Holt schrieb:
Vergiss nicht das bei einem Programmstart mehr als nur das Lesen von der Platte passiert, da schaut meist noch ein Virenfinder drauf und dann muss die CPU die geladenen Codezeilen auch abarbeiten. Auch wenn die 4k Lesend bei QD1 deutlich besser werden, wird es auch weiterhin vom System und der Anwendung abhängen wie spürbar so eine SSD dann am Ende ein System beschleunigen kann.
Ja ich erinnere mich daran, dass wir schon einmal darüber diskutiert hatten, wie es kommt, dass die PCIe-SSDs im Alltag so wenig spürbare Mehrleistung bringen.
Du hattest damals bereits diese Sache mit dem Programmstart und komplexen Dingen, die da passieren erwähnt.
Für mich war das alles etwas "mystisch", aber ich habs hingenommen.
Ich vermute inzwischen jedoch in ganz andere Richtungen, vor allem eines:
die Zugriffszeit spielt dabei in der Tat doch eine größere Rolle, als ich früher dachte... die normale SSD-Technik scheint da an einem limitierenden Punkt angekommen zu sein, ab dem auch alle noch so hohen Transferraten nicht mehr wirklich im Alltag weiter helfen.
Die Programme starten einfach nicht merkbar schneller auf PCIe-SSDs.
Aber sie starten vielvielviel schneller, würde man sie auf einer RAM-Disk installieren, selbst wenn man RAM mit relativ langsamem Durchsatz verwendet... das Problem ist also NICHT rein prinzipiell, sondern scheinbar doch rein technisch!
Der relevante und große Unterschied zwischen SSD und RAM-Disk ist ja in erster Linie die beschleunigte Zugriffszeit.
Inzwischen habe ich die Vermutung, dass der zugriffszeitbezogene Flaschenhals bei den PCIe-SSDs nicht mehr beim Protokoll liegt, sondern bei dem Festspeicher selber.
Meine Vermutung: Erst eine neue Grundlagentechnik könnte hier die Fähigkeiten des NVMe-Protokolls voll ausnutzen und das würde dann auch endlich wieder einen spürbaren Performanceschub bringen.
Theor. ermöglichen NVMe und PCIe erheblich schnellere Zugriffszeiten... wie schnell maximal und in konkreten Zahlen ausgedrückt, dazu finde ich jedoch leider nichts!
Rein praktisch (in Produkten betrachtet) sieht es ja auch so aus, dass die Zugriffszeiten der SSD durch PCIe nur geringfügig besser geworden sind.
So hat eine
Samsung 850 pro eine mittlere lesende Zugriffszeit von 290 Microsekunden, während eine
SM951 auf 310 Microsekunden = 310000 Nanosekunden kommt.
Also auch wenn der Durchsatz bei den "ach so modernen" PCIe-SSDs erheblich gestiegen ist, die Zugriffszeit ist in der selben Liga, wie die "alten SSDs" und daher verwundert es kaum, dass der Programmstart nicht wirklich beschleunigt wird.
Zum Vergleich:
RAM hingegen hat eine Zugriffszeit von 10 Nanosekunden= 0,01 Mikrosekunden und ist damit im Zugriff immer noch um den erstaunlichen Faktor 31000 schneller als derzeit übliche SSD.
Um selber mal eine Vorstellung zu bekommen in welchem Ausmaß die Zugriffszeit sich verbessern muss damit man es im Alltag deutlich spürt, hier noch mal der Vergleich HDD zu SSD:
Eine relativ gute HDD hatte am Schluss eine Zugriffszeit von ungefährt 5 Millisekunden=5000 Microsekunden. Im Vergleich ist somit eine SM951 gerade mal um den Faktor 16 schneller im Zugriff, als eine HDD.
Um ehrlich zu sein... das ist nicht mal sooooo überragend viel schneller, wenn man bedenkt, dass sämtliche mechanischen Teile wegfallen!
Ein Faktor 16 von einem elektronischen Bauteil ggü. der mechanischen Technik ist sogar eine ausgesprochen mieser Steigerungswert!
Und dennoch haben wir eine ordentliche Steigerung der Performance im Alltag bemerkt.
Also im Endeffekt gibt es zwischen derzeitigen SSDs und RAM noch sehrsehr viel Raum die fühlbare Geschwindigkeit über verbesserte Zugriffsgeschwindigkeiten zu steigern.
Sagen wir X-Point wird eine ähnliche Verbesserung einführen wollen, wie damals die SSD vs. HDD, dann muss es eine Zugriffszeit von 310 Microsekunden / 16 = 20 Microsekunden = 20000 Nanosekunden bieten.
Das ist keineswegs unrealistisch schnell... im Gegenteil: RAM wäre dann immernoch um den Faktor 2000 schneller...
Nicht vergessen darf man darüber hinaus, dass RAM nun seit 20 Jahren auf die selbe Zugriffszeit von ca. 10ns festgenagelt ist.
Erst jetzt mit DDR4 wird die Zugriffszeit von RAM sich das erste Mal in der Geschichte des RAM überhaupt Stück für Stück merklich nach unten verbessern.
Also ich bin selber im Besitz einer SM951 inzwischen, aber würde ich jetzt mit diesem Wissen erneut vor der Entscheidung stehen, diese zu kaufen oder nicht, so würde ich das nicht machen, sondern darauf warten, bis endlich auch Modelle mit einer schnelleren Zugriffszeit kommen, so dass ich auch real profitieren kann.
Die aktuellen SSD-Modelle blenden uns alle mehr oder weniger mit hohen Transferraten, NVMe und moderne Schnittstellen erlauben rein THEORETISCH viel schnellere Zugriffszeiten, etcpp... jedoch können sie alle diese Vorteile gar nicht wirklich nutzen, denn der verwendete NAND ist einfach zu lahmarschig!
Sie sind in Punkto Zugriffszeit kein Fortschritt!!
Stillstand!!!
Die ersten wirklich brauchbaren SSDs, die auf den Markt kamen, waren in Punkto Zugriffszeit bereits fast genauso schnell, wie eine aktuelle PCIe-SSD...
Wenn ihr mich fragt, die bislang erhältlichen PCIe-SSDs sind irgendwo eine Mogelpackung.
Wie ein Musclecar... hört sich alles toll an, sie gut aus, lange Balken wo man hinsieht, aber die PS kommen einfach nicht auf der Straße an.
Auf den Zugriff kommt es aber eben genau an, wenn man davon merklich im System im Alltag profitieren möchte.
Der Zugriff ist der einzige echte Faktor!
Das wissen wir eigentlich schon von HDD vs. SSD!
Das ist auch die Erklärung, warum immer neuere Generationen von SSDs keinen echten Performanceschub mehr gebracht haben, auch wenn der Durchsatz weiter gestiegen ist.
Es lag einfach daran, das die Zugriffzeiten "heimlich" gleich "schlecht" geblieben sind.
Ganz ehrlich... kaum ein Test oder Review gibt den Zugriffszeiten den Stellenwert, den sie eigentlich haben sollten.
Welche Technik künftig schnellere Zugriffszeiten ermöglichen wird ist mir dabei völlig egal!
Mann kann es ja X-Point nennen oder auch gern NAND, oder wie auch immer, hauptsache der Zugriff wird schneller werden...