tomgit schrieb:
Software-Buden sollten schon irgendwie dazu veranlasst werden, dass gemeldete Lücken auch gefixt werden
Da stimme ich dir auch weitgehend zu, nur ist das, was du jetzt bescheibst, etwas anderes als das ursprüngliche Zitat, in dem ja gescheite Strafen für IT-Pfusch gefordert werden.
Wenn eine Firma eine Sicherheitslücke, trotz Kenntniss nicht behebt, dann schreiben wir hier schon von einer bewussten Handlung, und dass man hier dann die Firma oder die Entwickler haftbar machen sollte, dem kann ich sogar weitgehend Zustimmen.
tomgit schrieb:
Wie man dies am sinnvollsten macht, ohne Unternehmen oder Startups noch mehr zu vergraulen, ist natürlich eine andere Frage.
Es geht ja hier nicht nur mehr um Unternehmen und Startups, sondern auch um die ganzen Menschen, die sich im OpenSource-Bereich betätigen und in den vergangen 20 Jahren, gerade die Weblandschaft, massiv bereichert haben und deren Arbeit vieles so heute nicht funktionieren würde.
Wenn wir hier Gesetzte gegen "Software-Pfusch" gehabt hätten, die hier auch schwere Strafen, Haftbarkeiten und Co gehabt hätten, dann wären viele Entwicklungen nie in der Form passiert und unsere Software-Ökonomie wäre weitgehend kaputt.
Man denke mal an Django, Ruby on Rails, TinyMCE, CKEditor, Wordpress, phpBB, Symfony, NodeJS und Co und darauf aufbauend auch viele andere Sachen, die heute nicht mehr wegzudenken sind. Das sind alles Projekte, die einzelne Entwickler angestoßen haben, die organisch gewachsen sind und sich mit der Zeit professionalisiert haben und die Heute weitgehend die Grundlage für das WWW bilden und sogar für Apps und Co.
Und in diesen Systemen gab es viele Sicherheitslücken, Softwarepfusch und Co, die aber mit der Zeit beseitigt wurden. Würde man hier direkt mit dem Knüppel rein gehen, wäre das alles nie so gekommen.
tomgit schrieb:
Das Problem ist eher der Umgang mit Fehlern.
Und genau das ist der Punkt. Die Menschen reagieren bei Fehlern anderer Über, während sie die eigenen Fehler herunterspielen.
Das ist gerade in unserem Kulturkreis sehr normal und auch hier im Forum immer wieder zu beobachten, wie manche wegen kleinen Fehlern von Firmen und anderen Menschen an die Decke gehen und selbst denken, sie wären Fehler frei.
Die "deutsche" Fehlerkultur ist da besonders anstrengend, das merke ich jeden Tag auf der Arbeit, aber auch in meinem Umfeld. Da werden Fehler von anderen ausgeschlachtet und die Leute an den Pranger gestellt, gleichzeitig ist genau deswegen keiner bereit eigene Fehler einzugestehen, weil es als Schwäche ausgelegt wird.
Piktogramm schrieb:
Wieso zur Hölle sollte Software und digitale Serviceangebote da anders behandelt werden?
Es gibt ein paar graviednde Unterschiede zwischen Software- und "Hardware". Wenn man jetzt pauschal "Software-Pfusch" unter Strafe stellt, hat man absolut nichts gewonnen und würde das Entwickeln neuer Software quasi unmöglich machen und es wäre nur noch was für die reichsten Firmen der Welt.
Dazu kommt, dass in den Bereichen, in denen die Software wirklich Leib, Leben und Besitzt von jemanden gefährden kann, ohnehin die Produkthaftung greift oder sogar noch strengere Richtlinien, die auch die Software umfasst und entsprechend muss getestet werden - sofern die Behörden mal nicht wieder ausnahmen machen -
Hust*FFA*Hust*Boeing*Hust.
In der Regel kommt es bei Software eher zu immateriellen Schäden und ggf. verloreren Zeit. Dumm, nur gibt es hier dann viel zu viele Variablen, die die auch ein Problem ausgelöst haben könnten. Hier dann zu beweisen, dass die Software wirklich Schuld ist, na viel Spaß dabei.
Viel wichtiger als eine Produkthaftung für Software, wäre es viel eher, dass man bestimmte Handlungen durch Firmen, Entwickler und Admins als fahrlässiges und grobfahrlässiges Verhalten definiert, ab dem es dann wirklich auch Konsequenzen hat.
Ein Admin der meint, dass ein Passwort "1234" ein gutes Passwort ist, handelt in meinen Augen grob fahrlässig und wenn es dann zum Schaden kommt, dann muss das hier auch Konsequenzen haben. Genauso für Entwickler, die heute noch meinen, dass man Passwörter in Klartext in der Datenbank ablegt oder MD5 "ausreichend" ist.
Ebenso, wenn Firmen und Entwickler nicht in einem passenden Zeitrahmen reagieren - nicht unbedingt den Fehler schon beheben.