Informatikberuf mit körperlicher Behinderung

[deschoe]

Grüezi,

Ich bin im Moment dabei, eine Berufsabklärung zu machen. Die Anforderungen sind:
- Mindestens 90% muss im Sitzen gemacht werden können, ev. später im Rollstuhl.
- Handwerkliches Geschick ist nicht vorhanden, reicht auch kaum fürs Zehnfingersystem.

Ich möchte gerne noch in einen Beruf der Informatik reinschnuppern, was denkt ihr, würde sich lohnen?
Applikationsentwickler? Ich bin bald 30 und kann nicht programmieren (auf dem C64 mal was in basic gemacht, qbasic später, open access, java script, alles nur äusserst rudimentär), ich stelle mir das unrealistisch vor.
Support am Telefon? Körperlich natürlich möglich, aber ich glaube, ich hätte die Geduld nicht.
Webdesign? habe ich Hobbymässig mal vor 15 Jahren gemacht, und eigentlich das Interesse verloren.

Was sind eure Vorschläge für eher Kopfbetonte Arbeiten in der IT? Gerne auch Ideen, die nichts mit IT zu tun haben

Im Moment bin ich übrigens dabei, Konstrukteur zu schnuppern, das gefällt mir schon mal sehr gut

Vielen Dank!

 

[Jevermeister]

Also ich kann dir sagen, dass man als Informatiker allerhöchstens für Präsentationen oder zum Kaffee holen steht... einer meiner Professoren sitzt auch schon ewig im Rollstuhl und er kommt prima damit zurecht.

Zehnfingersystem oder zumindest schnell tippen zu können ist reine Übung und stellt sich irgendwann von selber ein. Du solltest natürlich nicht zwei Sekunden brauchen um eine Taste zu finden.

Ansonsten habe ich früher auch Basic und QBasic programmiert und das hat es mir sehr leicht gemacht, Sprachen wie C++ oder Java zu lernen.

Ob ein Studium für dich evtl. zu lange dauert, musst du überlegen. Aber ich kenne auch Leute die mit Mitte 30 ihr BWL-Studium abgebrochen und eine Ausbildung im Informatikbereich gestartet haben, mit Erfolg.

Prinzipiell kannst du (meiner Meinung nach) als Informatiker trotz deiner Behinderung fast alles machen außer im Vertrieb, weil du dort viel reisen musst und evtl. die Firmen nicht behindertengerecht ausgestattet sind. Ansonsten dürftest du da keine Probleme haben.

 

[Fu Manchu]

Informatik mit Behinderung geht sehr gut, die Tätigkeit ist sitzend und das Bsp mit dem Prof im Rollstuhl ist gut.

Bewirb dich doch mal bei großen Konzernen (Siemens, Telekom und Co) auf eine IT Lehre. Wenn du eine arnerkannte Behinderung (oder wie man das auch immer ausdrückt mit ärztlicher Bestätigung und so) hast und einen Ausweis, wirst du evtl bei der Auswahl sogar bevorzugt. Auch öffentliche Träger bevorzugen Bewerber mit Behinderungen, so lese ich es zumindest oftmals.

Ob es sich lohnen würde: auf jeden Fall. Informatik durchdringt unser Leben wie kaum eine andere Sache, das lohnt sich auf jeden Fall. Und wenn es dir auch Spaß macht, dann häng dich rein.

 

[Labtec]

War die Klausel nicht so, das man Leute mit Behinderung bei gleicher Quakifikation immer bevorzugt behandeln muss?
(Daran scheiters halt leider oft in der freien Wirtschaft, das ist so dehnbar wie ein Bungee-Seil)

Ansonsten hab ich keine Bedenken wenn du eine entsprechende Arbeitstelle findest, zB als Fachinformatiker.

 

[KL0k]

joa, anwendungsentwickler könnte vielleicht etwas sein - die smartphones boomen ja auch wie blöd seit erscheinen. systemintegrator würd ich nur bedingt empfehlen, da man da durchaus körperlich mal ran muss - aber das hängt sicher auch stark vom betrieb ab, vllt findet man da auch ne stelle bei der man mehr support spielt als techniker.

 

[Jace]

War die Klausel nicht so, das man Leute mit Behinderung bei gleicher Quakifikation immer bevorzugt behandeln muss?
(Daran scheiters halt leider oft in der freien Wirtschaft, das ist so dehnbar wie ein Bungee-Seil)

Ja.
Jein. Zwar ist das im Zweifelsfalle dehnbar, was gleiche Qualifikation bedeutet, aber Unternehmen sind aufgrund der Quote ja teilweise daran interessiert an Schwerbehinderte zu beschäftigen.
Wenn sie lieber die Strafen zahlen.. da haste wiederrum Recht, kann man nix mehr dran drehen.




So wie ich das sehe hat der TE Interesse, aber zweifelt an seinem Alter + nicht besonders augeprägten Fähigkeiten momentan.
Ich weiß ja wirklich nicht viel über das Arbeitsleben von Behinderten.. aber schreit das nicht gerade zu nach Ausbildung? Irgendwo wird sich doch ein Betrieb oder ne öffentliche Einrichtung dafür finden lassen. Was hält dich davon ab? Dachte die Ausbildung ist dazu gedacht, dass die Leute das lernen.

 

[_killy_]

Also bei größeren Unternehmen sollte es zumindest kein Problem bei der Gleichberechtigung im Auswahlverfahren geben. Dort gibts immer ein Betriebsrat der ebenfalls die Bewerbungen gegencheckt und natürlich den Arbeitgeber darauf anspricht, warum und wieso ein behinderter Bewerber nicht eingestellt wurde.

In meinen Unternehmen (Bank) - ca. 450 Leutz - sind auch körperlich schwerst behinderte beschäftigt. Sowohl im IT Bereich als auch in der Kreditbearbeitung.

Was interessant wäre, was hast du bis heut schon an Berufserfahrung gesammelt?! Mit 29 Jahre sollte da schon was im Lebenslauf stehen ...

 

[voon]

Kommst du klar mit viel Tipperei? IT ist tippen ohne Ende, oft mit dauernden Fingerspagaten. Ich musste die IT wegen dem verlassen, Handschmerzen.

 

[Bauergiesen]

Auch wenn ich das Thema nach mehr als einen Monat hoch hole:

Gerade mit einer Behinderung macht es vielleicht sogar Sinn in den öffentlichen Dienst zu gehen. Die sind bei soetwas überhaupt nicht abgeneigt. Vielleicht gibt es ja ein "Rechenzentrum" oder eine größere IT bei dir in der Gegend.

 

[Wappenrock]

Servus deschoe,

Habe mir jetzt die Vorschläge meiner Vorgänger nicht durhcgelesen (Faulheit siegt ).

Ich mache momentan eine Ausbildung zum IT-Systemkaufmann und mein Vorgesetzter ist auch Körperlich behindert (Ihm fehlt ein Arm, was eigentlich noch einschränkder in dem Beruf sein soltle als eine Gehbehinderung ).
Mir macht der Beruf an sich viel Spaß, da man neben der IT noch etwas ins Marketing sowie in die Buchhaltung und andere Kaufmännische Tätigkeiten reinschnuppert .
Programmieren tue ich ansich eher wenig, habe das Fach allerdings in der Schule und kann dazu sagen, dass es echt etwas ist, wodran man spaß haben MUSS damit es auch gut klappt und 80% von den Sachen muss man sich selber beibringen.
Das gute (vorallem für dich ) bei den meisten Jobs in der IT Sparte "Software" ist, dass diese keine "Körperliche" sondern eher "geistige" Fähigkeiten vorraussetzt und behandelt, und davon dneke ich mal besitze genug .

Warste shcon mal bei der Age? Die bieten gute Einzelgespräche zu solchen Sachen an, und vermitteln auch ziemlich nett

Sonst wünsch ich dir viel Glück und Spaß bei deinem baldigen neuem Job

Liebe Grüße

Ergänzung (20. März 2012)

Auch wenn ich das Thema nach mehr als einen Monat hoch hole:

Gerade mit einer Behinderung macht es vielleicht sogar Sinn in den öffentlichen Dienst zu gehen. Die sind bei soetwas überhaupt nicht abgeneigt. Vielleicht gibt es ja ein "Rechenzentrum" oder eine größere IT bei dir in der Gegend.

Wenn man Lust aufs Streiken hat kann man das mit dem Öffentlichen Dienst tun