Herdware
Fleet Admiral
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Palomino schrieb:Dann belege es doch mal mit verwertbaren Zahlen, wo Raubkopien besser für den Entwickler sein sollen. Es mag eine verschwindend geringe Minderheit geben, die sich nach dem Antesten einer Raubkopie das Spiel anschließend auch wirklich kaufen. Das ist reines Wunschdenken, funktioniert in der Praxis aber nicht.
Zunächst mal sehe ich die Beweislast doch bei denen, die Verbote wollen und Freiheiten beschränken. Freiheit ist der selbstverständliche Grundzustand und darf nur aufgrund von handfesten Beweisen und Argumenten eingeschränkt werden.
Darüber hinaus gibt es ja durchaus diverse Studien, die gezeigt haben, dass z.B. Filesharer überdurchschnitltich viel Geld für Musik, Filme und Computerspiele ausgeben. Darunter auch Studien, die von der Rechteverwerungsindustrie selbst in Auftrag gegeben wurden und dann lange Zeit im Giftschrank versteckt wurden, weil denen so ein Ergebniss natürlich überhaupt nicht passte.
Der beste Beleg dafür, dass Kopien die Softwarebranche nicht zerstören, ist aber wohl die Realität selbst. Diese ganze Softwareindustrie ist von Anfang an in einem Umfeld des freien Kopierens entstanden. Ich habe weiter vorne schon den offenen Brief von Bill Gates erwähnt, der wohl der allererste Fall von Gejammer darüber ist, dass "Raubkopien" angeblich die Softwareentwickler ruinieren.
Wie die Geschichte von Bill Gates und seiner Garagenfirma "Micro-Soft" seit dem weiter gegangen ist, muss man wohl niemandem erzählen. Genausowenig, wie die restliche Softwarebranche, die seit die zu einem Multimilliarden-Markt angewachsen ist, obwohl das Kopieren, trotz ständigem Gejammer darüber, niemals aufgehört oder auch nur nachgelassen hat.
Unterm Strich hat das Kopieren also offensichtlich doch nicht allzu sehr geschadet.
Ich will allerdings nicht bestreiten, dass sich in den letzten Jahren die Umstände etwas verändert haben. Durch die weltweite Vernetzung ist es heute leichter als jemals zuvor, an Kopien beliebiger Software heran zu kommen. (Wobei es früher halt auch ging. Ich hatte wie gesagt als Jugendlicher 90% "Sicherheitskopien" in meinem Diskettenkasten, ganz ohne Internet.)
Das Internet könnte bewirken, dass der klassische Stückguthandel mit Kopien nicht mehr funktioniert. Auch hierzu fehlt der letzte Beweis, aber nehmen wir das ruhig mal an. Dann kann die Lösung aber trotzdem nicht sein, den freien Fluss der Informationen zu unterdrücken (dafür ist der eine viel zu große Chance, die menschliche Gesellschaft voran zu bringen, selbst wenn zu 99,9% irrelevanter Kram ausgetauscht wird).
Viel mehr sollte man nach funktionierenden Alternativen zum alten Kopienhandel suchen. Z.B., indem man die Spiele in Onlineplatformen ala Steam integriert. Das hat auch Nachteile für die Spieler, aber auch genug Vorteile, um es wesentlich schmackhafter zu machen, als die üblichen Kopierschutzmaßnahmen.
Ein noch besserer Weg sind die diversen Indiegames, die auch ohne Kopierschutzmaßnahmen und Moralkeule sogar im Voraus von den Spielern finanziert werden. Wenn ein Spiel die Leute interessiert, dann wird halt auch bereitwillig dafür bezahlt.
Wobei sich das sehr gut mit Onlineplattformen wie Steam kombinieren lässt, damit die für den Kunden bequeme Vermarktung auch ohne Zwischengeschalteten Publisher klappt. (Ich habe in letzter Zeit über Steam mehr Geld für kleine Indie-Games ausgegeben, als für AAA-Titel der großen Publisher.)
Die andere Idee, die "Geisteshaltung" der Menschen zu verändern, so dass sie aus freien Stücken nicht mehr kopieren und tauschen, ist meiner Meinung nach völlig unpraktikabel. Das wird niemals funktionieren. (Und tatsächlich würde es mir große Angst machen, wenn so eine Art Gehirnwäsche zu kommerziellen Zwecken funktionieren würde.)
Die Menschen sind heute nicht moralisch verkommener als früher. Sie sind genauso wie sie immer waren und daran wird sich auch nichts ändern. Nicht durch Drohungen und nicht durch Propaganda. Auch nicht, wenn die eher originell verpackt ist, wie in diesem Spiel.
Die meisten schlucken die Behauptung numal nicht, dass "Raubkopien" die Softwareindustrie zerstören, weil das einfach im krassen Widerspruch zur Realität steht.
Es geht offensichtlich auch mit Kopien.
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