Google Chrome ist das beste Beispiel dafür wieso Anwender nicht zu Linux wechseln

Krakadil

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In den letzten Tagen hatte ich eine Diskussion, welche ich hier mal in den Raum werfen möchte.

Ein guter Freund kauft für ältere Menschen Dell/HP/Lenovo SFF Rechner für 100 bis 200€ und installiert Linux Mint (Windows Like und wenig Funktionen im Vergleich zu KDE). Er sagt: "die wollen Mails schreiben, den Browser nutzen und nen Brief schreiben. Das kann Linux besser als Windows aber die Leute sind halt verschrottet in der Birne, siehst du ja an Google Chrome"

Google Chrome ist nicht besser als Brave und wenn man ganz weg will, dann gibt es weitere Alternativen, wie Firefox. Anstelle die bessere Alternative zu nutzen, kleben die Leute an Chrome fest. Weiterhin "anders als du werden die keinen Bootloader öffnen, Firmware flashen oder Spiele spielen aber du musst die zu Ihrem Glück zwingen. Am Ende ändern Sie Ihre Meinung, wenn ich den sage, dass das max. 200€ kosten würde und wollen es dann doch versuchen"


Ich muss zugeben, das mit Chrome kann ich mir selbst nicht erklären aber irgendwo stimmt es. Mein Vater zum Beispiel benötigt nur einen Browser, daher habe ich vor Jahren Ihm ein Chromebook gekauft und bis heute gab es keine Probleme.

Würdet Ihr das auch so unterschreiben? Linux ist gar nicht mehr das Problem (für die große Mehrheit), es sind die Leute selbst?
 
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Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, man kennt Windows und will sich schlichtweg nicht umgewöhnen.
 
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Ich hab privat bisher nur zwei Browser in meinem Leben wirklich ernsthaft genutzt: Netscape Navigator (ja, ich bin so alt) und dann irgendwann Firefox. Chrome ein- bis zwei Mal angeguckt, fand ich doof. Es ist halt wie immer: Die Leute nutzen oft das, was halt da ist oder irgendwie "beworben" wird. Vorinstalliertes Windows, Internet Exploder/Edge und halt auch gerne mal Chrome, weil der ja schon auf dem Handy drauf ist und in letzter Zeit ja sogar im Fernsehen beworben wird. Tiefere Gedankengänge zur Funktionsweise von irgendwas finden meist nicht statt - und zu Alternativen zum "Gewohnten" dann leider eher auch nicht. Aber (siehe den Anfang des Posts): Auch ich bin ein Gewohnheitstier ;) Ich hab mich nur an andere Dinge "gewöhnt".
 
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Krakadil schrieb:
Linux ist gar nicht mehr das Problem (für die große Mehrheit), es sind die Leute selbst?
Kommt drauf an wie du das meinst. Die Durchschnittsperson, die sich selbst ein Gerät anschafft und kein großes Vorwissen hat, wird mit Linux nicht so gut zurechtkommen, wie mit Windows (oder vllt auch mac... Habe Mac selbst nie genutzt). Und das liegt durchaus an den Eigenschaften und Eigenheiten von Linux und Windows. Zusagen, dass das nicht an Linux liegt, ist also weiterhin falsch. Es ist halt ein OS, das zwangsläufig erfordert, dass man mehr Eigeninitiative zeigt. Und Leute sind bequem... Da zähle ich mich dazu. Mir machts nur Spaß sich mit Software und Hardware auseinanderzusetzen. Drum tue ich das. Für die große Mehrheit ist das aber Frust.
 
Es ist, wie so oft, nicht "entweder oder" sondern "sowohl als auch". Linux erfordert Umgewöhnung, man kann Bekanntes auf einmal nicht mehr anwenden und muss stattdessen Neues lernen. Ich kann niemandem verübeln, der diesen aufwendigen Prozess nur ungerne über sich ergehen lässt, wenn es keinen triftigen Grund dafür gibt. Die Stärken von Linux lernt man meist leider erst dann kennen, wenn man diesen Prozess schon zu großen Teilen hinter sich gebracht hat. Erkläre mal einem Windows-Nutzer, wie mächtig die Bash ist! Der wird dich auslachen, weil sich bei ihm das Eingeben von Kommandos mit der Computer-Steinzeit assoziiert, und ich finde das auch absolut nachvollziehbar.

Und ja, Linux hat immer mal wieder auch technische Aussetzer, wenn mal nach einem Update irgendwas nicht mehr läuft. Es sind nun mal kleine Teams, die an den Distros arbeiten, die können nicht monatelange aufwendige Testphasen durchlaufen lassen und alle möglichen Szenarien durchtesten, bevor sie ein Update freigeben. Wenn man die typischen Lösungsstrategien für Update-Probleme noch nicht beherrscht, ist man schnell mit seinem Latein am Ende, ist genervt und lässt es sein. Weil man ja die Stärken von Linux noch nicht schätzen kann, die Schwächen aber deutlich sichtbar sind.

Umgekehrt, die Schwächen von Windows nimmt man als "normal" wahr und nimmt sie vielleicht am Ende gar nicht als Schwächen wahr. So funktionieren Computer nun mal, denkt sich ein langjähriger Windows-Nutzer. Es ist schwierig zwischen "Computer" und "Windows" zu differenzieren, wenn man nur Windows kennt. So zum Beispiel kryptische Fehlermeldungen, unübersichtliche Konfigurationsdialoge, der Zwang zur Online-Registrierung usw. Ein Windows-Nutzer kennt das nicht anders und denkt, das gehört zur Computer-Nutzung einfach dazu. Um diese Dinge als Schwächen zu erkennen, muss man erst gesehen haben, dass es auch anders geht.
 
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Ich möchte keinen Browser mit integriertem Crypto Wallet, und anderem Crypto Zeugs. Ich möchte keinen Browser mit vor-installiertem TOR Zugang, ich möchte keinen Browser mit vorinstalliertem Ad Blocker, Ich möchte keinen Browser der Inhalte auf einer Webseite durch eigene Inhalte ersetzt, etc

Gilt nicht nur für Brave auch für Dinge wie Vivaldi der Millionen von Extra Funktionen mitbringt statt einen Browser sein.

Man kann von Chrome halten was man möchte. Aber Google versteht es ziemlich gut einen Browser zu bauen der schlicht eine Aufgabe hat. Nämlich zu "browsen" ohne zusätzliches Features, Addons, Extras, Cryptos, oder sonst was.

Ja Firefox ist das weitgehend auch, aber im Gegensatz zu Firefox funktionieren unter Chrome wenigstens alle Webseiten.

Krakadil schrieb:
Würdet Ihr das auch so unterschreiben? Linux ist gar nicht mehr das Problem (für die große Mehrheit), es sind die Leute selbst?

Das Problem ist die herangehensweise. "Die Leute" gibt es eben nicht. Es gibt Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen. Jemand der jeden Tag die Adobe Palette braucht dem muss ich nicht Linux empfehlen. Da ist auch nicht "er" das Problem.

Mein Vater nutzt sein Rechner gefühlt nur 1 mal im Monat. Um sich im E-Banking einzuloggen und Rechnungen bezahlen. Theoretisch wäre er mit Linux glücklich. In der Praxis eben nicht, er baut begeistert eigene Modellflugzeuge.

Die Fernbedienungen die er hat, brauchen manchmal ein Firmware Update - das geht nur über eine Software die auf Windows läuft. Das musst er zwar nur 1-2 mal im Jahr machen dennoch ist es wichtig. Und nein er will nicht stundenlang lernen wie man virtuelle Maschinen einrichtet, und mit USB-Weiterleitung experimentieren - er will Modellflugzeuge bauen.
Er will auch kein Dual-Boot Setup und muss dann jedesmal wenn er den Rechner einschaltet Updates für 2 Systeme einspielen.

Linux hat im Alltag halt viele Hürden. Und dieses "oben herab" nach dem Motto "Ich weiss was die Menschen brauchen aber sie sind halt zu doof um es selber zu sehen" finde ich furchtbar arrogant und nervend.
 
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Das ist eine rein rhetorische Frage. Unter denen, die sich auskennen, d.h. IT'ler oder IT-affine Menschen sind, die auch für andere Leute Support leisten, ist das seit einer halben Ewigkeit bekannt. Dein Kumpel hat völlig Recht.

Gerade mit dem Wandel in Richtung Plattformunabhängigkeit, wo vieles im Browser stattfindet, spielt das Betriebssystem doch gar keine Rolle und selbst der Browser spielt meistens keine Rolle.

Meine Eltern habe ich bereits vor vielen Jahren gegen deren Willen zu Linux gezwungen.
Das schlagende Argument: Wenn du weiterhin willst, dass ich dir helfe, dann kriegst du jetzt Linux. Wenn du Windows willst, dann machst du es ab jetzt selbst.

Und dann wird ein bisschen gegrummelt, aber das ist dann relativ schnell vorbei und das war es. Die Umgewöhnung war nicht größer als von einem Windows zum nächsten.

Die Leute machen nichts anderes als Spreadsheets, Textdokumente und den Browser zu öffnen. Das machen sie auch mit ihren Mobilgeräten, Android funktioniert auch anders als Windows und da war es komischerweise ja auch kein Problem. Also ist es auch mit Linux keins, die Erkenntnis muss nur erstmal einsetzen.
 
Meine Eltern sind inzwischen auch auf Linux umgestellt worden. Angefangen hat es mit der Auswahl der Distro. Da wurde erst einmal fröhlich durchprobiert. Wenn die Distro zum Anwender passt, dann gehts schon mal viel einfacher. Gewisse Unterschiede gibt es aber dennoch und das braucht halt seine Zeit. Da hilft es ungemein, das System in Ruhe und vollständig einzurichten.

Das Problem war eher die Software bzw. die Hardwareunterstützung. Da ist im schlimmsten Fall schon eine gewisse Umstellung von nöten. Und manchmal gibts leider auch gar keinen (bzw. keinen guten) Ersatz.

Problemfrei ist Linux auf jedenfall noch nicht. Es wird besser und das muss es auch werden.
 
Photon schrieb:
Und ja, Linux hat immer mal wieder auch technische Aussetzer, wenn mal nach einem Update irgendwas nicht mehr läuft.
Photon schrieb:
Wenn man die typischen Lösungsstrategien für Update-Probleme noch nicht beherrscht, ist man schnell mit seinem Latein am Ende,
Ja, das sind zwei entscheidende Aussagen.
Wobei sich die Linux-Distributionen nach meiner Erfahrung jeweils in ihrer "Anfälligkeit" unterscheiden. Während ich mit Mint bislang bei Updates auf keine Probleme gestoßen bin, habe ich mit anderen Distributionen nach einiger Zeit dann oft die Erfahrung gemacht, "irgendwas ist immer".


Khorneflakes schrieb:
Die Leute machen nichts anderes als Spreadsheets, Textdokumente und den Browser zu öffnen.
Korrekt, genau dies trifft auf sehr viele User zu. In solchen Fällen ist Linux durchaus geeignet, unkompliziert gute Dienste zu leisten.
 
Ist ja nicht so, dass Windows nicht auch zwischendurch Probleme mit Updates hat. Dass ein Update nicht funktioniert oder nach einem Update irgendwas nicht funktioniert ist mit Sicherheit kein exklusives Linux-Feature. Und die Nutzer, die das dann betrifft, wüssten sich dann weder bei Linux noch bei Windows zu helfen.
 
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Krakadil schrieb:
Linux ist gar nicht mehr das Problem (für die große Mehrheit), es sind die Leute selbst?
Linux war noch nie das Problem. Es ist einfach ein Angebot unter mehreren, das die Mehrheit eben (weiterhin) nicht abholt. Was auch nicht unbedingt Ziel und Aufgabe ist.

Es fängt bei der Verfügbarkeit an, da nur relativ wenig Hardware direkt mit Linux verkauft wird (und wenn dann oft eher höherpreisige). Geht über den Support, da nicht jeder Hersteller Hardware und/oder Software dafür anbietet. Und dann müssten sich die meisten auch noch umstellen und Zeit und Mühe investieren. Das macht man nur, wenn man sich Vorteile verspricht und wo sollten die für die Masse liegen? Einfachheit, Kompatibilität und nicht zuletzt der Preis schlägt Datenhoheit etc.

Anders sieht es aus, wenn wie im Beispiel jemand den Support übernimmt und sich die Abläufe für die einfachen Anwendungsfälle ohnehin von System zu System kaum bis gar nicht unterscheiden. Wobei es bei der langen Marktteilhabe und den zig Millionen Nutzern natürlich auch noch viele andere Nutzungsszenarien gibt.
 
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Photon schrieb:
Ab hier bitte detaillierter, welche Webseite funktioniert denn mit Chrome aber nicht mit Firefox?
Z.b. Reddit: Dort funktioniert der Editor in Firefox nicht - sprich man kann keine Themen erstellen oder Beiträge beantworten, der Cursor in dem Editor macht die merkwürdigsten Dinge - sehr oft dann wenn man einen neuen Absatz hinzufügt.

Die Adobe Web Produkte wie z.b. https://illustrator.adobe.com.
Bildschirmfoto 2024-11-10 um 13.33.41.png


Und da gibt es noch weitere Beispiele.
 
Bei mir dauernd. Teilweise springt der Cursor dann wieder an den Anfang ganz oben links und tippt dort weiter. Führte dazu das ich unter Firefox am Ende oldreddit nutzt - das ganze wurde zunehmend nervend nicht nru Reddit sondern immer wieder Dinge die Firefox nicht konnte - das ich vor ein paar Monaten auf Chrome umgestiegen bin.

Seither funktioniert alles und überall 🤷‍♂️
 
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Das ist ja ein Ding, ich hatte mit Reddit bisher auch noch keine Probleme unter Firefox. Vielleicht hast du irgendeine Erweiterung genutzt, die da Probleme machte?

Dass Adobe nur für die beiden proprietären Browser optimiert und den Firefox aussperrt, ist echt mies. Würde ich aber ehrlich gesagt nicht Firefox sondern Adobe ankreiden, was sollen die FF-Entwickler denn in der Situation tun?
 
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Ich nutze so gut wie keine Addons. Im Grunde hatte ich früher immer nur die 1Password Browser Erweiterung, seit ca 2 Jahren habe ich die durch die ProtonPass Erweiterung ersetzten.

Ich nutze - sehr bewusst - keine Ad-, Script oder sonst was Blocker.
 
Photon schrieb:
Würde ich aber ehrlich gesagt nicht Firefox sondern Adobe ankreiden, was sollen die FF-Entwickler denn in der Situation tun?
100%, das wäre ein weiterer Grund den Mist von Adobe nicht zu nutzen. Ist ja deren Problem, wenn sie ihre Seite nicht so hinbekommen, dass sie in allen Browsern funktioniert.

Leider wird das oft zu "Das funktioniert in/unter/wegen XYZ nicht!". Dass es in Wirklichkeit daran liegt, dass Sprallos wie Adobe es nicht hinbekommen, kommt bei vielen weniger bedarften Nutzern nicht an. Meine Eltern würden den Unterschied auch nicht verstehen, die nutze ich immer als meinen Realitätsabgleich.
 
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Hö? Der Fokus ist hier falsch Leute. Dem Endnutzer ist es egal warum es nicht geht und wer daran Schuld hat. Als Endnutzer will man einfach eine funktionierende Lösung und gut ist.
 
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