Ich sehe hier absolut kein Problem mit der Regelung:
1.) Dass die Telekom die Flatrate begrenzt hat absolut nichts mit Netzneutralität zu tun. Das ist einfach nur eine andere Produktgestaltung. Irgendwie müssen die Kosten ja auf die Kunden umgelegt werden und ich sehe als sehr fair an, wenn die Leute, die die Leitung intensiver Nutzen und auch mehr Kosten verursachen, auch mehr dafür bezahlen müssen, als andere, die nur ein bisschen auf Facebook herumschauen, Emails lesen und von Zeit zu Zeit einmal ein Video auf Youtube schauen. Beim Strom versteht es ja auch jeder, dass er mehr zahlen muss, wenn er mehr verbraucht, obwohl hier auch die Hälfte der Kosten nicht auf den Strom, sondern auf die Fixkosten (Anschluss und Zuleitungen) entfällt.
2.) Netzneutralität heißt, dass keine Daten benachteiligt werden dürfen. Es darf z.B. nicht ein Mobilfunkbetreiber Skype verbieten oder Filesharing drosseln.
Das hat jedoch nichts damit zu tun, dass gewisse Dienste bevorzugt werden dürfen, wenn es sich um Echtzeitanwendungen wie VOIP oder Online Gaming handelt.
3.) Dass ein Provider gewisse Dienste von der Flatrate ausnehmen kann, sollte auch irgendwie klar sein. Wenn hier ein Provider IP TV im eigenen Netz hostet, dann kostet das ja pro GB nur einen Bruchteil, wie Streaming über den halben Globus. Teilweise handelt es sich hier ja überhaupt um Multicast Protokolle, wo die Daten für mehrere Kunden nur einmal auf der Backbone übertragen wird, da alle das gleiche empfangen (z.B. RTL/SAT1). Die Kabelprovider machen das ja schon die ganze Zeit, dass sie das Fernsehprogramm auf einer eigenen Frequenz übertragen und das nicht zu den Daten zählt. Wie das der Provider technisch löst (eigene Frequenz, Multicasts auf dem eigenen Netz oder gehostete Server von einem externen Anbieter), sollte ja wohl ihm selbst überlassen bleiben.
Die wirklichen Probleme an der ganzen Sache sind:
1.) Die inkludierte Datenmenge muss offen kommuniziert werden und wie in der Vor Flat Zeit gleichberechtigt mit der Bandbreite bzw. dem Produktnamen genannt werden. Ich finde das Vorgehen der Telekom sogar positiv, dass das hier offen kommuniziert wird und die User nicht einfach still und heimlich mit irgendeinem Vorwand (Verstoß gegen AGB, angebliche Urheberrechtsverletzung, Sonderkündigungsrecht etc.) gesperrt bzw. vergrault werden.
2.) Die angegebenen Bandbreiten sind nicht verbindlich. Das gibt es meines Wissens nach bei keinem anderen Geschäftszweig, dass die gelieferte Menge vom Verkäufer beliebig variiert werden kann, der Preis aber fix bleibt. Würde ein Hersteller das bei Joghurts mit "bis zu 500g" bewerben und nur 400g einfüllen, hätte er reihenweise Klagen vom Konsumentenschutz am Hals, aber bei Internetleitungen ist es ganz normal, wenn statt 40MBit/s LTE man nur 400kbit/s bekommt und in Stoßzeiten überhaupt nichts mehr funktioniert.
Wenn Punkt 1 und 2 eingehalten werden, dann ist der Rest überhaupt kein Problem mehr. Soll die Telekom priorisieren, wie sie will, aber solange meine neutralen Daten mit 16Mbit/s und gutem Ping über die Leitung sausen und ich weiß, ist ja alles OK und wenn ich viel sauge, dann muss ich eben auch die 20 Euro mehr im Monat zahlen für die Flat.