Herdware schrieb:
Ich hätte mir z.B. als Kind ziemlich sicher lieber ein BMX-Rad oder einen coolen Ghetto-Blaster gekauft, statt mein knappes Taschengeld in mein Computerhobby zu stecken, wenn ich nicht auch auf kopierte/getauschte Spiele hätte zurück greifen können. In meinen C64/C128-Diskettenkästen war für jedes gekaufte ca. 9 kopierte Spiele.
Hätte ich diese Möglichkeit nicht gehabt, dann hätte ich mir nor alle paar Monate mal ein neues Spiel leisten können und das ganze Computerhobby hätte stark an Reiz verloren und wie gesagt, hätte ich mein Geld dann wohl lieber komplett in was anderes investiert.
Es war völlig unmöglich, dass ich all die Kopien hätte kaufen können. Abe rnur 2 oder 3 Spiele pro Jahr hätten mich nicht gefesselt. Verzicht hätte der Computerspielbranche nur geschadet.
Sehr gutes Beispiel.
Hier ein anderes:
Ich habe mittlerweile über
2500€ in Audio Software gesteckt (+ ca. 1500€ für entsprechende Hardware .. Studio-Monitore, Pro Audio Karte, MIDI-Keyboard, etc.).
Hätte ich damals kein gecracktes Fruity Loops benutzen können, wär ich wahrscheinlich nie wirklich in diesem Hobby angekommen. Ich hatte vorher auch schon eine gekaufte Version einer anderen DAW-Software, mit der ich jedoch nicht zurecht kam. Und um wirklich mit einer Software warm zu werden, reicht eine eingeschränkte Demo oft nicht.
Durch die Warez-Szene wurde es mir überhaupt erst möglich, mich in verschiedene Programme einzuarbeiten und eine Übersicht zu gewinnen. Ohne diese Möglichkeit hätte ich das Hobby wohl fallen gelassen, bevor es überhaupt richtig los ging (das war auch tatsächlich der Fall bevor ich die Warez-Szene entdeckte).
Meine Erfahrung mit Games war eine andere:
Ich musste damals zum Teil Monate lang Geld sparen, um genug für
ein Spiel zusammen zu haben (die Preise waren damals auch noch deutlich höher als heute ... auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen).
Das hat mich auch nicht wirklich gestört ... soo viel gezockt hatte ich damals eh nicht.
Dann gab's jedoch den Fall, daß ich 3 Vollpreis-Fehlkäufe hintereinander hatte (damals gab es noch kein Youtube und Magazin-Tests geben eben nicht immer ein gutes Bild ab). Danach hatte ich erst mal gar keinen Bock mehr, meine lang ersparte Kohle dafür auszugeben.
Das war dann auch gerade die Zeit, in der CD-Brenner günstiger wurden, und man unter Freunden Raubkopien tauschen konnte. Diese Option nahm ich dankend entgegen.
Seitdem hatte ich erstmal (fast) nur noch raubkopiert (Multiplayer-Spiele mit CD-Key für Online-Play ausgenommen) ... warum auch Geld ausgeben, wenn man's auch umsonst haben kann (dachte ich damals als Kind/Jugendlicher)?
Das ging ehrlich gesagt relativ lange so ...
Aber irgendwann wird man dann eben doch erwachsen:
1. Man hat tatsächlich Geld zur Verfügung.
2. Man erkennt, daß es einfach nicht richtig ist, einen Entwickler nicht zu entlohnen, wenn dieser ein gutes Produkt geschaffen hat, mit dem man viel Spaß hat.
Steam kam dann irgendwann noch als zusätzliche Motivation dazu. Seine Spiele in diesem globalen Service >drin< zu haben, fühlt sich einfach gut an ... weniger vergänglich ...
Irgendwann raubkopierte ich nur noch Spiele, die eben so ganz nett waren, aber keinen Kauf gerechtfertigt hätten.
Und spätestens seitdem der Indie-Markt durch Minecraft (welches ich übrigens zuerst gecrackt getestet und dann nach etwa 1h sofort gekauft habe), Kickstarter und Steam so massiv in den Fokus gerückt ist, habe ich tatsächlich auch
keine einzige Raubkopie mehr gespielt.
Wozu auch? Jetzt gibt es genug gute Spiele für vergleichsweise wenig Geld. Ich kann kaufen, was ich spielen möchte, und der Rest interessiert mich eh nicht.
Raubkopie-Demos braucht man auch kaum noch dank der zahlreichen Videos auf Youtube.
Aber Andere müssen diese Entwicklung eben erst durchmachen (bzw. erwachsen werden).
Das Ding ist, es hilft einer Industrie (spätestens auf lange) überhaupt nicht, Raubkopien zu unterbinden.
Ganz im Gegenteil: Damit würde sich diese Industrie
massivst schaden.
Wenn man Kindern/Jugendlichen den Zugang zu einem Hobby erschwert, konzentrieren die ihre Aufmerksamkeit eben auf andere Dinge und interessieren sich irgendwann nicht mehr für dieses Hobby.
Jelais99 schrieb:
Wenn so viele von dem niedrigen Preis nichts gewusst haben, sich also noch nicht einmal informiert haben wieviel das Spiel kostet. Dann ist das eher ein Anzeichen, dass es überhaupt keine Zahlungsmoral mehr gibt.
Oder ein Anzeichen dafür, daß sie durch die "Crack Version" überhaupt erst darauf aufmerksam geworden sind.
Auch ein nicht zu vernachlässigender Effekt.
Gerade bei Audio-Software gibt es einen großen Tracker, der alle offiziellen Scene-Releases verteilt.
Da guckt man dann täglich, was es neues gibt, und wenn's interessant klingt, probiert man's mal aus. Wenn's gefällt kauft man's vielleicht.