Haltbarkeit SSDs

Holt schrieb:
... Die garantierten P/E Zyklen der 16nm NANDs sollen ja auch den Niveau der 20nm liegen, ...

Eine Garantie ist ein konkretes Leistungsversprechen. Ein solches sehe ich für P/E-Zyklen immer noch nicht. Welcher Hersteller hat das dezidiert garantiert?

Schon die Formulierung "... sollen liegen ..." impliziert, dass es vielmehr eine mehr oder weniger begründete Erwartung oder Erfahrung ist als das definitive Versprechen eines NAND-Herstellers.
 
Da Du keine NANDs kaufst sondern eine SSD die NANDs enthält, bekommst Du auch vom NAND Hersteller keine konkreten Garantien, sondern vom SSD Hersteller, denn Du bist dessen Kunde. Es gibt auch SSD Hersteller, die NANDs in Form von ganze Wafern (oder Restwafern, also solchen wo bestimmte, gute Qualitäten schon von NAND Hersteller selbst entnommen wurden) einkaufen und dann die Dies selbst binnen und Chipgehäuse verpacken. Da garantiert der NAND Hersteller natürlich dann für gar nichts, da diese Garantie für bestimmte Eigenschaften der NANDs eben immer nur bestimmte Qualitätsstufen gilt.

NAND Hersteller sind aber alle auch (außer Hynix, obwohl die auch SSDs fertigen, aber nur wenige und nur für OEMs) SSD Hersteller und bisher haben die NANDs in deren eigene SSD in allen Endurance Tests die garantierten P/E Zyklen, sofern bekannt oder aus den S.M.A.R.T. Werten eindeutig zu erkennen, mindestens um den Faktor 2 übertroffen, teils auch um mehr als den Faktor 10. Haltbarkeit ist bei den SSDs von NAND Herstellern kein Thema, anders sieht es teilweise bei den SSDs anderer Hersteller aus, wo NANDs verbaut waren, die weit vor dem Erreichen von MWI0 defekt waren, also auch die JESD 218 nicht eingehalten haben.

Hersteller deren SSDs die JESD 218 einhalten, berechnen die garantierten Zyklen ja auf der Basis der dortigen Anforderungen bzw. binnen die NANDs für ihre SSD so, dass die Norm eingehalten wird. Das macht aber nicht jeder und einige Hersteller hinterlegen eben Phantasiewerte aufgrund denen der Controller lange einen viel zu hohen Wert für den MWI ausgibt und müssen diesen dann eben aufgrund anderer Faktoren wie eben der Anzahl der ausgefallenen NAND Blöcke dynamisch korrigieren, damit die SSD möglichst nicht vor MWI 0 stirbt.

Bei den SSDs die hier empfohlen werden ist für den normalen Heimanwender und selbst für den Poweruser die Haltbarkeit kein Problem.
 
@Holt
Ich glaube csx111 geht es darum, dass er einen Garantieschein oder ein offizielles "Warranty Statement" des SSD oder NAND Herstellers sehen möchte, wo diese "Garantie" (für wen auch immer) festgeschrieben ist.
 
Naja, diese Garantie wird man wahrscheinlich dann vom NAND-Hersteller erhalten, wenn man dort NAND einkauft.
Diese Garantie nützt ja aber dem Endkunden der SSD eigentlich nichts, denn ich will ja als Endkunde eine Garantie auf das komplette Gerät haben, und nicht auf irgendwelche enthaltenen Bausteine!
Ich kann ja auch als SSD-Nutzer mit den garantierten Schreibzyklen der NANDs nichts anfangen, wenn ich nicht genau weiß, wie der Controller arbeitet, und wie viel er wann schreibt oder nicht schreibt - und das sagt mir der Hersteller bestimmt nicht!
 
Ja, danke Madnex, genau so ist es. Als Endkunde bekomme ich nur die lächerlich niedrige TBW-Garantie, bei Crucial 72 TBW, und sonst keine.

Ich vermute, Holt meint in seinen sehr interessanten und nützlichen Beiträgen stets unter "garantierten P/E-Zyklen" vielmehr so etwas wie "zu erwartende, typische oder in Ausssicht gestellte P/E-Zyklen" ohne rechtliche Bindung und daraus dann ggf. ableitbaren Ersatzansprüchen. Falls so, gingen wir vollkommen d'accord.

Falls nein, bliebe die Frage, wer und wo P/E-Zyklen jemals tatsächlich mit einer Garantieerklärung verbindlich zugesichert hat?
Ergänzung ()

highks schrieb:
... Ich kann ja auch als SSD-Nutzer mit den garantierten Schreibzyklen der NANDs nichts anfangen, wenn ich nicht genau weiß, wie der Controller arbeitet, und wie viel er wann schreibt oder nicht schreibt - und das sagt mir der Hersteller bestimmt nicht!

Wenn man die Schreibzyklen jeder einzelnen Speicherzelle auslesen könnte, wäre das eine feine, aber kaum praktikable Sache. Jede einzelne vorzeitig nicht mehr beschreibbare Speicherzelle begründete dann einen Garantiefall. Das kann natürlich so nicht gehen. Insofern ist es schon richtig, allein auf die TBW, also insgesamt pro SSD, abzuheben. Aber dann bitte mit sachgerechten und vernünftigeren, kapazitätsabhängigen Werten. So wie heute sinkt der Wert der Garantien völlig unsinnig mit steigenden Speichergrößen.
 
Zuletzt bearbeitet:
csx111 schrieb:
Ja, danke Madnex, genau so ist es. Als Endkunde bekomme ich nur die lächerlich niedrige TBW-Garantie, bei Crucial 72 TBW, und sonst keine.
Du bekommst auf ein neues Auto oft auch nur eine lächerliche Garantie von 2 Jahren, trotzdem fahren haufenweise auch noch solche Autos mit mehr als 20 Jahren auf der Straße rum.

Die 72TBW sind die eine Sache, die werden bei den Consumer SSDs so gering angegeben, damit eben die Garantieleistungen nur an Heimanwender geleistet werden müssen, denn die schaffen diese 72TBW wie sie Crucial schon seid der C300 für alle SSDs ab 120GB pauschal angiebt, sowieso nicht in den üblichen 3 Jahren Garantiedauer. Bei den 10 Jahren und 80TBW der erwähnten SanDisk mag das schon anders aussehen, weshalb ich diese 10 Jahre auch kritisch sehe und dafür persönlich keinen Cent mehr ausgeben würde, aber das muss jeder selbst wissen.

Wie sehr diese 72TBW untertrieben sind, sieht man aber im Vergleich zur Micron M500DC, für die bis zu 1.9PBW angegeben sind (Review bei Anandtech.com), z.B. für die 800GB Version. Die entspricht von den NANDs und dem Controller her der Crucial m500 960GB! Aber die FW ist anders und die Nutzkapazitzät deutlich geringer, womit auch die maximal Write Amplification (WA) im Worst Case (Random Writes auf randvolle SSD, also Steady State) deutlich geringer ausfallen wird. Dieselben 1.9PBW sind auch für die 480GB M500DC angegeben, die intern aber 768GiB NAND verbaut hat und damit mehr OP besitzt als die 800GB M500DC, aber die weil sie mehr OP besitzt wird die maximal WA geringer ausfallen und die unter den schlchtesten Bedingungen (darauf beziehen sich die angegebenen TBW immer, auch bei Consumer-SSDs!) SSD genauso viele Daten schreiben können, obwohl sich die Schreibzugriffe auf weniger NANDs verteilen müssen. Unter optimalen Bedingungen, also bei nicht gerade randvoller SSD und mehr sequentiellen Schreibzugriffen, Löschen von Dateien mit TRIM, so wie es bei Heimanwendern eben sein sollte, wird die 800GB Version dann natürlich mehr Daten schreiben als die kleinere 480GB M500DC, da hier die WA deutlich geringer ausfallen wird. Da sollte aber die viel günstigere Crucial m500 960GB ähnlich abschneiden wie die Micron M500DC 800GB, wenn sie auch ähnlich belastet wird und die NANDs wirklich die gleiche Qualitätsstufe haben, wie Anand behauptet.
csx111 schrieb:
Ich vermute, Holt meint in seinen sehr interessanten und nützlichen Beiträgen stets unter "garantierten P/E-Zyklen" vielmehr so etwas wie "zu erwartende, typische oder in Ausssicht gestellte P/E-Zyklen" ohne rechtliche Bindung und daraus dann ggf. ableitbaren Ersatzansprüchen.
Wie gesagt, das ist eine Sache zwischen dem NAND Hersteller und dessen Kunden, also dem SSD Hersteller und im übrigen machen sowohl die NAND als auch die SSD Hersteller ein Geheimnis aus den Spezifikationen der (verbauten) NANDs. Einzig die S.M.A.R.T. Werte können da ggf. Aufschluss über die zugrunde gelegten garantierten P/E Zyklen geben, wenn sie denn entsprechend ehrlich sind und eben der MWI linear funktioniert und nicht ausgefallene Blöcke, die es immer mal auch weit vor dem Erreichen der garantierten P/E Zyklen geben kann, mit einberechnet.

Nochmal: Die garantierten P/E Zyklen sollten nicht das erwartete typische Ende sein, sondern dann sollte immer noch die Vorgabe der Vorgabe der JESD 218 eingehalten werden, weshalb das tatsächliche Ende (also SSD kaputt) erst frühestens nach doppelten Anzahl an P/E Zyklen auftreten dürfte, da man sonst davon ausgehen muss, dass die JESD 218 Vorgaben eben nicht erfüllt worden sind, denn in den Endurance Tests steigen SSDs erst aus, wenn sie die Daten schon gar nicht mehr halten oder schreiben können.
csx111 schrieb:
Falls nein, bliebe die Frage, wer und wo P/E-Zyklen jemals tatsächlich mit einer Garantieerklärung verbindlich zugesichert hat?
Dir als SSD Käufer ist das nichts verbindlich zugesichert, aber wenn in einer SSD NANDs mit 3000 garantierten P/E Zyklen verbaut sind, was bei den Crucials der Fall sein sollte, dann kannst Du davon ausgehen, dass diese auch weit über die 3000 Zyklen überstehen werden, was ja gerade das Entscheidende beim Thema Haltbarkeit ist. Wie viele TB bzw. PB man dafür schreiben muss, hängt ja nun einmal extrem von der konkreten Nutzung der SSD ab und wie hoch die dadurch produzierte WA nun konkret ist.

csx111 schrieb:
Wenn man die Schreibzyklen jeder einzelnen Speicherzelle auslesen könnte, wäre das eine feine, aber kaum praktikable Sache.
Pro Zelle braucht man das nicht, da die NANDs ja immer nur blockweise gelöscht werden können und ein Block entspricht locker 1 bis 2 MB. Wie oft jeder Block schon gelöscht wurde, darüber sollte der Controller schon Buch führen und das machen die guten Controller auch, denn sonst könnten sie kein Wear Leveling durchführen. Die müssen ja die Blöcke die gelöscht werden sollen, auch danach auswählen, wie oft diese im Vergleich zu den anderen schon gelöscht wurden, was u.a. dafür verwantwortlich ist, dass die Performance von SSDs im Alter nicht immer so gut bleibt wie im Neuzustand, wenn der Controller die Auswahl alleine unter Performancegesichtspunkten treffen kann.
csx111 schrieb:
Jede einzelne vorzeitig nicht mehr beschreibbare Speicherzelle begründete dann einen Garantiefall.
Auch ein Pixelfehler bei einem Monitor begründet im Normalfall keinen Garantiefall und so wird auch der NAND Hersteller keine absolute Garantie geben und wenn, dann nur für so sündhaft teure NANDs, dass die sowieso kein SSD Hersteller für Consumer SSD verwendet wird. Die Garantie dürfte eher für 99% oder 99,9% oder vielleicht 99,99% gelten, je nach Preis. Das da trotzdem einzelne Blöcke ausfallen, passiert schon alleine wenn es beim Schreiben oder schlimmer noch beim Löschen zu einem unerwarteten Stromausfall kommt. Dafür hat jede SSD ja auch Reserven, die haben ja alle immer mindestens so viele GiB NAND- wie GB nutzkapazität, also immer gut 7% mehr.
csx111 schrieb:
Insofern ist es schon richtig, allein auf die TBW, also insgesamt pro SSD, abzuheben. Aber dann bitte mit sachgerechten und vernünftigeren, kapazitätsabhängigen Werten.
Ja, aber das ist der Sinn der Sache, den Heimanwender werden auch auf eine 1TB SSD kaum mehr schreiben als auf eine kleinere SSD und Enterprise User sollen teure Enterprise SSD kaufen.
csx111 schrieb:
So wie heute sinkt der Wert der Garantien völlig unsinnig mit steigenden Speichergrößen.
Der Wert von Garantien ist für den Heimanwender sowieso extrem gering, denn was lohnt es sich dafür extra zu bezahlen? Nach dem Mooreschen Gesetz verdoppelt sich etwa alle 18 Monate die Kapazität die man für das gleiche Geld bekommt und so haben wir es ja auch bisher erlebt. In 3 Jahren ist also eine 200€ teure SSD nur noch 50€ wert und wenn ich diese 50€ heute sparen kann, dann darf die billigere SSD auch nach 3 Jahren kaputt gehen und ich haben keinen wirtschaftlichen Schaden davon. Das aber 100% der günstigeren SSDs mit nur 3 Jahren Garantie genau dem Ende der Garantie ausfallen, ist wenig wahrscheinlich und bisher auch nicht zu beobachten, also hat man bei jeder geringeren Ausfallrate als 100% mit der günstigeren SSD mit der kürzeren Garantiedauer einen wirtschftlichen Vorteil.
 
Im Ergebnis:

Es konnte nicht belegt werden, dass es eine Garantie für eine bestimmte Zahl von P/E-Zyklen, wem auch immer gegenüber, überhaupt gibt, q. e. d.
Insofern bleibt unklar, warum der Begriff der "garantierten P/E-Zyklen" gleichwohl weiterhin hartnäckig gebraucht wird?
 
Zuletzt bearbeitet:
@csx111
Ok, lass es uns anders formulieren. Es werden NANDs verbaut, die vom NAND-Hersteller für soundso viele P/E-Zyklen spezifiziert sind. Besser? Diese Spezifikation (vielleicht auch Garantie) steht nur dem NAND-Abnehmer (z.B. SSD-Hersteller) zur Verfügung (da er NANDs aus verschiedenen Qualitätsstufen wählen kann), der diese Information an die Öffentlichkeit manchmal weitergibt. Bei manchen SSDs ist bekannt, welche spzifizierten P/E-Zyklen die verbauten NANDs haben, weil es der Hersteller in irgendeiner Form preisgegeben hat. Vielleicht auch nur, nach dem direkten Nachfragen der Presse/Reviewer.
 
Holt schrieb:
Auch ein Pixelfehler bei einem Monitor begründet im Normalfall keinen Garantiefall und so wird auch der NAND Hersteller keine absolute Garantie geben und wenn, dann nur für so sündhaft teure NANDs, dass die sowieso kein SSD Hersteller für Consumer SSD verwendet wird. Die Garantie dürfte eher für 99% oder 99,9% oder vielleicht 99,99% gelten, je nach Preis. Das da trotzdem einzelne Blöcke ausfallen, passiert schon alleine wenn es beim Schreiben oder schlimmer noch beim Löschen zu einem unerwarteten Stromausfall kommt. Dafür hat jede SSD ja auch Reserven, die haben ja alle immer mindestens so viele GiB NAND- wie GB nutzkapazität, also immer gut 7% mehr.

Der Nand wird selbst schon mir ein paar Blöcken mehr produziert, wie später im Verkauf "von außen am Interface" sichtbar sind. Werden beim Test nach der Produktion schon defekte Blöcke erkannt, so werden diese deaktiviert und einer der "überschüssigen" Blöcke als Ersatz für den defekten verwendet.

In der Regel passiert dieses noch vor dem vereinzeln der Wafer.

Ein SSD Controller erkennt die ersetzten Blöcke nicht. (Wie immer dürfte es zumindest theoretische Ausnahmen für diese Regel geben.)
 
Madnex schrieb:
@csx111
Ok, lass es uns anders formulieren. Es werden NANDs verbaut, die vom NAND-Hersteller für soundso viele P/E-Zyklen spezifiziert sind. Besser? ... .

@Madnex, ja, exakt.

Eine Spezifikation sieht immer Bandbreiten vor, je näher am Sollwert, umso teurer, gültig für zufällig ausgewählte Proben. Das bedeutet aber auch, dass es in einer OK-Charge sehr wohl trotzdem Ausreißer in beide Richtungen geben kann. Würde man nun eine Garantie gewähren, haftete man für jeden Einzelfall. Ist man dagegen "nur" an eine Spezifikation gebunden, haftet man nur für statistisch signifikante Abweichungen.
 
csx111, erstens habe ich doch geschrieben, dass der NAND Hersteller nur dafür garanrtieren wird, dass 99% oder 99.9% oder was auch immer für ein Anteil der Charge diese Zyklen wirklich überstehen werden und dann immer noch die Daten für 12 Monate bei 30°C oder 3 Monate bei 40°C halten können und zweitens kann praktisch niemand das überprüfen, zumindest nicht für einzelne Chargen, da es viel zu lange dauern würde.

An den Begriff der garantierten P/E Zyklen solltest Du Dich aber trotzdem gewöhnen, denn der wird überall dafür verwendet.
 
Holt schrieb:
... An den Begriff der garantierten P/E Zyklen solltest Du Dich aber trotzdem gewöhnen, denn der wird überall dafür verwendet.

Holt, wir sind ja ohnehin inhaltlich sehr nahe beieinander. Der Unterschied ist ein kleiner, wenn auch im Einzelfall ggf. entscheidender, juristischer Unterschied bzgl. Ansprüchen aus definitiven Garantieversprechen oder nur signifikant statistischer Abweichung von einer Einkaufsspezifikation. Das Ganze kann hier allerdings abschließend dahinstehen, da der Endverbraucher nur Garantieansprüche gegen den SSD-Hersteller und nicht aus dem Innenverhältnis dessen zum NAND-Hersteller hat.

Gleichwohl interessierte mich noch ein Hinweis, wo der unscharfe Begriff der garantierten P/E-Zyklen "überall" verwendet wird?
 
Schau einfach mal selbst im Netz nach, da taucht er oft genaug auf, wenn es entweder um neue NANDs oder um die Haltbarkeit von NANDs / SSDs geht.
 
Holt schrieb:
Schau einfach mal selbst im Netz nach, da taucht er oft genaug auf, ...

Holt, jetzt bin ich aber ein wenig enttäuscht. Ich meinte selbstredend nicht Deine eigenen zahlreichen Einträge und die wenigen anderer Forennutzer sondern solche, namentlich von Herstellern von NAND oder SSD, die die Garantien abgegeben haben sollen.

Falls es jetzt nur noch um sinnlose Rechthaberei geht, steige ich aus der Diskussion aus. Ich bin gerne bereit, meine Auffassung zu ändern, wenn es Belege für die "garantierten P/E-Zyklen" gibt, Behauptungen allein, und seien sie auch noch so oft wiederholt, reichen nicht.
 
Die Flash Hersteller spezifizieren solche Dinge verschieden. Der genaue Wortlaut ist daher verschieden (sicher aber nicht deutsch :p). Wie man das jetzt in Deutschen Praxis genau bezeichnet ist eigentlich egal..
Ueblicherweise wird in einer Reliability Note Spezifiziert bei wievielen P/E Zyklen wieviele BadBlocks maximal auftreten und zudem noch unter welchen Umstaenden. Diese Daten entstammen einem Test mit einer relativ grossen Anzahl Testobjekte. Natuerlich kann es vorkommen dass eine geringe (Je nach Qualitaetsstufe usw. eben) Anzahl Teile das nicht erfuellt.
Genauso ist es bei der DataRetention, da wird bei einer Anzahl P/E Zyklen spezifiziert wieviel Fehlerkorrektur notwendig ist um die Daten einen gewissen Zeitraum bei einer gewissen Temperatur zu halten, ebenfalls unter weiteren gewissen Umstaenden...

Fur den normalen Endanwender ist es sehr schwierig bis unmoeglich diese Dinge zu Interpretieren weil er ueblicherweise nicht ueber die Gesammtarchitektur Bescheid weiss die aber einen Einfluss hat. Fuer diesen Zweck gibt es z.B. die bessere Moeglichkeit einen Wert nach JESD219A zu Spezifizieren, was aber viele (Consumer) Hersteller nicht tun.


Gruss
 
Madnex schrieb:
...bei nahezu allen aktuellen Consumer-SSDs liegt die TBW-Angabe (sofern sie angegeben ist) bei 72 TB, ... Bei der 72 TB Angabe handelt es sich also lediglich um eine strategische Garantieeinschränkung ...

Die Frage ist, welche Strategie dahinter liegen mag, dass man die Garantie unabhängig von der Kapazität der SSD gleich lässt? Denn ist die Qualität der verwendeten Speicherzellen bei den größeren Laufwerken die gleiche wie bei den kleineren, muss das mögliche Schreibvolumen entsprechend ansteigen. Das Garantierisiko wäre also bei einem doppelt so großen Laufwerk unter dieser Voraussetzung bei doppelt so hohem TBW-Garantiewert (nahezu) gleich.

Ich habe Crucial mal gefragt, warum der TBW-Garantiewert nicht entsprechend der Kapazität ansteigt. Die Antwort war, dass man den Kunden nicht mit verschiedenen Werten verwirren will. Das ist natürlich barer Unfug. Schließlich hat Crucial auch keine Probleme damit, für unterschiedliche Laufwerksgrößen viele weitere unterschiedliche technische Daten anzugeben sowie unterschiedliche Preise zu verlangen. Der Grund dürfte also ein anderer sein.

Bei der Produktion von NAND-Speicher, wie bei allem anderen auch, sind natürlich nicht alle gleich gut. Trotz Einhaltung der Spezifikation gibt es besonders gute und eher grenzwertige. Könnte der Grund für das zunächst unverständliche Gleichbleiben der TBW-Garantie nicht auch darin liegen, dass die Hersteller bei größeren Laufwerken die grenzwertigeren, also schlechteren, Speicher verwenden, denn die werden gewiss, wenn nicht komplett weiterverkauft, nicht weggeworfen?

Eine Antwort dürfte man von den Herstellern dazu gewiss nicht bekommen.
 
csx111 schrieb:
Die Frage ist, welche Strategie dahinter liegen mag, dass man die Garantie unabhängig von der Kapazität der SSD gleich lässt? Denn ist die Qualität der verwendeten Speicherzellen bei den größeren Laufwerken die gleiche wie bei den kleineren, muss das mögliche Schreibvolumen entsprechend ansteigen.
Das haben wir doch nun schon bis zum Erbrechen durchgekaut: Grundlange sind die 40GB pro Tag, von denen man erwartet, dass selbst ein ambitionierter Heimanwender sind nicht dauerhaft signifikant überschreiten wird. Und zwar egal wie groß die SSD nun ist. Daher reichen dem diese 72TBW während der Garantiedauer dann auch und seine Garantie sollte eben nach den üblichen 3 oder 5 Jahren ablaufen, nicht wegen der TBW.

Ausschliessen will man Garantieansprüche von solche Kunden, die eine Consumer SSD in Enterprise Anwendungen einsetzen und denen man eben lieber eine teure Enterprise SSD verkaufen möchte, deren TBW Angeben ungleich höher liegen, selbst wenn da im Grund das gleiche NAND drin steckt. Bei solchen Anwendungen werden auch mehr Daten auf eine größere SSD geschrieben als auf eine kleine und daher sind bei Enterprise SSD die Angaben mit als DWPD ausgeführt, also schon auf die Nutzkapazität bezogen.

Da Consumer SSDs sehr wenig OP (oft nur etwa 7%) haben und die TBW immer für den Worst Case gilt, also Random 4k Write über die ganze Nutzkapazität einer restlos gefüllten SSD, fällt bei denen die WA in diesem Fall extrem hoch aus, viel höher als bei darauf ausgelegten Enterprise SSDs die ungleich mehr OP (25%, 33% oder gar noch mehr) besitzen und daher bei so einer Belastung, die auch nur in Enterprise Umgebungen vorkommt, dann eine viel geringere WA erzeugen, also viel mehr TBW bei gleichen NAND Zyklen Verbrauch schreiben können.

csx111 schrieb:
Ich habe Crucial mal gefragt, warum der TBW-Garantiewert nicht entsprechend der Kapazität ansteigt. Die Antwort war, dass man den Kunden nicht mit verschiedenen Werten verwirren will. Das ist natürlich barer Unfug.
Natürlich ist das Unfug, aber was sollten sie sonst anworten?
csx111 schrieb:
Der Grund dürfte also ein anderer sein.
Ja, den habe ich doch oft genug genannt, aber wenn Du mir nicht glaubst, liest es hier selbst nach:
Lies Dir da am Besten die ganze Seite oder noch besser den ganzen Artikel durch.

csx111 schrieb:
Könnte der Grund für das zunächst unverständliche Gleichbleiben der TBW-Garantie nicht auch darin liegen, dass die Hersteller bei größeren Laufwerken die grenzwertigeren, also schlechteren, Speicher verwenden, denn die werden gewiss, wenn nicht komplett weiterverkauft, nicht weggeworfen?
Das wäre so dumm, das bisher hoffentlich nur OCZ auf diese Schnappsidee gekommen ist, die haben damals die minderwertigen Spectek NAND in SSD mit 240 bis 360GB verbaut und in kleinere u.a. Intel NANDs. Warum ist das eine dumme Idee? Weil große Kapazitäten mehr Dies benötigen und man bei mehr Dies auch ein höhreres Risiko hat, dass eines davon ausfällt, vor allem wenn man grenzwertige oder minderwertige Qualitätsstufen verbaut. Das Binning ist ja auch nicht 100%ig.

Hat man z.B. bei guten NANDs alle 10.000 Dies einenvorzeitigen Ausfall und bei den schlechteren schon alle 1000, so würde bei einer kleinen SSD mit 8 Dies bei guten NANDs eine von 1250 deswegen ausfallen, bei den schlechteren eine pro 125. Bei einer großen SSD mit 64 Dies wäre es dann ein Ausfall pro 156 bei guten NAND für die kleine SSD und einer alle 15 SSDs bei schlechteren NANDs, letzeres wäre wohl kaum akzeptabel. Daher müsste man es wenn, dann umgekehrt machen und hätte mit einem Ausfall pro 125 bis 156 über die ganze Familie eine etwa gleichbleibende NAND bedingte Ausfallrate. Dazu kommt noch, dass eine große SSD natürlich viel teurer ist, der Kunde sie also sehr viel wahrscheinlicher reklamiert (wer schickt schon z.B. einen USB Stick für 10 bis 20€ nach einem Jahr noch an den Hersteller zurück?) und die Kosten diese zu ersetzen auch höher sind. Selbst wenn man nur den NAND Chip tauscht, so stecken in einem Package ja auch Dies.
 
Holt schrieb:
Das haben wir doch nun schon bis zum Erbrechen durchgekaut:

Holt, so hochnäsig muss nicht sein. Wenn es Dir lästig ist, antworte doch einfach nicht. Wir wissen, Du wiederholst Dich gerne mit imperativer Allwissenheit. An den Belegen fehlt es leider oft. Ein den Kern des Themas erkennendes Eingehen wäre auch schön, und viel kürzer.

Es mag ja sein, dass ein SSD-Hersteller Verbraucher-SSDs aus Angst vor Garantiekosten nicht in höherbelasteten Unternehmensanwendungen sehen möchte. Dem kann er mit einer TBW-Garantiegrenze begegnen. Bis zum Erreichen dieser Grenze ist es völlig gleichgültig, wo die SSD eingesetzt wird.

Aber, kann eine SSD mit 128 GB eben jene garantierten 72 TBW erzielen, dann muss eine, gleichwertigen NAND-Flash vorausgesetzt, mit 256 GB ~ 144 TBW können, usw., bei gleicher Belastung der einzelnen Speicherzellen. Das bestätigte mir im Grundsatz selbst Crucial, weil das ja auch nur mit Logik, Technik und Physik und nicht das Geringste mit Consumer oder Enterprise zu tun hat. Insoweit sind Deine Ausführungen ganz prima, aber überwiegend neben dem Thema.

In dem zitierten Anandtech-Artikel, so schön er auch ist, findet sich nichts zu der Frage, warum die TBW über die Laufwerksgrößen hinweg immer gleich sein muss oder soll.

Vielmehr findet sich dort gar indirekt ein Indiz für meine Vermutung: "... Micron did say that the parts going inside the M500DC [Anm.: eine Enterprise-SSD] are more carefully picked to meet the requirements ...", d.h., es wird eine Selektion der Teile danach vorgenommen, welche TBW garantiert wird. Die TBW für Enterprise-SSDS ist viel höher als für Consumer-SSDs.

Wenn ein SSD-Hersteller also mit zunehmender Kapazität seine Garantie in TBW trotzdem gleich hält, relativ also immer weiter herunterfährt, spricht er deutlich seinen in größeren Laufwerken verbauten Speicherzellen immer weniger individuelles Vertrauen aus. Es liegt dann auf der Hand, auf geringere Qualität durch den Einsatz von immer anfallenden geringerwertigen Bausteinen zu schließen.
 
Nette Interpretation, nur spricht die Berechnung des Wertes für "Perc_Rated_Life_Used" zum Bsp. bei der M4 gegen deiner Interpretation.

Bei allen M4s wird mit 3000 Zyklen für den Nand gerechnet.
 
csx111 schrieb:
Holt, so hochnäsig muss nicht sein. Wenn es Dir lästig ist, antworte doch einfach nicht. Wir wissen, Du wiederholst Dich gerne mit imperativer Allwissenheit. An den Belegen fehlt es leider oft.
An den Belegen für Deine komische Theorien fehlt es immer gänzlich und die Links in meinen Posts liest Du wohl nicht, sonst hättest Du die Belege doch gefunden, hoffentlich liest Du wenigstens die Zitate, auch wenn die meist auf englisch sind, aber auf deutsch gibt es wenig brauchbares Material darüber.

Aber Deinem Rat Dir nicht mehr zu antworten, folge ich gerne, zumal alles relevante schon mindestens einmal gesagt wurde und Du die Anwort auf Deine Zweifel schon hättest finden können.
 
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