Marvolo
Lt. Commander
- Registriert
- Nov. 2007
- Beiträge
- 1.973
Kaum eine andere Person bringt Social-Media-Nutzerinnen und -Nutzer aktuell derart in Rage wie der selbst ernannte "Anzeigenhauptmeister“. Niclas M. ist 18 Jahre alt und wurde vor einigen Wochen durch eine Spiegel-TV-Reportage bundesweit berühmt: Kein Pardon für Parksünder: Der »Anzeigenhauptmeister« zeigt sie alle an | SPIEGEL TV
Grund ist sein bizarres Hobby: M., der eigentlich gar keine polizeiliche Ausbildung hat, fährt durch die gesamte Bundesrepublik und zeigt akribisch Falschparker bei den dortigen Kommunen an.
In den sozialen Netzwerken finden sich nebst Unverständnis und Häme allerdings mittlerweile auch Mord- & Gewaltandrohungen gegen den 18-Jährigen – manch einer sieht in ihm längst einen neuen „Drachenlord“. Der Medienrummel jedenfalls, der jetzt auf M. einprasselt, könnte für den 18-Jährigen noch bittere Folgen haben. Eine gefährliche Dynamik, die schon das Leben anderer Teenager zerstört hat...
Rückblick:
2006:
Lange bevor es Social Media überhaupt gab, wurde schon einmal ein junger Mann durch einen Fernsehbeitrag berühmt. „Focus TV“ berichtete damals über sogenannte „Killerspiele“ und blendete dazu das Video eines Jungen ein, der vor dem Bildschirm ausrastete und seine Tastatur zerstörte. Der Junge sei computerspielsüchtig, heißt es in dem Beitrag – das Video sei vom Vater heimlich aufgenommen worden.
Tatsächlich war die Redaktion der Sendung auf einen Internetstreich hereingefallen. Das Video war ein gestellter Comedyclip, der seit einiger Zeit als „Angry German Kid“ im Internet herumgeisterte. Dessen Urheber hatte das Video als Scherz aufgenommen, von anderen war es dann auf Witzeseiten im Internet verbreitet worden. Nichts an dem Video war echt – fortan wurde es aber so aufgefasst.
Für den im Video gezeigten Teenager hatte der Fall jahrelange Folgen. Er sei Mobbing und „Psychoterror“ ausgesetzt gewesen, erklärte er später als Erwachsener in einem Youtube-Video. Dann sei er auf die schiefe Bahn geraten, landete sogar kurzzeitig im Knast. Und auch mit der Jobsuche sei es jahrelang schwierig gewesen. „Jeder kannte mich als den Verrückten aus der Schule – oder eben als das ‚Angry German Kid‘“, erzählt er im Video.
2010:
Prominentestes Beispiel einer verhängnisvollen Meme-Karriere ist der schon erwähnte Youtuber Drachenlord. Als Anfang 20-Jähriger begann Rainer Winkler, bizarre Videos ins Internet zu laden. Schnell wurden Internettrolle auf den übergewichtigen Youtuber aufmerksam, die Winkler daraufhin in breitem Fränkisch beleidigte. Das Hickhack zwischen dem Drachenlord und seinen „Hatern“ entwickelte ein Eigenleben – Winkler wurde zum Hassobjekt.
Dabei blieb es aber nicht: Bis zum heutigen Tage wird der heute 34-Jährige von seinen Anti-Fans regelrecht verfolgt und gejagt. Wann immer Winkler irgendwo auftaucht, ist schnell jemand mit Kamera zur Stelle, der versucht, ihn zum Ausrasten zu bringen. Junge Männer organisierten regelrechte Pilgerfahrten zum früheren Haus des Youtubers, beim sogenannten „Schanzenfest“ reisten Hunderte von ihnen an. Gerechtfertigt wird das Verhalten wie beim Mobbing üblich stets als „Gegenreaktion“, weil Winkler vor der Kamera immer wieder fragwürdige Aussagen getätigt hatte.
Die Folgen der jahrelangen Tortur spürt Winkler noch immer. Erst vor wenigen Wochen war es zu einem Handgemenge an einem Bahnhof in Jena gekommen. Vor einer Pension bei Plauen sprach die Polizei mehrere Platzverweise an Personen aus, die versucht hatten, dem Youtuber aufzulauern.
Ein ganz ähnliches Eigenleben entwickelt gerade auch der Hype um den selbst ernannten „Anzeigenhauptmeister“. Sein Gesicht ist inzwischen auf Hunderten Meme-Bildern zu sehen – von einem Tag auf den anderen wurde der 18-Jährige bundesweit berühmt. Nicht zuletzt deshalb mehren sich inzwischen auch kritische Stimmen.
Was sind eure Gedanken zu diesem neuen Netz-Hype rund um den selbsternannten "Anzeigenhauptmeister"?
Grund ist sein bizarres Hobby: M., der eigentlich gar keine polizeiliche Ausbildung hat, fährt durch die gesamte Bundesrepublik und zeigt akribisch Falschparker bei den dortigen Kommunen an.
In den sozialen Netzwerken finden sich nebst Unverständnis und Häme allerdings mittlerweile auch Mord- & Gewaltandrohungen gegen den 18-Jährigen – manch einer sieht in ihm längst einen neuen „Drachenlord“. Der Medienrummel jedenfalls, der jetzt auf M. einprasselt, könnte für den 18-Jährigen noch bittere Folgen haben. Eine gefährliche Dynamik, die schon das Leben anderer Teenager zerstört hat...
Rückblick:
2006:
Lange bevor es Social Media überhaupt gab, wurde schon einmal ein junger Mann durch einen Fernsehbeitrag berühmt. „Focus TV“ berichtete damals über sogenannte „Killerspiele“ und blendete dazu das Video eines Jungen ein, der vor dem Bildschirm ausrastete und seine Tastatur zerstörte. Der Junge sei computerspielsüchtig, heißt es in dem Beitrag – das Video sei vom Vater heimlich aufgenommen worden.
Tatsächlich war die Redaktion der Sendung auf einen Internetstreich hereingefallen. Das Video war ein gestellter Comedyclip, der seit einiger Zeit als „Angry German Kid“ im Internet herumgeisterte. Dessen Urheber hatte das Video als Scherz aufgenommen, von anderen war es dann auf Witzeseiten im Internet verbreitet worden. Nichts an dem Video war echt – fortan wurde es aber so aufgefasst.
Für den im Video gezeigten Teenager hatte der Fall jahrelange Folgen. Er sei Mobbing und „Psychoterror“ ausgesetzt gewesen, erklärte er später als Erwachsener in einem Youtube-Video. Dann sei er auf die schiefe Bahn geraten, landete sogar kurzzeitig im Knast. Und auch mit der Jobsuche sei es jahrelang schwierig gewesen. „Jeder kannte mich als den Verrückten aus der Schule – oder eben als das ‚Angry German Kid‘“, erzählt er im Video.
2010:
Prominentestes Beispiel einer verhängnisvollen Meme-Karriere ist der schon erwähnte Youtuber Drachenlord. Als Anfang 20-Jähriger begann Rainer Winkler, bizarre Videos ins Internet zu laden. Schnell wurden Internettrolle auf den übergewichtigen Youtuber aufmerksam, die Winkler daraufhin in breitem Fränkisch beleidigte. Das Hickhack zwischen dem Drachenlord und seinen „Hatern“ entwickelte ein Eigenleben – Winkler wurde zum Hassobjekt.
Dabei blieb es aber nicht: Bis zum heutigen Tage wird der heute 34-Jährige von seinen Anti-Fans regelrecht verfolgt und gejagt. Wann immer Winkler irgendwo auftaucht, ist schnell jemand mit Kamera zur Stelle, der versucht, ihn zum Ausrasten zu bringen. Junge Männer organisierten regelrechte Pilgerfahrten zum früheren Haus des Youtubers, beim sogenannten „Schanzenfest“ reisten Hunderte von ihnen an. Gerechtfertigt wird das Verhalten wie beim Mobbing üblich stets als „Gegenreaktion“, weil Winkler vor der Kamera immer wieder fragwürdige Aussagen getätigt hatte.
Die Folgen der jahrelangen Tortur spürt Winkler noch immer. Erst vor wenigen Wochen war es zu einem Handgemenge an einem Bahnhof in Jena gekommen. Vor einer Pension bei Plauen sprach die Polizei mehrere Platzverweise an Personen aus, die versucht hatten, dem Youtuber aufzulauern.
Ein ganz ähnliches Eigenleben entwickelt gerade auch der Hype um den selbst ernannten „Anzeigenhauptmeister“. Sein Gesicht ist inzwischen auf Hunderten Meme-Bildern zu sehen – von einem Tag auf den anderen wurde der 18-Jährige bundesweit berühmt. Nicht zuletzt deshalb mehren sich inzwischen auch kritische Stimmen.
Was sind eure Gedanken zu diesem neuen Netz-Hype rund um den selbsternannten "Anzeigenhauptmeister"?
Zuletzt bearbeitet: