Genies der Neuzeit: zwischen Generalist und Spezialist

Ich glaube, das war auch gar nicht gemeint. Wichtig ist nur, dass er technische Zeichnungen von Konstruktionen gefertigt hat, die es damals gar nicht gab. Dabei floß eine Menge physikalisches Knowhow in seine Überlegungen ein. Natürlich wusste er nicht, wie hoch die Flügelbelastung eines Helikopters ist oder wie hoch der E-Modul eines Metalls sein muss, damit die Dinger nicht brechen.

Wenn man das heute wiederholen würde, dann bräuchten wir eine Person, die ein Raumschiff konstruiert, das mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen kann - die passende Energiequelle inklusive.
 
640 KBytes (Arbeitsspeicher) ist alles, was irgendeine Applikation jemals benötigen sollte.“
Bill Gates, 1981

das hat er so nie gesagt.
 
Als Genie fällt mir heute eigentlich nur Stepehn Hawking ein. Der Mann is der Knaller.
Alle anderen verdienen den Begriff nich wirklich.
 
@ Odium

Meinst du die Flugspirale?
Die fliegt aber so bis heute nicht.
Ich vermute einmal, dass er das aus den Strömungsversuchen her hat. Die Schwierigkeit bestand dann daran, Luft eben auch als ein solches Medium zu sehen. Dass in der Luft irgendetwas sein muss, dass einen tragen kann, hat er ja an Hand der Vogelflugstudien schon gesehen.
Von daher finde ich deinen Vergleich zu dem Überlichtgeschwindigkeitsflug doch stark übertrieben. Denn Details, wie man es macht, liefert ein da Vinci nicht (und das ist ja nicht weniger entscheidend).

@ Centurio81

In seinem Bereich ist er überragend. Jedoch gibt es andere, die in anderen Bereichen auch entscheidende Ideen geliefert haben.
 
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Seppuku schrieb:
@ OMaOle

Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt:
Die meisten Entdeckungen eines da Vincis waren im Grunde oberflächlich. Das waren Dinge, die man mit relativ "einfachen" Mitteln und Kenntnissen beschreiben konnte. Heute gibts nur noch relativ wenige solcher Dinge, die nicht schon Beschrieben wurden.


Das sehen wir Heute so, zur Zeit Da Vincies waren sie schon visionär, aber gut ich will mich nicht mit Dir streiten.

Es gibt viele Dinge die genial sind und in ihrer Erfindung genial, nimm nur mal das Hebelgesetz, das wurde schon vor tausenden Jahren erkannt und angewendet, die heutige Jugend kennt das max aus der Schule und wenn sie es anwendet dann sicher nicht bewusst.
 
Die Problematik der Bewertung etwa von Da Vinci besteht u.a. auch darin, dass man oft nicht genau wissen kann, ob der betreffende Forscher zu seiner Zeit nicht etwa doch auf bereits getätigte und niedergeschriebene Beobachtungen, z.B. aus der Antike zurückgreifen konnte. Nur ein Bruchteil wissenschaftlicher Literatur (hinsichtlich Physik und anderer Naturwissenschaften) ist bis auf unsere Gegenwart gekommen, die aber nachweislich ausgesprochen reichhaltig gewesen sein muss, was auch bedeutet, dass die heutige Ausdifferenzierung der Wissenschaften aufgrund ihrer Komplexität bereits in gewissem Maße für die Antike angenommen werden darf und erst danach durch Verlust von Schriften und Knowhow eine "Vereinfachung" eintrat. Die Apparate des Archimedes, Heron von Alexandrias Dampfkugel oder die Uhren des Ktesibios, deren Schriften teilweise nur indirekt oder gar in wenigen Fragmenten erhalten geblieben sind, zeigen dies. Nicht zuletzt aber auch Funde zeigen etwas, was nirgends mehr heute in der erhaltenen Literatur beschrieben wird, etwa der hochkomplexe Apparat von Antikythera. Insofern ist es nicht ganz einfach zu beurteilen, ob geniale Menschen vergangener Jahrhunderte tatsächlich alles aus sich selbst heraus schöpften oder ihrerseits auf bereits (noch) Bekanntes zurückgriffen.

Andererseits: die Fähigkeit zur Beobachtung und gewinnbringenden Interpretation von vermeintlich simplen Dingen ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Denn oft sind die Dinge erst "simpel", wenn sei einmal so gesehen werden, wie man sie vorher nicht gesehen hat.
 
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Hmm... interessantes Thema^^

Ich habe eher den Verdacht es liegt heute an den allgemein Verbreiteten Wissen.
Aus allen möglichen Bereichen gibt es Vorgaben, Ergebnisse oder ähnliches, die das Denken der "Neulinge" direkt beeinflusst.
Viel zu viele nehmen einfach hin, wenn da steht: Geht nicht... (grob formuliert)
Darauf verlässt man sich dann und siehe da: Jahre später wiederlegt es doch jemand.

Und warum hat er das getan?
Wahrscheinlich, weil er nicht dem allgemeinen Denken gefolgt ist (aka geht nicht),
sondern einfach mal "um die Ecke" gedacht hat.

Das gelingt dann aber auch nur in Einzelfällen.
Zu viele Dinge wurden schon tot geforscht und mit wissenschaftlichen Ergebnissen bald zu gemüllt.
Viele davon mögen richtig sein, aber auch einige davon dürfen angezweifelt werden.
Aber dann kommt man an den Punkt wo einige dann sagen: Wie kann man das anzweifeln?

Mut zur Lücke! Und nicht alles für voll abstempeln.
Ich denke das ist der erste Ansatz, den man machen muss, um heute noch was bahnbrechendes zu erforschen/erfinden/beweisen.
 
Wie es scheint, ist das Gates Zitat bekannt- wollte keine Unwahrheiten verbreiten. Mir ging es darum zu zeigen, dass der wissenschaftliche Fortschritt oft durch Fehltritte gekennzeichnet ist - was aber auch Erkenntnis bedeutet.
Irren ist Menschlich und auch ein Genie ist davon nicht aus geschlossen, ein gutes Beispiel: Churchill: sein ganzes Leben ist von Tragödien gekennzeichnet und trotzdem hat er sich immer wieder aufgerafft.

Könntest du mir die Systemtheorie Luhmanns in ein paar Worten erklären?
Vorher erkläre ich dir Marx und Weber und hätte nicht ein Zehntel von Luhmanns Grundidee ;-).
Ein Beispiel aus dem Gedankengebäude: Wie ziehst du die Grenze zwischen dir als Mensch und deinem Schreibtisch? Durch unser konditioniertes Denken scheint die Frage banal aber es kommt im Endeffekt nur auf die subjektiv gewählte Differenzierung an. Wenn man Beispielsweise ein bestimmtes Farbspektrum als Differenzierung System/Umwelt wählen würde, wäre dein Schreibtisch samt deiner Haut ein System, deine Augen, wären zusammen mit dem Fernseher ein anderes. Menschen kommen in dieser soziologischen Theorie also überhaupt nicht vor, nur psychische und soziale Systeme, wobei zB die Wirtschaft über Geld kommuniziert und sich selbst beobachtet und selbst erschafft. (die markierten Begriffe haben andere Definitionen als in unserer Alltagssprache).


Ich tue mich immer schwer, Freud als ein so großes Genie zu sehen
Freud ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten im letzten Jahrhundert und hat die Psychologie wie kein anderer geprägt.
Die romantische Vorstellung von einem Psychologen, der Sich aus der Kindheit lustige Geschichten anhört und dann irgendwelche komplexe auf deckt, ist ja noch heute vorhanden - hat mit der Realität aber nichts mehr gemein. Hauptwerkzeuge eines Psychologen sind Statistik und das Wissen über Neurobiologische Vorgänge und selbst Psychotherapeuten (die mit der Couch)- bedienen sich meist standardisierten Tests und Verfahren- irgendwann an Zehnter stelle kommt dann das Werkzeug "Menschenkentniss".

Dennoch: sein Denken prägt die qualitative Forschung bis heute und wurde von
Erich Fromm und anderen aufgegriffen.
 
Seppuku schrieb:
Die "Oberflächlichen" Entdeckungen sind weitestgehend beschrieben und gemacht worden. Für jede weitere muss man unverhältnismäßig viel Aufwenden (was natürlich nicht heißt, dass es keine Zufallsentdeckungen mehr geben wird) und großes Wissen in dem Bereich besitzen.
[...]
Die einfach zu Beobachtenden Entdeckungen sind eben fast alle gemacht worden.

Na ja, das haben schon viele gesagt. Seinerzeit haben Physikprofessoren Max Planck davon abgeraten, in die Physik zu gehen, da „in dieser Wissenschaft schon fast alles erforscht sei, und es gelte, nur noch einige unbedeutende Lücken zu schließen“. Die dachten tatsächlich, die Menschheit hätte alles Wesentliche bereits herausgefunden. Und das war übrigens allgemeiner Konsens unter den Physikern damals. Und obwohl angeblich bereits fast alles erforscht war – erst recht alles Oberflächliche – hat Planck dann mit der Begründung der Quantenmechanik die Physik revolutioniert. Und das alleine, ohne große Teams oder unverhältnismäßigem Aufwand.

Mit solchen Aussagen wäre ich daher vorsichtiger. Ich denke bspw. durchaus, dass es möglich sein kann, dass die Menschen in 200 Jahren auf unsere Generation zurückblicken und über unsere heutigen, vermeintlich „tiefgehenden“ Entdeckungen wiederum sagen werden, dass das alles doch nur an der Oberfläche gekratzt hat.
 
Centurio81 schrieb:
Als Genie fällt mir heute eigentlich nur Stepehn Hawking ein. Der Mann is der Knaller.
Alle anderen verdienen den Begriff nich wirklich.

Wegen was?!
Bitte nenne mir nicht seine Pop-science-bücher...............:lol:
 
Zweipunktnull schrieb:
Mit solchen Aussagen wäre ich daher vorsichtiger. Ich denke bspw. durchaus, dass es möglich sein kann, dass die Menschen in 200 Jahren auf unsere Generation zurückblicken und über unsere heutigen, vermeintlich „tiefgehenden“ Entdeckungen wiederum sagen werden, dass das alles doch nur an der Oberfläche gekratzt hat.

Wenn sie sich nicht weiterentwickelt haben, wovon nich auszugehen ist schon:D.

Je mehr die Menschheit weiß desto mehr Fragen stellen sich.
Es wird also auchin Zukunft große Erfinder geben, die Frage ist nur ob sie selbst oder wir das auch erkennen.
 
Zitat China: "Hmm... interessantes Thema^^"

Hmm... Vielleicht tut das einem Mod leid und erlöst uns... So etwas langweiliges habe ich noch nicht erlebt.

Übrigens: "Mut zur Lücke!" Ist das nicht etwas, was man über Geschäfte sagt? Oder ist die Wissenschaft zu Geschäft geworden? Wenn man Stephen Hawking als Beispiel dazu benutzt, kann nicht übersehen werden, dass der (über)talentierte Mathematiker eher - wenn nicht ausschliesslich - durch den Kampf gegen seine ALS-Krankheit berühmt geworden ist. Das Publikum ergötzt sich an seinen fortschreitenden körperlichen Niedergang und denkt sich, der Wissenschaft näher gekommen zu sein. Doch halt: "Bitte nenne mir nicht seine Pop-science-bücher..." (SSJ) Der arme Genie Stephen muss sein Leben auch irgendwie verdienen. Was wir alle auch tun...
 
@thrillkill:

Dann sind auch Hitler&Co Genies gewesen :)

(edit: das bezog sich auf den Sigmund Freund, welchen ich alles andere als Genie betrachte.)
 
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Ich denke ebenfalls das es noch immer eine Menge zu entdecken und zu erfinden gibt, da sich die Vorraussetzungen und auch die Anforderungen für unser Leben ständig ändern.
Ich denke auch, dass bereits einige Visionäre und Wissenschaftler in diesem Moment an Bahnbrechende Erfindungen und Entwicklungen arbeiten.
Wir haben heute durch das Internet und die Medien leider eine Informationsflut zu bewältigen, die allerdings zu bestimmt über 95% nur "Schrott" ist. Da wird man solche Dinge wahrscheinlich gar nicht mitbekommen und in zwanzig Jahren wenn es zur Ausreifung eines solchen Projektes oder Wissenschaft kommt, erinnert man nur noch mit einem halbsatz an die Anfänge bzw. Grundelemente dieser bahnbrechenden Idee. Ich denke wir als Normalis sind viel zu abgelenkt und überfordert, als das wir eine solche Erfindung/Wissenschaft/Vision überhaupt erkennen könnten, wenn sie gerade im Ansatz ist oder sich gerade in der Entwicklung befindet.
Ich denke es wird nie ein Stopp für neue Visionen und Wissenschaften geben, da zwischendurch immer wieder einiges Wissen verloren geht und auf einem anderen Weg sich neu entfalten wird.
Es wird immer wieder andersdenkende geben, die irgendwo eine neue Grundlage erschaffen aus denen wieder neue Visionen oder wissenschaften hervorgehen.
Die Gentechnik ist zwar auch schon älter und greift bis auf das Jahr 6000 v.Chr. zurück, aber stellt immer noch hohes Potential an bahnbrechenden Wissenschaften bereit. Wer weiss was nur in diesem Zusammenhang noch alles auf uns zu kommt?
Die Militärtechnolgie will irgendwann völlig ohne den Menschen ihre Aufgaben erfüllen können.
Hochkomplexe Maschinen sollen den Arzt völlig ersetzen, usw....
Visionen gibt es genug, auch in der Energiegewinnung und - Nutzung.
Leider werden heute wie auch damals viele Visionen und auch Wissenschaften durch Politik, Lobbyisten, der Kirche etc. gleich den Mülleimer aufsuchen, oder um Jahrzehnte verschoben.
 
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Mir fällt auf, dass es extrem viele "Fachidioten" gibt, die sich auf ihrem Gebiet 100%ig perfekt auskennen, dafür aber in anderen Bereichen starke Defizite haben.

Zum Beispiel können viele Professoren kein richtiges Deutsch (mehr?) und sagen sowas wie: "Und dies ist so, weil diese Tatsache trifft zu." Anstatt natürlich:" Und dies ist so, weil diese Tatsache zutrifft.".
 
Mehrfachbegabungen kommen oft vor. Und "Genie" ist sowieso nur ein Begriff, fast schon eine bloße Etikettierung.

Antoine de Saint-Exupéry z.B. war Flieger und Schriftsteller. Also Bewegungstalent plus Wortkünstler. Wobei er höchstwahrscheinlich mit dem Wort noch besser war, als als Flieger, wie man wohl gemeinhin annehmen wird.

http://de.wikipedia.org/wiki/Antoine_de_Saint-Exupéry


Und was dann ein Genie ist? Goethe, so sagt man, war "Universalgenie". Wie dieser z. B. der naturwissenschaftlichen Farbenlehre seine eigene entgegensetzte war auch ziemlich unnachahmlich.


Wkipedia hält es - zu Recht, wie ich finde, bescheiden damit:

http://de.wikipedia.org/wiki/Universalgenie
.
 
thrillkill schrieb:
Glaubst du wirklich? Schau dir zB das Internet an. Vor 20 Jahren wusste noch keine Mensch davon und jetzt verändert es die Welt. Oder Einsteins Theorie: das vorwissen war minimal und trotzdem hat er so einen gewaltigen Denksprung gemacht.

ich klinke mich mal so früh ein. deine these bestätigt genau das was du widerlegen wolltest. einstein war nur auf einem gebiet (physik) spezialist. vom rest hatte er "wenig" ahnung - trotzdem sehen ihn viele menschen als eines der größten genies überhaupt an.


des weiteren konnte einstein eine physikalische theorie, die vor seiner entwickelt wurde und heute auch noch gültig ist, die quantenmechanik, zeit seines lebens nie akzeptieren.
in diesem kontext ist auch seine berühmte aussage "gott würfelt nicht" zu sehen und man kann davon ausgehen, dass er damit vollkommen daneben lag.

deswegen behaupte ich einfach mal, dass es nie wieder universalgenies geben wird. selbst innerhalb einer wissenschaft beschäftigen sich "genies" heute meist nur noch mit teildisziplinen. eine ganz wissenschaft zu überblicken ist vielleicht noch möglich, mehrere wissenschaften aber auf keinen fall.
 
FaK Ich hebe Einsteins Theorie hervor, weil sie eben nicht auf der allgemeinen Physick beruhte, sondern auf einer Vorstellung, wie sie es vorher so nicht gegeben hat. Er hat ja gerade gezeigt, dass Newtons Theorie nicht überall Gültigkeit hat und man sie relativieren muss. Genau wie die Quantenmechanik das mit der klassischen Physik tut.

In diesem Zusammenhang, also der ständig wechselnden wissenschaftlichen Paradigmen, ist auch das Wort "Gültigkeit" relativ zu sehen. ;-)

Sämtliche derzeit anerkannten Theorien sind nichts weiter, als bisher noch nicht mit hinreichenden Gegenargumenten widerlegte Hypothesen. Ich denke der Mensch überschätzt sein wissen -zu jedem Zeitpunkt der Geschichte.

Wissenschaften sind theoretische Konstrukte, die vom Menschen erschaffen wurden um die Welt in Modellen zu sehen und besser verstehen zu können. Sie haben keinerlei allgemeingültige Grenzen, daher können auch sehr schnell neue entstehen. Das sieht man an den zahlreichen interdisziplinären Studienfächern. Aber auch die "althergebrachten" Wissenschaften wie die Soziologie oder Psychologie steckten vor 100 Jahren noch in den Kinderschuhen.
 
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