csx111 schrieb:
Ja, danke Madnex, genau so ist es. Als Endkunde bekomme ich nur die lächerlich niedrige TBW-Garantie, bei Crucial 72 TBW, und sonst keine.
Du bekommst auf ein neues Auto oft auch nur eine lächerliche Garantie von 2 Jahren, trotzdem fahren haufenweise auch noch solche Autos mit mehr als 20 Jahren auf der Straße rum.
Die 72TBW sind die eine Sache, die werden bei den Consumer SSDs so gering angegeben, damit eben die Garantieleistungen nur an Heimanwender geleistet werden müssen, denn die schaffen diese 72TBW wie sie Crucial schon seid der C300 für alle SSDs ab 120GB pauschal angiebt, sowieso nicht in den üblichen 3 Jahren Garantiedauer. Bei den 10 Jahren und 80TBW der erwähnten SanDisk mag das schon anders aussehen, weshalb ich diese 10 Jahre auch kritisch sehe und dafür persönlich keinen Cent mehr ausgeben würde, aber das muss jeder selbst wissen.
Wie sehr diese 72TBW untertrieben sind, sieht man aber im Vergleich zur
Micron M500DC, für die bis zu 1.9PBW angegeben sind (Review bei Anandtech.com), z.B. für die 800GB Version. Die entspricht von den NANDs und dem Controller her der Crucial m500 960GB! Aber die FW ist anders und die Nutzkapazitzät deutlich geringer, womit auch die maximal Write Amplification (WA) im Worst Case (Random Writes auf randvolle SSD, also Steady State) deutlich geringer ausfallen wird. Dieselben 1.9PBW sind auch für die 480GB M500DC angegeben, die intern aber 768GiB NAND verbaut hat und damit mehr OP besitzt als die 800GB M500DC, aber die weil sie mehr OP besitzt wird die maximal WA geringer ausfallen und die unter den schlchtesten Bedingungen (darauf beziehen sich die angegebenen TBW immer, auch bei Consumer-SSDs!) SSD genauso viele Daten schreiben können, obwohl sich die Schreibzugriffe auf weniger NANDs verteilen müssen. Unter optimalen Bedingungen, also bei nicht gerade randvoller SSD und mehr sequentiellen Schreibzugriffen, Löschen von Dateien mit TRIM, so wie es bei Heimanwendern eben sein sollte, wird die 800GB Version dann natürlich mehr Daten schreiben als die kleinere 480GB M500DC, da hier die WA deutlich geringer ausfallen wird. Da sollte aber die viel günstigere Crucial m500 960GB ähnlich abschneiden wie die Micron M500DC 800GB, wenn sie auch ähnlich belastet wird und die NANDs wirklich die gleiche Qualitätsstufe haben, wie Anand behauptet.
csx111 schrieb:
Ich vermute, Holt meint in seinen sehr interessanten und nützlichen Beiträgen stets unter "garantierten P/E-Zyklen" vielmehr so etwas wie "zu erwartende, typische oder in Ausssicht gestellte P/E-Zyklen" ohne rechtliche Bindung und daraus dann ggf. ableitbaren Ersatzansprüchen.
Wie gesagt, das ist eine Sache zwischen dem NAND Hersteller und dessen Kunden, also dem SSD Hersteller und im übrigen machen sowohl die NAND als auch die SSD Hersteller ein Geheimnis aus den Spezifikationen der (verbauten) NANDs. Einzig die S.M.A.R.T. Werte können da ggf. Aufschluss über die zugrunde gelegten garantierten P/E Zyklen geben, wenn sie denn entsprechend ehrlich sind und eben der MWI linear funktioniert und nicht ausgefallene Blöcke, die es immer mal auch weit vor dem Erreichen der garantierten P/E Zyklen geben kann, mit einberechnet.
Nochmal: Die garantierten P/E Zyklen sollten nicht das erwartete typische Ende sein, sondern dann sollte immer noch die Vorgabe der Vorgabe der JESD 218 eingehalten werden, weshalb das tatsächliche Ende (also SSD kaputt) erst frühestens nach doppelten Anzahl an P/E Zyklen auftreten dürfte, da man sonst davon ausgehen muss, dass die JESD 218 Vorgaben eben nicht erfüllt worden sind, denn in den Endurance Tests steigen SSDs erst aus, wenn sie die Daten schon gar nicht mehr halten oder schreiben können.
csx111 schrieb:
Falls nein, bliebe die Frage, wer und wo P/E-Zyklen jemals tatsächlich mit einer Garantieerklärung verbindlich zugesichert hat?
Dir als SSD Käufer ist das nichts verbindlich zugesichert, aber wenn in einer SSD NANDs mit 3000 garantierten P/E Zyklen verbaut sind, was bei den Crucials der Fall sein sollte, dann kannst Du davon ausgehen, dass diese auch weit über die 3000 Zyklen überstehen werden, was ja gerade das Entscheidende beim Thema Haltbarkeit ist. Wie viele TB bzw. PB man dafür schreiben muss, hängt ja nun einmal extrem von der konkreten Nutzung der SSD ab und wie hoch die dadurch produzierte WA nun konkret ist.
csx111 schrieb:
Wenn man die Schreibzyklen jeder einzelnen Speicherzelle auslesen könnte, wäre das eine feine, aber kaum praktikable Sache.
Pro Zelle braucht man das nicht, da die NANDs ja immer nur blockweise gelöscht werden können und ein Block entspricht locker 1 bis 2 MB. Wie oft jeder Block schon gelöscht wurde, darüber sollte der Controller schon Buch führen und das machen die guten Controller auch, denn sonst könnten sie kein Wear Leveling durchführen. Die müssen ja die Blöcke die gelöscht werden sollen, auch danach auswählen, wie oft diese im Vergleich zu den anderen schon gelöscht wurden, was u.a. dafür verwantwortlich ist, dass die Performance von SSDs im Alter nicht immer so gut bleibt wie im Neuzustand, wenn der Controller die Auswahl alleine unter Performancegesichtspunkten treffen kann.
csx111 schrieb:
Jede einzelne vorzeitig nicht mehr beschreibbare Speicherzelle begründete dann einen Garantiefall.
Auch ein Pixelfehler bei einem Monitor begründet im Normalfall keinen Garantiefall und so wird auch der NAND Hersteller keine absolute Garantie geben und wenn, dann nur für so sündhaft teure NANDs, dass die sowieso kein SSD Hersteller für Consumer SSD verwendet wird. Die Garantie dürfte eher für 99% oder 99,9% oder vielleicht 99,99% gelten, je nach Preis. Das da trotzdem einzelne Blöcke ausfallen, passiert schon alleine wenn es beim Schreiben oder schlimmer noch beim Löschen zu einem unerwarteten Stromausfall kommt. Dafür hat jede SSD ja auch Reserven, die haben ja alle immer mindestens so viele G
iB NAND- wie GB nutzkapazität, also immer gut 7% mehr.
csx111 schrieb:
Insofern ist es schon richtig, allein auf die TBW, also insgesamt pro SSD, abzuheben. Aber dann bitte mit sachgerechten und vernünftigeren, kapazitätsabhängigen Werten.
Ja, aber das ist der Sinn der Sache, den Heimanwender werden auch auf eine 1TB SSD kaum mehr schreiben als auf eine kleinere SSD und Enterprise User sollen teure Enterprise SSD kaufen.
csx111 schrieb:
So wie heute sinkt der Wert der Garantien völlig unsinnig mit steigenden Speichergrößen.
Der Wert von Garantien ist für den Heimanwender sowieso extrem gering, denn was lohnt es sich dafür extra zu bezahlen? Nach dem
Mooreschen Gesetz verdoppelt sich etwa alle 18 Monate die Kapazität die man für das gleiche Geld bekommt und so haben wir es ja auch bisher erlebt. In 3 Jahren ist also eine 200€ teure SSD nur noch 50€ wert und wenn ich diese 50€ heute sparen kann, dann darf die billigere SSD auch nach 3 Jahren kaputt gehen und ich haben keinen wirtschaftlichen Schaden davon. Das aber 100% der günstigeren SSDs mit nur 3 Jahren Garantie genau dem Ende der Garantie ausfallen, ist wenig wahrscheinlich und bisher auch nicht zu beobachten, also hat man bei jeder geringeren Ausfallrate als 100% mit der günstigeren SSD mit der kürzeren Garantiedauer einen wirtschftlichen Vorteil.