR ist heutzutage in besseren Netzteilen eigentlich der Standard, nur kommt diese bei Netzteilen mit DC-DC-Technik entsprechend natürlich nur für 12 Volt zum Einsatz.
Bei den Pure Power 9 CM ist es laut Techdoc nun so, dass - wie bei einem gruppenregulierten Design auch - 12 Volt und 5 Volt beide vom Hauptransformator erzeugt werden, aber aus dem 5-Volt-Abgriff dann parallel über zwei SR-Schaltkreise jeweils die finalen 5 Volt und 3,3 Volt Gleichspannung erzeugt werden. Dadurch können die drei Ausgangsspannungen (innerhalb gewisser Grenzen) unabhängig voneinander geregelt werden. be quiet!s Aussage, dass es kein (klassisches) gruppenreguliertes Design ist, lässt sich also nachvollziehen. Gefühlt ist es allerdings zumindest ein "halbes" gruppenreguliertes Design, denn dadurch, dass 12 Volt und 3,3 Volt / 5 Volt physisch durch den Hauptrafo gekoppelt sind, ist diese Lösung natürlich immer noch anfälliger gegen Crossload-Situationen, wobei diese in der Praxis bei üblichen modernen Systemen heutzutage eigentlich kein Thema sein sollten.
Technisch bleibt am be quiet! Pure Power 9 CM 600W als Vertreter der Einsteigerkategorie ebenfalls nichts auszusetzen. Das gute und vollständige Schutzschaltungskonzept weiß zu gefallen, ebenso wie die ordentliche Bauteilwahl. Auch die Ausgangsspannungen sind von brauchbarer Qualität. Dass das Pure Power 9 CM keine DC-DC-Technik spendiert bekommen hat, ist wohl der Einordnung in be quiet!s Produktportfolio geschuldet, denn Corsair zeigt am Beispiel der Vengeance-Modelle, dass ein qualitativ hochwertigerer DC-DC-Ansatz hier am oberen Ende des Einstiegsbereiches preislich durchaus umsetzbar ist. be quiet! scheint aber mit seinem Ansatz, durch den Einsatz von synchronous rectification eine für ein Nicht-DC-DC-Netzteil bessere Spannungsregelung zu erzielen, eine für die Praxis durchaus brauchbare Lösung gefunden zu haben. Die Anforderungen üblicher Systeme können problemlos erfüllt werden.